Datev-Jahrespressekonferenz 2022 Datev-Seismograf: Durch Krisen droht 6 Prozent der Unternehmen die Insolvenz

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Deutschlands Mittelständler stehen aktuell vor vielfältigen Herausforderungen: Klimawandel, Pandemie, Ukraine-Krieg, hinzu kommen steigende Inflation, Lieferengpässe und hohe Energiepreise. Sechs Prozent der Unternehmen sind vor diesem Szenario insolvenzgefährdet, ermittelte die Datev in ihrem aktuellen Seismografen.

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Unternehmer sehen sich aktuell verschiedensten Anforderungen gegenüber. Neue IT-Services schaffen Erleichterung für eine effiziente Unternehmenssteuerung. - © Gajus - stock.adobe.com

Rund sechs Prozent der Unternehmen sind aktuell angesichts der diversen Herausforderungen durch Klimawandel, Corona-Pandemie, Rohstoff- und Energiepreiskrise, Inflation und Fachkräftemangel von einer Insolvenz bedroht. Dies geht auf Ergebnisse des Datev-Seismografen im Juni 2022 zurück. 7.500 Steuerberatungskanzleien waren per E-Mail gebeten worden, sich an einer Befragung zu beteiligen und über die wirtschaftliche Situation ihrer Unternehmer-Mandanten Auskunft zu geben. 555 Kanzleien antworteten.

Krisen sind Auslöser - aber auch strategische und operative Fehler

Besonders betroffen sind demnach von den sich überlagernden Krisen die Branchen Dienstleistung, Kultur, Freie Berufe sowie die Gastronomie. Diese Ergebnisse lassen sich zusammenfassen:

  • 86 Prozent der bedrohten Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiter.
  • 58 Prozent der insolvenzgefährdeten Unternehmen haben laut ihrer Steuerberater mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen.
  • Eine überforderte öffentliche Verwaltung spielte für 22 Prozent der Unternehmen eine problemauslösende Rolle.
  • 51 Prozent der insolvenzgefährdeten Unternehmen haben es den Angaben ihrer Steuerberater zufolge mit den Folgen strategischer und operativer Fehlentwicklungen zu tun.

Diese unterschiedlichen Aufgaben beschäftigen den Mittelstand

Unabhängig von einer Insolvenzgefahr stehen Unternehmen – nach Angaben ihrer Steuerberater - aktuell vor diesen Themen:

  • Akuter Fachkräftemangel (80 Prozent)

  • Steigenden Energiekosten (70 Prozent)

  • Steigenden Rohstoffpreisen (68 Prozent)

  • Überregulierung und Bürokratie (59 Prozent)

  • Hohe Personalausfälle (55 Prozent)

  • Lieferkettenengpässe (48 Prozent)

  • Inflation (49 Prozent)

Die wirtschaftlichen Aussichten werten die Kanzleien in den nächsten sechs Monaten bei 25 Prozent ihrer Unternehmen positiv, bei 52 Prozent neutral und bei 23 Prozent negativ. Staatliche Hilfen und Erleichterungen zur Abmilderung der Kriegsauswirkungen wirkten nach Angaben der Kanzleien nur verhalten bei jeweils rund 40 Prozent der Unternehmen.

Daatev Seismograph Problemfelder bei den Unternehmensmandanten
© Datev

Operatives Krisenmanagement verdrängt strategische Projekte

Dr. Robert Mayr, CEO der Datev kommentiert die Ergebnisse der Studie: „Lang- oder mittelfristige strategische Projekte werden aktuell durch kurzfristiges, operatives Krisenmanagement verdrängt.“ Er ergänzt: „Unternehmen müssen aber auf die Schnelle ihre Geschäftsprozesse oder sogar Geschäftsmodelle anpassen.” Erste Ansprechpartner seien die Steuerberater, gerade in schwierigen Zeiten. „Ihre Kernkompetenzen sind gefragt, um die wirtschaftliche Lage zu beurteilen, Liquidität abzusichern, Kredit- und Förderanträge zu stellen sowie Businesspläne weiterzuentwickeln”, betont Mayr.

Deutschlands Steuerkanzleien am Limit

Die Steuerberater befänden sich aktuell im Dauereinsatz: 88 Prozent der befragten Kanzleien gaben an, außerordentlich gefordert zu sein – ausgelöst allen voran durch die Abwicklung von Corona-Wirtschaftshilfen, die Grundsteueränderung und den Fachkräftemangel. Laut Datev-Seismografen fragten Mandanten vermehrt vor allem Auskünfte zu diesen Steuerberaterleistungen nach:

  • Fördermittelleistungen (88 Prozent)
  • Personalwirtschaft (67 Prozent)
  • Liquidität (67 Prozent)

Digitalisierung zwingend für zukunftsfähige Arbeitsabläufe und Krisenmanagement

Datev-CEO Mayr verwies bei der Präsentation der Studie, die im Rahmen der Datev-Jahrespressekonferenz stattfand, auf die Notwendigkeit Cloud-basierter Ökosysteme mit Datenflüssen und Prozessen zwischen Geschäftspartnern und ihren Systemen. Der genossenschaftlich organisierte IT-Dienstleister habe dafür soeben ein neues cloudbasiertes Rechenzentrum eingerichtet. „Damit haben wir eine zukunftsweisende Basis geschaffen, um schneller und effizienter in der Cloud neue Services und Technologien zu implementieren und zu skalieren“, betont Mayr.

Durchgängig integrierte kaufmännische Prozesse seien das Ziel für mehr Effizienz und zukunftsfähige Arbeitsabläufe. Er demonstrierte am Beispiel der E-Rechnung, die in standardisierten Datenformaten, etwa von ZUGFeRD und XRechnung, an Geschäftspartner versendet wird, wie Daten automatisiert für die Finanzbuchführung oder die Zahlungsfreigabe verarbeitet werden. Mit dem Tool „SmartTransfer“, das die Übermittlung digitaler Rechnungen ermöglicht, wurden demnach im Mai 2022 allein 338.237 Dokumente zwischen Unternehmen ausgetauscht.

Neue Anwendung erleichtert Prozesse

Auf noch eine Neuerung machte Mayr aufmerksam: Mit der „Belegfreigabe online“ habe die Datev die Anwendung „Unternehmen online“ um eine weitere Prozessoptimierung ergänzt. Von der Belegfreigabe im Unternehmen bis zur Verarbeitung in der Steuerberatungskanzlei durchliefen die auf dem Beleg verzeichneten Informationen nun einen durchgängig digitalen Prozess, der schließlich in der Buchführung münde. Die „Belegfreigabe online“ werde optional innerhalb der Anwendung „Unternehmen online“ angeboten und ergänze den dort bereits existierenden Service „Belege online“. Vorteil gegenüber der papierbasierten Freigabe sei, dass der digitale Vorgang transparent für alle Beteiligten, effizient und weniger anfällig für Fehler sei. Außerdem lasse sich auf diese Weise sicherstellen, dass mit dem digitalen Prozess nur geprüfte Belege bezahlt und in die Finanzbuchhaltung aufgenommen werden. Auch die Steuerberatungskanzlei könne auf die Daten zugreifen. Der Unternehmer habe dadurch stets einen aktuellen Überblick und könne entsprechend jederzeit betriebswirtschaftlich nachjustieren.