Studie von DATEV und handwerk magazin Marktbefragung: Betriebe peilen bei digitalen Prozessen das nächste Level an

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Digitale Belege, Digitalisierung, GoBD, IT-Trends, Kassensysteme und Wachstum

Bereits zum dritten Mal nach 2018 und 2019 analysieren die DATEV und handwerk magazin in einer gemeinsamen Studie die digitalen Prozesse im Handwerk. Erfreuliche Erkenntnis: Jeder fünfte Betrieb setzt bereits auf komplett digitale Abläufe.

DATEV-PK in der HWK für München und Oberbayern 2020
Die Ergebnisse der gemeinsamen Studie der DATEV und handwerk magazin wurden am 12. März 2020 in der Handwerkskammer für München und Oberbayern von Claudia Specht (Presse DATEV, Themenbereich Wirtschaft und Mittelstand), Stefan Wunram (Chefberater Strategische Entwicklung der DATEV), Patrick Neumann (Chefredakteur handwerk magazin) und Ramón Kadel (Online-CvD handwerk magazin) präsentiert (v.l.n.r.). Im Hintergrund: Roland Mair (DATEV, Beratung Rechnungswesenprozesse Süd). - © DATEV/handwerk magazin
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Die kaufmännischen Abläufe modernisieren, die Chancen von Künstlicher Intelligenz verstehen unddie rechtlichen Anforderungen des elektronischen Kassensystems erfüllen – das Handwerk steckt mitten in der digitalen Transformation. So lautet der Tenor der dritten Studie zur Digitalisierung im Handwerk,die die DATEV und handwerk magazin gemeinsam erstellt und am 12. März 2020 in der Handwerkskammer für München und Oberbayern präsentiert haben.

Insgesamt befragtendie Markforscher von mindline energy dafür telefonisch 1.000 Handwerker aller Branchen – von Mitte Oktober bis Mitte November 2019. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren Inhaber oder Geschäftsführer eines Handwerksbetriebs. Die komplette Studie finden Sie hier als PDF.

Jüngere Städter investieren in IT

Wiedie dritte Studien-Auflage belegt, sind digitale Lösungen in den meisten Handwerksbetrieben in Deutschland inzwischen Alltag. Das gelte auch in der kaufmännischen Abwicklung, so Stefan Wunram. Etwas über 20 Prozent der Betriebe würden hier inzwischen das „Next Level“ anpeilen, betonte der Chefberater Strategische Entwicklung der DATEV.

Tendenziell jüngere Handwerksunternehmer in Großstädten planen, in digitale Lösungen zu investieren,die helfen,die vorhandenen digitalen Prozesse besser zu integrieren und komplett auf Papier zu verzichten. „Das Handwerk befindet sich in einer Übergangsphase, weg von einzelnen digitalen Lösungen und meist mit Papier verbundenen Medienbrüchen, hin zu durchgängig digital ablaufenden kaufmännischen Prozessen“, brachte es Wunram in der Münchener Max-Joseph-Straße 4 auf den Punkt.

22 Prozent strebendie nächste Stufe der Digitalisierung an

Über 80 Prozent der Betriebe setzen demnach auf digitale Lösungen in der Kommunikation und den internen kaufmännischen Prozessen. „22 Prozent streben nun allerdingsdie nächste Stufe der Digitalisierung an“, so Wunram. In diesen Handwerksbetrieben soll in den kommenden zwölf Monaten in digitale Technik investiert werden.

Doch wofür möchtendie Handwerkschefs in erster Linie ihre IT-Budgets ausgeben? Auch darauf liefertdie Studie eine Antwort: Sie wollen die digitale Integration der bereits vorhandenen Lösungen forcieren. „Die Investierenden bauen damit ihren Wettbewerbsvorteil weiter aus, denn sie haben ohnehin schon einen höheren Digitalisierungsgrad als der Durchschnitt der Betriebe im Handwerk“, erläuterte Wunram. „Neun Prozent von ihnen archivieren zudem ihre kaufmännischen Belege bereits ausschließlich digital. Bei den Nicht-Investierenden sind es nur vier Prozent.“

10 zentrale Studienthesen zu Archivierung, KI und Kassensystemen im Überblick:

  1. Papier-Archivierung: Im Handwerk sind 42 Prozent der Betriebe mit weniger als fünf Mitarbeitern noch ausschließlich in der Papierwelt unterwegs – mit Regalen voller Ordner.
  2. Doppelte Archivierung: Der größte Teil der Branche (56 Prozent) steckt zurzeit in der Übergangsphase, in der sowohl auf Papier als auch digital archiviert wird.
  3. Digitale Archivierung: Das ersetzende Scannen spielt nur bei etwa einem Viertel der digital archivierenden Betriebe eine Rolle.
  4. Ersetzendes Scannen: Runddie Hälfte der Befragten kennt das ersetzende Scannen nicht, bei demdie Papierbelege nach einem dokumentierten Verfahren gescannt und dann entsorgt werden.
  5. Digitale Beleg-Übermittlung: Erst 15 Prozent der Betriebe übermitteln ihre Belege ausschließlich digital an ihren Steuerberater, 59 Prozent überreichen „geordnete Papierbelege“.
  6. Plattformökonomie und KI: Mit den Entwicklungen Plattformökonomie und Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigen sich laut der Studiedie ersten Vorreiter im Handwerk. Vor allem von der KI erwartet überraschend viele der Befragten Auswirkungen aufdie Geschäftsmodelle.
  7. Online-Portale: Der Großteil der Handwerkschefs arbeitet derzeit nicht mit Online-Portalen wie Google zusammen. Lediglich bei den bis 30-Jährigen sind 37 Prozent auf Portalen unterwegs, am ehesten auf Google, MyHammer und Ebay.
  8. Verfahrensdokumentation: Laut der Studie kennen im Schnitt lediglich 26 Prozent den Begriff der Verfahrensdokumentation.
  9. Rechtliche Anforderungen an Kassensysteme: Etwas besser sieht es beim Thema rechtliche Anforderungen andie Kassenführung aus. Zwar fühlen sich immer noch 48 Prozent derjenigen,die ein elektronisches Kassensystem im Betrieb einsetzen, nicht gut informiert, aber 86 Prozent haben bereits Maßnahmen ergriffen.
  10. Maßnahmen bei Kassensystemen: 51 Prozent schafften sich ein neues Kassensystem an, 50 Prozent schulten ihr Personal und 47 Prozent installierten Updates ihres Kassensystems.