Finanzen in schwierigen Zeiten Controlling: Mit klaren Zielen im Schweinsgalopp durch die Krise

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Die aktuellen Herausforderungen für Betriebe sind enorm: Unbesetzte Stellen, Transformationsdruck hin zu digitalisierten Prozessen und dann auch noch die Energiekrise, die die Kosten in die Höhe treibt. Wie Betriebe gut durch die schwierigen Zeiten kommen, erklärte Claudia Rankers, zertifizierte Finanzplanerin in einem Online-Round-Table.

Mit Controlling schnell und mit klarer Richtung aus der Krise. - © Sergey Nivens - stock.adobe.com

Das Bedrohungspotenzial für Unternehmer liegt in der Krise im gesamten Betätigungsfeld. "Es beginnt bei der Stakeholder-Krise, wenn beispielsweise Geldgeber, Kunden oder Lieferanten in Schwierigkeiten geraten", erklärt Claudia Rankers, CFP und Mitglied im Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB). Daraus folge oftmals eine Strategiekrise - denn der Betrieb sei auf die veränderten Rahmenbedingungen nicht vorbereitet. Als nächster Schritt der Eskalation komme es dank fehlender Fokussierung der relevanten Kunden und Märkte zu einer Produkt- und Absatzkrise. Ist es erst so weit gekommen, sei die logische Folge die Erfolgskrise, die eine Liquiditätskrise nach sich ziehe, was letztlich zur Insolvenz führen könne.

Planung ermöglicht effektives Controlling

Krisen entstehen in der Regel nicht von heute auf morgen“, betonte die Gründerin und Inhaberin des Rankers Family Office in Flörsheim/Main. Entsprechend wichtig sei es, ein Frühwarnsystem zu installieren, um rechtzeitig mit Analyse und Planung gegensteuern zu können. „Denn je größer die Krise, desto geringer die Handlungsspielräume.“ Ein wichtiger Schritt sei es beispielsweise, für verschiedene Bereiche und Abteilungen konkrete Ziele (KPIs) aufzustellen und diese mit Zahlen zu unterfüttern. Zahlenbasierte Daten bieten aus Sicht der Expertin eine deutlich bessere Entscheidungsbasis. „Und dann stecken in Krisen häufig auch Chancen. Unternehmen sollten sich jetzt digital und nachhaltig aufstellen“, appellierte Rankers.

Daher ist es die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA), die ein effektives Steuern des Betriebes möglich macht. Claudia Rankers definiert drei Planungsstufen, die jeweils einen Nutzen für Unternehmer liefern.

  1. BWA-Planwerte (für den Controllingeport):
    - Planwerte für ein Planjahr
    - Planwerte auf Basis des Vorjahres oder pauschaler Vorgaben
    - einfache Gewinnhochrechnung
    - monatlicher Soll-/Ist-Vergleich

    NUTZEN:
    - Sicherheit durch frühzeitiges Erkennen von Abweichungen
    - Verständlichkeit durch kompakte, einfache Darstellung
  2. Pauschale Unternehmensplanung:
    - bis zu 5 Planjahre
    - Trendfortschreibung oder Planungsannahmen für die einzelnen Unternehmensbereiche
    Plan-Liquidität monatlich
    - Planbilanz/Plan-GuV

    NUTZEN:
    - Erkennen von Liquiditätsengpässen
    - Erkennen mittelfristiger Entwicklungen
  3. Detaillierte Unternehmensplanung
    - Detailplanung nach Bedarf für Absatz, Material- und sonstigen Aufwand, Personalkosten, Finanzierung, Investitionen
    - Detaillierte Gewinnverwendungs- und Steuerplanung
    - Finanzflussrechnung

    NUTZEN:

    - Sicherheit bei der Beurteilung betrieblicher Entscheidungen
    - Transparenz durch Berücksichtigung aller Zusammenhänge im Betrieb

Der Plan definiert das Ziel

Wichtig ist es, eine vernetzte Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und hier auch Ziele und Planungswerte zu entwickeln.

© Datev eG

Ein Frühwarnsystem installieren - am Beispiel einer Fleischerei

Jeder Unternehmer sollte Schlüsselindikatoren für seinen Betrieb definieren. Sie sind in den einzelnen Gewerken durchaus unterschiedlich. Denn eine Materialkostenquote ist beispielsweise für einen Friseurbetrieb weniger relevant als für das Ausbaugewerbe. Mit der Abweichung von Plangrößen und einem Ampelsystem können Unternehmer ihren Betrieb gut durch die Krise navigieren.Sie erkennen früh Abweichungen und können entsprechend reagieren.

Ein Frühwarnsystem für eine Fleischerei könnte wie folgt aussehen:

Frühwarnsystem
© Deutscher Fleischer-Verband e.V.

VUCA - Unternehmer sollten aktiv steuern

"Unternehmerisches Handeln ist heute geprägt durch schwer zu berechnende Umfeldfaktoren - an ihnen führt kein Weg vorbei", sagt Claudia Rankers. Diese sogenannte VUCA-Welt sei die neue Realität: Unstetigkeit (Volatility, V), Unsicherheit (Uncertainty, U), Komplexität (Complexity, C) und Mehrdeutigkeit (Ambiguity, A) heißen die Faktoren. Unternehmen sollten ihren Betrieb deshalb aktiv steuern. Und das heißt: Katastrophenszenarien erstellen und Handlungsoptionen definieren, damit Team und Unternehmer im Fall der Fälle rational und zielführend handeln.

Beispiel: Krisenszenario in der Pandemie

Damit Unternehmer eine Idee bekommen, wie ein Plan für den Katastrophenfall aussehen könnte, hat Datenschützerin Regina Stoiber ein Schaubild erstellt.

© Regina Stoiber

Über die Expertin

Claudia Rankers
© Claudia Rankers


Claudia Rankers ist Diplom Bankbetriebswirtin, EFA® European Financial Advisor, Finanzfachwirtin (FH), Certified Financial Planner CFP®, Certified Generation Advisor CGA® und Certified Foundation and Estate Planner CFEP®.

Seit 1983 ist sie im Bereich Finanzen tätig. Sie war unter anderem langjährig Direktorin bei internationalen Großbanken bevor sie 2003 das Rankers Family und Unternehmer Office (RFO), ein Multi Family Office, gründete. Wichtige Themen im Family Office sind für die Familien die Vermögensstrukturierung und -anlage, das Controlling sowie die Vermögensnachfolge, inklusive Immobilienkäufe und deren Finanzierungen. Im Unternehmer Office spielen insbesondere Gründungen mit Impact, Kapitalbeschaffung, Wachstumsstrategien, Unternehmensnachfolge sowie die Vorbereitung und der Unternehmensverkauf selbst eine Rolle.

Claudia Rankers war lange Zeit Mitglied bei den UnternehmerFrauen im Handwerk.