Studie der öffentlichen Versicherer Versicherungsabschluss: Sowohl Gründer als auch etablierte Unternehmer verspüren große Unsicherheit

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Jungunternehmer entscheiden sich für andere Policen als Altunternehmer – wofür es nicht immer einen sachlichen Grund gibt. Doch beide Gruppen eint: Sie sind sehr unsicher, welche Policen sie wirklich benötigen. Das sind zwei Erkenntnisse aus der jüngsten Gründerstudie der öffentlichen Versicherer. Mit welchen unterschiedlichen Einschätzungen Jungunternehmer und die Inhaber etablierter kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) das Thema Versicherungen angehen.

Wissen und handeln sind zwei verschiedene Dinge.
Wissen und handeln sind zwei verschiedene Dinge – das gilt für Gründer genauso wie für etablierte Unternehmer. - © jenar - stock.adobe.com

Gründer sind meist auch Erneuerer Sie kommen oft mit neuen Ideen auf den Markt und fördern Innovationen in ihren Branchen. Kluge, agile Köpfe, die ihre Risiken gut abschätzen können. Aber: Sie wissen nicht so genau, wie sie diese absichern können. Das geht allerdings nicht nur den Jungen so. Auch gestandene Unternehmer aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) fühlen sich unsicher beim Abschluss von Versicherungen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der öffentlichen Versicherer. Jung- und Altunternehmer fühlen sich grundsätzlich gut informiert und kennen die Vielfalt des Angebots an möglichen Versicherungen. Doch es fehlt ihnen an „Handlungswissen“. Das heißt. Sie wissen nicht, ob die jeweilige Versicherung und welche Leistungen in den Policen in ihrer persönlichen Situation notwendig sind.

"Über 90 Prozent der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer fühlen sich zu relevanten Firmenversicherungen gut informiert, bei etablierten Unternehmen sind es 86 Prozent."

Gründerstudie der öffentlichen Versicherer

Der Verband der Öffentlichen Versicherer hat in einer repräsentativen Studie untersucht, ob Jungunternehmen und KMU in Bezug auf Versicherungen richtig beraten wurden und entsprechend versichert sind. Im Fokus standen dabei die betriebliche Altersvorsorge (bAV), Unternehmerschutz und Cybersicherheit. zentrale Erkenntnis: Den Umfrageteilnehmern war bewusst, dass es keine allgemeingültige Aussage zur Notwendigkeit eines bestimmten Versicherungsmixes für Unternehmer geben kann.

Jung und Alt haben hohen Informationsbedarf

Deshalb finden Jung wie Alt, dass sie einen hohen Informationsbedarf haben. Dies sagen 63 Prozent der Gründer und 77 Prozent der etablierten Unternehmen. Gleichzeitig geben aber beide Gruppen an, sich aus Zeitmangel nicht ausreichend informiert zu haben. Besonders betroffen sind jedoch die Jungen: 82 Prozent der befragten Gründer haben sich bereits vor der Gründung grundsätzlich über Versicherungen informiert und finden das Thema wichtig. Dennoch sagen über 50 Prozent von ihnen, nicht genügend Zeit für eine wirkliche Beschäftigung mit Gewerbeversicherungen zu haben.

Folgerichtig sagen 95 Prozent der jungen Unternehmer, dass eine professionelle Beratung rund um Firmenversicherungen für sie sehr wichtig ist. Bei den etablierten KMU sagen dieses nur 72 Prozent.

© Verband Öffentlicher Versicherer

Vor welchen Risiken sich Unternehmer schützen

Jungunternehmer schließen meist eine Betriebs- bzw. Berufshaftpflichtversicherung ab. Viele entscheiden sich zudem für eine Kasko-Kfz- und Rechtsschutzversicherung. Bei etablierten Unternehmen ist das viel weniger oft der Fall: Kfz- oder gegebenenfalls Fuhrparkversicherungen mit einem Kasko-Schutz haben 77 Prozent der Gründer, Rechtsschutzversicherungen 72 Prozent. Unternehmer, die ihren Betrieb bereits länger als fünf Jahre führen, liegen bei 61 Prozent für ihre Fahrzeuge und bei 53 Prozent beim Rechtsschutz. Als Begründung werden zwei Argumente genannt: Mit der Zeit wandeln sich die Anforderungen der Unternehmer - und sie haben mehr Erfahrung, welche Risiken sie tatsächlich benötigen. Auch die Fahrzeuge sind irgendwann nicht mehr neu, sodass der Kasko-Schutz nicht mehr so wichtig ist.

Cyberschutz und Schutz vor Betriebsunterbrechung werden vernachlässigt

Die Corona-Pandemie hat offengelegt, wie wichtig der richtige Schutz vor Betriebsunterbrechungen ist. Diese Versicherungen bieten Schutz für Erlöseinbußen, wenn der Betrieb unterbrochen ist. Dies kann durch eine Pandemie erfolgen, oder weil die betriebliche Leistungserstellung und -verwertung (kaputte Maschinen, verdorbene Waren, Streik, ...) gestört ist. Abgesichert sind dann die finanziellen Folgen, wie der entgangene Betriebsgewinn und laufende Fixkosten, einschließlich Gehälter, Löhne und Provisionen. Nur weniger Gründer schließen eine solche Police ab. Auch die Schäden durch Cyberkriminalität, sei es durch Datenklau, Betriebsstörung oder Erpressung, werden von Gründern weniger ernst genommen als von erfahrenen Unternehmern.

In Zahlen: Über eine Betriebsunterbrechungs-/Ertragsausfallversicherung verfügen nur 23 Prozent der Jungunternehmen, aber 33 Prozent der etablierten Unternehmen. Dabei sind es gerade die jungen Betriebe, die eine Betriebsunterbrechung finanziell kaum überstehen können. Bei Cyberversicherungen sind es wieder die Jungunternehmer, die mit 13 Prozent deutlich weniger Schutz genießen als die Altunternehmer (21 Prozent).

Hier wird der Unterschied in der Risikowahrnehmung besonders deutlich: 67 Prozent der erfahrenen Unternehmer benennen Hacker- und Virenangriffe als das wahrscheinlichste Risiko für ihren Betrieb. Bei den Gründern sind es mit 34 Prozent nur halb so viele. Jungunternehmer haben vielmehr Angst vor Diebstahl von Betriebsausstattungen und Produkten - dies haben 60 Prozent der befragten Gründer angegeben.

Regionales Engagement und Nachhaltigkeit sind wichtig

Mit zunehmendem gesellschaftlichen Bewusstsein für die Umweltwirkung von Unternehmen, steigen auch die Anforderungen, die Selbstständige an ihre Versicherung haben. Auf die Frage, inwieweit die Nachhaltigkeit der Versicherungsanbieter für sie eine Rolle spielt sagen 70 Prozent der Jungen und 67 Prozent der Altunternehmer, dass ihnen dieses wichtig oder sogar sehr wichtig sei. Der Blick ins Detail verrät: 43 Prozent aller Befragten möchten vor allem, dass ihr Versicherer regionale Verantwortung übernimmt. Erst danach kommen die ökologische Verantwortung (31 Prozent) und soziales Engagement (26 Prozent).

© Verband der Öffentlichen Versicherer - Gründerstudie 2023

Über die Studie und die Öffentlichen Versicherer

Im Februar 2023 befragten die öffentlichen Versicherer Entscheiderinnen und Entscheider aus deutschen KMU mit bis zu 250 Mitarbeitenden, ob sie sich hinsichtlich Firmenversicherungen richtig beraten und versichert fühlen. An der bundesweiten Studie nahmen 300 Versicherungsentscheider aus Jungunternehmen (gegründet vor weniger als 2 Jahren oder innerhalb der letzten 2 bis 5 Jahre) und etablierten KMU (gegründet vor mehr als fünf Jahren) aus Deutschland teil. Die Umfrage erfolgte im Zeitraum vom 1. Februar bis 17. Februar 2023 im Rahmen einer Onlinebefragung über ein B2B-Spezialpanel.

Die öffentlichen Versicherer vereinen zusammengenommen Beitragseinnahmen von rund 22,5 Milliarden Euro auf sich. Damit haben sie aktuell einen Marktanteil von knapp 11 Prozent und sind damit die zweitstärkste Kraft im deutschen Erstversicherungsmarkt. Zu den öffentlichen Versicherern gehören:

  • Versicherungskammer Bayern
  • Saarland Versicherungen
  • Feuersozietät
  • Provinzial
  • Hamburger Feuerkasse
  • Lippische Landesbrandversicherung
  • Sparkassen Versicherung
  • VGH
  • ÖVB
  • Sparkassen Versicherung Sachsen
  • Öffentliche Braunschweig
  • BGV Badische Versicherungen
  • Öffentliche Oldenburg
  • ÖSA Versicherungen
  • Die Ostfriesische