Krasse Preisunterschiede bei den Prämien Großer Tarifvergleich: Was die Absicherung der Geschäftsführerhaftung (D&O) leistet

Wer leitet, der haftet – auch persönlich. Der Grundsatz gilt auch für Geschäftsführer von Handwerksunternehmen, die als GmbH firmieren. Bei Pflichtverletzungen können Geschäftsführer und leitende Angestellte sowohl von Dritten als auch vom eigenen Unternehmen in Haftung genommen werden.

file_download Downloads zu diesem Artikel

Sie stehen dann mit ihrem gesamten Privatvermögen für entstandene Schäden ein. Dieses Risiko lässt sich versichern. Wir haben den Markt befragt: Was kostet die Versicherung – und was leistet sie?

Untersuchungsergebnisse:

Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten Nettoprämie liegt bei krassen 1.280 Euro. So verlangt die Allianz für den vollen D&O-Schutz 1.993 Euro Nettoprämie pro Jahr. Der angelsächsische Versicherer Markel bietet den gleichen Schutz für 715 Euro an. Aber: Bei der Allianz sind Prämienreduktionen verhandelbar, etwa durch Abschluss eines Mehrjahresvertrags oder bei Bestehen anderer Versicherungen mit dem Konzern. Die R+V bietet einen ähnlichen Schutz für 769 Euro an, begrenzt das Haftungsrisiko aber auf den Drittschutz. Er schützt das Unternehmen, wenn der leitende Angestellte oder Geschäftsführer kein Privatvermögen hat, auf das im Haftungsfall zugegriffen werden kann.

Weitere Erkenntnisse:

Die D&O sichert ein sehr individuelles Risiko ab. Welchen Versicherungsschutz ein Handwerker benötigt, sollte er mit einem Fachmann besprechen und dann mehrere Angebote einholen. Auch die Schadenregulierung sollte mit einem externen Experten organisiert werden, denn es gibt ein Dreiecksverhältnis zwischen Versicherung, Unternehmen und Geschäftsführer. Deren gegenseitige Ansprüche sollten im Schadenfall professionell geklärt werden. Der Experte kann ein Anwalt sein oder auch ein D&O-Spezialist.

Oft wird zusätzlich zu einer D&O eine Spezial-Strafrechtsschutzversicherung verkauft. Sie deckt die Anwalts- und Gutachterkosten für die Verteidigung einer versicherten Person ab, wenn eine grobe Pflichtverletzung im Raum steht. Ihre Aufgabe ist es, ein Strafverfahren möglichst frühzeitig zu beenden. Wer maximale Sicherheit möchte, sollte die Versicherung zusätzlich abschließen. Sie kostet rund 420 Euro im Jahr.

Die analysierten Versicherer:

Sinnvollen Schutz für einen Musterbetrieb hat ‚handwerk magazin‘ bei den Versicherern auf Basis eines Musterszenarios (siehe unten „Musterbetrieb“) angefragt. Neun von ihnen konnten die Vorgaben erfüllen und meldeten ihre Tarife. Das waren:

  • R+V - Allianz
  • VOV - Gothaer
  • Hiscox - HDI Global
  • Württembergische - Zürich
  • Markel
 

Alle Leistungen und Prämien im Tarifvergleich in der aktuellen Ausgabe von ‚handwerk magazin‘. 

Die Methode:

Wir haben Anfang 2019 bei 15 Assekuranzen per Umfrage die Prämien für Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Geschäftsführer und leitende Angestellte für eine Musterbäckerei abgefragt. Nicht alle angeschriebenen Assekuranzen beantworteten die Umfrage: Axa XL, Chubb und Liberty Europe wollten nicht teilnehmen. Die SV Sparkassenversicherung hat derzeit keine D&O-Versicherung für Firmenkunden im Angebot. Gleiches gilt grundsätzlich für Signal-Iduna, Inter Versicherungsverein und den Münchener Verein.  

Der Musterbetrieb:

Die Großbäckerei mit 27 Verkaufsfilialen in Bayern wurde 1950 gegründet. Im Stammhaus werden Backwaren hergestellt und über die Filialen verkauft. Zudem werden Backwaren über einen Online-Shop vertrieben und selbst ausgeliefert oder versandt. Das Unternehmen wird als GmbH & Co. KG geführt. Es gibt einen Gesellschafter-Geschäftsführer, der alleiniger Inhaber ist. Zudem hat das Unternehmen vier leitende Angestellte mit Prokura. Für den Musterbetrieb wurden den Assekuranzen nachfolgende konkrete Wirtschaftsdaten übermittelt (Bilanzsumme: 2016/2017 – 1,4/1,5 Millionen Euro; Umsatz: 3,1/3,3 Mio. Euro; Jahresüberschuss: 67.000/77.000 Euro; Eigenkapital; 220.000/210.000 Euro; kurzfristige Verbindlichkeiten: 290.000/280.000 Euro; kurzfristige Forderungen/Kasse: 210.000/220.000 Euro).  

‚handwerk magazin‘: Das einzige bundesweit erscheinende, branchenüber-greifende Wirtschaftsmagazin für Unternehmer aus dem Handwerk. Es liefert wichtige Informationen, Analysen, Services, Erfolgsbeispiele und Best-Practice-Fälle zu den zentralen unternehmerischen Handlungsfeldern. Die Website www.handwerk-magazin.de bietet als breit angelegtes Service-Portal umfassende Arbeitshilfen, Berechnungswerkzeuge und Checklisten für kleine und mittlere Betriebe und unterstützt den Unternehmer, seinen Betrieb noch erfolgreicher zu führen. 'handwerk magazin' ist die erste Anlaufadresse für Handwerksunter-nehmer.  

Kontakt in der Redaktion:
Yvonne Döbler, Telefon +49 89 898261-15
yvonne.doebler@handwerk-magazin.de