Jahresrückblick Köpfe 2023: Diese Menschen haben unsere Redaktion beeindruckt

Ein paar Klicks – und schon hat Anke Freund wieder ein neues Möbelstück designt. Die Co-Inhaberin des Tischlereibetriebes „Dein Freund“ ist eine der ersten Anwenderinnen von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) im Handwerk.

Mit immer passgenaueren Befehlen leitet die Unternehmerin das KI-Tool Midjourney an, um Möbel zu entwerfen, die zum individuellen Kundenwunsch passen. Mit ihrer Expertise hilft sie auch Instituten aus der Wissenschaft dabei, eine Bild-Datenbank für ihr Gewerk zu entwickeln.

Zahlen statt Bauchgefühl: Bei den typischen Unternehmerfragen im Alltag oder auch bei wichtigen Entscheidungen im Malerbetrieb Rinderspacher in Bretten ist die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) für die Geschäftsführerin die wichtigste Informationsquelle.

Um Fehlkalkulationen zu vermeiden, haben Lara und Mathias Droll Richtwerte für die gängigsten Arbeiten entwickelt. So geht vorausschauende Betriebsführung.

In seiner neuen Filiale für Veganer im gutbürgerlichen Stadtteil List in Hannover wollte Bäckermeister Thomas Göing komplett auf die Zahlung mit Bargeld verzichten.

Da er dies bereits drei Monate vor der Eröffnung kommuniziert hat, zahlen auch fast alle Kunden mit Karte, Smartphone, Smartwatch oder anderen paymentfähigen Geräten. Doch gängeln will der Bäckermeister niemanden, für „Notfälle“ liegt ein Kästchen mit Wechselgeld bereit.

Die Unternehmerin war die Organisatorin des gelungenen Bundeskongresses der
UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) 2023.

Beim Rahmenprogramm zur Mitgliederversammlung Mitte Oktober in Passau setzte sie auf Vielfalt und Genuss: Neben Ausflügen und bayerischen Schmankerln gab es eine Schifffahrt, über das Drei-Flüsse-Eck Donau–Inn–Ilz hinaus, nach Österreich. Seit 2018 ist Christine Graf Vorsitzende des Arbeitskreises Passau der UFH.

Willkommen im Metaverse, willkommen bei Neusehland Hartmann: Weil er die neuen Azubis während der Coronapandemie nicht in der Firmenzentrale begrüßen konnte, verlegte Thomas Kupka, Personalleiter beim Betrieb für Augenoptik und Hörgeräte, den „Welcome Day“ in die virtuellen Räume des Unternehmens.

In digitalen Lernplattformen sieht der innovationsfreudige Personalchef ebenfalls großes Potenzial.

Von wegen keine Lust mehr auf Familienbetrieb: Miriam Jäger hat den Sanitär-, Heizung- und Klimabetrieb in Ettenheim im April 2023 von ihren Eltern übernommen. Das unternehmerische Mindset habe sie schon als Kind beim Sonntagsfrühstück mitbekommen.

Obwohl Unternehmerin nicht ihr erster Berufswunsch war, ist sie nach Abitur, Ausbildung in Konstanz und Meisterschule zurückgekehrt und jetzt total happy mit der Nachfolgelösung.

Sie ist eine wahre Expertin in Sachen betrieb­liches Gesundheits­management: Die engagierte Unternehmerin aus Kirchheim am Ries lebt dieses wichtige Thema professionell vor.

So auch beim Talk „Im:Gespräch“ auf der Zukunft Handwerk in München. Angelika Mahler sagte ein paar Übungen an, handwerk-­magazin-Chefredakteur Patrick Neumann turnte diese nach. Ein auflockerndes Element für den Betrieb – dringend zum Nach­machen empfohlen!

Was in Familien oft zu Zerwürfnissen und Problemen führen kann, ist die Übergabe des Betriebs an die nächste Generation. Mit Bravour gemeistert haben dieses Kunststück Wolfgang Schubert-Raab und Gisela Raab, die ihr Unternehmen an ihre Kinder Julia und Benedikt (v. l. n. r.) übergeben haben.

Schlüssel zum Erfolg des Betriebs und der Übergabe waren mehrere Coachings für die aktuellen und zukünftigen Inhaber. Laut Gisela Raab haben sie dazu geführt, dass alle Betroffenen ihre Erwartungen klar formulierten und so immer wieder eine tragfähige Einigung herbeigeführt werden konnte. Durch Moderation und Transformation bleibt der Betrieb auch in fünfter Generation auf Wachstumskurs.

Die Sieger beim Award „Top Gründer im Handwerk“ wollen mit ihren Konzepten dazu beitragen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Augenoptikermeisterin Natalie Rosner (Mitte) in Worbis bietet den Kunden eine umfassende medizinische Betreuung. Installateur- und Heizungsbauermeister Markus Mack (re.) in Michelbach hat einen modernen und menschlichen Betrieb mit familienfreundlichen Arbeitsplätzen geschaffen. Konditormeisterin Nanetta Ruf (Rockenberg) fährt mit ihrem Truck zu den Landwirten, um Rohstoffe vor Ort zu hochwertigen Lebensmitteln zu verarbeiten. Elektrotechnikermeister Sebastian Pascal Scheffel in Salach will den Zugang zur E-Mobilität für alle erleichtern.

Die Euroskills 2023 in Danzig waren für das Worldskills Team Germany mit insgesamt 23 Medaillen die erfolgreichste Europameisterschaft seit der Gründung der Berufe-Nationalmannschaft.

Für die herausragenden Leistungen aller jungen Talente stehen stellvertretend die fünf Goldmedaillengewinner aus dem Handwerk. Bäcker Alexander Weinhold (oben links) gewann Gold im Skill „Bakery“. Die Mechatroniker Daniel Schmid und Timo Oßwald (oben rechts) setzten sich im Skill „Mechatronics“ durch. Zimmermann Jonas Lauhoff (unten links) freute sich über Gold im Skill „Carpentry“, und Landmaschinenmechatroniker Tim Damerius (unten rechts) holte Gold im Skill „Heavy Vehicle Technology“.

Johanna Röh (li.) und Maxime Krämer haben einiges gemeinsam: Beide sind Schreinermeisterinnen, beide finden in ihrem Beruf viel Erfüllung. Doch machte beiden eine Schwangerschaft das Leben schwer. Weil es für selbstständige Unternehmerinnen keinerlei finanzielle Absicherung für die kritischen Monate vor und nach der Geburt gibt, mussten beide den Spagat bewerkstelligen, einerseits für ihr Baby zu sorgen, andererseits ihren Betrieb am Laufen zu halten.

Kein Wunder, dass es sich viele Frauen zweimal überlegen, ob sie einen Betrieb gründen wollen, finden Röh und Krämer. Um die Bedingungen für selbstständig arbeitende Mütter zu verbessern, kämpfen sie mit der Bundestagspetition „Gleiche Rechte im Mutterschutz für selbstständige Schwangere“ für Reformen.

Die Geschwister – er Dachdecker- und Klempnermeister, sie studierte BWLerin – machen sich die Vorteile der Digitalisierung zunutze.

Neben ihrem Betrieb Moll Bedachungen, den sie in dritter Generation führen, entwickeln sie ein Start-up, um Feuchtigkeitsschäden auf Steildächern frühzeitig zu erkennen.

Dazu nutzen die findigen Handwerks-Unternehmer intelligente Sensoren, die Alarm schlagen, wenn Leckagen auftreten. Das ausgeklügelte System soll perspektivisch auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen.

Der Inhaber der Reinigungsfirma Dienstleistung Rostock GmbH in Bentwisch in Mecklenburg-Vorpommern bezahlt seiner 140-köpfigen Belegschaft unabhängig ihres Geschlechts gleiche Löhne – schon lang bevor das Bundesarbeitsgericht Chefs mit dem Urteil „gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit“ in die Pflicht nahm.

Der Gender-Pay-Gap von 18 Prozent (bereinigt sieben Prozent) im Jahr 2022 veranlasst uns, frei­mütig zu sagen: ein Hoch auf Marien!

Die Fleischerfamilie aus Neuerburg in der Eifel musste gleich zwei schwere Schicksalsschläge meistern.

Erst wurde die Produktionsstätte in der Nähe des Flüsschens Enz von den Fluten der Hochwasserkatastrophe 2021 hinweggespült, dann starb – mitten im Wiederaufbau – Metzgermeister und Firmenchef Guido Schmitz.

Die Familie gibt aber nicht auf: „Irgendwann wussten wir, dass wir weitermachen“, erinnerte sich Julia Schmitz (li.) jüngst bei unserem Betriebsbesuch. „Auch, weil Papa es so gewollt hätte.“

Alle Baustoffe mit Achtsamkeit behandeln – das ist der Grundsatz von Stefan Schindele. Der Leiter Baubiologie bei Baufritz kümmert sich darum, dass gebrauchte Materialien weiterleben.

Im Fokus steht dabei die Holztafelbauweise, bei der einzelne Bestandteile verschraubt anstatt verklebt sind und somit wieder rückgebaut werden können. Als Dämmstoff kommt Fichtenholzspäne aus Reststoffen um­liegender Hobelwerke zum Einsatz.

Der geschäftsführende Gesellschafter von Spiegel Metallbau aus Frankenthal steht exem–plarisch für all jene tollen Gesprächspartnerinnen und -partner, die in diesem Jahr handwerk-magazin-Chefredakteur Patrick Neumann zum Betriebsbesuch eingeladen hatten.

Spannende Persönlichkeiten, viele Anregungen und die eine oder andere Themenidee – das Fazit des Formats „52 Wochen = 52 Betriebe“, das 2024 fortgesetzt wird.

Ein großer Vergleichstest von sechs Akku-Schlagschraubern? Nur durchführbar, wenn das Testteam der Redaktion Unterstützung aus dem Handwerk erhält.

Im Frühjahr stellte Dominik Wagerer, Kfz-Meister und Leiter After Sales bei Häusler Automobile in Neubiberg, stundenlang die Arbeit ein und übergab seine Hebebühne an unser Team „Werkzeugcheck“. Vielen Dank! Natürlich testete er auch eifrig mit (siehe Bild).