Leistungscheck Schlagschrauber: 6 Akku-Allrounder im großen Vergleichstest

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Der Schlagschrauber zählt in Kfz-Werkstätten zu den wichtigsten Werkzeugen. Doch nicht nur in der Kraft- und Nutzfahrzeug-Branche ist der Allrounder eine unabdingbare Arbeitshilfe – auch im Stahlbau und in Demontagebetrieben sind die Geräte ein Muss. handwerk magazin hat deshalb sechs Akkuschlagschrauber getestet – mit klarem Testsieger. Und ein Gerät hat besonders überrascht.

Akkuschlagschrauber im Vergleich
Alle Akkuschlagschrauber traten in sieben verschiedenen Testkategorien gegeneinander an und konnten ihre Leistung unter Beweis stellen. - © Lisa Hörterer

Ein Akku für alle – das versprechen die Hersteller für alle akkubetriebenen Geräte ihrer Marke. In der Praxis ist das sicherlich von Vorteil, allerdings ist der Markt groß und nicht alle Geräte sind für den Profigebrauch geeignet. Auch sollte man sich wegen der einheitlichen Akkus auf eine Marke festlegen. Worauf muss man also beim Kauf achten? Was sagt die Volt-Zahl über die Leistung des Schlagschraubers aus und gibt es bei Akku-Geräten Nachteile?

Matthias Kaps, Vertriebs- und Anwendungsspezialist für den technischen Fachhandel bei der Lutzgruppe in Gersthofen, hilft seit 22 Jahren Unternehmen und Werkstätten, genau diese Fragen zu beantworten und das richtige Gerät für ihren Arbeitsalltag zu finden. „Die Technik bei akkubetriebenen Geräten ist mittlerweile sehr fortgeschritten. Daher gibt es keine nennenswerten Nachteile gegenüber kabelgebundenen Geräten mehr, außer einem leeren Akku natürlich.“ Auch sei die Volt-Zahl, bei der sich 18 Volt durch alle Fabrikate hinweg als Standardspannung durchgesetzt hat, im Hinblick auf die Leistung nicht ausschlaggebend. „Anders die Newtonmeter: Diese Angabe gibt bei Schlagschraubern einen groben Richtwert über die Lösekraft des Gerätes“, betont Matthias Kaps.

Auswahlkriterien

handwerk magazin hat sechs 18-Volt-Modelle mit einem Drehmoment zwischen 220 und 460 Newtonmeter getestet. Außerdem verfügen alle Geräte über einen bürstenlosen Motor und im Lieferumfang enthalten sind mindestens ein Akku inklusive Akkuladegerät. Die Kapazität der gelieferten Akkus beträgt zwischen 2,5 und fünf Amperestunden (Ah). Je mehr Amperestunden ein Akku hat, desto mehr Energie kann gespeichert werden und dementsprechend verlängert sich dadurch auch der Anwendungszeitraum. Auf die Leistung der Geräte hat dies während des Tests jedoch keinerlei Einfluss.

Das Wichtigste bei der Auswahl eines passenden Gerätes ist natürlich die Leistung. Diese sollte aber zum jeweiligen Anwendungsgebiet passen. Mögliche Zusatzfunktionen wie voreinstellbare Drehzahlen und Kraftbereiche sind eher Geschmackssache“, so Matthias Kaps.

So wurde getestet

In sieben Kategorien durften die Akkuschlagschrauber ihre Leistung und Qualität unter Beweis stellen und zeigen, ob die angegebenen Leistungsdaten der Hersteller wirklich mit der Realität übereinstimmen. Ein Praxisanwender unterstützte handwerk magazin dabei: Dominik Wagerer, Kfz-Meister und Niederlassungsleiter After Sales bei Häusler Automobile in Neubiberg.

Durch seine langjährige Expertise kann Dominik Wagerer gut beurteilen, welche Geräte für den Arbeitsalltag geeignet sind und bei welchen vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Auch war er vor dem Test gespannt, welches der Geräte am besten abschneidet: „In unserer Filiale soll mithilfe einer Photovoltaik-Anlage unser CO2-Austoß verringert werden. Im Zuge dessen werden wir auch teilweise auf akkubetriebene Geräte umstellen. Vielleicht arbeiten wir also zukünftig mit dem Testsieger.“

Die Akkus aller Geräte wurden am Vortag voll aufgeladen und waren somit direkt für die ersten Testschritte bereit. Die Leistung der einzelnen Geräte wurde intensiv getestet: Gelöst werden sollten vier Radmuttern, die zuerst mit jeweils 150 und dann mit 275 Newtonmeter angezogen wurden. Ein Drehmoment von 150 Newtonmeter befindet sich im Bereich eines üblichen Drehmomentwertes bei Kraftfahrzeugen, dieser liegt bei etwa 110 bis 160 Newtonmeter – für alle sechs Akkuschlagschrauber sollte dieser Testschritt also keine große Herausforderung sein. Weiter galt es, vier HV-Schrauben mit einem Durchmesser von 16 und einer Länge von 40 Millimetern an einer Art Stahlkonstruktion zu lösen. Diese Schrauben wurden jeweils mit einem Drehmoment von 285 Newtonmetern angezogen, was somit noch im Leistungsspektrum von fünf der sechs Geräte liegt.

Temperatur-Check mit Infrarot-Thermometer

Nach einigen Minuten im Leerlauf und dann jeweils einer halben Minute mit voller Leistung an der Schraube maß Kfz-Meister Dominik Wagerer anschließend mit einem Infrarot-Thermometer die Temperatur des Schlagschraubers im Bereich des Motors. „Wenn das Gerät überhitzt und man vielleicht gerade keine Arbeitshandschuhe trägt, kann das sehr gefährlich werden. Vor allem bei den Geräten mit reiner Kunststoffverkleidung.“

Ob mit oder ohne Handschuhe, die Schlagschrauber müssen gut in der Hand liegen und die Funktionalität des Designs spielt ebenfalls eine große Rolle. Nachdem alle Schlagschrauber inklusive Akkus gewogen wurden, ließ Wagerer schließlich noch alle Geräte aus seiner Arbeitshöhe von etwa eineinhalb Metern auf den Boden der Werkstatt fallen – mit einem ernüchternden Ergebnis.

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Fazit: DeWalt-Gerät gewinnt

In unserem Test stellten wir insgesamt sechs Modelle der Marken DeWalt, Bosch, Makita, Hazet, Einhell und Würth auf den Prüfstand. Beim Sturztest fiel sofort negativ auf: Am Produkt von Einhell ist der Griff gebrochen. Es war somit nicht mehr einsatzfähig und durch die nun sichtbaren und ungeschützten Kabel auch nicht ganz ungefährlich. „Fairerweise muss man sagen, dass der Schlagschrauber von Einhell im Heimwerkerbereich besser aufgehoben ist, da erfüllt er sicherlich seinen Zweck“, stellt Matthias Kaps fest.

Der Akkuschlagschrauber von DeWalt hingegen konnte sich mit einem deutlichen Vorsprung gegen seine Kontrahenten durchsetzen und ging als klarer Testsieger hervor (siehe Download). Das Gerät erreichte in fast allen Kategorien die Höchstpunktzahl und überstand auch den Sturztest komplett unbeschadet und ohne herausspringenden Akku.

Die Überraschung: Das Leichtgewicht von Hazet

Überraschend war das Ergebnis der Zweitplatzierten: Hazet, das kleinste Gerät mit dem geringsten maximalen Drehmoment lag gleich auf mit Makita. „Mit dem Schlagschrauber von Hazet kann man alle einfacheren Aufgaben im Arbeitsalltag gut bewältigen. Auch das deutlich geringere Gewicht, verglichen mit den anderen, ist ein großer Pluspunkt“, sagt Dominik Wagerer. Dicht folgend reihte sich der Akkuschlagschrauber der Marke Würth ein. Bei der Leistung hochauf, war die Wärmeentwicklung des Motors enorm und hielt auch noch einige Zeit nach Abschluss des Tests an. Auch in puncto Handlichkeit konnte das Gerät von Würth nicht wirklich überzeugen.

Obwohl eine objektive Meinung dabei nicht ganz möglich ist, waren sich Kaps und Wagerer auch hier schnell einig: „Die Geräte mit abgerundetem ‚Gaspedal‘ und einer zusätzlichen Gummiverkleidung sind angenehmer in der Handhabung.“ Der von Matthias Kaps genannte Favorit Bosch holte seinen Rückstand durch die Schwachstellen beim Lösen der Radmuttern nicht mehr auf und landete auf dem vorletzten Platz. Der Testsieger DeWalt überzeugte nicht nur Wagerer, sondern auch sein Team: Zukünftig ergänzt der gelbe Schlagschrauber deren Werkzeugkoffer.

Impressionen von den Tests