Mahler Metallbau Betriebliches Gesundheitsmanagement: Wie ein Metallbaubetrieb beim BGM Maßstäbe setzt

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Laut Studie der IKK Classic sind die Mitarbeiter im Handwerk mit ihrem Job zwar überdurchschnittlich zufrieden, doch für eine dauerhaft motivierte und gesunde Belegschaft müssen die Arbeitgeber mehr bieten. Ein wichtiger Baustein dabei ist die betriebliche Gesundheitsförderung.

BGM-Profi: Der Betrieb von Angelika Mahler erhielt den Sonderpreis „Gesundes Handwerk“.
BGM-Profi: Der Betrieb von Angelika Mahler erhielt den Sonderpreis „Gesundes Handwerk“. - © Micha Wolfson

Ich höre schon morgens an den Schritten meiner Mitarbeiter, wie es ihnen geht“, sagt Angelika Mahler, Leiterin der Verwaltung bei Wilhelm Mahler, einem Betrieb für Stahl-, Metall- und Maschinenbau aus Kirchheim am Ries. Die Beauftragte für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) des Familienbetriebs kümmert sich seit der Firmengründung 1990 um das Wohlergehen der 15 Mitarbeiter.

An den Schritten die Laune der Mitarbeiter erkennen? Das klingt nach BGM auf hohem Niveau. Tatsächlich ist der Betrieb ausgezeichnet gesund unterwegs – im wahrsten Wortsinn: Letzten Herbst erhielt der Betrieb den Sonderpreis „Gesundes Handwerk“ der IKK classic für sein vorbildliches betriebliches Gesundheitsmanagement. Doch was genau machen die Mahlers anders, was besser?

Flexibel sein, wo immer es geht

Ein kranker Kollege, kaputte Maschinen oder extreme Hitze: Auf unplan­bare Ereignisse flexibel zu reagieren nennt Angelika Mahler als zentralen Bestandteil eines erfolgreichen BGM. „Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und für kurzfristige Veränderungen bereit zu sein“, sagt die Unternehmerin.

Offene Kommunikation mit und im Team sei dabei wichtig, zumal man häufig gemeinsam eine gute Lösung finde. Wenn etwa für den nächsten Tag besonders hohe Temperaturen angesagt sind, gehen die Mahlers mit ihren Mitarbeitern ins Gespräch: Arbeitsbeginn eine Stunde früher? Eine längere Mittagspause, dafür abends ein wenig länger arbeiten? Vorschläge der Mitarbeiter werden umgesetzt, die dann alle mittragen.

Eine Vorgehensweise, die laut Studie von IKK classic und der Deutschen Sporthochschule in Köln die Bedürfnisse der Beschäftigten in den Handwerksbetrieben trifft. Im Rahmen der Umfrage „So gesund ist das Handwerk“ gaben etwa bereits 27 Prozent von 1.820 Befragten an, den Einfluss des Klimawandels in ihrer täg­lichen Arbeit zu spüren. Am stärksten betroffen sind dabei mit 47 Prozent das Holz-, mit 39 Prozent das Nahrungsmittel- und mit 36 Prozent das Baugewerbe. Laut Studie werden durch extreme Wetterbedingungen wie Hitze, Starkregen oder Stürme nicht nur Baustellen beeinträchtigt, Lieferketten unterbrochen und Materialien beschädigt, auch die Gesundheit der Mitarbeiter leidet.

Gesund bis zur Rente arbeiten

Zwar schätzen 85 Prozent der befragten Mitarbeiter im Handwerk ihren aktuellen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein – in der Gesamtbevölkerung liegt der Umfragewert nur bei 70 Prozent – doch vor allem die jüngere Generation kann es sich immer weniger vorstellen, den Job wirklich bis zur Rente ausüben zu können. „Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen, wie wichtig der Faktor Mitarbeiter­gesundheit auch in Hinblick auf eine längere Lebensarbeitszeit und den Nachwuchsmangel für die Zukunft des Handwerks ist“, betont Frank Klingler, Leiter Fachbereich zentrale Aufgaben Prävention der IKK classic.

Im Betrieb Mahler baut das Führungsteam bei der BGM-Strategie deshalb neben Flexibilität und Kommunikation auch auf Individualität. Vor ein paar Jahren setzte sich der Betrieb etwa für seinen langjährigen Vorarbeiter ein, der wegen einer Schulterverletzung um seine Rückkehr an den Arbeitsplatz bangte. „Gemeinsam mit ihm und der Rentenversicherung haben wir seinen Arbeitsplatz besichtigt und schließlich einen Wendomat angeschafft, der ihn bei seiner Arbeit entlastet – gefördert durch die Rentenversicherung“, erzählt Angelika Mahler.

Mitarbeiter bei BGM einbeziehen

Eine Umschulung war damit nicht nötig, der Mitarbeiter ist noch immer Teil der Mahler-Familie. Auch individueller Komfort wird hier großgeschrieben: „Natürlich haben wir Arbeitskleidung mit Firmenlogo“, berichtet Mahler. „Bei uns kann sich aber jeder Mitarbeiter seine Kleidung selbst aussuchen, egal von welchem Hersteller. Wir kümmern uns dann um das Logo und jeder fühlt sich in seinem persönlichen Outfit wohl.“ Vermeintliche Kleinigkeiten, die auf die Gesamtzufriedenheit einzahlen.

Für den Anfang empfiehlt sie einen starken Partner, der die Situation in einem Betrieb analysiert, strukturiert und dann dauerhaft begleitet. „In unserem Fall ist das die IKK classic“, berichtet Mahler. „Neben einer anonymen Befragung fanden zu Beginn Gespräche mit den Mitarbeitern ohne uns Chefs statt, daraus entstanden Vereinbarungen und ein Maßnahmenplan.“ Auch regelmäßige Betriebsausflüge und Kegelrunden, der Test von Arbeitsbrillen – so lange, bis sie auf Gefallen stoßen – oder auch mal eine spontane Eispause für alle auf Chefkosten an einem heißen Sommertag gehören zum bunten BGM-Puzzle bei den Mahlers. Das kommt gut an.

Ehrenrunde durch den Betrieb

Da wundert es auch nicht, dass die Mahlers den gewonnenen Award nach der offiziellen Übergabe später noch einmal in heimischer Runde gefeiert haben – mit der IKK Regionaldirektion, der BGM-Beauftragten und natürlich dem gesamten Team. „Dabei haben wir uns bei unseren Mitarbeitern herzlich bedankt“, erinnert sich Mahler. Die Feier fand übrigens mitten an einem Arbeitstag statt. Das ist gelebte Wertschätzung. Die Belegschaft reagiert mit Motivation: „Das Team war so stolz auf die Auszeichnung, dass ein Kollege mit dem Award eine Ehrenrunde durch den Betrieb gedreht hat“, freut sich die Chefin.

Anleitung: So finden Chefs die passenden BGM-Maßnahmen

Damit das Betriebliche Gesundheits­management (BGM) nicht zum nutzlosen Papiertiger verkommt, ist eine sorgfältige Analyse des Ist-Zustands entscheidend für einen sinnvollen und an der Betriebs­praxis orientierten Maßnahmenkatalog. Klären Sie deshalb im Vorfeld die folgenden Fragen:

  1. Welche Belastungen sind im Betrieb vorhanden, welche Beschwerden kommen vor (wie etwa Rückenschmerzen, Lärm, Hautprobleme oder Burn-out)?
  2. Welche Einflüsse – sowohl Arbeits- wie Umgebungsbedingungen – sind die besonders gesundheitsrelevanten Faktoren?
  3. Inwiefern spielen Arbeitsabläufe und Fragen der Organisation eine Rolle, etwa der Druck zur ständigen Erreichbarkeit am Smartphone, unklare Pausenregelungen oder stresserzeugende enge Zeitvorgaben?
  4. Wo zeigen sich psychosoziale Belastungen wie Konflikte, mangelnde Umgangsformen, Motivationsdefizite oder zu geringe Handlungsspielräume?
  5. Wo bestehen Defizite im Führungsverhalten, etwa mangelnde Transparenz, fehlende Wertschätzung oder unklare Aufgaben?

Wichtig: Mitentscheidend für den Erfolg eines BGM ist zum einen, inwiefern die Mitarbeiter an gesundheitsgerechten Problemlösungen beteiligt werden, und zum anderen, inwiefern die Betriebsleitung voll dahintersteht. In jedem Fall gehören alle relevanten Gesundheitsthemen aktiv und offen auf den Tisch, ohne dass Ängste, Peinlichkeiten oder Unsicherheiten aufkommen.