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Von der eigenen Website bis hin zum Einsatz von Drohnen und Sensoren: Die Digitalisierung ist im Handwerk angekommen, so belegt es eine aktuelle Befragung von Bitkom und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Nachholbedarf besteht allerdings noch bei der IT-Sicherheit.
Kleinere Kosmetik- und Friseurläden sind bei ihren Kunden um die Ecke sehr beliebt. Doch wer kennt sie jenseits ihrer Nachbarschaftsgrenzen? Ein Problem, das viele Salonbesitzer kennen – und heute immer besser lösen: Indem sie ihr Angebot samt buchbarer Termine auf Online-Plattformen wie Treatwell einstellen, erhöhen sie ihre Sichtbarkeit auf einen Schlag um ein Vielfaches. Noch bekannter machen sie sich, wenn sie sich zusätzlich auf Facebook oder Instagram zeigen, um mit Kunden in Kontakt zu bleiben oder aber neue Kunden anzulocken.
Für Niklas Veltkamp, Geschäftsleiter beim Digitalverband Bitkom steht fest: „Plattformen und insbesondere soziale Medien gehören für viele Menschen in Deutschland zum Leben dazu. Sie machen es potenziellen Kundinnen und Kunden besonders einfach, sich zu informieren oder Termine zu buchen.“ Gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat Bitkom in einer aktuellen Erhebung untersucht, wie weit die Handwerksbetriebe in Sachen Digitalisierung sind – und dabei einen positiven Trend ausgemacht.
Digitale Tools machen die Arbeit leichter
Das Handwerk hat seine Hausaufgaben bei der Digitalisierung angepackt: Der Studie zufolge nutzen zwei Drittel (68 Prozent) aller Handwerksbetriebe in Deutschland digitale Technologien und Anwendungen. Vor zwei Jahren waren es mit 53 Prozent noch deutlich weniger, 2017 waren es sogar nur 45 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der Handwerksbetriebe (56 Prozent) hat die Digitalisierung insbesondere durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Und 55 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker sagen mittlerweile, dass digitale Tools und Technologien sogar ihr Überleben sichern.
Das Gros der befragten Betriebe hat erkannt, dass ihnen digitale Technologien und Anwendungen bei ihrer täglichen Arbeit unter die Arme greifen. So erkennen 83 Prozent einen großen Vorteil darin, sich wertvolle Zeit zu sparen, 78 Prozent können eine optimierte Lagerung und Logistik sicherstellen und 73 Prozent sprechen von einer flexibleren Arbeitsorganisation. Eine höhere Sichtbarkeit bei der Kundschaft (71 Prozent) sowie körperliche Entlastung (60 Prozent) spielen ebenfalls eine große Rolle.
Die beliebtesten digitalen Helfer: Von Cloud Computing bis Künstliche Intelligenz
Als Technologien rangieren dabei ganz oben:
- Cloud Computing: 45 Prozent der Handwerksunternehmen erledigen ihre Aufgaben über Cloud-Lösungen, über die sie wichtige Daten überall und zu jeder Zeit verfügbar machen
- Trackingsysteme: 15 Prozent der Betriebe verwenden Trackingsysteme, mit denen sich Maschinen und Betriebsmittel nachverfolgen lassen
- Sensoren und Datenanalyse: 14 Prozent nutzen diese Möglichkeit, um ihre Anlagen vorrausschauend zu warten und um Ausfälle von Anlagen frühzeitig zu erkennen
- Smarte Software: Elf Prozent ziehen smarte Lösungen heran, um zum Beispiel Arbeitszeiten automatisch nach Projektstatus einzuteilen
- 3-D-Technologie: Zehn Prozent der Betriebe im Handwerk nutzen dreidimensionale Tools, um ihre Projekte zu visualisieren und zu bearbeiten
- Drohnen: Acht Prozent nutzen die unbemannten kleinen Fluggeräte, insbesondere auf der Baustelle
- Internet der Dinge: Sieben Prozent vernetzen ihre Geräte oder Anlagen über das Internet der Dinge, das so genannte Internet of Things (IoT)
- Roboter: Sechs Prozent haben Roboter-Technologien im Einsatz, über die sie schmutzige, schwere oder wiederkehrende Arbeiten erledigen
- Virtual und Augmented Reality: Drei Prozent haben VR und AR für Simulation, zum Beispiel bei der Ausbildung von Fachkräften im Einsatz
- Künstliche Intelligenz: Ein Prozent der Betriebe beschäftigt sich schon mit der Zukunftstechnologie
Soziale Medien: Größere Betriebe nutzen häufiger Facebook & Co.
In diesem Trend sieht ZDH-Geschäftsführer Karl-Sebastian Schulte ein ermutigendes Signal: „Die zu beobachtende Entwicklung stimmt uns positiv. Bereits gut zwei Drittel der Handwerksbetriebe nutzen digitale Technologien. Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass der Einsatz in den vergangenen zwei Jahren enorm gestiegen ist.“
Eine eigene Website als Standort im Netz zu unterhalten, gehört für 97 Prozent der Betriebe bereits zum Tagesgeschäft dazu. 76 Prozent haben einen Eintrag in Online-Verzeichnissen wie gelbeseiten.de, und 23 Prozent schalten Werbeanzeigen im Netz. Ebenfalls mehr als jeder vierte Betrieb (22 Prozent) setzt auf Marketing via E-Mail oder Newsletter. Wichtig sind für 40 Prozent der Betriebe auch die sozialen Medien geworden – die größeren Betriebe ab fünf Mitarbeitern sind auf Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. allerdings deutlich aktiver. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) hat einen Eintrag auf einer Bewertungsplattform wie Yelp und 22 Prozent nutzen Online-Plattformen für Aufträge und Termine wie MyHammer oder Treatwell.
IT-Sicherheit als Hürde bei der Digitalisierung
Als Hemmschuhe für den Einsatz neuer Technologien nennen die Betriebe nach wie vor hohe Investitionskosten (71 Prozent), die Sorge um IT-Sicherheit (65 Prozent) sowie hohe Anforderungen an den Datenschutz (62 Prozent). Dahinter folgen eine unzureichende Internetversorgung (61 Prozent) und die Sorge um den Verlust von Datenhoheit (59 Prozent). Während die Investitionskosten über kleinere punktuelle Lösungen gar nicht so kostspielig sein müssen und – weiter gedacht – natürlich auch Einsparungen an Arbeitskraft bedeuten, ist die Sorge um die sensiblen Daten durchaus berechtigt.
ZDH-Chef Schulte verweist als Unterstützung beim Thema Datensicherheit auf den Routenplaner für Cybersicherheit im Handwerk. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nehmen Hackerangriffen stetig zu. „Cybersicherheit wird vor diesem Hintergrund eine zentrale Voraussetzung für die Digitalisierung, die jeder Betrieb von Anfang an mitdenken sollte.“