Jahrespressekonferenz 2023 Datev-Zukunftsstrategie: Mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung Herausforderungen in schwierigen Umfeldern meistern

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Digitalisierung, Konjunktur, Nachhaltigkeit und Rechts- und Steuerberatung

„Die Digitalisierung ist Grundlage, um flexibler und schneller auf veränderte Anforderungen reagieren zu können und sie sorgt für mehr Resilienz in unsicheren Zeiten“ – das sagte Robert Mayr, CEO der Datev eG, anlässlich der diesjährigen Jahrespressekonferenz 2023. Mit der Bereitschaft zu digitaler Transformation seien die 40.000 Mitglieder der Genossenschaft und deren Unternehmensmandanten bestens gerüstet für Herausforderungen wie Fachkräftemangel und die verpflichtende Einführung der E-Rechnung im B2B-Bereich ab Januar 2025. Darüber hinaus setzt sich die Datev für Nachhaltigkeit und Soziales ein.

Symbolik Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Die Datev übernimmt Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. - © Somchai - stock.adobe.com

Die digitale Transformation stehe mit im Vordergrund, um die vielen Herausforderungen zu meistern, vor der Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland aktuell stehen – so skizzierte Professor Dr. Robert Mayr, CEO der Datev eG, die Situation. Das vergangene Jahr habe Deutschland durch den Krieg in der Ukraine, Inflation, Energiekrise sowie die Lieferkettenproblematik auf unterschiedlichen Ebenen gefordert. Hinzu käme der Fachkräftemangel, der bestehende Probleme weiter verschärfe. Mayr: „Gerade die Digitalisierung kann in Zeiten von zunehmenden Wettbewerbs- und Technologiedynamiken Lösungen bereitstellen.“ Die Datev begreife es als ihr Ziel, ihren Mitgliedern – steuer- und rechtsberatenden Berufen und Wirtschaftsprüfern und deren Unternehmensmandanten – mit zukunftsfähigen Produkten für Geschäftsprozesse und die digitale Zusammenarbeit als Partner zur Seite zu stehen. Sie rückte überdies Nachhaltigkeitsthemen und Soziales in den Fokus, um Vorbildfunktion zu übernehmen.

Datev: Positive Geschäftszahlen trotz multipler Krisen – dank Form der Genossenschaft

Trotz Krisen verzeichnete die Datev in 2022 einen positiven Geschäftsverlauf. Mayr: „Wir konnten 2022 einen Umsatz in Höhe von 1,31 Milliarden Euro erzielen, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 7,6 Prozent oder 93,2 Millionen Euro.“ Mit verantwortlich für den Erfolg sei die Wirtschaftsform als Genossenschaft, die sich gerade in diesen Zeiten durch Krisenfestigkeit auszeichne. Ziel sei es, den Erfolg der Mitglieder zu fördern. Das Vorantreiben der Digitalisierung sei bedeutender Hebel, um die Herausforderungen für Mitglieder und Kunden beherrschbar zu machen. „Wir wissen, dass digitale Prozesse ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der heutigen Wirtschaftswelt sind“, resümierte Mayr.

Fachkräftemangel: Digitalisierung als Option zur Problemlösung

Besonders der Fachkräftemangel fordere die Wirtschaft heraus, Arbeitsprozesse und -schritte effizienter zu gestalten. Laut Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hätte es 2022 fast zwei Millionen offene Stellen in Deutschland gegeben – so viele wie noch nie. Und laut Institut der deutschen Wirtschaft werden 2030 sogar fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen. Babyboomer gingen zudem nach und nach in Rente, geburtenschwache Jahrgänge folgten. Mayr konstatierte: „Der Arbeitsmarkt wird daher längerfristig angespannt bleiben und die Anzahl der jährlich offenen Stellen steigen.“ Digitales Arbeiten und gesteigerte Effizienz würden dazu beitragen Kapazitätsengpässen wirkungsvoller zu begegnen. Mit digitaler Technik könnten Prozesse verschlankt und wiederkehrende Arbeiten automatisiert werden. Vorteil dabei: Fachkräfte wären dann zunehmend in der Lage, sich auf andere Aufgaben konzentrieren.

Entlastung durch Künstliche Intelligenz: Sicherheit von Daten im Visier

Ein Baustein zur Entlastung der Wirtschaft sei Künstliche Intelligenz, allen voran sei derzeit Chat GPT sei in aller Munde. Der einfach zu handhabende Chatbot könne Texte sogar mit persönlicher Note generieren, dennoch gebe es derzeit noch viele offene Fragen. „Solange noch Unklarheit über Datenschutz und Datensicherheit herrscht, müssen wir sehr sorgfältig sein“, betonte Mayr. Die Sicherheit von Daten sei gerade für die Datev von Bedeutung. Generell müsse nachvollziehbar bleiben, welche Daten eine Künstliche Intelligenz generiert habe und auf welchen Quellen KI-Ergebnisse fußten. Allen Vorteilen der KI zum Trotz: Auch in Zukunft werde der Steuerberater den Wertbeitrag liefern, wenngleich er von KI helfend unterstützt werde. Die Arbeit reduziere sich durch KI nicht, ist sich Mayr sicher. Die Datev prüfe derzeit mögliche Einsatzoptionen und halte Mitglieder auf einer extra eingerichteten Landing-Page über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden.

KI-Einsatz bei der Datev: Von Rechnungsautomatisierung bis Personal-Benchmark

Mayr betonte, künstliche Intelligenz werde die digitale Transformation beschleunigen, digital gut aufgestellte Arbeitgeber seien attraktiver für Fachkräfte. Bei der Datev würde der Einsatz von KI bereits praktiziert auf diesen Gebieten:

  • Datev-Automatisierungsservice Rechnungen: Wesentlicher Baustein seien hier die via Datev-Unternehmen-online hochgeladenen Belege.
  • Liquiditätsmonitor online: Bei der Liquiditätsbetrachtung von Unternehmen könne KI bei der Erstellung wichtiger Entscheidungsparameter unterstützen, mittels Analyse tagesaktueller Bankdaten. Die Entwicklung der Liquidität in den bevorstehenden Wochen könne so relativ sicher prognostiziert werden.
  • Datev Personal-Benchmark online: Hier bestehe die Möglichkeit, einen Marktwert für einen Mitarbeiter in Form eines Jahresbruttolohns zu ermitteln.
  • Datev Fördermittel-Check: Mit wenigen Klicks lasse sich aus tausenden Fördermitteln das Passende finden. Alle Fördermittel sind stets auf dem aktuellen Stand und werden täglich aktualisiert.

Datev: Digitalisierungsschub durch die verpflichtende Einführung der E-Rechnung

„Für einen weiteren Schub bei der Digitalisierung von wirtschaftlichen Prozessen wird die Einführung der verpflichtenden Business to Business (B2B) E-Rechnung in Deutschland und auf europäischer Ebene sorgen, die auf nationaler Ebene vom BMF aktuell zum 01. Januar 2025 geplant ist“, erklärte Mayr weiter: „Aus unserer Sicht spielt vor allem die technische sowie rechtliche Standardisierung des Formats für E-Rechnungen eine zentrale Rolle.“ Diese Veränderung sei nicht nur eine politische Herausforderung, sie berge auch großes Effizienzpotenzial. Die Datev halte hierfür bereits Lösungen parat.

Datev empfiehlt ZUGFeRD-Format wegen lesbarer Bestandteile ohne Verschlüsselung

„Wir empfehlen dringend das ZUGFeRD-Format, weil es auch für Unternehmen nutzbar ist, die keine Tools zum Auslesen der Rechnungsdaten einsetzen“, so Mayr. Vor allem in der Übergangs- und Einführungsphase könne dieses Format, das auch eine lesbare PDF-Datei enthalte, die Akzeptanz der verpflichtenden E-Rechnung steigern. Das Programm „Datev SmartTransfer“ unterstütze den digitalen Austausch von Rechnungen und anderer Geschäftsdokumente. Mayr: „Auf dieser Grundlage werden wir unsere Mitglieder und deren mittelständische Mandanten auch bei den zukünftigen rechtlichen Anpassungen beim Thema E-Rechnung unterstützen.

Geschäftszahlen für 2022 und erstes Halbjahr 2023: „Ergebnisse zufriedenstellend“

Datev-CFO Diana Windmeißer stellte die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 und das erste Halbjahr 2023 vor. Das Umsatzwachstum von insgesamt 7,6 Prozent in 2022 bei der Datev sei durch die Produktgruppen Rechnungswesen, Personalwirtschaft und Kanzleimanagement getragen worden. Mit 32,5 Millionen Euro sei vor allem die Produktgruppe Rechnungswesen 2022 gewachsen, vor allem durch Cloud-Services und Cloud-Anwendungen. Hierzu gehören unter anderem Lösungen wie Belege online und Unternehmen online. 64 Millionen Belege tauschten Deutschlands Unternehmen demnach monatlich mit ihren Steuerberatern darüber aus. Der Umsatz aller ausländischen Vertriebsgesellschaften lag 2022 bei insgesamt 30,7 Millionen Euro, ein leichtes Plus gegenüber 2021 (30,5 Millionen). Die Datev beschäftigt aktuell 8675 Mitarbeiter (ein Plus von 106 gegenüber Dezember 2022), die Mitgliederzahl wuchs im Geschäftsfahr 2022 auf 40.318.

Auch für das erste Halbjahr 2023 zeichnete Windmeißer ein positives Bild: Es konnte ein Umsatz von 703,1 Millionen Euro erzielt werden. Mehr als 491.000 Unternehmen in Deutschland organisierten ihre Prozesse inzwischen über Lösungen wie Datev Unternehmen online – 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr. „86,4 Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen sind von Januar bis Juni 2023 über Datev-Anwendungen erstellt worden – 2,5 Millionen mehr gegenüber dem Vorjahr,“ erklärte Windmeißer. Eine Prognose für die kommende Geschäftsentwicklung wollte die Datev CFO angesichts der aktuellen Lage und stagnierender Prognosen von ifo-Institut und Bundesregierung nicht abgeben.

Im Datev-Fokus: Nachhaltigkeit in vielen Bereichen

Dass sich die Datev für Nachhaltigkeit einsetzt, beweist sie, indem sie unter anderem CO2-freundliche Papiersorten im Druck und Versandzentrum einsetzt, aktuellste Server- und Speichersysteme nutzt und die nachhaltige Programmierung für möglichst wenig Prozessorleistung und damit mehr Energieeffizienz vorantreibt. Auch für Mitglieder und Kunden sei die Datev in Sachen Nachhaltigkeit aktiv: “ CO2 pro Euro Umsatz” heißt es intern. „So können wir unseren Mitgliedern sowie Kundinnen und Kunden ab sofort ihren jeweiligen Datev-eigenen CO2-Fußabdruck mitteilen. Dieser liegt bei etwa 25 Gramm CO2 pro einem Umsatzeuro“, erklärt Windmeißer die Nachhaltigkeitsstrategie.

Unternehmen profitieren von kleinerem CO2-Fußabdruck durch Arbeitnehmer online

Auch für Datev Arbeitnehmer Online habe das Unternehmen einen CO2-Fußabdruck ermittelt. „Eine konventionell gedruckte Lohn- und Gehaltsabrechnung verursacht 28,79 Gramm CO2-Äquivalente. Eine digitale Abrechnung über Datev Arbeitnehmer Online dagegen nur 3,77 Gramm“, so Windmeißer. Die digitale Variante sei somit sieben bis acht Mal weniger klimawirksam.

Hintergrund für das Datev-Engagement: Die EU fordere unter anderem über den Green Deal Act von Unternehmen zur Klimaneutralität beizutragen. Gleichzeitig lege die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung fest. Gestaffelt bis 2027 beinhaltet sie mehr Offenlegungspflichten von nichtfinanziellen Informationen. „Stand heute werden von dieser Berichtspflicht in Deutschland 15.000 Unternehmen betroffen sein“, so Windmeißer. Es sei davon auszugehen, dass die Unternehmen ihre Berichtspflichten innerhalb ihrer Lieferkette auch an kleinere Unternehmen weitergeben.

Windmeißer zum Abschluss ihres Vortrages: „Die Krisen der vergangenen Jahre haben verdeutlicht, wie wichtig es ist, in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales gut aufgestellt zu sein. Und vor allem, wie wichtig die Genossenschaft ist, um gemeinschaftlich Herausforderungen zu meistern.“