Aktuelle Befragung Datev-Seismograf: Die meisten Unternehmen sind trotz multipler Krisen nicht insolvenzgefährdet

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Mit seinem Seismografen nimmt der IT-Dienstleister Datev eG regelmäßig die mittelständische Wirtschaft in den Fokus: Demnach sind aktuell 93 Prozent der Unternehmen, die von Datev-Steuerberatern betreut werden, nicht gefährdet. Die Datev wiederum blickt trotz multipler Krisen durch Pandemie und Ukraine-Krieg auf ein gutes Geschäftsjahr zurück.

Die Datev gab ihre vorläufigen Geschäftszahlen für 2022 bekannt und veröffentlichte Ergebnisse des Seismografen, bei dem der Mittelstand befragt wurde. - © Datev

Bei der Bekanntgabe ihrer vorläufigen Geschäftszahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr 2022 stellte die Datev traditionell die Ergebnisse ihres Datev-Seismografen vor, der aus dem Corona-Barometer hervorgegangen ist: Demnach sind mittelständische Unternehmer, die von Datev-Steuerberatern betreut werden, aktuell vor allem beschäftigt mit dem Fachkräftemangel. Auch Bürokratisierung und Überregulierung bereiten Sorge.

93 Prozent der betreuten Unternehmen sind dennoch gut aufgestellt, nur sieben Prozent tatsächlich insolvenzgefährdet, so die Ergebnisse. Im Juni 2022 waren es sechs Prozent. Jede vierte Kanzlei (23 Prozent) hat kein einziges in seiner Existenz gefährdetes Unternehmensmandat. Die Daten des Datev-Seismografen speisen sich aus einer Befragung, die zwischen 27. Februar und 6. März 2023 stattfand. Dabei wurden Steuerberater der Datev über die aktuelle Lage im Mittelstand befragt.

Unternehmer monieren: Überregulierung nimmt zu

Vor allem der Fachkräftemangel bleibe weiterhin dominierendes Thema. Prof. Dr. Robert Mayr, CEO der Datev: „Besonders auffällig ist, dass das Problem von Überregulierung und Bürokratie in der Wahrnehmung von Rang vier innerhalb von neun Monaten auf Rang zwei gestiegen ist.“ Allein der Anteil der davon stark betroffenen Unternehmen stieg um 17 Prozent. Einen Anstieg gab es auch bei den Problemfeldern Inflation, Zinsentwicklung und Finanzierungskosten. „Die gestiegenen Rohstoffpreise sowie die Lieferkettenprobleme verlieren aber an wahrgenommener Relevanz“, betonte Mayer. Entspannung zeigt sich auch bei den Themen Produktionsausfälle und Kurzarbeit.

Die Datev konnte im Geschäftsjahr 2022 den Umsatz um 7,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro erhöhen. Der Anbieter von digitalen Lösungen für Steuerberater und deren vorwiegend mittelständische Mandanten wuchs in allen Bereichen. So erhöhte sich die Zahl der mit Datev-Lösungen erstellten Lohn- und Gehaltsabrechnungen auf monatlich durchschnittlich 14,2 Millionen Abrechnungen (plus 0,8 Millionen gegenüber dem Vorjahr). „Datev hat das vergangene Jahr trotz der weiterhin bestehenden wirtschaftlichen Risiken und Herausforderungen gut gemeistert“, sagte Mayr. Das Betriebsergebnis betrug mit 72,3 Millionen Euro wegen der Krisendynamiken 6,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Datev-Angestellten stieg zum 31. Dezember 2022 um 218 auf 8.569.

Datev: Wachstumstreiber Cloud-Lösungen

Verantwortlich für das Umsatzwachstum (plus 93,2 Millionen Euro in 2022) habe vor allem die intensivere Nutzung der Datev-Produkte beigetragen. Umsatzbringer waren die Produktgruppen Rechnungswesen mit 445,9 Millionen Euro (plus 32,5 Mio. Euro), Personalwirtschaft mit 288,9 Millionen Euro (plus 19,4 Mio. Euro) und Kanzleimanagement mit 106,9 Millionen Euro (plus 7,2 Mio. Euro).

Cloud- bzw. Online-Lösungen treiben die Geschäfte der Datev voran: So trugen in der Produktgruppe Rechnungswesen die Cloud-Services mit 19,9 Millionen Euro und die Cloud-Anwendungen mit 7,9 Millionen Euro überwiegend zu den Umsatzsteigerungen (um 32,5 Millionen) in dieser Produktgruppe bei. Cloud-Services wie der Bankdatenservice oder die Zahlungsdatenservices für PayPal und Amazon ermöglichen eine automatisierte Datenübernahme in Datev-Lösungen. Cloud-Anwendungen wie Unternehmen online werden für die durchgängig digitale Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Unternehmen eingesetzt.

Digitalisierung: Arbeitnehmer beziehen Gehaltsabrechnungen via Datev

Im Bereich Personalwirtschaft erhöhte sich die Gesamtzahl der im Jahr 2022 mit Datev-Lösungen abgerechneten Lohn- und Gehaltsabrechnungen um 10,7 Millionen auf insgesamt 171,0 Millionen. Die Zahl der registrierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Arbeitnehmer online für den Bezug ihrer monatlichen Abrechnungen nutzen, stieg 2022 um rund 30 Prozent auf 3,3 Millionen.

Datev-Lösungen: Abruf der elektronischen AU kommt in Gang

Auch Datev-Lösungen zum Abruf der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – kurz eAU – seien von Unternehmen gut angenommen worden. Die digitale Variante des sogenannten "gelben Scheins” ist seit Januar 2023 für die Arbeitgeber von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen verpflichtend. Über die Datev-Lohnprogramme und die Lösung Datev Personaldaten wurden im Februar 1,2 Millionen eAU abgerufen – meist von Steuerberaterinnen oder Steuerberatern für ihre mittelständischen Mandanten.

Auf Wachstumskurs blieb im Geschäftsjahr 2022 auch die Produktgruppe IT-Management. „Grund hierfür war wiederholt die erfreuliche Nutzungsentwicklung der Cloud-Sourcing-Angebote Datevasp, Datev-SmartIT und PARTNERasp“, erläuterte Diana Windmeißer, CFO bei der Datev. Rund 2.600 Neukundinnen und -kunden, davon 60 Prozent aus Unternehmerkreisen, entschieden sich, ihre IT-Umgebung in Datev-Hände auszulagern. Kanzleien und Unternehmen entlasten sich damit in Zeiten hoher personeller Belastung von Aufgaben rund um die IT-Administration.

Datev entwickelt das elektronische Steuerberaterpostfach

Die Datev hat im vergangenen Jahr auch die Bundessteuerberaterkammer (BStBK) unterstützt. Als technischer Dienstleister der BStBK entwickelte die Genossenschaft das besondere elektronische Steuerberaterpostfach (beSt). Damit wurden zum 1. Januar 2023 Vorgaben des Gesetzgebers umgesetzt. Mit Erhalt des Registrierungsbriefs besteht für alle Steuerberaterinnen und Steuerberater die Pflicht, Schriftsätze, Anträge und Erklärungen nur noch über das beSt an die deutschen Finanzgerichte zu übermitteln. Mayr begrüßt dies ausdrücklich: „Im Sinne der Digitalisierung von Prozessen ist dies auch sinnvoll. Die geschaffene digitale Steuerberater-Identität kann zukünftig für weitere Anwendungsfälle genutzt werden, so zum Beispiel im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes“, sagte der CEO.