Der schnell verdiente Euro: Er ist ein Lockmittel, das Betrüger nutzen. Insbesondere unerfahrene Anleger fallen bei der Kapitalanlage immer wieder auf außerordentlich hohe Gewinnversprechen herein. Sie verlieren ihr eingesetztes Kapital meist vollständig. Die Finanzaufsicht BaFin hat nun eine Übersicht erarbeitet, wie Anleger in betrügerischer Absicht angesprochen und abgezockt werden – und wie sie sich vor schützen können.

Meist beginnt der Betrug mit einem Telefonat: Beschäftigte von betrügerischen Plattformen kontaktieren Anleger. Im Gespräch bedienen sie sich der Namen bekannter Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind und die die BaFin beaufsichtigt. "Sie geben sich als kompetente Finanzbroker mit jahrelanger Handelserfahrung aus, um sich so Vertrauen zu erschleichen. Dadurch soll ein Anschein von Seriosität erweckt werden", warnt die BaFin.
Wie kommen Betrüger an die Daten?
Wie die Betrüger an die Daten ihrer potenziellen Opfer kommen, ist unterschiedlich. Beliebt ist beispielsweise das Nutzen von Fotos von Prominenten – selbstverständlich ohne deren Einverständnis: Sie erscheinen in Werbefeldern von Apps, die die Nutzer mit reißerischen Schlagzeilen dazu verleiten, die vermeintliche Berichterstattung anzuklicken. "Häufig werden auch Logos und Layouts bekannter Nachrichtenanbieter oder Fernsehsender unberechtigt verwendet", weiß die BaFin. Die Schlagzeile ist reißerisch und emotional: Eine Fernsehsendung darf nicht ausgestrahlt werden, um zu verhindern, dass eine Erfindung bekannt wird, durch die jeder reich werden kann. Wer auf den Beitrag klickt, erhält angeblich den Zugang zu dieser Erfindung, wenn er seine Kontaktdaten hinterlässt.
Aber auch beispielsweise über Spam-Mails oder die sozialen Medien versuchen Betrügerinnen und Betrüger, an die Kontaktdaten potenzieller Opfer zu gelangen.
Mit welchen Versprechen werden Betroffene von der vermeintlich sicheren Kapitalanlage überzeugt?
Die angeblichen Berater sind geschulte Verkäufer: "Sie verleiten Anlegerinnen und Anleger bei der Kapitalanlage häufig dazu, vermeintlich in finanzielle Differenzkontrakte auf Rohstoffe (Contracts for Difference – CFDs), Aktien, Indizes, Währungen oder Kryptowerte zu investieren. Die Versprechen lauten: hohe Gewinne, geringes Risiko, einfache Abwicklung. Für die Abwicklung gibt es drei gängige Varianten des Betrugs:
- Damit das Ganze dann auch "optimal für den Anleger" laufen kann, soll er ein Konto (Wallet genannt) bei einem online erreichbaren Handelsplatz für Kryptowerte einrichten. "Über diese Wallet wird das eingezahlte Handelskapital zum Beispiel in Bitcoins umgetauscht, die jedoch nicht auf dem eigenen Handelskonto, sondern in der Wallet der Betrügerinnen und Betrüger landen", erklärt die BaFin.
- Eine andere Betrugsvariante: Per E-Mail oder telefonisch nennen die Betrüger das Konto einer Privatperson als Einzahlungskonto. Die Kontoinhaber nehmen die Gelder entgegen und leiten sie nach Anweisung der Plattformbetreiber weiter.
- Anlegerinnen und Anleger erhalten bei der Abwicklung der Handelsgeschäfte Unterstützung, indem sich Mitarbeiter der Plattform per Fernwartungssoftware auf deren Laptop, Tablet oder Smartphone aufschalten. Teilweise verschaffen sie sich so auch Zugriff auf deren Onlinebanking. Der Zugriff ermöglicht es den Betrügern außerdem, Konten bzw. E-Wallets für Kryptowerte im Namen ihrer Opfer zu eröffnen und für ihre Zwecke zu nutzen.
Vorgetäuschte Gewinne verleiten zu weiteren Zahlungen
Klar ist: Wer das Konto führt, kann es auch manipulieren. Schauen die Anleger auf den Stand ihres Anlagekontos, sehen sie Kontobewegungen und hohe Gewinne – eine Betrugssoftware fingiert dies. Doch die Zahlen sollen Anleger davon überzeugen, weitere Gelder anzulegen. "Die eingezahlten Gelder werden jedoch in Wahrheit nie investiert", sagt die BaFin. Weder die Handelsplattform noch das Kundenkonto existieren.
Wer den Gegencheck macht und eine Auszahlung seiner Gewinne oder seines Geld möchte, erreicht seinen Anlageberater meist nicht mehr. Oder dieser vertröstet den Investor mit Ausreden. Gelegentlich sagt der Anlageberater die Auszahlung dann doch zu. Allerdings muss der Anleger eben noch Steuern, Gebühren und ein nicht näher definierter Liquiditätsnachweis einzahlen. Wer hier zusätzliches Geld gibt, verliert auch dieses.
Beliebt ist auch diese Masche: Der Anleger muss zunächst eine sogenannte Spiegeltransaktion durchführen. "Hierbei sei, so die Auskunft der Betrügerinnen und Betrüger, ein Betrag, meistens in Höhe der beantragten Auszahlungssumme, vorab zu zahlen, um das Handelskonto mit dem Girokonto des Anlegers „zu verknüpfen.“ Anschließend zahle der Anlageberater das Geld – und den Spiegeltransfer – zurück. In Wirklichkeit dient diese Begründung nur dazu, die Anlegerin bzw. den Anleger zu veranlassen, weitere Gelder zu überweisen", weiß die BaFin.
Für die Kapitalanlage droht der Totalverlust
Die Opfer erhalten das in die Kapitalanlage investiere Geld meist nicht wieder. Es droht der Totalverlust des investierten Kapitals. Und damit nicht genug: Oft werden sie mit weiteren Betrugsversuchen konfrontiert: "Teilweise rufen die Betrüger auch nach mehreren Jahren noch unter dem Vorwand an, dass ihr verlorenes Geld gefunden oder sichergestellt sei. Allerdings müssten sie zunächst eine Zahlung für Steuern, Gebühren oder Ähnliches leisten, bevor sie es erhalten können."
Vor der Geldanlage sollten sich Investoren über aktuell erzielbare Erträge und Renditen informieren. Dafür können sie auch unsere handwerk-magazin-Rechner benutzen. Sie geben Auskunft beispielsweise über Tages-, Fest- und Termingeld. Liegen die versprochenen Renditen der vermeintlichen Anlageberater weit darüber, sollten sich Anleger nicht auf eine Kapitalanlage einlassen.
14 Maßnahmen, die Anleger vor Online-Abzocke schützen können:
Die BaFin hat gleich 14 Maßnahmen zusammengetragen, die Anleger wirksam vor Betrug schützen können:
- Seien Sie bei unaufgeforderten Anrufen im Zusammenhang mit Anlageangeboten skeptisch. Lassen Sie sich nicht auf Beratungsgespräche mit Unbekannten ein, die Sie nicht angefordert haben (verbotenes Cold Calling)
- Seien Sie misstrauisch bei Angeboten, die eine sichere Anlage, eine garantierte Rendite, dazu hohe Gewinne oder ein nur sehr geringes Risiko versprechen. Misstrauen Sie entsprechenden Bonusversprechungen und angeblichen Erfolgen auf Demo-Konten.
- Informieren Sie sich umfassend bei unabhängigen Stellen, bevor Sie investieren, beispielsweise bei den Verbraucherzentralen.
- Prüfen Sie, ob Anbieter von der BaFin oder einem anderen Land des Europäischen Wirtschaftsraums lizenziert sind. Dies können Sie über die Unternehmensdatenbank der BaFin oder über entsprechende Seiten ausländischer Aufsichtsbehörden abfragen. Beachten Sie auch die Warnhinweise auf der BaFin-Website und ausländischer Behörden. Bedenken Sie jedoch, dass diese Warnungen aufgrund der großen Anzahl betrügerischer Angebote sowie ständig wechselnder Praktiken nie vollständig sein können.
- Achten Sie bei Anlageangeboten im Internet auf das Impressum. Wenn es kein Impressum gibt oder dieses fehlerhaft oder unvollständig ist, sollten sie nicht investieren. Bei deutschen Unternehmen können Sie die Firmendaten über eine Abfrage im Registerportal der Länder prüfen.
- Oft verwenden Betrüger die Identität von existierenden Unternehmen im Impressum. Es kann auch vorkommen, dass der Unternehmensname nur minimal abgewandelt wird. Achten Sie – auch bei Email-Adressen - genau auf die Schreibweise. Wenn Sie Zweifel an der Echtheit eines Angebots haben, sollten Sie die Kontaktdaten des „echten“ Unternehmens recherchieren und sich dort erkundigen, ob es sich tatsächlich um ein Angebot dieses Unternehmens handelt.
- Viele betrügerische Anbieter behaupten, sie seien schon lange am Markt aktiv. Durch eine sogenannte Whois-Domainabfrage, die Sie selbst durchführen können, lassen sich solche Angaben schnell überprüfen. Oft sind die Webseiten erst wenige Wochen oder Monate registriert und die Angaben zum Betreiber anonymisiert.
- Gewähren Sie niemals Fremden mittels einer Fernwartungssoftware Zugriff auf Rechner, Laptop oder Smartphone. Betrüger können auf diese Weise einen erheblichen Schaden anrichten und auch persönliche Daten entwenden.
- Seien Sie äußerst vorsichtig bei der Weitergabe sensibler personenbezogener Daten. Viele Betrüger fordern zum Beispiel eine Kopie Ihres Personalausweises an. Sie nutzen Ihre Daten dann für kriminelle Aktivitäten.
- Wenn ein Anbieter Druck ausübt und Sie sich schnell entscheiden müssen, dann ist das häufig ein Trick. Lassen Sie sich nie drängen.
- Seien Sie misstrauisch, wenn Sie aufgefordert werden, Einzahlungen auf Konten zu leisten, die in keiner offensichtlichen Verbindung zu dem Betreiber der Handelsplattform stehen. Seriöse Unternehmen verfügen in aller Regel über ein Firmenkonto und führen dieses auch auf ihrer Webseite auf.
- Vertrauen Sie positiven Erfahrungsberichten nicht blind, insbesondere auch von prominenten Geldanlegern. Diese können gefälscht sein.
- Vorsicht bei Hilfsangeboten, die Ihnen unaufgefordert zugehen. Häufig täuschen Betrügerinnen und Betrüger vor, Sie dabei unterstützen zu wollen, Ihr verlorenes Geld zurückzuholen. Oft geben sie auch vor, von der BaFin oder anderen vertrauenswürdigen Stellen beauftragt oder sogar dort beschäftigt zu sein.
- Kontaktieren Sie bei Verdacht auf Betrug die Polizei.