Ökologisch und ökonomisch Bauen Holzbau: Nachhaltige Lösungen durch regionale Baumaterialien

In Zeiten des Klimawandels gewinnt die Verwendung regionaler Baumaterialien zunehmend an Bedeutung. Besonders der Holzbau profitiert von diesem Trend. Holzbaumeister Christian Milz und Geschäftsführer des österreichischen Unternehmens Sohm HolzBautechnik GmbH zeigt, wie die Wahl regionaler Baumaterialien nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile für die lokale Wirtschaft bietet.

Handwerk trifft Klimaschutz: Mit regionalem Holz und traditioneller Baukunst entstehen nachhaltige Gebäude für die Zukunft.
Handwerk trifft Klimaschutz: Im Holzbau kommen regionales Holz und traditionelle Baukunst zusammen, um nachhaltige Gebäude für die Zukunft zu schaffen. - © CreativeCreations - stock.adobe.com

In der Bauindustrie spielt die Verwendung regionaler Materialien zunehmend eine bedeutende Rolle, besonders in Hinblick auf den Klimaschutz und die Reduzierung von CO2-Emissionen. Der Holzbau, als eine der umweltfreundlichsten Bauarten, profitiert besonders von diesem Trend. Der Holzbauexperte Christian Milz betont im Gespräch mit dem handwerk magazin, dass die bewusste Entscheidung für regionale Materialien ökologische Vorteile mit sich bringt. Gleichzeitig schafft sie auch ökonomische Impulse für die lokale Wirtschaft. „In Zukunft werden wir noch mehr Innovationen und politische Maßnahmen erwarten können, die den Einsatz von nachhaltigen, regionalen Materialien weiter vorantreiben werden.“

Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung durch Holzbau

Die Bauindustrie ist weltweit ein Schwergewicht in Sachen Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung. Mit 60 Prozent des globalen Abfallaufkommens und 40 Prozent der CO2-Emissionen trägt die Bauindustrie erheblich zum Klimawandel bei. Laut der Brandenburgischen Ingenieurkammer (BBK) hat die Branche somit einen maßgeblichen Einfluss auf die Zukunft unseres Planeten. Auch das Fraunhofer-Institut für Holzforschung (WKI) betont, dass Holzbauweisen einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung von Umwelt- und Klimazielen leisten, da Holz als nachwachsender Rohstoff zugleich als CO₂-Speicher fungiert.

„Die Wahl des richtigen Baumaterials kann jedoch einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion dieser Emissionen leisten. Holz ist hierbei ein besonders wichtiges Material: Es speichert CO2 und reduziert somit den CO2-Ausstoß im Vergleich zu anderen Baustoffen wie Beton oder Stahl“, erklärt Milz. Holz ist nicht nur nachhaltig, sondern auch ein Material, das in der Region verfügbar ist – eine Kombination, die die CO2-Bilanz weiter verbessert.

Ein konkretes Beispiel für die Förderung regionaler Holzverwendung bietet die bayerische Holzbauförderung. Sie stellt Fördermittel bereit, die mit einer CO2-Einsparung pro Tonne Holz verbunden sind – ein Anreiz, der das umweltfreundliche Bauen noch attraktiver macht. Diese Initiativen seien nicht nur eine Reaktion auf die Klimakrise, sondern auch ein effektiver Weg, die Bauindustrie in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken, so der Holzbauexperte.

Wirtschaftliche Vorteile für die Region

Die Verwendung regionaler Materialien hat auch klare wirtschaftliche Vorteile für die lokale Wirtschaft. Indem Unternehmen wie Sohm HolzBautechnik mit lokalen Sägewerken und kleinen Betrieben zusammenarbeiten, wird die regionale Wertschöpfung gestärkt. „Besonders in Zeiten von globalen Marktschwankungen, wie sie durch die Pandemie und geopolitische Krisen ausgelöst wurden, zeigen sich die Vorteile regionaler Lieferketten. Kleinere Betriebe, die lokal bleiben, sind oftmals in der Lage, flexibler auf die Bedürfnisse der Bauherren zu reagieren, was wiederum den Handwerkern zugutekommt, die auf diese Materialien angewiesen sind“, erläutert Milz.

Transportweg als entscheidender Faktor

Neben der Wahl des Materials selbst spielt der Transport eine Schlüsselrolle bei der Reduktion von CO2-Emissionen. Während für importierte Baustoffe weite Transportwege zurückgelegt werden müssen, sind regionale Holzprodukte oft deutlich kürzer unterwegs. Ein wichtiger Faktor, um die Emissionen zu minimieren, so Milz. Darüber hinaus wird durch die nachhaltige Forstwirtschaft in Europa, in der Bäume nachgepflanzt werden, ein langfristiger Bestand des Rohstoffes gewährleistet. „In unserem Unternehmen wie Sohm HolzBautechnik wird bewusst auf heimische Hölzer aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern gesetzt, was die Transportwege weiter verkürzt und somit ökologischer ist“, erklärt der Geschäftsführer.

Herausforderungen durch den Klimawandel

Trotz der vielen Vorteile regionaler Materialien gibt es auch Herausforderungen. Ein entscheidendes Problem im Holzbau ist die Veränderung der Baumarten durch den Klimawandel: „Traditionelle Holzarten wie Fichte und Weißtanne werden aufgrund der steigenden Temperaturen und veränderter klimatischer Bedingungen in den kommenden Jahrzehnten weniger verfügbar sein. Deshalb werden alternative, klimaresistente Holzarten und sogar Kreuzungen von Bäumen untersucht, um diese Lücke zu schließen“, resümiert der Holzbaumeister aus dem österreichischen Alberschwende. Ein weiteres Thema, das in der Branche diskutiert wird, ist der Einsatz von Harthölzern wie Buche für tragende Konstruktionen. Diese Holzarten sind stabiler und widerstandsfähiger, stellen jedoch höhere Anforderungen an die Verarbeitung und sind momentan teurer als herkömmliche Fichtenprodukte.

Förderprogramme und gesetzliche Vorschriften für den Holzbau

Förderprogramme spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, regionale Baumaterialien zu verwenden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es bereits zahlreiche Programme, die den Holzbau finanziell unterstützen. Insbesondere in Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg existieren spezifische Fördermaßnahmen, die auf den Einsatz von Holz und anderen regionalen Materialien abzielen. Deutschland unterstützt die regionale Holzindustrie mit einer Vielzahl an Förderprogrammen, die von nachhaltiger Forstwirtschaft bis zu innovativen Holzverarbeitungs-Technologien reichen.

Über Initiativen wie „Zukunft Wald“ werden klimafreundliche Projekte und der Einsatz von Holz als nachhaltigem Baustoff gefördert. Investitionszuschüsse helfen, energieeffiziente Maschinen und Anlagen in der Branche einzuführen. Zusätzlich profitieren Unternehmen von EU- und Landesförderungen, die den ländlichen Raum stärken und regionale Wertschöpfung fördern. So wird die Holzindustrie nicht nur grüner, sondern auch zukunftsfähiger und wettbewerbsstärker. Diese Programme bieten nicht nur den Bauherren einen finanziellen Anreiz, sondern auch den Handwerksbetrieben, die sich für umweltfreundliche Materialien und Praktiken entscheiden. Zusätzlich sehen Fachleute wie Holzbaumeister Christian Milz Potenzial für weitere politische Maßnahmen, die speziell kleinere Betriebe unterstützen könnten. Diese könnten helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Handwerksunternehmen zu sichern und gleichzeitig die Nachfrage nach nachhaltigen Baumaterialien zu fördern.

Zukunftsperspektiven und Innovationen im Holzbau

Die Zukunft des Holzbaus sieht augenscheinlich vielversprechend aus, wie sich im Gespräch mit Milz herausstellt. Das Projekt „Holz von hier“ fördert die nachhaltige Nutzung regionalen Holzes und stärkt die lokale Wirtschaft. Durch den Einsatz des heimischen Rohstoffs in Bauprojekten trägt es zudem zur CO2-Reduktion bei. Innovationsansätze wie Transparenz und gezieltes Marketing ermöglichen es Bauherren, genau nachzuvollziehen, woher das Holz stammt und wie es verarbeitet wurde. Dadurch können sie auch den ökologischen Fußabdruck ihres Bauprojekts besser verstehen und bewerten. Diese Art von Transparenz wird nicht nur im deutschsprachigen Raum sondern auch in anderen Regionen Europas zunehmend populär.

Zugehörige Themenseiten:
Baustoffe, Fördermittel, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektiven im Handwerk