Nachhaltiges Bauen mit Holz Deutschlands größtes Hybridholzhaus: CO2-neutral bauen und bewirtschaften

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98 Meter, 29 Etagen und 150 Wohnungen – so soll das WoHo in Berlin aussehen, das bis 2026 fertiggestellt werden soll. Noch ist das Projekt im Bebauungsplanverfahren, doch sollen schon frühzeitig Handwerksbetriebe für die Umsetzung hinzugeholt werden.

Das höchste Hybridholzhaus Deutschlands wird in Berlin bis 2026 fertiggestellt. - © Mad Arkitekter

In Berlin wird´s eng: Immer mehr Menschen benötigen Wohnungen, doch der Platz für Grundstück ist endlich. Ein Ausweg hat die Stadt darin gesehen, in luftige Höhen zu wachsen. Derzeit entsteht mit 98 Metern Höhe, die sich auf 29 Stockwerke erstrecken, das höchste Hybridholzhaus Deutschlands. Angesiedelt inmitten der 80er-Jahre-Bauten im Stadtteil Kreuzberg soll es ein gemischtes Stadtquartier beherbergen: von Wohnungen jeder Preisklasse bis hin zu Cafés, Gemeinschaftsräumen, Schwimmbädern sowie Spiel- und Sportplätzen, die auch anderen Berlinern zugänglich sein sollen. „Wir wollen mit dem WoHo als ein Ort der Begegnung im Kiez in die Nachbarschaft hineinwachsen“, Das neue Hybridhochhaus in Berlin wird 2026 fertiggestellt.erklärt Thomas Bestgen, Geschäftsführer UTB Projektmanagement, einem Entwickler für nachhaltige Stadtentwicklung in Berlin.

Besonders am Gebäude ist auch seine massive Holzbauweise. Die Decken bestehen jeweils aus Sperrholz, die Lasten werden von Stahlbeton getragen. Daneben sind lediglich das Untergeschoss sowie zwei Treppenhäuser aus dem Stahl-Beton-Kern gebaut. Mit diesem Materialmix will Bestgen die von der Regierung vorgeschriebenen Klimaziele beim Neubau erreichen. „Wir wollen das Gebäude CO2-neutral bauen und bewirtschaften“, sagt er. Dabei arbeitet er mit dem Architekturbüro Mad Arkitekter aus Oslo geholt, die den Zuschlag unter 14 Bewerbern erhalten haben.

Etliche Vorteile von Holz

Die Norweger haben viel Erfahrung im Bauen mit Holz, im Inneren sowie in der Außenfassade. „Die Hölzer sind sehr wetterbeständig“, weiß Architektin Martina Ellsel und verweist auf die etlichen Holzbauten im eigenen Land. „Was in Norwegen geht, funktioniert in Deutschland auch“, sagt sie. Dass auch weitere Hochhäuser künftig mit Holz gebaut werden, steht für die Projektbeteiligten des WoHo fest. Der Baustoff hat zahlreiche Vorteile, er

  • speichert CO2
  • ist leicht
  • lässt sich modular vorfertigen, wodurch weniger Lärm auf Baustellen in Städten herrscht
  • ist der einzige natürlich nachwachsende Baustoff
  • haptisch angenehm
  • sorgt für gute Raumatmosphäre und steigert das Wohlbefinden

Brandschutz: Für 120 Minuten stabil

Beim Brandschutz sieht Bestgen ebenfalls keine Probleme. „Ein möglicher Brand kann sich maximal auf eine Nutzeinheit von 200 Quadratmeter erstrecken“, erklärt Achim Vogelsberg, Professor an der Technische Hochschule Mittelhessen für Holzbau und Tragwerkslehre am Fachbereich Bauwesen in Gießen, der am Projekt mitwirkt. Zudem hat er dafür gesorgt, dass der Bau mit seinen 29 Etagen so lange stabil ist, bis die Feuerwehr den Brand löschen sowie mögliche Rettungsaktionen durchführen kann. Vogelsberg bemisst diesen Zeitraum auf 120 Minuten. Der Professor weist jedoch darauf hin, dass die Brandwahrscheinlichkeit bei einem Holzgebäude nicht größer als bei anderen Bauten sei. Vor allem Einrichtungsgegenstände im Inneren seien häufig die Auslöser, die ein Haus in Brand setzten.

Schon früh wollen die Projektbeteiligten beim WoHo, das sich derzeit noch im Bebauungsplanverfahren befindet, auch verschiedene Handwerks-Gewerke einbinden: von der Verbauung bei den Holzelementen bis hin zur Wärmeversorgung.

Kein zwanghaftes Grünkohlessen

Laut Bestgen gibt es für die 150 genossenschaftlichen Wohnungen im Hybridholzhaus, die teils zu mieten, teils zu kaufen sind, schon etliche Bewerber. Mit dem Konzept soll auch der Versingelung in Großstädten entgegengewirkt werden. In der Hauptstadt gibt es 2,1 Millionen Wohnungen, davon beherbergen 1,1 Millionen  Wohnungen nur eine Person. „Das ist nicht gut für eine Stadt und auch nicht für ihre Sozialstruktur“, sagt Bestgen. Zudem wollten die wenigsten Menschen alleine leben und alleine alt werden. Die Clusterwohnung, in der eine Person sehr gut leben kann, ist beim WoHo ebenfalls integriert – mit dem Vorteil, dass der Bewohner in einer Gemeinschaft aufgehoben ist. Ganz ohne Mitmachpflicht, wie Bestgen betont. „Es geht nicht darum zwanghaft am Grünkohlessen in der Wohngemeinschaft teilzunehmen, wir stellen der Nachbarschaft nur Angebote zur Verfügung, die sie wahrnehmen können oder nicht.“

Eckdaten des WoHo:

Das Gebäude mit 29 Stockwerken umfasst vier Kubatoren und schafft somit eine Nutzfläche von insgesamt 18.000 Quadratmetern. 60 Prozent der Fläche sollen für eine sozial gemischte Wohnnutzung in unterschiedlichen Wohnungstypologien bereit stehen. Die Bereiche in den Erdgeschossen der vier Baukörper sind als öffentliche Flächen geplant genauso wie die Dachterasse im 29. Stock des Hauptturms, der eine 360 Grad Sicht über Berlin bieten wird. Zusätzlich geht das Projekt auf die veränderten Bedürfnisse hinsichtlich Mobilität ein: Carsharing, E-Ladestationen, Fahrradgaragen und weniger KFZ-Stellplätze werden geschaffen. Geplant ist die Fertigstellung für das Jahr 2026.