Finanzierung in schwierigen Zeiten Liquidität: Wie Factoring, Leasing und Finetrading in Krisen helfen

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Die bankenunabhängige Finanzierung rückt in den Blick der Unternehmer – spätestens, wenn die Banken zurückhaltend mit ihrer Kreditvergabe werden. Denn Absatzfinanzierung und Leasing sind eine Alternative oder Ergänzung zum Bankkredit. Sie schützen Liquidität und Eigenkapital, sodass auch ein regulärer Bankkredit wieder leichter zu erlangen ist. Wie die Finanzierungsalternativen funktionieren – und was sie kosten.

Lagerhaltung bindet Kapital. Factoring, Leasing und Einkaufsfinanzierung sichern dennoch die Liquidität von Betrieben.
Lagerhaltung bindet Kapital. Factoring, Leasing und Einkaufsfinanzierung sichern die Liquidität von Betrieben. - © AkimD - stock.adobe.com

"Über 65 Prozent von 500 befragten Entscheidern in kleinen und mittelständischen Unternehmen wünschen sich Leasingangebote direkt am Point of Sale", so das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter 500 Entscheidern kleiner und mittelständischer Unternehmen. Die Gründe sind die Sicherung der Liquidität sowie die Nutzung von Steuer- und Bilanzvorteilen.

Damit steigt "der Stellenwert dieser Finanzierungsangebote gegenüber herkömmlichen Bankkrediten", folgert Stephan Ninow, Geschäftsführer des Leasing- und Factoring-Anbieters abc finance. Moderne Finanzierungsalternativen zum Kredit würden die nötige Investitionsbereitschaft der Handwerksunternehmen aufrecht erhalten – "gerade auch in Zeiten hoher Energiepreise, des Fachkräftemangels und der zu bewältigenden Energiewende". Für Handelsunternehmen und Hersteller sei die Absatzfinanzierung ein effektives Mittel zur Steigerung des Umsatzes.

Finanzierung am Point of Sale für mehr Umsatz

Besonders positiv sahen die Umfrageteilnehmer den Komfort, den der Abschluss einer Finanzierung direkt am Point of Sale mit schneller und einfacher Abwicklung bietet – ohne zusätzlichen Termin bei der Bank. Die Option eines Finanzierungsangebots während eines Verkaufsgesprächs könne eine Kaufentscheidung somit positiv beeinflussen. Zwei Drittel der Unternehmensentscheider gaben zudem an, dass Leasingangebote vom Händler eine gute Alternative gegenüber Bankkrediten darstellen, wenn es zum Beispiel um Investitionen in neue Technik und kleinere Maschinen gehe.

Die gängigsten Alternativen zum Bankkredit heißen Leasing, Factoring und Finetrading - also die Bürgschafts- und Kreditversicherung.

Leasing kurz erklärt

Leasing ist nichts anderes als mieten. Dabei übernimmt der Leasinggeber die Finanzierung beispielsweise einer Software, eines Autos oder einer Maschine und behält das Investitionsgut in seinem Eigentum. Der Leasingnehmer bezahlt eine monatliche Gebühr für die Nutzung des Objektes für die vereinbarte Laufzeit. Zusätzlich ist der Leasingnehmer für die Instandhaltung zuständig: das beinhaltet Wartung, Pflege und Reparaturen.

Die Kosten des Leasings sind individuell. Sie lassen sich an frei zugänglichen Leasingrechnern im Internet ermitteln, so beispielsweise bei finanzen-rechner.net/leasingrechner oder bei LeasingGo. Achtung: Wählen Sie keinen Leasingrechner, der von Ihnen die konkrete Eingabe von Unternehmensdaten inklusive Adresse verlangt.

Die wesentlichen Vorteile sind ein immer aktueller Maschinenpark, da das Leasinggut nach Ablauf der Leasingzeit zurückgegeben werden kann. Auch teure Reparaturen fallen bei neuen Gütern selten an, sodass der Reparaturaufwand meist minimal ist. Und der Handwerker entlastet seine Bilanz, indem er Eigenkapital schont. Damit erhöht er en passent seinen Kreditspielraum bei seiner Hausbank. Zudem können Handwerksunternehmer die Leasingraten in voller Höhe als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen.

Zu den Nachteilen gehören die Kosten des Leasings – sie liegen meist über denen eines Bankkredits. Zudem gehört das Leasinggut nicht dem Handwerker, er kann es bei Bedarf nicht verkaufen, sondern ist bis zum Laufzeitende im Leasingvertrag gebunden. Auch bei der Rückgabe des ­geleasten Objekts kann es zu Problemen kommen, falls es nicht in dem Zustand ist, den der Leasinggeber erwartet.

Factoring kurz erklärt

Auch Factoring ist ein alternatives Finanzierungsinstrument, das die Liquidität in Betrieben sichert. Dabei verkauft der Unternehmer seine Forderungen an einen Factor. Vor Vertragsschluss prüft der Factor den Kundenstamm und legt anhand des Risikos seine Konditionen fest. Meist werden bis zu 90 Prozent der eingereichten Rechnungshöhe innerhalb von kürzester Zeit (24 Stunden) bezahlt. Dabei geht das Zahlungsrisiko auf den Factor über. Es gibt verschiedene Arten von Factoring, die jeweils einen unterschiedlich hohen Grad an Serviceleistungen darstellen. So gibt es etwa das echte Factoring (auch Full Service Factoring genannt), bei dem der Factor das komplette Ausfallrisiko übernimmt. Beim unechten Factoring übernimmt der Factor die Vorfinanzierung von Rechnungen und er meist das Debitorenmanagement, aber er geht nicht ins Risiko. Das heißt: Zahlt der Kunde nicht, besteht für den Handwerker kein Schutz gegen einen Forderungsausfall. Zwar übernimmt der Factor alle Inkassomaßnahmen und das Mahnen, hat er jedoch keinen Erfolg, muss der Handwerker den Rechnungsbetrag zurückzahlen.

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Zu den Vorteilen des Factorings gehört die Minimierung des Risikos von Zahlungsausfällen. Zudem wird die Buchhaltung entlastet und das lästige Mahnwesen ausgelagert und professionalisiert. Als Vorteil gilt auch die schnelle und sichere Verfügbarkeit von Liquidität.

Zu den Nachteilen des Factorings gehören die hohen Kosten - die bei manchem Anbieter sogar unangemessen hoch sein können. Sie bestehen aus laufenden Kosten: Das sind die Factoringgebühr, Zins und oft auch Debitorenprüfkosten (auch Auditkosten genannt). Zusätzlich erheben manche Anbieter eine Einrichtungspauschale als Einmalgebühr. Mit unserem Factoring-Rechner können Handwerker die Kosten für ihr Finanzierungsvorhaben ermitteln. Tipp: Prüfen und vergleichen Sie verschiedene Angebote - hier lässt sich enorm viel Geld sparen.

Factoring - diese Branchen nutzen es.
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Finetrading und Warenkreditversicherung

Mithilfe des Finetradings können Handwerker, die Ware einkaufen, sie verarbeiten und dann weiterverkaufen, eine Vorfinanzierung ohne eine Bank erreichen. Es wird bei der Einkaufs- und bei der Lagerfinanzierung eingesetzt. Der Finetrader bestellt im Auftrag des Handwerkers Waren bei einem Lieferanten und bezahlt die Rechnung sofort oder innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels. Die Waren werden anschließend direkt an den Handwerker geliefert. Der Finetrader gewährt ihm ein verlängertes Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen. Der Handwerker hat dann Zeit, sein Produkt zu erstellen und zu verkaufen. Aus den Erlösen kann er seine Rechnung an den Finetrader bezahlen.

"Das Finanzierungsinstrument Finetrading führt bei KMU zu einem verbesserten Liquiditätsmanagement sowie zu einer Working-Capital- Optimierung. Finetrading bietet eine flexible Verlängerung von Zahlungszielen auf der Einkaufsseite, erzielt oftmals nicht genutzte Skontoabschläge
und führt zu einer Reduzierung der Kapitalbindung. Im Rahmen der kurzfristigen Fremdfinanzierung ist Finetrading eine Alternative zum Betriebsmittel- oder Saisonkredit der Hausbank sowie zum Lieferantenkredit, der für KMU das wichtigste Instrument der kurzfristigen Fremdfinanzierung ist. Besonders geeignet ist Finetrading für KMU mit Einkaufsvolumen bis zu 15 Millionen Euro sowie einem Geschäft mit saisonalen Spitzen oder langen Finanzierungszeiträumen auf der Einkaufsseite", fasst Sven Koch in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen die Vorteile zusammen.

Ein weiteres Mittel zur Liquiditätssicherung ist die Warenkreditversicherung. Geht ein Kunde in die Insolvenz oder bezahlt er seine Rechnung nicht, übernimmt sie die ausstehende Forderungssumme (abzüglich Selbstbehalt). Allerdings ist der Risikoschutz gegen den Forderungsausfall individuell - und komplex. Das bedeutet: Der Handwerksunternehmer kann sich den für ihn passenden Schutz zusammenstellen. Dafür muss er vor Abschluss einer Police seine Umsätze, erlittene Forderungsausfälle in der Vergangenheit und branchenspezifische Angaben machen. Zudem definiert er die Höchstentschädigungssumme pro Jahr und er muss sich zu klaren Meldepflichten, rechtzeitig eingeleitetem Mahnverfahren und strenger Fristeneinhaltung verpflichten.

Die Vorteile sind der Schutz vor Zahlungsausfällen und damit die Sicherung der Liquidität von Betrieben. Zudem prüft der Versicherer vor jeden Auftrag die Bonität der Handwerkerkunden, sodass drohende Zahlungsengpässe frühzeitig erkannt werden. Ein Gegensteuern ist dann oft noch möglich, etwa indem Vorkasse oder Ratenzahlungen vereinbart werden. Oder indem der Handwerker den Auftrag gar nicht erst annimmt. Der Verwaltungsaufwand ist meist gering.

Die Nachteile sind die teilweisen hohen Prämien für die Policen und der Abzug eines Selbstbehaltes im Schadenfall. Dies können 20 bis 40 Prozent der Nettorechnungssumme sein. Auch dauert das Inkassoverfahren oft einige Monate. Und die Leistung an den Betrieb erfolgt erst, wenn das Inkassoverfahren erfolglos abgeschlossen wurde. Damit ist auch klar: Das Debitorenmanagement liegt beim Handwerker - wenn er sich nicht an die diesbezüglich vereinbarten Fristen und Vorgaben hält, verliert er seinen Versicherungsschutz.

Im Internet finden Sie verschiedene Rechner für Ihre Police. Wie immer gilt: Nutzen Sie keine Rechner, die von Ihnen konkrete Firmendaten und eine Adresse oder Telefonnummer verlangen.

Fazit

Ist die Hausbank zurückhaltend mit der Vergabe eines Kredites, können Handwerksunternehmer ihre Liquidität schonen und sich mit Alternativen finanzieren. Dabei ist es eine individuelle Abwägung, ob die entstehenden Kosten die eingekaufte Sicherheit oder Erleichterung in der Administration rechtfertigen.