Liquiditätssicherung Factoring-Rechner: Wie die Sicherung der Liquidität gelingt – und was sie kostet

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Die finanzielle Situation ist in vielen Betrieben angespannt, denn nicht jeder kann Preissteigerungen im Einkauf zu 100 Prozent an seine Kunden weitergeben. Factoring scheint eine Lösung für das Problem zu sein. Aber: Factoring kostet. Wenn es jedoch passend auf den individuellen Betrieb zugeschnitten ist, entlastet es auch. Auf was Unternehmer achten müssen – mit Anbieterübersicht und Factoringrechner, der die tatsächlichen Kosten verschiedener Angebote vergleichbar macht.

Factoring kann die Liquiditätslage eines Betriebes enorm verbessern. - © iQoncept - stock-adobe.com

Um mehr als 20 Prozent stieg der Umsatz der Factoringbranche im vergangenen Jahr. Das sind 372,9 Milliarden Euro – fast zehn Prozent des deutschen Brutto-Inlandsprodukts und ein Rekordwert, meldet der Deutsche Factoring Verband.

Auch künftig rechnet die Branche mit Wachstum. So hat der zweite Branchenverband, der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM), durch das Marktforschungsunternehmen Kantar bei mehr als 1.900 Unternehmen nachfragen lassen, wie sie es mit der Finanzierung ihrer Umsätze halten. Ergebnis: 26 Prozent der Befragten mit Umsätzen von über 2,5 Millionen Euro „denken darüber nach, Factoring als neues ­Instrument zum Finanzierungsmix hinzuzufügen“, sagt Michael Ritter, Vorstandsvorsitzender des BFM. „Zudem sehen über 37 Prozent im Factoring einen Schutz vor Forderungsausfällen.

Tatsächlich kann Factoring in der Krise als Instrument der Liquiditätssicherung dienen. „Mit dem regelmäßigen Verkauf offener Forderungen geht das Risiko von Zahlungsausfällen auf den erwerbenden Factor über“, so Ritter. Doch der Service ist nicht billig, bei manchem Anbieter sogar unangemessen hoch. Wer jedoch darauf achtet, dass seine Ersparnis (weniger Aufwand in der Buchhaltung, Mahnwesen, ...) über den Kosten liegt, ist mit Factoring unter Umständen gut beraten.

Factoring: Wie es geht ...

Beim Factoring verkauft der Unternehmer seine Forderungen an einen Factor. Vor Vertragsschluss prüft der Factor den Kundenstamm und legt anhand des Risikos seine Konditionen fest. Meist werden bis zu 90 Prozent der eingereichten Rechnungshöhe innerhalb von kürzester Zeit (24 Stunden) bezahlt. Das sorgt für Entlastung in der Buchhaltung des Handwerkers und schnelle, sichere Liquidität. Einige Anbieter gewähren einen 100-Prozent-Ausfallschutz, übernehmen das gesamte Debitorenmanagement und auch das Mahnwesen.

Tipp 1: Achten Sie darauf, dass die Einreichung von Rechnungen unkompliziert per „Drag&Drop“ oder andere Software-Lösungen funktioniert.

Tipp 2: Achten Sie auf die Auszahlungsmodalitäten. Ihnen ist vermutlich nicht geholfen, wenn Sie intern trotz der Auslagerung eine Buchhaltung führen müssen. Dies ist der Fall, wenn der Factor die Einbehalte der Rechnungen ein Mal im Monat als Gesamtsumme auszahlt. Dann müssen Sie nämlich intern kontrollieren, welche Rechnung nicht zu 100 Prozent bezahlt wurden, damit sie die entsprechenden Kunden kennen.

... und was es kostet

Die Kosten des Factorings bestehen aus laufenden Kosten, also der Factoringgebühr, Zins und oft auch Debitorenprüfkosten (auch Auditkosten genannt). Als Einmalgebühr erheben mancher Anbieter zusätzlich eine Einrichtungspauschale.

Tipp 3: Beinhaltet das Angebot eines Factors eine Start- oder Einrichtungsgebühr, sollten Unternehmer ein Vergleichsangebot einholen. Meist kommen sie dann günstiger an die Leistung. Auch Debitorenprüfkosten erheben nicht alle Anbieter. Auch hier lässt sich sparen. Fragen Sie dezidiert nach Einmalkosten und laufenden Kosten - und nach den Gesamtkosten in Prozent vom Umsatz. Die Antwort sollte schriftlich vorliegen. Denn Gesamtkosten sind nicht interpretierbar - Sie möchten volle Transparenz und die können Sie auch einfordern. Ist der Factor an dieser Stelle intransparent oder sperrig im Informationsfluss, wechseln Sie lieber zu einem anderen Anbieter.

Was die Kosten beeinflusst

Die Höhe der Gebühren hängt grundsätzlich vom Umsatz des Handwerkers, Art des Factorings, Bonität des Unternehmens und der Branche, in der es tätig ist ab. Wichtigster Punkt sind Bonität und Anzahl der Kunden des Handwerkers. Die Factoringgebühr liegt meist zwischen 1,2 und 1,7 Prozent, der Zins bei rund acht Prozent. Beides sind Richtwerte – es gibt günstigere, aber auch sehr viel teurere Anbieter. Gelegentlich werden diverse Nebenkosten in Rechnung gestellt.

Tipp: Der Blick ins Kleingedruckte ist ein Muss. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingt, wenn der Anbieter transparent kommuniziert. Entdecken Sie im Kleingedruckten weitere Kosten, sollten Sie sich einen anderen Factor suchen.

Dieser Rechner macht Angebote vergleichbar:

Um die verklausulierten Kosten in den Angeboten verschiedener Anbieter vergleichbar zu machen, finden Sie unten stehend einen Rechner, in den Sie Ihre Angaben aus den Ihnen vorliegenden Angeboten eingeben können. Sie erhalten eine übersichtliche Darstellung und Umrechnung aller Kosten, so dass die Gesamtkosten der Angebote vergleichbar werden. Sie können über den Rechner auch ein unabhängiges Factoringangebot anfordern.

Die für den Rechner gültigen Datenschutzbestimmungen von "Factoring Preisvergleich" finden Sie hier. Hinweis: Mit Klick auf "Unabhängiges Angebot anfordern" verlassen Sie handwerk-magazin.de – es gelten dann die Datenschutzbestimmungen der FGM Finanzierungsgruppe Mittelstand LTD.

Factoring: Arten und Vorteile

  • Beim echten Factoring (auch Full Service Factoring genannt) übernimmt der Factor das komplette Ausfallrisiko. Zahlt der Kunde des Handwerkers bei Fälligkeit nicht, trägt der Factor das Verlustrisiko. Der Handwerker erhält auf jeden Fall sein Geld. Eine weitere Leistung des Factors ist die laufende Überprüfung der Bonität der Handwerkerkunden.

  • Beim unechten Factoring übernimmt der Factor die Vorfinanzierung von Rechnungen und er übernimmt meist das Debitorenmanagement, aber er geht nicht ins Risiko. Das heißt: Zahlt der Kunde nicht, besteht für den Handwerker kein Schutz gegen einen Forderungsausfall. Zwar übernimmt der Factor alle Inkassomaßnahmen und das Mahnen, hat er jedoch keinen Erfolg, muss der Handwerker den Rechnungsbetrag zurückzahlen.

  • Beim offenen Factoring weiß der Kunde des Handwerkers, dass die Forderung an einen Factor verkauft wurde. Er bezahlt seine Rechnung also nicht an den Handwerker sondern an den Factor. Wer befürchtet, dass der Forderungsverkauf bei seinen Kunden nicht gut ankommt, entscheidet sich oft für stilles Factoring. In diesen Fällen überweist der Kunde direkt an den Handwerker. Dieser hat den Betrag jedoch an den Factor abgetreten und überweist ihm den Rechnungsbetrag nach Zahlungseingang. Bleibt der Zahlungseingang aus, informiert der Handwerker den Factor. Bei echtem Factoring übernimmt dieser dann das Inkasso.

  • Fälligkeits-Factoring wird auch Maturity Factoring genannt. In diesen Fällen reicht der Handwerker Rechnungen mit Zahlungsziel beim Factor ein. Doch er erhält sein Geld erst bei Fälligkeit der Rechnung. Es findet keine Vorfinanzierung statt. Aber: Der Factor überwacht den Zahlungseingang und übernimmt gegebenenfalls das Mahnen. Da der Factor keine Vorfinanzierung und kein Ausfallrisiko übernimmt, sind die Gebühren für diese Art des Factorings relativ gering.

  • Das Inhouse Factoring entlastet den Handwerker nicht bei der Debitorenbuchhaltung. Der Factor übernimmt die Vorfinanzierung und das Ausfallrisiko. Der Handwerker kümmert sich um Inkasso und Mahnung. Der Kundenkontakt bleibt also beim Handwerker, was die Gebühren für das Factoring gegenüber einem echten Factoring geringer werden lässt.

  • Die modernste Form der Abwicklung des Factorings ist das Online Factoring. Die Vorteile sind Zeit- und Geldersparnis, da die Handwerker offene Rechnungen online an ihren Factor weiterleiten.

  • Ausschnittsfactoring heißt die Variante, bei der der Handwerker nicht alle Rechnungen an den Factor verkauft, sondern nur einen ausgewählten Teil. Meist werden die Rechnungen einer bestimmten Kundengruppe verkauft, wie etwa Großkunden oder schlechte Zahler.

  • Reverse Factoring ist nichts anderes als die Finanzierung des Einkaufs und wird auch als Lieferantenfactoring bezeichnet. Bei dieser Variante organisiert der Handwerkers den Verkauf der Forderung, die er selber zu bezahlen hat. Der Vorteil für den Handwerker: bessere Konditionen im Einkauf und ein besseres Zahlungsziel. Denn der Lieferant erhält sein Geld sofort, während sich der Handwerker mit dem Bezahlen Zeit lassen kann - beispielsweise, bis er seine Leistungen seinen eigenen Kunden gegenüber erbracht und Einnahmen erzielt hat.

Bundesverband Factoring für den Mittelstand: Weniger Factoring während Corona

Der BFM meldet einen konstanten Anstieg bei Bekanntheit und Nutzung von Factoring – nach einem Einbruch während ­Corona. „Mittlerweile greifen knapp 20 Prozent der Unternehmen mit Umsätzen über 12,5 Millionen Euro auf Factoring ­zurück“, so Verbandschef Ritter. Bisher seien es vor allem größere Unternehmen, die im Verkauf von Forderungen eine ergänzende Komponente in ihren Finanzierungsplänen sehen. Das bestätigen 41 Prozent der Befragten mit Umsätzen zwischen 25 und 50 Millionen Euro.

„In der aktuellen Krise und angesichts vieler externer Herausforderungen und Unsicherheiten wird Factoring von Unternehmen zunehmend als ein Mittel begriffen, um Liquidität zu sichern. Dass etwa im verarbeitenden Gewerbe in jedem vierten Unternehmen erwogen wird, die
Finanzierungsmethode zu nutzen, macht den derzeitigen Bedarf an krisenresistenten Lösungen deutlich“, sagt Ritter.

Anpassungsfähigkeit macht Factoring attraktiv

Dass die Finanzierung mit den Umsätzen der Unternehmen mitwächst, mache Factoring für die Studienteilnehmer ebenfalls interessant, so Ritter. Knapp 45 Prozent der Befragten mit Umsätzen ab 2,5 Millionen Euro können sich vorstellen, Factoring aufgrund dieses Umstands zu nutzen. Begründet ist auch diese Eigenschaft durch die Funktionsweise des Factorings. Denn statt einen Kredit aufzunehmen, lassen sich Unternehmen hier Umsätze bevorschussen, für die sie ihre Leistung bereits erbracht haben oder für die ein verbindlicher Auftrag besteht.

Deutscher Factoring Verband: Nachhaltigkeit als Chance

Der Deutsche Factoring Verband sieht Risiken für seine Branche vor allem aufgrund des Ukraine-Krieges, kombiniert mit der Energiepreisunsicherheit, zunehmenden aufsichtsrechtlichen Vorgaben, Inflation und steigenden Zinsen sowie stagnierendem oder minimal schrumpfendem BIP. „Richtungsweisend ist die stetig zunehmende Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen“, schaut der Verband dennoch positiv in die Zukunft. Nachhaltigkeit werde auch künftig die Unternehmen in ihrem Handeln beeinflussen – auch durch erweiterte regulatorische Verbindlichkeit. „Für die Factoring-Branche bedeutet dies, dass ihr weiterhin eine wesentliche Rolle in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zukommt.“

Fazit:

Für das Handwerk kann Factoring eine gute Lösung sein, um die Buch­haltung zu entlasten und die Liquidität zu erhöhen. Ob Factoring zu teuer ist, hängt nicht nur vom Anbieter und ­seinen Konditionen ab, sondern auch von den Kosten, die der Unternehmer ­einspart, wenn er das Debitoren­management inklusive Mahnwesen ­auslagert.