Umsatzfinanzierung Factoring-Rechner: So viel kostet der Verkauf von Forderungen und darauf sollten Betriebe dabei achten

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Die finanzielle Situation ist in vielen Betrieben angespannt, denn nicht jeder kann Preissteigerungen im Einkauf zu 100 Prozent an seine Kunden weitergeben. Eine Studie des Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) zeigt, dass Factoring als Umsatzfinanzierung an Bedeutung gewinnt. Wie es funktioniert und mit Vergleichsrechner für die tatsächlichen Kosten verschiedener Angebote.

Factoring im Handwerk - eine Chance auf mehr Liquidität.
Factoring im Handwerk kostet, ist aber eine Chance auf mehr Liquidität. - © .shock - stock.adobe.com

Das Marktforschungsunternehmen Kantar hat im Auftrag des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand (BFM) bei mehr als 1.900 Unternehmen nachgefragt, wie sie es mit der Finanzierung ihrer Umsätze halten. Spannende Ergebnisse: 26 Prozent der Industriebetriebe mit Umsätzen von über 2,5 Millionen Euro "denken darüber nach, Factoring als neues Instrument zum Finanzierungsmix hinzuzufügen", so der BFM. "Zudem sehen über 37 Prozent der Unternehmen in dieser Umsatzklasse im Factoring einen Schutzmechanismus vor Forderungsausfällen."

Factoring ist tatsächlich eine Finanzierungsart, die in der Krise als Instrument der Liquiditätssicherung dienen kann. "Mit dem regelmäßigen Verkauf offener Forderungen im Rahmen des Factorings geht das Risiko von Zahlungsausfällen auf den erwerbenden Factor über – beziehungsweise auf seinen Warenkreditversicherer", so der Verband.

Factoring: Wie es geht und was es kostet

Beim Factoring verkauft der Unternehmer seine Forderungen an einen Factor. Vor Vertragsschluss prüft der Factor den Kundenstamm und legt anhand des Risikos seine Konditionen fest. Meist werden bis zu 90 Prozent der eingereichten Rechnungshöhe innerhalb von kürzester Zeit – 24 Stunden – bezahlt. Das sorgt für Entlastung in der Buchhaltung des Handwerkers und schnelle, sichere Liquidität. Einige Anbieter gewähren einen 100-Prozent-Ausfallschutz, übernehmen das gesamte Debitorenmanagement und auch das Mahnwesen.

  • Tipp: Achten Sie darauf, dass die Einreichung von Rechnungen unkompliziert per Drag&Drop oder andere Softwarelösungen funktioniert.

Die Kosten des Factorings bestehen aus laufenden Kosten, also der Factoringgebühr, Zins und oft auch Debitorenprüfkosten (auch Auditkosten genannt).

Anbieter, die zusätzlich bei Vertragsstart eine einmalige Einrichtungsgebühr in Rechnung stellen, sind meist besonders teuer.

  • Tipp: Wird Ihnen bei einem Angebot eine Start- oder Einrichtungsgebühr berechnet, sollten Sie sich ein Vergleichsangebot von einem Wettbewerber geben lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommen Sie dann günstiger ins Geschäft. Auch Debitorenprüfkosten erheben nicht alle Anbieter. Erfragen Sei die Gesamtkosten in Prozent vom Umsatz. Sie sollten zwischen 0,75 Prozent und zwei Prozent liegen.

Die Höhe der Gebühren hängt vor allem von der Bonität und Anzahl der Kunden des Handwerkers, seinen Umsätzen und von der Art des Factorings ab. Die Gebühr liegt meist zwischen 0,10 bis 1,5 Prozent. Der Zins liegt meist zwischen 2,25 und 5,50 Prozent. Doch teure Anbieter erheben auch mal die doppelte Factoringgebühr und berechneten einen Zins von 6 Prozent. Gelegentlich werden diverse Nebenkosten in Rechnung gestellt.

Dieser Rechner macht Angebote vergleichbar:

Um die verklausulierten Kosten in den Angeboten verschiedener Anbieter vergleichbar zu machen, finden Sie unten stehend einen Rechner, in den Sie Ihre Angaben aus den Ihnen vorliegenden Angeboten eingeben können. Sie erhalten eine übersichtliche Darstellung und Umrechnung aller Kosten, so dass die Gesamtkosten der Angebote vergleichbar werden. Sie können über den Rechner auch ein unabhängiges Factoringangebot anfordern.

Die für den Rechner gültigen Datenschutzbestimmungen von "Factoring Preisvergleich" finden Sie hier. Hinweis: Mit Klick auf "Unabhängiges Angebot anfordern" verlassen Sie handwerk-magazin.de – es gelten dann die Datenschutzbestimmungen der FGM Finanzierungsgruppe Mittelstand LTD.

Factoring: Arten und Vorteile

  • Beim echten Factoring (auch Full Service Factoring genannt) übernimmt der Factor das komplette Ausfallrisiko. Zahlt der Kunde des Handwerkers bei Fälligkeit nicht, trägt der Factor das Verlustrisiko. Der Handwerker erhält auf jeden Fall sein Geld. Eine weitere Leistung des Factors ist die laufende Überprüfung der Bonität der Handwerkerkunden.

  • Beim unechten Factoring übernimmt der Factor die Vorfinanzierung von Rechnungen und er übernimmt meist das Debitorenmanagement, aber er geht nicht ins Risiko. Das heißt: Zahlt der Kunde nicht, besteht für den Handwerker kein Schutz gegen einen Forderungsausfall. Zwar übernimmt der Factor alle Inkassomaßnahmen und das Mahnen, hat er jedoch keinen Erfolg, muss der Handwerker den Rechnungsbetrag zurückzahlen.

  • Beim offenen Factoring weiß der Kunde des Handwerkers, dass die Forderung an einen Factor verkauft wurde. Er bezahlt seine Rechnung also nicht an den Handwerker sondern an den Factor. Wer befürchtet, dass der Forderungsverkauf bei seinen Kunden nicht gut ankommt, entscheidet sich oft für stilles Factoring. In diesen Fällen überweist der Kunde direkt an den Handwerker. Dieser hat den Betrag jedoch an den Factor abgetreten und überweist ihm den Rechnungsbetrag nach Zahlungseingang. Bleibt der Zahlungseingang aus, informiert der Handwerker den Factor. Bei echtem Factoring übernimmt dieser dann das Inkasso.

  • Fälligkeits-Factoring wird auch Maturity Factoring genannt. In diesen Fällen reicht der Handwerker Rechnungen mit Zahlungsziel beim Factor ein. Doch er erhält sein Geld erst bei Fälligkeit der Rechnung. Es findet keine Vorfinanzierung statt. Aber: Der Factor überwacht den Zahlungseingang und übernimmt gegebenenfalls das Mahnen. Da der Factor keine Vorfinanzierung und kein Ausfallrisiko übernimmt, sind die Gebühren für diese Art des Factorings relativ gering.

  • Das Inhouse Factoring entlastet den Handwerker nicht bei der Debitorenbuchhaltung. Der Factor übernimmt die Vorfinanzierung und das Ausfallrisiko. Der Handwerker kümmert sich um Inkasso und Mahnung. Der Kundenkontakt bleibt also beim Handwerker, was die Gebühren für das Factoring gegenüber einem echten Factoring geringer werden lässt.

  • Die modernste Form der Abwicklung des Factorings ist das Online Factoring. Die Vorteile sind Zeit- und Geldersparnis, da die Handwerker offene Rechnungen online an ihren Factor weiterleiten.

  • Ausschnittsfactoring heißt die Variante, bei der der Handwerker nicht alle Rechnungen an den Factor verkauft, sondern nur einen ausgewählten Teil. Meist werden die Rechnungen einer bestimmten Kundengruppe verkauft, wie etwa Großkunden oder schlechte Zahler.

  • Reverse Factoring ist nichts anderes als die Finanzierung des Einkaufs und wird auch als Lieferantenfactoring bezeichnet. Bei dieser Variante organisiert der Handwerkers den Verkauf der Forderung, die er selber zu bezahlen hat. Der Vorteil für den Handwerker: bessere Konditionen im Einkauf und ein besseres Zahlungsziel. Denn der Lieferant erhält sein Geld sofort, während sich der Handwerker mit dem Bezahlen Zeit lassen kann - beispielsweise, bis er seine Leistungen seinen eigenen Kunden gegenüber erbracht und Einnahmen erzielt hat.

Weniger Factoring während Corona

Der BFM melden einen konstanten Anstieg in der Bekanntheit und der Nutzung von Factoring - nach einem Einbruch in den Corona-Jahren. "Mittlerweile greifen knapp 20 Prozent der Unternehmen mit Umsätzen über 12,5 Millionen auf Factoring zurück."

Bisher seien es vor allem größere Unternehmen, die im Verkauf ihrer Forderungen eine ergänzende Komponente in ihren Finanzierungsplänen sehen. Das bestätigen 41 Prozent der Befragten mit Umsätzen zwischen 25 und 50 Millionen Euro.
„In der aktuellen Krise und angesichts vieler externer Herausforderungen und Unsicherheiten wird Factoring von Unternehmen zunehmend als ein Mittel begriffen, um Liquidität zu sichern. Dass etwa im verarbeitenden Gewerbe in jedem vierten Unternehmen erwägt wird, die Finanzierungsmethode zu nutzen, macht den derzeitigen Bedarf an krisenresistenten Lösungen deutlich“, sagt Michael Ritter, Vorstandsvorsitzender des BFM.

Anpassungsfähigkeit macht Factoring attraktiv

Dass die Finanzierung mit den Umsätzen der Unternehmen mitwächst, mache Factoring für die Studienteilnehmer ebenfalls interessant. Knapp 45 Prozent der Befragten mit Umsätzen ab 2,5 Millionen Euro können sich vorstellen, Factoring aufgrund dieses Umstands zu nutzen. Begründet ist auch diese Eigenschaft durch die Funktionsweise des Factorings. Denn statt einen Kredit aufzunehmen, lassen sich Unternehmen hier Umsätze bevorschussen, für die sie ihre Leistung bereits erbracht haben oder für die ein verbindlicher Auftrag besteht.

Factoring: Noch fehlt es an Wissen in den Betrieben

Laut der Studie konnten Akteure wie der BFM und seine Mitglieder das Wissen über Factoring in den Unternehmen über die letzten sechs Jahre verankern und konstant ausbauen – ganz unabhängig von Kundenbranche oder Unternehmensgröße. Dennoch sehen der Verband und die Factoring-Dienstleister hier weiterhin eine zentrale Aufgabe: „Auch wenn Factoring bereits von vielen Unternehmen genutzt wird, steckt in unserem Finanzierungsansatz Lösungspotenzial für zahlreiche Firmen, die damit noch nicht in Berührung gekommen sind. Egal, ob kleines sowie mittleres Unternehmen oder Freiberufler – die Kantar-Studie hat uns darin bestärkt, unsere Kommunikationsoffensive für das Factoring weiter fortzusetzen“, erklärt Michael Ritter. Eine zentrale Rolle werde dabei der direkte Kontakt zu Kunden und Interessenten spielen. Denn die Befragung habe gezeigt, wie wichtig den Unternehmen der persönliche Austausch im Rahmen ihrer Finanzierung sei: Rund 76 Prozent legen Wert auf diesen Fakt. Hier seien die Factoring-Anbieter bereits gut aufgestellt, würden dieses Feld aber auch künftig weiter ausbauen.