Finanzierung Maschinenleasing: Teurer, aber liquiditätsschonender als ein Kredit

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Leasen ist teurer als kaufen – das gilt auch in Zeiten steigender Zinsen. Aber: Leasing schont die Liquidität. Ein wichtiges Argument in der Krise. Eine Abwägung, für wen sich Leasing lohnt.

Leasing kostet mehr als ein Bankkredit und das Leasingobjekt gehört dem Unternehmer nicht – trotzdem kann es ein sinnvolles Finanzierungsinstrument in der Krise sein.
Leasing kostet mehr als ein Bankkredit und das Leasingobjekt gehört dem Unternehmer nicht – trotzdem kann es ein sinnvolles Finanzierungsinstrument sein. Auch in der Krise. - © Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Jeder Handwerker, der heute eine neue Maschine anschaffen möchte, steht vor der Frage: kaufen oder leasen? In ungewissen Zeiten – Krieg, Lieferengpässe, Inflation, Zinssteigerungen – ist die Antwort besonders schwierig, denn niemand weiß, ob und wann sich die Situation normalisiert.

Unternehmerisches Handeln ist derzeit also mit einer Extraportion Unsicherheit behaftet. Für Martin Junker, Leiter Leasing bei fincompare, einer Vergleichsplattform für Unternehmensfinanzierungen, ist die Antwort deshalb klar: „Was im Mittelstand am meisten fehlt, ist Liquidität. Kaum etwas ist in Krisenzeiten so wichtig wie die Zahlungsfähigkeit.“ Wer jetzt Maschinen kaufe, schränke sich an der sensibelsten Stelle in seinem Betrieb ein: dem Kreditrahmen bei seiner Hausbank.

Das sieht Markus Schmehl, Leiter Liquiditätslösungen bei VR Smart Finanz, auch so und ergänzt: „Im Zuge der stark gestiegenen Energiepreise werden für Betriebe beispielsweise Investitionen in energieeffizientere Maschinen wichtiger. Bei einer Finanzierung über Leasing können Unternehmer ohne den Einsatz von Eigenkapital finanzieren, während ihre Kreditlinien gleichzeitig unberührt bleiben. So lässt sich selbst die Anschaffung hochpreisiger Maschinen liquiditätsschonend realisieren.“

Bankkredite werden teurer

Traditionell finanziert das Handwerk über seine Hausbank. Doch dort werden Kredite wohl künftig teurer, da die Liquiditätsvorschriften für die Banken (Basel III) eine intensivere Prüfung der Sicherung der Maschinen erfordern. Zudem ist der Zinssteigerungszyklus noch nicht vorbei: Derzeit finanziert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Maschinen in ihren Förderkrediten mit rund 4,4 Prozent. Noch vor wenigen Wochen waren es 2,9 Prozent.

Leasingbranche leidet in der Krise

Tatsächlich ist die Leasingbranche laut Bundesverband deutscher Leasingunternehmen (BdL) Deutschlands größter Investor und brachte es auf ein Investitionsvolumen von 70 Milliarden Euro im Jahr 2021. Doch auch sie leidet unter der aktuellen globalen Lage: „Die Investitionsneigung der Unternehmen verringert sich aufgrund der Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Energiekrise im anstehenden Winter. Entsprechend halten sich Unternehmen bei der Planung von neuen Projekten und Ersatzinvestitionen zurück“, erläutert Kai Wohlfarth, Referatsleiter für Volkswirtschaft und Finanzierung beim BdL.

Vor- und Nachteile des Leasings

Beim Leasing nutzt der Handwerker eine Maschine des Leasinggebers für eine festgelegte Zeit und gibt sie dann an ihn zurück. Dafür zahlt der Unternehmer eine Anzahlung und während der festgeschriebenen Nutzungsdauer fest vereinbarte Leasingraten. Nach Ablauf der Laufzeit kann der Handwerker die Maschine zurückgeben und eine neue leasen oder die geleaste Maschine zu ihrem Restwert übernehmen. „Wer einen Wettbewerbsvorteil daraus zieht, mit den modernsten Maschinen zu arbeiten, steht mit dem Leasing also besser da als mit einer gekauften Maschine“, argumentiert Junker. Meist entfallen auch teure Reparaturen, da diese erst in höherem Alter auftreten. Zudem schont der Hand­werker seine Kreditlinie bei der Hausbank, und wenn das Leasinggut im Eigentum des Leasinggebers verbleibt, sind die Leasingraten in voller Höhe als Betriebsausgaben von der Steuer absetzbar.

Wird bei der Übernahme der Maschine eine Sonderzahlung fällig, kann auch diese im Jahr der Anschaffung in voller Höhe als Betriebsausgabe bei der Steuer angesetzt werden. Zudem bietet Leasing eine sichere Kalkulationsgrundlage.

Als Nachteil gelten die Kosten des Leasings – sie liegen über denen eines Bankkredits. Zudem gehört die Maschine nicht dem Handwerker, er kann sie bei Bedarf nicht verkaufen, sondern ist bis zum Laufzeitende im Leasingvertrag gebunden. Auch bei der Rückgabe der ­Maschine kann es zu Problemen kommen.

Leasingrechner sind gefragt

Unternehmer, die prüfen möchten, was das Leasing einer Maschine kostet, können im Internet auf viele zuverlässige Leasingrechner zugreifen und die Konditionen für eine Finanzierung selbst ermitteln.

Nutzer können auch die Online-Konditionen mit den Angeboten ihrer Hausbank. Das ist ein Service, der aktuell vermehrt in Anspruch genommen wird: Martin Junker erzählt, dass der Leasingrechner von fincompare in der Krise wachsende Nutzerzahlen aufweist „auch von guten Bonitäten“. Auch das persönliche Beratungsangebot nehmen Unternehmer derzeit wohl gerne an, „um herauszufinden, welche Rate sie sich leisten können“, sagt er. Sein Tipp: „Schließen Sie beim Leasing längere Laufzeiten ab, um nicht in steigende Zinsen hineinzulaufen.“

Unternehmer stehen also vor der schwierigen Entscheidung, welche Priorität sie setzen möchten: bei den günstigeren Finanzierungskosten und dem Eigentum an einer Maschine, also einem Bankkredit. Oder bei der Liquidität – sprich: Leasing.

Leasingmarkt in Zahlen

Fahrzeugleasing ist das größte Objektfeld, doch auch in der Produktion hat Leasing seinen festen Platz:

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Sale & Leaseback: Alternative für Betriebe in der Krise

Wer die stillen Reserven in seinen Maschinen heben will, kann Sale & Leaseback nutzen: der Verkauf einer Maschine bei gleichzeitiger Rückmiete. Auch Wachstumsfinanzierung ist mit dieser Leasingvariante möglich.

  • Beim Verkauf einer Maschine und dem parallelen Zurückleasen derselben, wechselt die Maschine den Eigentümer. Meist wird der Vertrag für vier bis sechs Jahre geschlossen und der Rückkauf am Laufzeitende bereits festgelegt­ ­– oder eine Option darauf vereinbart. Schöner Nebeneffekt: Da die Eigenkapitalquote durch den Geldzufluss steigt, können Unternehmen nach Überwinden der Krise zur klassischen Bankfinanzierung zurückkehren.

  • Sale & Leaseback wird auch zur Wachstumsfinanzierung, Generierung von Liquidität für die Vorfinanzierung von Aufträgen sowie zur Finanzierung der Firmennachfolge und im Rahmen der Unternehmensrestrukturierung oder bei Übernahmen von Firmen in Krisensituationen genutzt.
  • Die Risiken liegen im Verkauf der eigenen Anlagegüter. Denn in Zukunft muss das Unternehmen so viel Ertrag erwirtschaften, dass es die Leasingraten für das verkaufte, aber weiter genutzte Objekt bezahlen kann. Gelingt das nicht, droht die Insolvenz. Zudem ist Sale & Leaseback teuer, da die Unternehmen meist in einer Krise stecken, was ein höheres Risiko für den Leasinggeber bedeutet – und das lässt er sich bezahlen.