Lahmende Konjunktur, vorzeitiges Ampel-Aus und Neuwahlen im Februar 2025. Turbulente Zeiten! Gut, dass diese von der handwerk-magazin-Redaktion traditionell zum Jahresende ausgewählten "Köpfe" als Mutmacher den Jahresrückblick aufhellen.

Martin Bretscher
Ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen und ihre Aufgaben motiviert und mit Freude erledigen können, ist dem Personalverantwortlichen von Hanika Gitarren in Baiersdorf extrem wichtig. Dabei setzt der Zupfinstrumentenmachermeister auf eine offene und transparente Kommunikation.
Als das Team ihm vorschlug, etwas gegen den Alltagsstress zu tun, organisierte Martin Bretscher mithilfe der BG ETEM einen Workshop zum Aufdecken und Abstellen von Stressquellen. Jetzt wissen alle, wie sie entspannter durch den Alltag kommen. Nachahmen erwünscht!

Maren Kogge
Das Handwerk möglichst bunt gestalten – das ist die Mission von Maren Kogge. Das macht die Kirchenmalermeisterin zum einen wortwörtlich qua ihres Berufes, zum anderen setzt sie sich mit der Initiative „Buntes Handwerk“ für mehr Diversität und Vielfalt im Handwerk ein.
Sie ist zudem ein lautes Sprachrohr im Kampf gegen Geschlechter- und Handwerks-Stereotypen. Die Miss Handwerk aus dem Jahr 2023 gibt fast jeden Tag Interviews, spricht in Podcasts oder ist im Fernsehen zu sehen und dient dabei als Vorbild für viele Mädchen – als Botschafterin, aber vor allem als Handwerkerin.
Matthias Brack
Der Schreinermeister und Inhaber von Brack Wintergarten im bayerischen Altusried baut virtuelle Helfer auf Basis von generativer KI.
„Ohne viel Aufwand“, wie er selbst sagt, habe er es geschafft, mit ChatGPT eine Reihe an Applikationen zu bauen – wie beispielsweise den Chatbot „Wintergarten Guru“. Zudem lässt er für seine Kunden die Videos seines YouTube-Channels transkribieren. 50 bis 80 Prozent Arbeitszeit spare er auf diese Weise ein!
Pascal Brochier
Der Digitalisierungs-Experte und KI-Fan hat sich durchgebissen. Trotz einer durchwachsenen Schulkarriere auf der Hauptschule holte er sein Abitur nach, hat mittlerweile einen BWL-Bachelor-Abschluss in der Tasche und schreibt an seiner Master-Thesis.
Heute wirkt der Gesellschafter der Brochier Holding, Jahrgang 1992, als Leiter Digitalisierung. Predictive Maintenance für Gebäude ist sein Herzensthema. Toller Weg, tolle Story!
Bendedikt Doll
Nach der Karriere ist vor der Ausbildung: Der Biathlon-Weltmeister und achtfache Weltcupsieger hat im Herbst 2024 eine Ausbildung im Handwerk begonnen.
Da ihn Elektronik und Smarthome schon immer interessiert haben, wollte der 34-Jährige eigentlich Gebäudetechnik studieren. Doch beim Praktikum fand er Gefallen am praktischen Tun und entschied sich für die Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Top!
Henning Hanebutt
Mit einem eigenen Weiterbildungsinstitut am Firmenstandort in Neustadt am Rübenberge will der Dachdeckermeister potenzielle Nachfolgekandidaten mit Meisterbrief auf ihre künftige Rolle als Firmenchef vorbereiten.
Ziel der auf das Handwerk zugeschnittenen Weiterbildung ist es, mit einer fundierten Fach- und Persönlichkeitsentwicklung die unternehmerische Kompetenz und das Selbstvertrauen der jungen Meister zu stärken.
Meike Lindemann
Hörakustikermeisterin Meike Lindemann aus Rellingen hat ein interdisziplinäres Tinnitus-Netzwerk aufgebaut.
Hierfür arbeitet sie seit Jahren erfolgreich mit einer Zahnärztin, einer Physiotherapeutin, zwei Optikern und einer Stresscoachin zusammen. Sie selbst hört den Betroffenen intensiv zu, redet ohne Zeitdruck mit ihnen und klärt fachgerecht auf. Denn: Tinnitus kann unterschiedliche Ursachen haben – Kiefer, Augen oder Psyche. Respekt!
Kristina Märkl
Den perfekten Arbeitsschuh für alle zu finden ist fast unmöglich. Zu unterschiedlich sind Anforderungen und Einsatzbereiche. Um ihrem Team eine Alternative aufzuzeigen, hat sich die Personalverantwortliche der Märkl GmbH in Langenzenn am Schuhtest von Haix und handwerk magazin beteiligt.
Sie forderte das Team auf, offen ihre Meinung zu sagen. Das klappte prima – und Haix hat nun die Chance, dem perfekten Schuh einen Schritt näher zu kommen.
Enno Meiners
Wie drücke ich mich so aus, dass alle im Team mich richtig verstehen? Diese Frage stellte sich Enno Meiners, Controller und ehemaliger Kaufmännischer Leiter von Meiners Elektrotechnik in Glückstadt, immer wieder. Gerade Nicht-Muttersprachler hatten die Infos und Anleitungen oft nur teilweise verstanden.
Die clevere Lösung: Mittels ChatGPT wandelt er die Texte seit einiger Zeit in „leichte Sprache“ um. Mit doppeltem Effekt: Besseres Textverständnis bei den Mitarbeitern – und er selbst braucht weniger Zeit für Umformulierungen.
Katja Lilu Melder
ist die neue Bundesvorsitzende der UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH). Die frühere Pressesprecherin des Verbands will ordentlich anpacken und mit einem neuen Vorstandsteam den Verband noch stärker – und jünger – machen sowie neue Mitglieder gewinnen. Dies soll mit einer aktiven und attraktiven Außendarstellung gelingen.
Die tatkräftige Metallbaumeisterin, Beton- und Abbruchtechnikerin sowie Gefahrstoffsaniererin mit staatlicher Zulassung ergänzt ihre vielen Ausbildungen aktuell noch um den Sprengmeister.
Siegerinnen "Unternehmerfrau im Handwerk 2024": Nadine Bönninger und Alice Brammertz
Beide Frauen wurden im Rahmen des Wettbewerbs „Unternehmerin im Handwerk 2024“ für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet.
Nadine Bönninger (links) ist Geschäftsführerin des gleichnamigen Gerüstbaubetriebs. Sie war die erste und jüngste Gerüstbaumeisterin Deutschlands und engagiert sich besonders für Toleranz und ein gutes Miteinander.
Alice Brammertz ist 71 Jahre alt und noch immer täglich im Betrieb ihres Mannes. Sie hat dort Generationentandems und eine wertschätzende Mitarbeiterführung etabliert. „Sie ist die Seele des Betriebs“, sagen ihre Kinder. Herzlichen Glückwunsch zum Award!
Seifriz-Preis 2024: Prof. Friedrich Longin und Heinrich Beck
Alle zwei Jahre steht der Transfer von Handwerk und Wissenschaft im Fokus. Stichwort: Seifriz-Preis. Auch dieses Jahr durften wir wieder vier Innovationstandems auszeichnen.
So erhielten Bäckermeister Heinrich Beck und dessen Wissenschaftspartner Prof. Dr. Friedrich Longin von der Universität Hohenheim (Foto) im Römersteiner Handwerksbetrieb die begehrten Trophäen.
Und auch Rodja Trappe und Prof. Dr. Ralf Bloch, Stefan Bürkle und Dr. Michael Beltle sowie Franz Humberg, Prof. Dr.-Ing. Helmut Grüning und Nils Siering M.Eng. besuchte die Seifriz-Delegation vor Ort. Als Würdigung der tollen Teamleistung!
Worldskills Lyon 2024: Felix Wilhelm
Der 22-jährige Felix Wilhelm konnte bei den WorldSkills 2024 in Lyon nicht nur in seinem Skill „Joinery“ (zu deutsch: Tischlerei) mit dem zweiten Platz überzeugen, sondern räumte dazu die Best-of-Nation Medaille ab, für die höchste Punktzahl aller deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Berufe-Weltmeisterschaft.
Die herausragende Leistung des Schreinermeisters steht stellvertretend für das deutsche Team, das mit insgesamt 31 Medaillen im Gepäck zurückkehrte. Felix Wilhelm gehört damit zu den wichtigen Botschaftern für die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung.
Eva Mayr
Sich jeden Tag kümmern und dafür sorgen, dass sich jeder Azubi auf seinem Niveau entwickeln kann – das Ausbildungskonzept von Schreinermeisterin Eva Mayr in Schwendi klingt unspektakulär, ist aber extrem wirksam.
Bei ihr zählen nicht die Schulnoten, sondern sie ermittelt Persönlichkeitsmerkmale und den Lerntyp eines Azubis mit eigenen Tests. So kann sie jeden Azubi dort abholen, wo er steht, niemand wird über- oder unterfordert. So kommt kein Frust auf und das Selbstvertrauen wird gestärkt. Unbedingt weitersagen!
Sascha Kitschke Sebastian Meyer
Die beiden Geschäftsführer der Bea Bergmann Antennentechnik GmbH in Hamburg gehen den Fachkräftemangel pragmatisch an: „In der Vergangenheit haben wir sogar Rentner neu eingestellt“, ermutigen sie ihre Unternehmerkollegen, langjährig erworbene Expertise und Know-how in den Betrieb zu holen oder zu halten.
Die beiden schicken altersgemischte Zweierteams zum Kunden, das Miteinander klappt. „Eine Fokussierung auf junge Kollegen hat es bei uns nie gegeben“, sind sie sich einig.
Nadine Röhe
Von Nadine Röhe, Prokuristin bei Röhe Elektrotechnik aus Stemwede, und vier weiteren Handwerkskollegen wollten wir wissen, wie das denn nun mit den E-Bikes im Handwerk so klappt.
Offen und ehrlich berichteten sie uns von den steilen Lernkurven, aber auch von den vielen Vorteilen. Bei Röhe Elektrotechnik stehen beispielsweise jetzt zweimal im Jahr Radl-Ausflüge an – Teambuilding pur! So macht die Mobilitätswende gemeinsam Spaß.
Martin Schirach
Die Berichterstattung zur Cannabis-Legalisierung auf handwerk-magazin.de hat dem Inhaber von SMP Präzisionstechnik und Prototypenbau in Teublitz nicht gefallen.
Wir fragten natürlich nach und fanden heraus, dass in seinem Betrieb eine Null-Toleranz-Politik bei Alkohol und Drogen gilt. Zu oft hatte der Unternehmer in seiner Gesellenzeit erleben müssen, welche schlimmen Arbeitsunfälle unter Alkoholeinfluss passieren. Eine vorbildlich klare Haltung!
Yvonne Simon
„Was hilft den Mitarbeitern und uns als Unternehmer?“ Diese Frage treibt Yvonne und Christian Simon, Geschäftsführer von Simonmetall aus Tann, täglich an.
Yvonne Simon hatte Chefredakteur Patrick Neumann im Rahmen des Formats „52 Wochen = 52 Betriebe“ zum Betriebsbesuch eingeladen. Sie steht somit exemplarisch für all jene tollen Gesprächspartnerinnen und -partner des Jahres 2024. Danke! Was unseren Chef wohl bei den 2025er-Treffen erwartet?
Hans Jürgen Wiegleb
Der Goldschmiedemeister und ehemalige Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere aus Brome hat eine Mission: den enormen Wissensschatz von Handwerkern im Ruhestand gezielt an jüngere Generationen weitergeben.
Hierfür fehlen laut ihm allerdings bislang völlig die Strukturen. Daher setzt er sich für die Schaffung einer Organisation für „Handwerkssenioren“ ein. Tolle Idee!
Olaf Zimmermann
Der Geschäftsführer eines Heizungs- und Klimatechnikbetriebs in München, Innungsobermeister und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer für München und Oberbayern stand uns für unsere März-Titelgeschichte zur Heizungswende Rede und Antwort.
Dabei überraschte er uns mit seiner positiven Einstellung und dem Credo, als Gesellschaft den Klimaschutz in den Griff zu bekommen. „Wir haben doch schon ganz anderes gewuppt“, sagt er.