Malerhandwerk Für Diversität und Toleranz: Das Handwerk bunt gestalten

Zugehörige Themenseiten:
Betrieb des Monats, Frauen im Handwerk, Handwerker privat, Immaterielles Kulturerbe Handwerk und Restaurierung

Als Kirchenmalermeisterin bewahrt Maren Kogge Kunst und Kultur. Ihr Malerbetrieb Kain & Kogge GmbH bearbeitet weitaus mehr. Als Botschafterin setzt sie sich zudem für Diversität und Toleranz im Handwerk ein.

Maren Kogge mit ihrem Mann Dominik Kogge vor ihrer Werkstatt in Amerang. Als Botschafter setzten sie sich zudem für Diversität und Toleranz ein
Maren Kogge mit ihrem Mann Dominik Kogge vor ihrer Werkstatt in Amerang. - © Lisa Hörterer


Nach einem Praktikum als Kirchenmalerin ist es um Maren Kogge geschehen, „ich habe mich sofort in diesen Beruf verliebt“, sagt die 35-jährige. In der einzigen Meisterschule für Kirchenmaler in Deutschland gründete sie in einer Unterrichtsstunde einen fiktiven Betrieb mit ihrem Nebensitzer. Aus Spaß wurde Ernst und so entstand 2017 das Unternehmen Kain & Kogge GmbH.

„Das ist ein riesengroßes Stück Selbstverwirklichung, so kann ich meinen kleinen Fingerabdruck hinterlassen“, sagt die Kirchenmalermeisterin. Seit 2021 führt Kogge den Betrieb alleine, dazugekommen ist allerdings ihr Mann, Dominik Kogge, der zugleich der erste Auszubildende im Malerbetrieb war.

Mit ihm und einem weiteren Mitarbeiter bearbeiten sie verschiedenste Aufträge von klassischen Malerarbeiten, bis zu sakralen Bauten. „Ich komme an Orte, an die kommt kein anderer“, sagt Kogge. Sie arbeitet an Altären und über hunderte Jahre alten Objekten. „Es geht auch darum Kunst und Kulturgut zu erhalten.“ Eine Spezialisierung, die sich lohnt: „dadurch können wir Aufträge bearbeiten, bei denen die Fassade unter Denkmalschutz steht, das ist unser großes Plus: wir sind vielseitig und können eine Komplettlösung anbieten.“ Dabei möchte sie vor allem als Frau in der Männerdomäne Kirchenmalerei ein Zeichen setzen. „Wenn ich auf eine Baustelle komme, fragen mich Architekten und Bauleiter bis heute: Und Sie machen hier ein Praktikum?“

Gegen Stereotypen

Dagegen kämpft sie an: „Ich möchte mit Geschlechter- und Handwerks-Stereotypen aufräumen.“ Sie gibt fast jeden Tag Interviews, spricht in Podcasts oder ist im Fernsehen zu sehen. Unter anderem ist sie Teil der VOX-Sendung „Guidos Dekoqueen“, dort unterstützt sie Kandidaten ihre kreativen Ideen umzusetzen. Das macht sie, natürlich weil es Spaß macht, aber auch um junge Menschen zu erreichen und mit den klassischen Rollenbildern zu brechen: „Ich möchte ein Vorbild für junge Menschen, insbesondere für junge Mädchen und Frauen sein. Denn eben diese Vorbilder haben mir in meiner Jugend gefehlt.“ Viele Jugendliche schreiben der Kirchenmalerin auf Instagram, manche bewerben sich sogar in einem Handwerksberuf wegen ihr: „das macht mich sehr stolz.“

Botschafterin für das Handwerk

Auch um als Sprachrohr zu dienen, bewarb sie sich als Miss Handwerk. Anders als manche vielleicht denken, ist die Wahl kein „Heidi-Klum-Schönheitswettbewerb“, wie sie sagt, „jeder kann sich bewerben, es geht nicht ums Aussehen, sondern um starke Persönlichkeiten und überzeugende Botschaften.“ Sie setzt sich damals wie heute vor allem für Diversität und Toleranz im Handwerk ein. „Wir verbringen mindestens acht Stunden am Tag auf der Arbeit, deshalb wollen wir einen Ort schaffen, an dem alle sicher und willkommen sind.“ Sie überzeugte die Jury und wurde auf der Internationalen Handwerksmesse 2023 zur Miss Handwerk gekürt.

Grenzen überwinden

Um dieses Engagement für mehr Vielfalt, Diversität, Toleranz und gegen Diskriminierung im Handwerk in eine gemeinnützige Form zu gießen, gründete Kogge mit Freunden zusammen die Initiative „Buntes Handwerk“. In Kürze soll aus der Initiative ein Verein werden. Um Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen, veranstalten sie zukünftig Events, Workshops und geben Impulsvorträge.

„Junge Menschen haben ein ganz anderes Weltbild und Verständnis. Sie wollen nicht in einem verstaubten Handwerksbetrieb arbeiten. Junge Menschen wollen da arbeiten, wo sie sein können, wie sie sind.“ Das hat auch einen Mehrwert für die Betriebe, wie sie aus eigener Erfahrung weiß: „Als wir uns als LGBTQ+-freundlicher Betrieb ausgewiesen haben, bekamen wir eine Flut an Bewerbungen. Einfach weil wir im großen Umkreis der einzige Betrieb waren.“

Diversität und Toleranz

Außerdem stößt der Verein verschiedene gemeinnützige Aktionen an. Im vergangenen Jahr waren acht Personen von Buntes Handwerk in Ruanda, um dort ein Kinder- und Jugendzentrum zu renovieren. Für dieses Jahr ist eine Schulrenovierung in Aachen geplant, um auf die Kinderarmut in Deutschland aufmerksam zu machen. Anschließen kann sich jeder Handwerker und Handwerkerin, die Türen des Vereins stehen für alle offen. Dafür ernten sie viel Lob und Zustimmung, auch von den Handwerkskammern.

Auf die Frage, woher sie ihre Motivation und Zeit nimmt, sagt Maren Kogge: „Ich möchte einfach etwas verändern, und bin mir sicher, dass wir zusammen etwas Großes bewegen können.“