Klimawandel und Wetterextreme Hochwasser-Notfallplanung: Vorbeugende Maßnahmen für Starkregen und Überschwemmungen

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Vor starken Regenfällen kann sich kein Betrieb komplett schützen. Aber in welchem Ausmaß Gebäude unter Wasser stehen, Einrichtungen beschädigt oder gar Menschenleben bedroht werden, lässt sich durch vorausschauende Maßnahmen mitbestimmen.

Auch in der Phase, in der keine unmittelbare Gefahr durch Ertrinken mehr besteht, bleiben zahlreiche Verletzungsrisiken.
Auch in der Phase, in der keine unmittelbare Gefahr durch Ertrinken mehr besteht, bleiben zahlreiche Verletzungsrisiken. - © Oleksandr - stock.adobe.com

Hochwasser ist ein natürliches Phänomen, das zum Wasserkreislauf gehört und zunächst mit dem Klimawandel nichts zu tun hat. Dass Wassermassen vielerorts zu Problemen führen, liegt oft an Fehlentwicklungen des letzten Jahrhunderts. Die Gründe sind inzwischen unstrittig: Uferzonen wurden verbaut, Bäche wurden begradigt. Auen und natürliche Überschwemmungsflächen trockengelegt. Was damals als „Flussregulierung“ beschönigt wurde, gilt heute als gigantische Fehlentwicklung und als eine wesentliche Mitursache für Hochwasserschäden.

Klimawandel verstärkt menschliches Fehlverhalten

Zu dieser ungünstigen Ausgangslage hinzu kommen nun die Auswirkungen des Klimawandels. In einem Punkt ist sich die Fachwelt weitgehend einig: Wir müssen mit häufigeren Extremwetterlagen wie Starkregen, Stürmen und Sturzfluten rechnen. Dazu kommt, dass auch vermeintlich gegenläufige Effekte wie Hitzewellen die Hochwasserfolgen noch verstärken. Denn ein durchgetrockneter Boden kann das ankommende Wasser weniger schnell aufnehmen, die Pufferfunktion fehlt.

Wichtig: Die Risikozonen weiten sich massiv aus

Hochwasser werden nicht nur öfter und stärker auftreten, es wird auch immer häufiger Orte treffen, die bislang nicht als Risikozonen galten. Bislang galten die unmittelbaren Uferbereiche von Seen oder Flüssen als gefährdeten Zonen. Heute wird klar, dass es „jeden Ort im Land treffen“ kann, wie es in einem Bericht des BAFU, dem Schweizer Pendant zum Umweltbundesamt, heißt.

Risikoanalyse: Hochwasser-Notfallplanung in drei Phasen

Strategien zum Umgang mit Hochwasserrisiken unterscheiden zwischen den drei Phasen vor, während und nach einem Hochwasser. Vor dem Festlegen von Konzepten oder gar Investitionen steht eine umfassende Risikoanalyse. Dabei sind alle Faktoren zu klären, die im Fall der Fälle relevant werden:

  • Welche Gewässer befinden sich in welchen Entfernungen zu unserem Betrieb?
  • Auf welchen Wegen kann Wasser in welchen Bereichen eindringen?
  • Wo liegen auf unserem Gelände die tiefsten Punkte?
  • Wie wird unser Grundstück entwässert?
  • Wie oft, von wem und auf welche Weise werden unsere hochwasserrelevanten Einrichtungen geprüft (Sickerschächte, Vorfluter, Schlammfänge, Fangrechen etc-)?
  • Welche unserer Anlagen, Einrichtungen und Prozesse sind von Hochwasser besonders gefährdet?
  • Wo werden wassergefährdende Stoffe (Treibstoff, Öle & Co.) gelagert?
  • Welche Objekte könnten sich losreißen und aufschwimmen (Fässer, Öltanks, Absetzmulden, Abfallbehälter)?
  • Welche Verkehrswege sind bei Hochwasser bedroht und was bedeutet das für den Zugang für Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden?

Praxistipp: Für jede Region gibt es Hochwasserrisikokarten, die detailliert über Gewässer, Wasserschutzgebiete und Überschwemmungszonen informieren. Offene Fragen sollten Unternehmer mit den Behörden, Feuerwehr oder dem Wasserverband auch ohne akuten Anlass klären.

Von Akkus bis Schlammsaugern: Welche Geräte bei Hochwasser sinnvoll sind

Das Angebot an Ausrüstung für den Hochwasserfall ist groß, aber nicht jeder braucht alles und es macht wenig Sinn, wenn ein Kleinbetrieb palettenweise Sandsäcke bevorratet. Hier muss der Betriebsleiter je nach Risikoeinschätzung – etwa wenn teure Maschinen in Kellerräumen stehen – und Gefahrenlage individuell entscheiden.

Naheliegend sind Gummistiefel und Wasserschieber, Tauchpumpen und Druckschläuche, Notstromaggregate und Bautrockner. Dazu kommen Akkus, Scheinwerfer, Pump- und Schlammsauger, Schaufeln, Sandsäcke und Sandsackfüllgeräte. Doch auch an geeignete Arbeitskleidung für den Ernstfall (wie etwa Watthosen) ist zu denken, auch Mückenschutz und Verbandsmaterial zur Ersten Hilfe sind sinnvoll.

Einsatzplan vorbereiten: Wer muss wann welche Arbeiten übernehmen

Bei akuter Unwetterwarnungen bleibt für langes Diskutieren und Kompetenzgerangel keine Zeit. Eine Notfallplanung legt vorab fest, was zu tun ist, um den Betrieb so gut es geht zu schützen. Dabei sollten folgende Fragen im Vorfeld geklärt werden:

  • Wo und wie sollen gefährdete Türen, Fenster und Kellereingänge abgedichtet werden?
  • Wer bringt wassergefährdende Stoffe an welchen Platz in Sicherheit?
  • Wer fährt Maschinen und Anlagen herunter und unterbricht die Energiezufuhr?
  • Wer sperrt den Haupthahn für das Wasser sowie die Versorgungssysteme für brennbare Gase und Flüssigkeiten ab?

Das Wasser läuft ab, doch die Gefahren bleiben

Nach einer Überschwemmung geht es ans große Aufräumen. Insbesondere der Schlamm sollte möglichst rasch beseitigt werden, denn einmal angetrocknet wird das Entfernen umso schwieriger. Alle Entwässerungseinrichtungen wie Fallrohre, Ablaufrinnen, Bodeneinläufe, Auffangbecken sind zu reinigen und bei Bedarf instand zu setzen.

Auch in dieser Phase, wenn keine unmittelbare Gefahr durch Ertrinken mehr besteht, bleiben zahlreiche Verletzungsrisiken, etwa durch Treibgut, offene Kanaldeckel oder unterspülte Böschungen. Um die Gesundheit des Teams nicht zu gefährden, sollten Arbeitgeber Regeln für sicheres Vorgehen bei den Aufräumarbeiten festlegen und kommunizieren. Dazu gehören:

  • bei Gasgeruch die Feuerwehr und den Versorger informieren
  • bei ungeklärter Standsicherheit ein Zutrittsverbot aussprechen
  • bei losgerissenen Gastanks höchste Vorsicht walten zu lassen
  • Feuerwehr und Umweltbehörde über ausgetretene Schadstoffe (Heizöl, Farben, Pestizide etc.) zu informieren

Vorsicht Lebensgefahr: Nicht zu früh den Strom einschalten

Ganz wichtig sind unmissverständliche Vorgaben zur Wiederinbetriebnahme elektrischer Anlagen. Nur ein Fachmann kann entscheiden, ob Schalter, Leitungen, Verteiler oder Zählerschränke nach einer Überflutung erneuert werden müssen oder ob ein Reinigen und Wiedereinsetzen infrage kommt. Wird unüberlegt irgendwo zu früh der Strom wieder eingeschaltet – weil man ihn für Pumpen oder Trockner dringend braucht – kann dies lebensgefährlich sein.