Baustoffe, Digitalisierung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Um CO₂-Emissionen am Bau zu minimieren, müssen Unternehmen darauf achten, graue Energien zu reduzieren und nachhaltiger zu arbeiten. Wie das gelingt, erklärt Baumeister Walter Fürthauer. Für handwerk magazin liefert er drei Tipps, wie sich die traditionelle Bauweise, die sich negativ in der Klimabilanz bemerkbar macht, in eine zukunftsweisende wandeln lässt.
Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz und Energieeffizienz – im Bausektor stehen diese Themen ganz oben auf der Agenda. Baumeister Walter Fürthauer hat sich als Projektleiter von Hoch-, Wohn- und Betriebsbauten eingehend mit den aktuellen Herausforderungen beschäftigt und die Bauprojektmanagement-Software BauMaster für den vernetzten Bauprozess entwickelt. Für handwerk magazin gibt er einen Überblick zu schädlichen Umwelteinflüsse während des Bauprozesses, die viel klimafeindliches CO₂ freisetzen, und liefert Tipps, wie sich diese künftig vermeiden lassen.
Der direkte Einfluss von nachhaltigem Bauen: graue Energie
Unter der sogenannten grauen Energie versteht man nicht einfach den reinen Energieverbrauch eines Gebäudes. Stattdessen zählt hierzu jegliche Energie, die während der Lebensdauer eines Gebäudes für dessen Konstruktion, Instandhaltung und Abriss benötigt wird. Die graue Energie umfasst dabei den Energieverbrauch der folgenden Aspekte:
- Abbau und Gewinnung der Rohstoffe
- Herstellung der Baustoffe
- Transport der Baustoffe
- Errichtungsprozess
- Instandhaltungsmaßnahmen
- Wiederverwendung oder Entsorgung der Materialien
Eine Optimierung des grauen Energieverbrauchs des Bausektors kann einen großen Unterschied für die Umwelt machen. Denn schon eine nachhaltigere Auswahl der Materialien kann viel bewirken, indem sie Ressourcen sowie Verarbeitungs- und Transportkosten spart. Durch eine Reduzierung der grauen Energie kann ein großer Teil des beträchtlichen Energieverbrauchs der Branche vermindert werden.
Eine Senkung des Energieverbrauchs im Bausektor kann viel zur Senkung des Weltenergieverbrauchs beitragen.
Der indirekte Einfluss von nachhaltigem Bauen: energieeffiziente Bauten
Energieeffizientes Bauen bezieht sich nicht nur auf die Energie- und Ressourcenoptimierung im Rahmen des Bauprozesses. Denn auch die Erzeugnisse der Baubranche können in diesem Fall gemeint sein – neben einem optimierten Bauprozess kann der Bausektor auch durch die Konstruktion von Neubauten mit möglichst geringem Energieverbrauch zum Umweltschutz beitragen.
So kann Nachhaltigkeit im Bausektor auf Dauer gesehen auch indirekt einen Beitrag leisten, indem der Fokus auf die Konstruktion dauerhaft nachhaltiger Gebäude gelegt wird. Durch Faktoren wie eine gute Wärmedämmung, eine kompakte Bauweise oder die Optimierung eines Gebäudes auf die Nutzung erneuerbarer Energien kann sichergestellt werden, dass dieses von Anfang an so energieeffizient wie möglich ist.
3 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Bausektor
Mehr Nachhaltigkeit innerhalb der Baubranche könnte einen wichtigen Teil zur Umwelt- und Ressourcenschonung beitragen. Aber gibt es auch konkrete Maßnahmen, durch die dieses Ziel erreicht werden kann?
Tipp 1: Umbau statt Neubau
Energieeffiziente Neubauten wurden innerhalb der letzten Jahre immer mehr gefördert – was an sich ein guter Ansatz ist. Doch im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist die Förderung von Sanierungen oftmals noch sinnvoller. Denn der Abriss eines älteren, energetisch nicht optimierten Gebäudes, das daraufhin durch einen klimaschonenden Neubau ersetzt wird, ist nicht zwangsläufig die klimaschonendste Option.
Werden ältere Bauten stattdessen umgebaut und energetisch saniert, um sie an die aktuelle Zeit anzupassen, entsteht weniger Abfall als bei einem vollständigen Abriss. Außerdem verbraucht der Rohbau eines Gebäudes meist den größten Anteil an grauer Energie – der Umbau bestehender Gebäude ist somit meist energieeffizienter als deren Abriss. Warum werden dennoch so viel mehr Bauten abgerissen und neu gebaut anstatt saniert?
Ganz einfach: Die energetische Sanierung von Altbauten ist vergleichsweise meist teurer. Tatsächlich ist es in den meisten Fällen die finanziell attraktivere Option, den bestehenden Bau abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Ein breiteres Angebot an Fördermaßnahmen für energetische Sanierung könnte dies aber vielleicht ausgleichen.
Tipp 2: Mit integraler digitaler Planung effizienter arbeiten
Auch die digitale Modernisierung verschiedener Prozesse innerhalb der Branche kann eine gesteigerte Energieeffizienz und damit höhere Nachhaltigkeit zur Folge haben. Das beginnt bereits bei der integralen Planung des Bauvorhabens und zieht sich durch den gesamten Bauprozess. Doch was genau hat die Modernisierung – und vor allem die Digitalisierung – verschiedener Prozesse mit Nachhaltigkeit zu tun?
Die Einführung digitaler Prozesse kann die Übersichtlichkeit und damit die Wirksamkeit vieler Prozesse erhöhen. Durch daraus resultierende Effizienzsteigerungen können wichtige Ressourcen gespart und Fehler vermieden werden. Das wiederum steigert die Energieeffizienz sowie die Nachhaltigkeit eines Bauvorhabens.
Tipp 3: Nutzen und Ziele von Veränderungen deutlich machen
Vor allem in Großteils noch immer analogen Branchen wie dem Bausektor kann die Einführung von Veränderungen – egal welcher Art – mit Herausforderungen verbunden sein. Um die Arbeit der Branche nachhaltiger zu gestalten, sind auf Dauer gesehen allerdings Veränderungen nötig. Der Einsatz von Methoden wie Change-Management kann hilfreich sein, um Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz in Unternehmen zu implementieren.
Vor allem Veränderungen, die mit der Implementierung neuer Software verbunden sind, können oftmals einen etwas holprigen Start haben. Durch professionelles Change-Management können der digitale Wandel und die damit verbundene Einführung neuer Technologien unterstützt werden. Besonders wichtig ist hierbei Transparenz – denn ein Veränderungsprozess kann meist nur dann wirksam werden, wenn Nutzen und Ziele der Veränderung klar definiert sind.
Fazit: Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Baubranche
Mehr Nachhaltigkeit im Bausektor birgt große Chancen für den Umweltschutz. Doch das Implementieren nachhaltiger Veränderungen ist, besonders innerhalb analoger Branchen, meist auch mit Herausforderungen verbunden. Gezieltes Change-Management sowie Transparenz über den Nutzen der geplanten Veränderungen sind dementsprechend wichtig, um Prozesse dauerhaft auf Nachhaltigkeit zu optimieren und zukunftsfähig zu bleiben.