Veränderungen annehmen Changemanagement: So gelingt Ihnen der Wandel in turbulenten Zeiten

Zugehörige Themenseiten:
Burnout, Mitarbeitermotivation, New Work, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Handwerkschefinnen und -chefs können vom Wandel profitieren. Wie ihnen das am besten gelingt und wie sie bewusst auf den Erfolg hinsteuern, erklärt Business-Coach Holger Zander im Gespräch.

Business-Coach Holger Zander
Business-Coach Holger Zander empfiehlt Unternehmern, ihre Mitarbeiter mitzunehmen – gerade im Wandel. - © Markus Hauschild
handwerk magazin: Corona, Materialengpässe und die Folgen des Ukraine-Kriegs – viele Handwerkschefinnen und -chefs sehnen sich wieder nach einer verlässlicheren Planung. Wie können Changemanagement-Methoden in diesen turbulenten Zeiten helfen?

Holger Zander: Das Fatale ist, dass es diesen Dreiklang an Maßnahmen nicht gibt. Schlimmer noch: In Zeiten des schnellen Wandels werden die ganzen Planungen und die Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht mehr für die Zukunft funktionieren. Wir brauchen jetzt schnelle Lösungen und müssen tiefer, flexibler und klarer in die Sachen rein­gehen. Da genügend Fachwissen und Know-how vorhanden ist, empfehle ich immer, dass Unternehmer den Wandel anders in ihrem Denken angehen und eine emotionale Offenheit an den Tag legen. Ich habe ein Zieländere aber mal den Weg. Doch dafür muss ich mutig und bereit sein. Erfolg im Wandel ist ja kein Zufall, sondern ein bewusstes da­rauf Hinsteuern. Und ich rate immer, mehrere Szenarien zu planen.

Ihrer Ansicht nach ist Changemanagement wie Rock’n’Roll. Das müssen Sie etwas genauer erläutern.

Rock’n’Roll ist schnell, laut und voller Emotionen. Die Musik begeistert und erreicht die Menschen. Sie müssen nur die richtigen Töne treffen. Wichtig ist, dass Sie das Ganze wie die Musiker ständig üben. Passend auch beim Rock’n’Roll-Vergleich: Diese Musik lässt sich ja auch gut nachspielen – von Botschaftern im eigenen Team, die im Changeprozess für Sie sprechen. Als Botschafter des Wandels.

Ein weiterer Tipp?

Viele Unternehmer machen im Wandel den Fehler und entscheiden alles selber. Nehmen Sie doch Ihre Mitarbeiter mit und nutzen Sie deren Know-how. Fragen Sie doch einfach: Wie siehst du das, hast du eine Idee? So erzeugen Sie Anerkennung und Wertschätzung. Wer als Chef seinen Tunnel verlässt, öffnet das Unternehmen für das Know-how seines Teams.

Warum tun wir Menschen uns mit Veränderungen so schwer?

Wir haben das Gefühl, dass wir aus dem Gleichgewicht fallen, unsere Sicherheit verlieren. Und das mögen wir natürlich nicht. Hinzu kommt unser Unter­bewusstsein: Bin ich noch gut genug? Bin ich zu alt? Reicht mein Know-how? Wir nehmen die Veränderung oftmals nicht an, sondern stellen uns die Frage, was sie für mich bedeutet – und das blockiert uns. Wenn wir unsere Sicherheit verlieren, haben wir Angst. Und gerade deshalb brauchen wir Entscheider, die den Mitarbeitern Orientierung und Klarheit geben – damit die Angst weggeht.

Wie gelingt das am besten?

Mit offener, transparenter und guter Kommunikation. Sie schafft Orientierung und nimmt die Mitarbeiter mit. Fragen Sie sie doch einfach: Was beunruhigt dich denn? Was beschäftigt dich ganz genau? Wovor hast du Angst? Wenn Sie ins ­eigene Unternehmen hinein horchen, bekommen Sie auch die Antworten. Gerade im Change ist das elementar wichtig. Schaffen Sie das nicht, gehen die Mitarbeiter in den Widerstand.

Wie reagiere ich auf Zukunftsängste im Team?

Zuerst muss man auf die Ursachen für diese schlechten Gedanken schauen und danach Offenheit und Klarheit schaffen. Kennt man als Chef die Ursachen, kann man darauf gut reagieren und den Menschen die Ängste nehmen. Wie schaffe ich es beispielsweise, dass die Mitarbeiter über die eigenen Stärken und Erfolge reden können. Mein Tipp: Stärken Sie Ihr Team und agieren Sie als empathischer Psychologe.

Sie haben 25 Impulse für einen erfolgreichen Wandel im Mittelstand formuliert. Mit welchen drei sollten Betriebsinhaber sofort starten und warum?

Erstens: Verbrennen Sie Ihre Schiffe, sprich, treffen Sie eine Entscheidung ohne Hintertür und gehen Sie entschlossen diesen Weg. Leider sehen viele Mittelständler nur das Risiko, sich vom Alten zu trennen und handeln entsprechend ängstlich. Zweitens sollte man sich zugestehen, dass man sich voranirrt und weiß, dass einen Misserfolg weiterbringt. Denn eine Null-Fehler-Toleranz wird nicht funktionieren, Perfektionismus bringt Sie nicht weiter. Ich bin mir ganz sicher: Wir brauchen ein mutigeres Chancendenken im Mittelstand! Der ­dritte Punkt ist der aufrechte Gang: Das heißt, Haltung zu zeigen, auch mal einen Gegenwind auszuhalten.

Lassen sich Ihre 25 Impulse in Pflicht- und Kür-Themen unterteilen?

Ich habe mein Buch „Nicht morgen. Jetzt!“ so aufgebaut, dass sich jeder das herausnehmen kann, was er braucht. Es gibt keine Pflicht- und Kür-Themen. Einzig vielleicht mein „Kotztraining“, wie ich es genannt habe. Also, wie oft gehe ich eigentlich an meine Leistungsgrenze oder mache ich Dienst nach Vorschrift?

Noch einmal auf den Punkt gebracht: Wie werde ich als Handwerkschef am schnellsten zum Problemlöser, der niemals aufgibt?

Wenn man das Wort „Problem“ einmal auseinandernimmt, erhalte ich „Pro“ und „blem“. Und „Pro“ heißt ja für, also für uns. Wenn ich weiß, dass ein Problem etwas für mich ist, dann habe ich schon den ersten Schritt gemacht, weil ich dann anders draufschaue. Der zweite Punkt ist, eine gesunde Selbstführung zu haben: dass ich in meiner Gesundheit, meiner Beziehung und meinem Beruf einen guten Ausgleich habe. Wichtig ist auch noch, dass man eine gute wie regel­mäßige Reflexion hat. Was hat gut funktioniert? Welche Schritte gehen wir jetzt? Grundsätzlich ist alles immer eine Sache der Einstellung!

Vita Holger Zander


Als Business-Coach hilft Holger Zander, Jahrgang 1969, Unternehmerinnen und Unter­nehmern aus dem Mittelstand, ihre Umsätze im Wandel zu steigern. Sein Ansatz: Die Entscheider sollen mutige Zukunftsmanager werden. Auch Zanders berufliche Laufbahn ist von Wandel und Neugierde geprägt: Er studierte Sport und Kommunikation, ließ sich bei einer Tageszeitung zum Redakteur ausbilden und arbeitete unter anderem für den Medienkonzern ProSiebenSat1. Darüber hinaus verantwortete der Keynote-Speaker sieben Jahre lang die Unternehmens­kommunikation und die Trainer-Akademie der größten deutschen Autohandelsgruppe.