Diskussion "halb voll, halb leer" Grunderbe: Ist ein Einmalbetrag für alle die Lösung im Streit um die Vermögensungleichheit in Deutschland?

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Es geht um Geld und Chancen: Das Grunderbe wird von verschiedenen Institutionen als Maßnahme gegen die ungleichen Startchancen von jungen Menschen propagiert. Letztlich ist das Grunderbe ein Einmalbetrag, der bei Erreichen einer Altersgrenze ausgezahlt werden soll. Die Vorschläge über die Höhe der Zahlung variieren zwischen 20.000 Euro (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und 60.000 Euro (Jusos). Auch über das Alter herrscht Uneinigkeit: Mit Erreichen der Volljährigkeit – oder erst zum 30. Geburtstag. Die Auszahlung des Grunderbe soll aber unabhängig von den bestehenden Vermögensverhältnissen an alle erfolgen. Ob das Grunderbe aber überhaupt das Problem löst, ist umstritten. Hier argumentieren Dr. Stefan Bach (DIW) für und Professor Christoph Butterwegge gegen das Grunderbe.

Ist das Grunderbe sozial und sachgerecht? Zwei Experten teilen in dieser "halb voll, halb leer"-Folge ihre unterschiedlichen Standpunkte. - © Carl Keyes, Oleksii - stock.adobe.com

"Das Grunderbe schafft Wohlstand für alle."

„Alle sollen etwas erben. Derzeit bekommen sehr wenige sehr viel und das reduziert die Chancengleichheit“, argumentiert Dr. Stefan Bach, Steuerexperte des DIW.

Stefan Bach
Dr. Stefan Bach, Steuerexperte des DIW. - © Carl Keyes, Oleksii - stock.adobe.com; DIW/Florian Schuh

Alle sollen etwas erben – nicht nur die wenigen Glücklichen, die bei der Spermalotterie das große Los gezogen haben. Derzeit erhalten weniger als 30 Prozent einer Generation Vermögen von über 100.000 Euro, zumeist erst in höherem Alter. Nur wenige bekommen in jungen Jahren solche Beträge, und sehr wenige bekommen sehr viel. Das reduziert Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit innerhalb einer Generation – und belastet die Legitimationsgrundlagen von sozialer Marktwirtschaft und Kapitalismus.