Controlling KI in der Steuerberatung: So profitieren Chefs und ihre Steuerberater von intelligenten Tools

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Unternehmen können die Unternehmenssteuerung mit Künstlicher Intelligenz verbessern. Dienstleister und Softwareanbieter arbeiten mit Hochdruck an modernen Tools. Handwerksbetriebe sollten mit Einzellösungen den Einstieg in die neue Technik wagen und sich vorbereiten.

Unternehmer behalten gerade in konjunkturell angespanntem Umfeld die Zahlen im Blick. Auch, um Finanzbehörden Auskunft geben zu können.
Unternehmer behalten gerade in konjunkturell angespanntem Umfeld die Zahlen im Blick. Auch, um mit KI Liquiditätsengpässe schnell zu erkennen. - © H_Ko - stock.adobe.com

Eine Vorausschau über den Zustand ihres Unternehmens erstellen viele mittelständische Handwerker zusammen mit ihrem Steuerberater. Das ist inzwischen Status Quo, denn wie sonst sollte man Liquiditätsprobleme eines Unternehmens schnell und umfassend auf die Spur kommen. Gerade in kniffeligen Zeiten ist dies wichtig – manch ein Unternehmen war in der Vergangenheit längst zahlungsunfähig, und der Geschäftsführer geriet, weil er dies nicht bemerkte, wegen Insolvenzverschleppung in die Haftung. Der Gesetzgeber hat hierfür knallharte Regeln aufgestellt. Aber auch in guten Zeiten lässt einen eine solide Liquiditätsplanung bessere Entscheidungen treffen.

Abgesehen davon: Die Banken erwarten von Handwerksunternehmern jährlich eine Unternehmensplanung, das gibt Pluspunkte beim Rating. Bei größeren Investitionen wollen die Geldinstitute Übersichten zur Liquidität und zur Finanzplanung. Die Kapitaldienstfähigkeit der Firma muss gewährleistet sein. Der Betrieb soll sicher Zins und Tilgung leisten können. Steuerberater – wenn sie denn dazu aufgefordert werden – übernehmen die Liquiditätsplanung für den Betrieb. Die Datev als deren Genossenschaft unterstützt bei der Planung mit entsprechenden Softwareprogrammen, auch unter Einsatz Künstlicher Intelligenz. Der Vorteil für die Steuerberater und die Unternehmer liegt darin, präzise Informationen mit einer hohen Aussagequalität zu erhalten und somit effizient und schnell zu besseren Ergebnissen zu kommen. Die Tools berechnen auf Basis von Algorithmen Szenarien für die Zukunft.

Zum Beispiel: Der Liquiditätsmonitor der Datev

Unternehmen können in Kooperation mit dem Steuerberater den Cloud-Service Datev Liquiditätsmonitor nutzen. Das ist ein Baustein, der mittels Künstlicher Intelligenz in Form von Algorithmen die Kontobewegungen eines Betriebes analysiert und daraus eine automatisierte Liquiditätsprognose erstellt. „Dieses Tool eignet sich besonders für Unternehmer, die keine aufwändigen Liquiditätsplanungen und -analysen möchten“, so Alexander Lohmaier, der bei der Datev für das Produkt Liquiditätsmonitor online verantwortlich ist.

Das funktioniert so: Die Firma ruft eine aktuelle Liquiditätsprognose auf Basis der Bankdaten aus dem Liquiditätsmonitor direkt im Programm Datev Unternehmen online ab. Man erhält durch intelligente Algorithmen eine Übersicht der künftigen Zahlungen inklusive einer grafischen Aufbereitung. Geplante Investitionen, Forderungsausfälle, anstehende Verbindlichkeiten oder Geldeingänge lassen sich direkt im Programm simulieren, damit schnell abgelesen werden kann, wie sich die Liquidität der nächsten Wochen entwickelt. „Zudem lassen sich ausstehende und vor allem überfällige Zahlungen aus der offenen Posten-Buchhaltung im Liquiditätsmonitor online übersichtlich nach Fälligkeitsinformationen darstellen“, so Lohmaier.

Anhand der tagesaktuellen Bankdaten kann der Liquiditätsmonitor mittels eines KI-Modells automatisiert Kontoumsätze kategorisieren, um einen schnellen Überblick über die finanzielle Lage eines Unternehmens direkt in Datev Unternehmen online zu haben. Damit könnten die drängendsten Fragen beantwortet werden, etwa woher die Einzahlungen kommen und „wohin fließt das Geld“, so Lohmaier. Über eine einfache Simulation sehen Unternehmer, wie sich mögliche Forderungsausfälle oder Lieferantenverbindlichkeiten auf die Liquidität auswirken.

Zum Beispiel: Personal-Benchmark

Auf Basis mehrerer Millionen anonymisierter Daten der Lohnabrechnungen in der Datev-Cloud errechnet das Tool mit KI eine Prognose für den Marktwert eines Mitarbeitenden oder eines Bewerbenden. Die Unternehmen haben so Vergleichswerte für das Jahresbrutto der Arbeitnehmenden in der Hand und können damit ihre Personalkosten auf eine realistische Basis stellen. Berücksichtigt werden Parameter wie Beruf, Unternehmensbranche, Anzahl der Mitarbeitenden, Arbeitszeit, Berufserfahrung und Betriebszugehörigkeit.

Das sind nur zwei Beispiele, wie sich mit Künstlicher Intelligenz effizient Erkenntnisse gewinnen lassen. Die Datev arbeitet stetig daran, neue Lösungen zu entwickeln. Weitere KI-getriebene Anwendungen werden folgen – mit dem Ziel, Steuerberater und Betriebe mit umfassenden Controlling- und Prognoseinstrumenten aufzurüsten. Handwerksunternehmer sollten daher jetzt damit beginnen, ihren Betrieb auf datengetriebene Analysen umzustellen und mit moderner Software zu arbeiten.

Zum Beispiel: Mit der Planungslösung der Canei AG

Die Unternehmensberatungsgesellschaft Canei AG in Dortmund entwickelte ein KI-gestütztes Softwaretool mit automatisierten Finanzplanungen, Reports, selbst generierenden Analysen, mit Kennzahlen und mit Handlungsempfehlungen. „Wir bieten für mittelständische Unternehmen mit einem Umsatzvolumen zwischen 200.000 Euro und 30 Millionen Euro eine Lösung, die in wenigen Sekunden Online-Dashboards aufbereitet“, erklärt Vorstand Markus Linnepe. Die Unternehmen haben damit eine monatliche integrierte Finanzplanung (Bilanz, GuV, Cashflow) über bis zu fünf Jahre in der Hand. Es fließen intelligente Vergleichsdaten mit ein, die CANEI aus den Softwareanalysen anderer Anwender generiert hat. Basis bilden die aktuellen Summen- und Saldenlisten aus der Finanzbuchhaltung, die viele Handwerksunternehmen monatlich von ihrem Steuerberater erhalten. „Im weiteren Schritt wollen wir unsere Lösung dahingehend entwickeln, dass vollautomatisch eine Planung erstellt werden kann. Man braucht keinerlei betriebswirtschaftliche Kenntnisse, um mit den Analysen arbeiten zu können“, so Linnepe. Mittelfristig sollen Anwender Fragen stellen können – etwa, wie hoch die Außenstände gerade sind.