Die Baumann-Kolumne "Neues von der Werkbank" Kommentar: Grüne Transformation wandelt die Marktwirtschaft in eine ineffiziente, bürokratische Planwirtschaft

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Energieeffizienz, Energiesparen und Neues von der Werkbank – Kolumne von Ruth Baumann

Wenn Rahmenbedingungen eher der Realität von Märchen entsprechen, schwindet das Vertrauen in den Standort. Vom Wunschdenken hin zum bürokratischen, ineffizienten Monster – so lässt sich die Transformation der Wirtschaft derzeit wohl am besten beschreiben, findet Ruth Baumann, Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk (ufh) Baden-Württemberg. Abwanderung von Firmen und Fachkräften, Unternehmensschließungen und „Brandbriefe“ sorgen bundesweit für ein großes Medienecho. Unsere Kolumnistin gibt in der neuen Folge “Neues von der Werkbank“ Einblicke in die aktuelle Lage.

Ruth Baumann Landesvorsitzende UFH Baden-Württemberg
Ruth Baumann, Landesvorsitzende der ufh Baden-Württemberg. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. - © privat

Schon vor Jahren haben wir vermeintlich begonnen, die Umwelt zu entlasten. Waschmaschinen und Geschirrspüler wurden auf einen geringeren Wasserverbrauch optimiert, um so an einem wichtigen Lebenselixier zu sparen. Anschließend stellte man fest, dass die Kanalleitungen allerdings zu wenig Durchfluss haben und ihre Aufgaben nicht vollumfänglich erfüllen können. Und nun nehmen wir kopfschüttelnd wahr, dass Leitungen mit Trinkwasser durchgespült werden müssen. Außerdem: Wir haben mit asthmatischen, in der Wattzahl gedrosselten Staubsaugern unsere Wohnungen gereinigt, um dadurch Strom zu sparen.

Kühlschränke und andere Elektrogeräte jeglicher Art werden vor allem unter dem Gesichtspunkt des Stromsparens gekauft. Fernseher mit Großbildschirmen sind aktuell ebenfalls im Visier. Der eingesparte Strom soll dann der Elektromobilität umgewidmet werden, obwohl auch schon diese – bei Stromknappheit – zur Disposition steht. Trotz greifbarer Versorgungslücken (die App „StromGedacht“ wird mittlerweile zur moralischen Instanz, die dem Nutzer sagt, wann er was tun darf) sind immer noch keine greifbaren Lösungen in Sicht.

Ohne Sinn, ohne Verstand?

Die notwendige Abkehr von fossilen Brennstoffen sowie langen Lieferketten bezweifelt niemand, der des Denkens mächtig ist. Will aber der Einzelne seinen Beitrag hierzu leisten, gibt es plötzlich Flächen, die nicht oder lediglich nur begrenzt für Photovoltaik genutzt werden dürfen. Mal ist es ein Geschäftsgebäude, mal ein Baggersee, dem die Investition und der damit verbundene Beitrag zur Klimarettung verboten oder zumindest limitiert wird. Die Logik dabei vermisst man zu Recht!

Aktuell haben auch Nutzer von Wärmepumpen Sorgen. Das Kühlmittel, welches für den Betrieb nötig ist, soll verboten werden. Alternativen für „Altbestände“ werden noch gesucht. Schon heute aber ist abzusehen, dass dies abermals nicht unerhebliche Kosten mit sich bringen wird. Dennoch propagiert man ungeniert, bei künftigen Bauvorhaben auf Wärmepumpen zu setzen. Während allerdings gleichzeitig die Novellierung der F-Gase-Verordnung im europäischen Parlament auf dem Tisch liegt.

Dem Geiste der grünen Transformation entsprechend

Stößt dann die politische Planwirtschaft auf unüberwindbare Grenzen (nennt sich: Realität) greift man zum letzten Mittel: Verboten. Übergangsweise verbietet man den leistungsstarken Staubsauger (wurde aber wieder zurückgenommen), den Verbrennungsmotor, die Ölheizung, die Gas- und Pelletheizung (die man zuvor noch gefördert hatte) oder aber schränkt die jeweilige Nutzungszeit ein (das verbirgt sich unter dem angedachten Strommanagement).

Ferner verbietet man Banken, Kredite künftig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu vergeben. Investitionen müssen dem Geist der grünen Transformation entsprechen, sonst fließt kein Geld. Und wenn wir gerade bei Verboten sind: Es wird bitter auch für die künftige Generation. Süßigkeiten finden im schönen neuen Leben keinen Platz mehr und werden daher auch nicht mehr beworben. Strahlende Kinderaugen glaubt man auch durch Butterstullen und Karotten erreichen zu können.

Von Vorhaben und Versprechen zu Verboten

Bisher hat unsere eigentliche Wirtschaft funktioniert. Natürlich muss man Einschränkungen machen: Das blinde Vertrauen auf Lieferketten (politisch aber gewollt), der Umgang mit knappen Bodenschätzen und vieles mehr hat eine Gesellschaft etabliert, die sich auf der sorglosen Erfolgsstraße wähnte. Alles funktioniert, alles ist finanzierbar und alles ist vorhanden. Diese schöne neue Welt fährt nun in den sorgenvollen Augen vieler gegen die Wand. Während BASF, Linde usw. beginnen, ihre Unternehmen ins Ausland zu verlagern, sollen die hier verbleibenden Betriebe dem angedachten Märchen zum glücklichen Ende verhelfen.

Essbare Laminierfolie, komplette Digitalisierung der Betriebsabläufe (Stromschwankungen blendet man mal vorsorglich aus), Aufzeichnungen und Nachweise über die Transformation des Betriebes (vgl. Taxonomie) und vieles Bürokratische mehr sollen den Wirtschaftsstandort Deutschland beflügeln. Selbst der Präsident der Bundessteuerberaterkammer, Prof. Dr. Hartmut Schwab, warnt: "Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit sind für Mittelständler nicht leistbar". Wenn Vorhaben und Versprechen sich als Märchen erweisen, greift man zu Verboten. Was nicht funktioniert, nicht in das eigene Weltbild passt oder wo Lösungsansätze fehlen, wird eben untersagt. Doch wie kann das Wirtschaftsmärchen überhaupt noch zum Happy End kommen?

Kompetenz zeigt sich im Können

Förderprogramme, Verbote oder die Besinnung auf gesunden Menschenverstand werden hier allein nicht genügen. Wer glaubt, eine funktionierende Marktwirtschaft hastig und unausgegoren in eine begrenzende Planwirtschaft (ohne eigentlich funktionierenden Plan…) transformieren zu müssen, hat nicht nur Probleme mit Stromschwankungen. Nur gute, funktionierende und erfolgreiche Ideen werden zum Exportschlager, alle anderen hingegen zum Ladenhüter. Kompetenz zeigt sich im Können, nicht in Verboten. Treten wir also am besten gemeinsam den Beweis an.

Über Autorin Ruth Baumann:

Bei Ruth Baumann war es ein zart gehauchtes "Ja", das sie in einen mittelständischen Straßenbaubetrieb und damit ins Handwerk brachte: Seit ihrer Hochzeit führt sie gemeinsam mit Ehemann Martin Baumann die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. Trotz ihres abgeschlossenen Hochschulstudiums entschied sie sich damals bewusst, in den Familienbetrieb einzusteigen und bekräftigte dies durch eine weitere Ausbildung zur Bürokauffrau. Zunächst im Ehrenamt bei den Unternehmerfrauen im Handwerk Freiburg, später als Präsidentin des Landesverbandes der Unternehmerfrauen im Handwerk Baden-Württemberg, war es ihr immer ein besonderes Anliegen, die Mitglieder mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Stolz auf das Handwerk auszustatten. Sie sieht die Unternehmerfrauen als Wirtschaftsverband und vertritt dies auch in der Öffentlichkeit.

Ihre betriebliche Erfahrung wurde in der Folgezeit auch verstärkt in der politischen Theorie nachgefragt und stieß – zu ihrer eigenen Überraschung – auf immer mehr Resonanz. Es folgten unterschiedliche Kommissionen und Funktionen in der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, die sie mittlerweile auch auf Bundesebene ausführt. In Interviews, Vorträgen und Podiumsdiskussionen rund um das Handwerk gibt sie parteiübergreifend Einblicke in die Sorgen und Nöte von Familienbetrieben. Jüngst wurde sie in den Bundesvorstand der CDU gewählt und ist dort als "Handwerk mit Mundwerk und akademischen Grad" Mittler zwischen unterschiedlichen Welten.