Serie Social Media, 2. Folge Instagram: Wie Handwerksbetriebe Bildsprache zur Kunden- und Mitarbeitergewinnung nutzen

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Digitalisierung, Kundenbindung, Onlinemarketing und Social Media

Bildergalerien bis hin zu Reels: Beim Social-Media-Kanal von Meta können sich Handwerker hinter die Fassade blicken lassen und ihr Tagwerk zeigen. Neue Aufträge und Mitarbeiter garantiert.

Jan Narten, Geschäftsführer der Tischlerei „More than wood“ in Stemmen.
Jan Narten, Geschäftsführer der Tischlerei „More than wood“ in Stemmen, hält die tägliche Arbeit mit seinem Handy fest und macht daraus Geschichten auf Instagram. - © Jörg Brockstedt

Ein Sturm hat den 60 Jahre alten Walnussbaum im Garten der Familie Schlobohm einfach umgeblasen. Sein riesiger Stamm liegt nun im Sägewerk des Tischlereibetriebs „More than wood“ im niedersächsischen Stemmen. Die Handwerker zerteilen ihn dort in gleichmäßige Platten, schleifen, schwärzen und ölen – und lassen sich dabei filmen. Wie aus dem Baum ein Esstisch entsteht, der bald im Wohnzimmer der Schlobohms stehen soll, wissen nun etliche Follower auf Instagram.

Es macht Spaß, den Holzbau-Profis zuzusehen: Das Video hat bereits 8.304 Clicks, 262 Likes und sechs Kommentare erzielt. Jan Narten ist mit dem Ergebnis zufrieden. Vor ein paar Monaten hat er von einer Bürokraft, die sich in Mutterschutz verabschiedete, die Social-Media-Arbeit übernommen. „Seitdem bin ich halb Handwerker, halb Instagrammer“, schmunzelt er über seine Doppelrolle. Jeden Tag unterhält er mit seinem zehnköpfigen Team die Follower mit neuen Beiträgen aus dem beruflichen Alltag.

Tische mit eigener Geschichte

Die mittlerweile 5.000 Follower des „More-than-wood“-Kanals lernen täglich, wie nachhaltig der Betrieb arbeitet. Frisches Holz aus dem Wald ist für ihn ein Tabu. Die Möbel stammen stattdessen aus regionalen und recycelten Materialien. „Für unsere Möbelstücke wird kein Baum ex­tra gefällt“, lässt der Betriebsinhaber wissen. Um das Ziel zu erreichen, arbeitet er mit Entsorgungsbetrieben zusammen sowie mit Landwirten, die ihre Scheunen abbauen, oder der Gemeinde, die eine Brücke durch eine neue ersetzt. „Holz ist nicht gleich Holz“, findet Narten. „Un­sere Möbel erzählen Geschichten – und schreiben neue.“

Spannende Storys auf Instagram zu veröffentlichen fällt ihm leicht. Wie über die Schlobohms, die ihren zerstörten Walnussbaum jetzt im Wohnzimmer als Tisch stehen haben. Der Handwerkschef, der den Betrieb vor 17 Jahren gegründet hat, nutzt den Marketingkanal außerdem dafür, um höhere Preise zu rechtfertigen. Genauso wie für den Tischlermeister Holz nicht Holz ist, ist ein Tisch nicht ein Tisch. In den ­Möbeln steckt nicht nur Qualität, sondern auch „viel Liebe“, erklärt Narten: „Daher haben unsere Kunden eine ganz besondere Beziehung zu ihnen.“

Mit dem bildlastigen Instagram-Kanal gelingt es laut Narten am besten, die richtigen visuellen Akzente zu setzen, um seine verschiedenen Möbel zu inszenieren. Von Bildergalerien aus dem Betriebsleben bis dahin, die Produkte wie Tische, Türen, Fenster und Betten zu erleben und das Team dahinter kennenzulernen. „Der Kanal ist außerdem gut mit dem Handy bespielbar, und wir können uns gut mit unseren ­Kunden austauschen.“ Neben Fotos, sozusagen die Grundlage der 2010 gelaunchten Fotosharing-App, produziert er gerne kurze Videos, die sogenannten Reels.

Inhalte erstellen: Darauf kommt´s an

  1. Instagram bietet zwar Filter, aber Betriebe sollten ihre Arbeit am besten so authentisch wie möglich darbieten.
  2. Die Bilder-Plattform hat seit 2020 auch Reels im Programm. Über die 90-sekündigen Filme bekommen die Betriebe die Möglichkeit, Entstehungsprozesse von Produkten zu zeigen oder mit alltäglichen Begeben­heiten ihre Follower zu unterhalten.
  3. Nicht nur der Social-Media-Beauftragte im Betrieb ist gefragt – alle können mitmachen. Von der Baustelle oder der Werkstatt nehmen Mitarbeiter übers Handy Bilder oder Videos auf und senden diese den Verantwortlichen zur Weiterbearbeitung zu.

Echte Momente aus dem Alltag

Für Rebekka Csizmazia, Mitinhaberin der Berliner Kreativagentur dreissig24, die sich auf die Beratung des Handwerks spezialisiert hat, ist Instagram der „wichtigste Kanal, um sich umfassend zu präsentieren“. Die Instagram-User sind der Expertin zufolge sehr konsumaffin und passen auch von der weiten Altersspanne her gut zu Handwerksprodukten und Dienstleistungen. Für Handwerksbetriebe wiederum ist Instagram leicht zu handhaben: Die Mitarbeiter machen übers Handy Bilder von der Arbeit auf der Baustelle und senden sie zu den Kollegen ins Büro oder alternativ zu einem externen Mitarbeiter oder einer Agentur, die die Fotos für den Kanal aufbereiten und posten. Für die dreissig24-Geschäftsführerin entscheidend ist es, dass die Inhalte aufeinander abgestimmt sind und auf einem zugeschnittenen Storytelling aufgebaut sind.

Dabei ist Authentizität das A und O: Social-Media-User mögen es, wenn die Bilder den Moment echt und schnörkellos festhalten. Genauso sieht es Jan Narten. „Lieber poste ich schnell etwas, anstatt ewig daran zu feilen“, sagt der Tischlermeister. „Sollte mal etwas schieflaufen, entschuldige ich mich einfach hinterher.“

Instagram Logo
© Instagram

Konto einrichten: So geht´s

  1. Auf der Website instagram.com oder per Download der App aufs Handy können Handwerksbetriebe Profile von sich anlegen. Wer noch keinen Account hat, klickt auf „registrieren“ und trägt die erforderlichen Daten ein oder meldet sich über ein eventuell schon vorhandenes Facebook-Konto an.
  2. Ein Profil besteht aus einem Namen – am besten dem Betriebsnamen, der die Auffindbarkeit erleichtert – und einem Profilbild der Firma.
  3. Instagram lebt von der Bildsprache: Daher eignen sich für den Account gut ausgeleuchtete, aussagekräftige Bilder, die sich in Rubriken gliedern lassen. Bei „More than Wood“ sind das etwa „Tische“, „Jobs“, „Team“.
    Neben Bildern kommen bei den Nutzern auch Reels (bis zu 90-sekündige Videos) gut an.