Serie Social Media, 5. Folge Facebook: Wie Handwerkschefs den Betrieb einem großen Publikum vorstellen

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Ausbildung, Kundenbindung, Onlinemarketing und Social Media

Als Reichweiten-Garant bleibt Facebook für viele Handwerker der wichtigste Social-Media-Kanal. Sie erreichen darüber häufig die Eltern der aktuell stark nachgefragten Nachwuchskräfte – aber auch neue Kunden.

Marion Meissner, Inhaberin des Dachdeckermeisterbetriebs Meusch in Bergheim, betreibt Kundenbindung über Facebook.
Marion Meissner, Inhaberin des Dachdeckermeisterbetriebs Meusch in Bergheim, betreibt Kundenbindung über Facebook. - © Markus J. Feger

Wenn ein Dach fertiggestellt ist, fängt für Marion Meissner die Arbeit an. „Während Friseure eine Stammkundschaft aufbauen, die im Abstand von einigen Wochen den nächsten Termin vereinbart, müssen wir als Dachdecker immer wieder neu auf Kundensuche gehen“, schildert die Inhaberin des Dachdeckermeisterbetriebs Meusch in Bergheim bei Köln ihre tägliche Herausforderung. Früher vertraute sie darauf, dass sich das Können ihres Teams herumspricht, doch heute nimmt sie die Geschicke aktiv in die Hand. Auf Facebook zeigt sie, was in ihrem Arbeitsalltag passiert. Das hat ihr bisher einige Hundert Follower beschert: Die Bekanntheit des Betriebs Meusch wächst.

In die Kunden hineinversetzen

Als die Dachdeckermeisterin 2015 beschloss, den Familienbetrieb, den sie in vierter Generation führt, im Internet sichtbar zu machen, erstellte sie zunächst eine Website. Damit diese im Web leichter gefunden wird, kreierte Meissner einen Google-Business-Eintrag und dazu ein Facebook-Konto. Für ihren ersten Post versetzte sie sich in ihre Kunden hinein: „Ich habe versucht herauszufinden, was sie interessiert und was nicht.“ Heute zeigt sie gerne Vorher-nachher-Fotos von Hausdächern, Bilder von laufenden Arbeiten und von ihrem siebenköpfigen Team. Meissner will damit vor allem auch Nachwuchs- und Fachkräften zeigen, dass im Betrieb ein angenehmes Arbeitsklima herrscht. Für ihre Facebook-Fotos nimmt sie selbst das Smartphone in die Hand und postet die Beiträge im Schnitt alle zwei bis vier Wochen. „Ich veröffentliche nur Beiträge, die auch erzählenswert sind“, lautet ihre Regel.

Die Frequenz dürfte sogar noch höher sein – findet Daniel Lehmann, Director bei der Digital-Marketing-Agentur ­Loyamo in München. Mit seinem Team betreut er auch Social-Media-Kanäle von kleineren und mittelständischen bis hin zu größeren Firmen. Im Umgang mit
Facebook empfiehlt er circa drei Posts die Woche. „Wer als Betriebschef dringend einen Azubi sucht, kann den Post dazu noch boosten“, sagt er. Darunter versteht man, den Post über einen Geldbetrag bei den Usern noch sichtbarer zu machen. Während dieser spezielle Werbeturbo beim Social-Media-Netzwerk TikTok, das sich noch im Aufbau befindet, nicht bei jedem Post nötig ist, sieht es bei Facebook anders aus. Das Netzwerk zählt wesentlich mehr Mitglieder und Beiträge – unter diesen sollte der Post sichtbar sein: „Unternehmen können in den Einstellungen der Anzeigen genau auswählen, nach welchen Personen in welcher Region und welchem Alter sie Ausschau halten“, erklärt Lehmann. Diese Zielgruppe sieht den Post dann in ihrem Feed, in dem Nachrichten von Freunden und abonnierten Seiten einlaufen. Betriebe, die ihren Kanal mit einzelnen Posts bewerben möchten, sollten dem Berater zufolge mit circa 800 Euro monatlichem Mediabudget rechnen. Wer sich von seiner Agentur an mindestens einem Tag pro Monat bei der inhaltlichen Konzeption beraten lässt, bekommt ebenfalls eine Rechnung ab 840 Euro.

Von allen Social-Media-Kanälen bezeichnet Lehmann Facebook als den wichtigsten Social-Media-Kanal. Das kann er auch begründen: „Die Plattform hat die größte Reichweite und erzielt die meisten Klicks und Anfragen von Kunden“, zählt er die Vorteile auf. Das hat letztlich auch Dachdeckermeisterin Marion Meissner dazu bewogen, allein auf Facebook zu setzen – auch um den Überblick im arbeitsintensiven Alltag zu behalten.

Azubis über die Eltern finden

Als Cehan San vor sechs Jahren seinen eigenen SHK-Betrieb im niedersächsischen Rastede gründete, hatte er zwei ertragreiche Projekte, einen Installateur, einen Gesellen und einen Azubi. Von Anfang an setzte er auf Facebook, wo er heute knapp 1.000 Follower zählt. Sein Anliegen: „Ich zeige das Handwerk gerne in einem neuen Licht“, sagt der Handwerkschef. „Weil auf dem Kanal vor allem die über 35-Jährigen anzutreffen sind, erreiche ich dort vor allem die Eltern, die für ihre Kinder nach Ausbildungsplätzen Ausschau halten.“

Das hat auch geklappt: Über die Anregung seiner Eltern verbrachte ein Schüler einen Schnuppertag im Betrieb, der ihm Lust auf mehr gemacht hat. „Danach hat er direkt eine Ausbildung bei uns gestartet“, freut sich der Inhaber von San Haustechnik, der mittlerweile 14 Mitarbeiter beschäftigt.

Um seine Social-Media-Auftritte – heute bespielt San außerdem Instagram, LinkedIn, Xing und TikTok – kümmert er sich mittlerweile nicht mehr ganz allein: Eine Agentur hilft ihm dabei, Themen zu finden, die seine Fans bewegen. Zu den Standardformaten gehören Handwerks-Tipps, die er gemeinsam mit der Agentur zweimal pro Monat veröffentlicht. Die Themen reichen von „Wir zeigen dir, wie du deine Heizung entlüftest“ bis hin zu „Die kalte Jahreszeit beginnt – worauf solltest du besonders achten?“. Das beinahe tägliche Produzieren von kurzen, circa 30- bis 60-sekündigen Videos und Posts über immer neue spannende Themen ist dem Unternehmer heute in Fleisch und Blut übergegangen, wie der engagierte Handwerkschef bekräftigt: „Es macht mir großen Spaß, echte Einblicke von uns, unserer Arbeit und ins Handwerk zu geben.“

Facebook stellt dafür eine Reihe von Formaten zur Verfügung. Für Handwerksbetriebe wichtig sind vor allem Posts in Text- oder Videoform, Beiträge in Storys, die 24 Stunden sichtbar bleiben, sowie zunehmend das Format Reels. Das Kurzvideoformat besteht aus maximal 60-sekündigen Videos, kombiniert mit Ton, Musik und Augmented-Reality-­Effekten. Berater Lehmann rät, den Auftritt mithilfe dieser verschiedenen Formate so lebendig wie möglich zu gestalten. Die Facebook-Verantwortlichen im Betrieb, die als sogenannte „Admins“ das Konto steuern, können dafür nicht nur Beiträge posten – sondern auch mit den Followern interagieren.

Inhalte erstellen: Darauf kommt’s an

Je mehr die User auf Ihre Beiträge auf der Facebook-Seite reagieren, kommentieren und diskutieren, desto besser. Mit dem folgenden Leitfaden können Sie Ihren Facebook-­Auftritt noch interaktiver gestalten.

  1. Auswahl von Inhalten: Beiträge sollten in Bezug zu relevanten Saisonalitäten gepostet werden, zum Beispiel zum Muttertag, zu Ostern und zum Sommeranfang. Auch Trends und aktuelle Ereignisse wecken Interesse. Nutzen Sie Bilder und Videos, um Ihre Posts zu veranschaulichen.
  2. Interaktion fördern: Interagieren Sie mit Ihren Followern, indem Sie Fragen stellen und auf Kommentare antworten. Ebenfalls hilft es, Thesen fragend in den Raum zu stellen, sodass die Community darüber diskutiert und die Interaktionsrate erhöht. Auf Interesse bei den Usern stoßen auch Wissens-Inhalte, wie: „Wussten Sie, dass X Prozent aller Bohrmaschinen in Deutschland hergestellt werden?“
  3. Kunden gewinnen: Um neue Kunden zu interessieren sowie auch bestehende zu binden, funktionieren zeitlich begrenzte Aktionen, außergewöhnliche Services oder Gutscheine. Teilen Sie ein Foto Ihres Teams, einzelner Mitarbeiter oder Ihrer Werkstatt und erzählen Sie Ihren Followern, wer Sie sind und was Sie tun. Zeigen Sie auch Ihre neuesten Projekte und erklären Sie Ihren Followern, wie Sie es gemacht haben.
  4. Ziele stecken: Schmieden Sie einen konkreten Plan, was Sie mit Ihrem Facebook-Auftritt erreichen möchten, zum Beispiel: mehr Aufträge an Land ziehen oder Azubis gewinnen.
  5. Keine Angst vor Shitstorm: Die Kommentare und Diskussionen, die auf Ihre Beiträge hin entstehen, sollten Sie einmal pro Tag kontrollieren. Auf Kritik sollten Sie selbstkritisch eingehen. Vor einem regelrechten Shitstorm in Bezug auf ein Thema müssen Sie sich nicht fürchten. Die meisten ausfallenden Kommentare werden von anderen Usern häufig gekontert. Andernfalls sollten Sie Äußerungen, die gegen die Netiquette verstoßen, löschen.

    Quelle: Loyamo

Zum Mitmachen anregen

Das gelingt zum Beispiel über Diskussionen. „Betriebschefs oder Mitarbeiter können Thesen fragend in den Raum stellen, sodass die Community darüber diskutiert und die Interaktionsrate erhöht“, führt Lehmann an. Auch Fragen wie „Wussten Sie schon, dass jeder Schreiner unseres Betriebs im Lauf seiner Karriere 735 Küchen aufbaut?“ regen die Follower zum Mitreden an. „Die Facebook-Admins sollten dann auch darauf reagieren“, sagt der Social-Media-Berater. Eine weitere Möglichkeit ist es, zeitlich begrenzte Aktionen zu außergewöhnlichen Angeboten und Services oder Gutscheinen zu bieten, die User zum Mitmachen anregen.

Beim Dachdeckermeisterbetrieb Meusch ist sich Marion Meissner sicher, dass solche Themen viele ihrer Kunden sowie auch Mitarbeiter interessieren. Die Handwerkschefin weiß, dass es heute nicht mehr ausreicht, ihren Kunden allein gute Qualität zu liefern – es geht auch um Emotionen. Der berühmte Funke muss überspringen. Auf Anraten eines Marketingberaters hat Meissner daher einen Slogan für ihren Betrieb kreiert, mit dem sie ihre Beiträge auf Facebook schmückt: #Dachdecker mit Herz.

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Konto einrichten: So geht’s

Um sich ein Business-Konto einzurichten, müssen Betriebe erst ein privates Konto anlegen. Einrichten können sie es sowohl über den Webbrowser oder über den Download der App auf das Smartphone.

  1. Bei Facebook anmelden: Rufen Sie Facebook über facebook.com auf oder laden Sie die App auf Ihr Handy. Dann klicken Sie auf „Neues Konto erstellen“ und folgen den Anweisungen. Damit legen Sie zunächst ein privates Konto an.
  2. Business-Konto einrichten: Weil Facebook es untersagt, den privaten Account geschäftlich zu nutzen, es jedoch erforderlich ist, einen privaten zu besitzen, müssen Sie nun zusätzlich ein Business-Konto einrichten und es mit Ihrem privaten Account verknüpfen. Dazu die URL business.facebook.com/overview eingeben und den Anweisungen folgen. Wer schon ein privates Konto angelegt hat, kann es hier außerdem in ein geschäftliches umwandeln.
  3. Inhalte posten: Für den eigenen Betrieb empfiehlt sich der Gebrauch des Business-Kontos. Dort können Sie zwischen einer Story und einem regulären Post wählen. Beachten Sie, dass jedes Foto oder Video in der Story jeweils nur 24 Stunden lang sichtbar ist – danach landet es im Story-Archiv. Weil Handwerksbetriebe ihre Beiträge in der Regel gerne länger auf dem Portal veröffentlichen möchten, empfiehlt es sich daher, im regulären Feld darunter den Beitrag zu erstellen.