Serie Social Media, 3. Folge LinkedIn: Wie Handwerksbetriebe über das Berufsnetzwerk wachsen können

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Digitalisierung, Kundenbindung und Social Media

Beim Berufsnetzwerk LinkedIn tummeln sich momentan noch wenige Handwerkerinnen und Handwerker. Dabei könnten auch sie die Plattform nutzen, um sich mit Kollegen und Vertretern anderer Branchen auszutauschen. Wie könnte das klappen?

Lais Kriwat, Geschäftsführer in spe beim Fuß- und Gesundheitsspezialisten Kriwat in Hamburg
Lais Kriwat, Geschäftsführer in spe beim Fuß- und Gesundheitsspezialisten Kriwat in Hamburg, Kiel und Preetz, findet auf der beruflichen Plattform neue Ideen und erweitert sein Netzwerk. - © Jörg Brockstedt

Als Lais Kriwat im November 2021 in seinem Betrieb erzählte, dass er von nun an Präsenz im Business-Netzwerk LinkedIn zeigen wollte, war nicht jeder aus seinem Team begeistert. Der 24-Jährige arbeitet bei einem Fuß- und Gesundheitsspezialisten mit Sitz in Hamburg, Kiel und Preetz, der seinen Nachnamen trägt – denn es handelt sich um einen Familienbetrieb, noch geführt von Kriwats Vater. Die Nachfolge wird gerade eingeleitet. „Ich habe dann erklärt, warum ich Zeit und damit schlussendlich auch Geld in LinkedIn stecken möchte“, erzählt Kriwat heute. „Es war nicht ganz leicht, die Vorteile aufzuzählen, die das Netzwerk für unser Geschäft bringen könnte. Denn die zeigen sich, gerade im Handwerk, ja meist erst mit der Zeit.“

Mit Kunden vernetzen und junge Menschen aus der Region anlocken

Diese Zeit ist nun gekommen. Mit fast 1.000 Menschen ist Kriwat mittlerweile vernetzt, darunter Kollegen aus dem eigenen Gewerk, der Orthopädietechnik und ein paar andere Handwerker, aber vor allem Leute aus ganz anderen Berufen. Wo­rum es in den Posts des Orthopädieschuhmachermeisters geht, das lässt sich grob in seinem Profil nachlesen: „Euer Einblick in die Nachfolge der Kriwat GmbH“, heißt es dort. Und: „Nachhaltigkeit, 3D-Druck, Einlagentechnik“. Kriwat verfolgt mit seinem Profil gleich mehrere Ziele. „Einerseits will ich zeigen: Orthopädietechnik ist keinesfalls ein eingestaubtes Gewerk, sondern wir beschäftigen uns mit modernsten Technologien.“

Damit will der künftige Chef junge Menschen aus der Region auf sein Unternehmen aufmerksam machen und Nachwuchs anlocken. Andererseits nutzt Kriwat LinkedIn auch, um sich mit potenziellen Kunden zu vernetzen – also als Marketingtool. Und zuletzt: „LinkedIn bietet mir eine tolle Möglichkeit, um über den Tellerrand zu schauen.“

Kaum Handwerker vertreten

Eigentlich würde sich Kriwat auch gern mit anderen Handwerkern vernetzen. Doch davon gibt es nicht allzu viele. Wer sich als Handwerker in dem Netzwerk, das zum Microsoft-Konzern gehört, nach Branchenkollegen umschaut, muss lange suchen, um jemanden zu finden. Das beobachtet auch Axel Schröder, Unternehmensberater aus Bayreuth, der vor allem Werkstatt­betriebe aus dem Handwerk und der Indus­trie betreut, unter anderem bei Digital- und Strategiethemen. „Die meisten Handwerker tun sich ohnehin schwer mit sozialen Medien, und viele haben das Gefühl, dass LinkedIn eher etwas für große Unternehmen ist“, sagt er. Hinzu komme, dass in vielen Betrieben schlichtweg kaum Zeit bleibt, in der die Social-Media-Kanäle gepflegt werden könnten: „Tagesgeschäft frisst eben oft Strategie.“

Dabei könnte LinkedIn durchaus ein Ort sein, an dem auch Handwerker in den Austausch gehen. Ganze 875 Millionen Nutzer verzeichnet die Plattform mittlerweile, 19 Millionen davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wer sich bei dem Karrierenetzwerk registrieren will, muss zunächst ein Konto anlegen. Ein sogenannter Basis-Account ist bei LinkedIn kostenlos. Damit können Nutzer ihr eigenes Profil erstellen, das in der Regel vor allem aus persönlichen Informationen wie dem ­Namen, dem Unternehmen, für das man arbeitet, und einem beruflichen Lebenslauf besteht. Wer möchte, kann – wie ­Kriwat – ­­noch die wichtigsten Themen der eigenen Agenda im Profil vermerken.

Der Austausch steht im Fokus

Wenn das Profil einmal angelegt ist, kann es richtig losgehen. Bei LinkedIn geht es vor allem darum, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen auszutauschen. Es gibt daher eine Suchleiste und die Funktion der Vernetzung, sie funktioniert ähnlich wie eine Freundschaftsanfrage bei Facebook. Neben einem persönlichen Account lassen sich auch Unternehmensprofile erstellen, auf denen die wichtigsten Informationen zum Betrieb zu finden sein sollten. Orthopädieschuhmachermeister Kriwat hat sich dazu entschieden, seine Zeit vor allem seinem persönlichen Account zu widmen – und nicht dem Unternehmensprofil, das er auch angelegt hat. „Bei LinkedIn geht es aus meiner Sicht vor allem um das Persönliche“, sagt er. „Die Leute wollen ein Gesicht zur Marke sehen.“ Bei Instagram und Facebook ist das andershe­rum. Dort bespielt man beim Fuß- und Gesundheitsspezialisten Kriwat zwar auch Kanäle, doch es stehen nicht die einzelnen Personen im Vordergrund, sondern vor allem die Produkte, die der ­Familienbetrieb verkauft.

Nah an der Realität bleiben

Auch Tom Neuborn rät zu „Personal Branding“ auf LinkedIn. Der Strategie- und Marketingexperte berät vor allem Handwerksbetriebe aus der Gesundheitsbranche. Sein Tipp: Handwerker sollten beim Verfassen ihrer Posts (siehe Kasten unten) ganz nah an der Realität bleiben. „Es empfiehlt sich zum Beispiel, die Mitarbeiter selbst Beiträge verfassen zu lassen, zum Beispiel auf der Baustelle“, sagt er. „Das wirkt ganz anders, als wenn ein Mitarbeiter aus dem Büro heraus Texte verfasst und mit Stockfotos versieht.“

Inhalte erstellen: Darauf kommt‘s an

Unternehmer sollten sich überlegen, wen sie mit ihren Posts ansprechen wollen. Zielgruppe können direkte Kunden sein oder Partner, mit denen der Betrieb auf der Baustelle zu tun hat. Auch Personal lässt sich über das Netzwerk anwerben.

  1. Wenn die Strategie steht und klar ist, welche Zielgruppe angesprochen werden soll, kann es ans Posten gehen. Ein solides Mittelmaß zwischen Professionalität und Lockerheit ist wichtig. Denn einerseits fällt es schnell auf, wenn Texte zu gestelzt formuliert sind und Fotos aus dem Archiv stammen.
  2. Andererseits geht es bei dem Job-Portal deutlich seriöser zu als bei Instagram und TikTok. Private Selfies sind hier fehl am Platz, genauso wie Rechtschreib- oder Grammatikfehler.
  3. Wie auch beim Profil- und Hintergrundbild muss die Qualität der Fotos in den Beiträgen stimmen.
  4. Ein Post kann noch so spannend sein – wenn LinkedIn-Kontakte nur einmal im Monat oder Jahr vom Handwerker hören, werden sie ihn schnell vergessen haben. Auch der Algorithmus bestraft es, wenn man nicht aktiv genug ist. Handwerker sollten daher am besten einen Content-Plan erstellen und sich regelmäßig bei ihren LinkedIn-Followern melden, etwa ein- bis zweimal pro Woche.

Beim Posten sollten Unternehmer immer bedenken, welche Zielgruppe sie bei dem sozialen Job-Netzwerk erreichen möchten. „Bei LinkedIn tummeln sich vor allem Fach- und Führungskräfte zwischen 25 und 34“, sagt Neuborn. „Man muss sich also in deren Lage versetzen – was interessiert diese Menschen, womit könnte man sie als Unternehmer ab­holen?“ Der Experte plädiert außerdem für eine gewisse Regelmäßigkeit beim Posten, mindestens einmal pro Woche, zwei- bis dreimal sei optimal. Auch Berater Schröder findet: „Wenn man LinkedIn betreibt, dann richtig, also mit genauso viel Engagement wie beim eigentlichen Tagesgeschäft.“

Orthopädieschuhmachermeister Kriwat, der nun seit mehr als einem Jahr bei LinkedIn aktiv ist, hat sich für zwei wöchentliche Posts entschieden. Am Ende eines jeden Monats setzt er sich an den Schreibtisch und erstellt einen „Content-Plan“ für die folgenden vier Wochen. In diesem steht, wann er was postet – und wen er jeweils erreichen will. Aber manchmal bricht er seine eigenen Regeln: „Wenn in einer Woche nun mal nichts Spannendes passiert ist, poste ich auch nichts“, sagt er. „Ein bisschen Spontanität muss bleiben.“

LinkedIn Logo
© LinkedIn

Konto einrichten: So geht’s

Auf der Website linkedin.com oder per Download der App aufs Smartphone oder Tablet können Handwerker Profile erstellen: entweder als Personen-Account unter dem eigenen Namen oder als Unternehmens-Account.

  1. Das Profil besteht zunächst nur aus dem Vor- und Nachnamen oder aus dem Namen des Betriebs. Bei einem Personen-Konto sollte der beru­fliche Lebenslauf ergänzt werden, am besten auch eine kurze Information zu den Themen, die den Handwerker besonders beschäftigen. Sie finden als sogenannter Profil-Slogan Platz.
  2. Handwerker können in ihrem Profil auch angeben, ob sie entweder offen für neue Jobs oder auf der Suche nach Personal sind.
  3. Bei einem Unternehmens-Konto sind die wichtigsten Informationen gefragt – zum Beispiel die Anzahl der Mitarbeiter, der Sitz des Betriebs und die Branche.
  4. Zum Schluss sollte der Account noch mit Bildern bestückt werden. Ein seriöses Profilbild und ein Hintergrundbild unterstreichen den Auftritt auf der Plattform. Hierbei spielt die Qualität der Fotos eine wichtige Rolle.