Studie zur Altersvorsorge Altersarmut: Selbstständige und Frauen haben im Alter weniger Rente

Die HDI Versicherung hat in ihrer Rentner-Studie 2024 per Online-Befragung untersucht, wie es um die Altersvorsorge der Bevölkerung steht. Das Urteil: Insgesamt wird gar nicht gut vorgesorgt. Rund 33 Prozent der ehemals Selbstständigen erhalten weniger als 700 Euro Netto-Rente. Und 45 Prozent der Ex-Unternehmer müssen im Alter erhebliche finanzielle Abstriche machen. Mit Blick auf ihre Altersarmut würden 67 Prozent der Befragten mehr vorsorgen.

Geringe Renten treffen vor allem ehemals Selbstständige und Frauen.
Geringe Renten treffen vor allem ehemals Selbstständige und Frauen. - © Michael - stock.adobe.com

Die Zahlen sind erschreckend: "Fast die Hälfte der Selbstständigen (45 Prozent) muss im Ruhestand erhebliche finanzielle Abstriche machen und kann den Lebensstandard überhaupt nicht halten. Ebenso geht es Frauen (44 Prozent)", meldet die HDI Versicherung als Erkenntnis aus einer repräsentativen Online-Befragung, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut YouGov unter 1.053 deutschen Rentnerinnen und Rentnern zwischen 63 und 70 Jahren.

Selbstständige Altersarmut: Ein Drittel hat im Alter unter 700 Euro Rente

Demnach muss ein Drittel (33 Prozent) der ehemals Selbstständigen mit einer Nettorente von weniger als 700 Euro auskommen. Im Gegensatz dazu sind dies bei den Angestellten nur neun Prozent und bei den Beamten vier Prozent.

"Und das trotz oftmals späterem Rentenantritt der Selbstständigen: Mehr als ein Viertel von ihnen (28 Prozent) sind erst zwischen 66 und 70 Jahren in den Ruhestand gegangen, während dies nur auf 14 Prozent der Angestellten und auf lediglich vier Prozent der Beamten zutrifft. Die Mehrheit aller Befragten (58 Prozent) ist zwischen 63 und 65 Jahren in Rente gegangen", informiert die HDI.

Bedenkliche Unterversorgung bedeutet Altersarmut

Insgesamt können sich 81 Prozent aller Befragten weniger leisten als gedacht. Den gewohnten Lebensstandard gar nicht halten können 44 Prozent der Frauen. Bei den Männern sind es 34 Prozent. Ein weiterer Vergleich: 45 Prozent der Selbstständigen aber nur 39 Prozent der Angestellten und 19 Prozent der Beamten können ihren Lebensstandard gar nicht halten.

Für Fabian von Löbbecke, im Vorstand der HDI Lebensversicherung AG, sind die Ergebnisse bedenklich: „Selbstständige stehen in der Rente mit Abstand am schlechtesten da. Aber auch Angestellte schöpfen ihre Vorsorge-Möglichkeiten nicht ausreichend aus und müssen im Ruhestand auf vieles verzichten. Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet. Es zeigt uns, wie nötig es ist, sich rechtzeitig mit der eigenen Rentensituation zu beschäftigen und geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um dem Ruhestand gelassener entgegenzublicken.“ Wie ein Alter in finanzieller Unabhängigkeit gelingen kann, erklären wir in unserem Beitrag So gehen Unternehmer reich in Rente".

Rückblickend würden Unternehmer besser fürs Alter vorsorgen

"Im Rückblick würden zwei Drittel (67 Prozent) der ehemals Selbstständigen mehr vorsorgen, 44 Prozent sogar deutlich mehr. Bei den ehemals Angestellten sind es 63 Prozent, 32 Prozent deutlich mehr. Bei den Beamten würden hingegen nur 46 Prozent mehr vorsorgen, lediglich 16 Prozent von ihnen deutlich mehr. Insgesamt haben fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten keine private Vorsorge betrieben und erhalten ausschließlich gesetzliche Rente.

Dem früheren „Ich“ würden die heutigen Ruheständler vor allem einen frühzeitigen Abschluss von Lebens- oder Rentenversicherungen empfehlen: Selbstständige sind hier mit 40 Prozent führend, es folgen 37 Prozent der Angestellten und 29 Prozent der Beamten. Mehr in Wertpapiere wie Aktien und Fonds würden 43 Prozent der Beamten, 37 Prozent der Selbstständigen und 23 Prozent der Angestellten investieren.

Frauen sind im Alter besonders für Altersarmut gefährdet

Im Mann-Frau-Vergleich schneiden die weiblichen Rentner besonders schlecht ab: "44 Prozent der Rentnerinnen können ihren Lebensstandard gar nicht halten, bei den männlichen Rentnern sind es 34 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die nicht privat fürs Alter vorgesorgt haben, liegt bei den Frauen mit 67 Prozent noch einmal höher als bei den Männern mit 61 Prozent.

So haben die Frauen im Schnitt rund 1.170 Euro Rente - deutlich weniger als Männer (1.450 Euro). Gleichzeitig waren 27 Prozent der Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens mehr als fünf Jahre alleinerziehend, während das auf nur drei Prozent der Männer zutrifft. 22 Prozent der befragten Rentnerinnen waren wegen der Erziehung ihrer Kinder für länger als fünf Jahre nicht erwerbstätig – bei den männlichen Rentnern trifft das hingegen nur auf ein Prozent zu.

Verzicht fällt auch im Alter schwer

Da 84 Prozent der Rentnerinnen und 80 Prozent der Rentner in Deutschland finanziell schlechter über die Runden kommen als erwartet, müssen sie Verzicht üben. Dies erfolgt vor allem beim Auto (69 Prozent) und bei Fernreisen (65 Prozent). Selbst Reisen innerhalb Europas sind für 60 Prozent nicht mehr so möglich wie zu Erwerbszeiten. Wie schwer der Verzicht wiegt, beurteilen Männer und Frauen anders. "13 Prozent der Männer fällt der Verzicht auf ein Auto in derselben Preisklasse wie im Erwerbsleben am schwersten. Bei Frauen sind es nur vier Prozent. 16 Prozent von ihnen fällt der Verzicht auf Unternehmungen mit Enkeln und der Familie am schwersten. Bei den Männern sind es nur 10 Prozent.

Altersarmut, aber glücklich im Alter

Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, den aktuell ohnehin schon gekürzten Lebensstandard in Zukunft noch weiter einschränken zu müssen (53 Prozent der Frauen; 58 Prozent der Männer). Beim Blick auf die Selbstständigen sieht die Lage noch schlechter aus: 54 Prozent erwarten, sich weiter einschränken zu müssen. Und dennoch sind "64 Prozent aller Befragten überwiegend glücklich damit, im Ruhestand zu sein. Bei gut einem Viertel (26 Prozent) schwankt dies, und lediglich sechs Prozent sind weniger glücklich oder unglücklich", so die HDI.

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