Mittelstandsfinanzierung Insolvenzen steigen sprunghaft an: Behalten Sie die Liquidität Ihrer Kunden im Blick!

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Die Zahl aller Insolvenzen in Deutschland hat um fast 60 Prozent zugenommen: Im Jahr 2021 wurden insgesamt 122.100 Insolvenzfälle registriert. Im Vorjahr (2020) waren es 76.730 Fälle. Dieser steile Anstieg war ausschließlich auf ein deutliches Plus der Verbraucherinsolvenzen (plus 80,9 Prozent) sowie der „sonstigen“ Insolvenzen (plus 70,2 Prozent) zurückzuführen.

Keine Ersparnisse mehr - Corona sorgt für massiv steigende Verbraucherinsolvenzen.
Keine Ersparnisse mehr - Corona sorgt für massiv steigende Verbraucherinsolvenzen. - © Alexander Limbach - stock.adobe.com

Ausschlaggebend für diese Entwicklung war ein neues Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens, das überschuldeten Verbrauchern einen schnelleren und leichteren Weg aus der Überschuldung ermöglicht. Dazu der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch: „Mit dem Blick auf die Gesetzesänderung hatten im Vorjahr viele betroffene Verbraucher mit ihrem Insolvenzantrag noch gewartet. Nun ist es 2021 zu massiven Nachholeffekten gekommen.“

Kreditwürdigkeit lässt nach

Die Auswertung von Unternehmensbonitäten, aggregiert nach Branchen, zeigt eine doch spürbare Verschlechterung der Kreditwürdigkeit in den Bereichen, die von der Corona-Krise am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden. So mussten beispielsweise das Gastgewerbe und die Unterhaltungsbranche eine starke Verschlechterung der Bonitätseinstufung im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 hinnehmen. In Bereichen wie der Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft blieben die Bonitätsnoten in diesem Zeitraum demgegenüber nahezu unverändert.

Langfristig wohl keine erhöhten Insolvenzzahlen

Nach 2022 erwartet der Kreditversicherer Atradius, dass die weltweiten Insolvenzen zurückgehen oder konstant bleiben. Die Insolvenzquoten werden sich weitgehend normalisiert haben und sogenannte „Zombiefirmen“, die ohne staatliche Unterstützung nicht überleben können, sind dann bereits bankrott. „Es ist klar, dass das Auslaufen der fiskalischen Unterstützung einige Unternehmen kurzfristig vor Herausforderungen stellen könnte, da sie wieder in einem Umfeld ohne nennenswerte staatliche Unterstützung agieren müssen“, sagt Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa. Einige Firmen seien besonders anfällig, da sie höhere Schulden aufgenommen hätten, um die Corona-Pandemie zu überstehen.

© Creditreform

Die Liquidität der Kunden im Blick behalten

Unternehmer sollten jetzt ihre Zahlungseingänge engmaschig überprüfen und zeitnah freundlich formulierte Zahlungserinnerungen und Mahnungen verschicken. Damit können sie nicht nur ihre Liquidität sichern, sondern auch die Kundenbeziehung schützen. Wer wenig Zeit für die Kontrolle von Zahlungseingängen hat, kann einen anderen Weg wählen: Professionelle Inkassobüros helfen, zur richtigen Zeit eine Zahlungserinnerung zu schicken – und nötigenfalls eine Mahnung anzuschließen. Inkassobüros, die sich dem Bundesverband angeschlossen haben, verpflichten sich zu strengen Regeln im Geschäftsgebahren. Vorsicht bei nicht im Bundesverband aufgenommenen Dienstleistern:Unter ihnen gibt es auch schwarze Schafe. So hat die Verbraucherzentrale Brandenburg eine Schwarzliste von Inkassobüros veröffentlicht, deren Dienste nicht seriös sind.