Kundenwünsche für Bau- und Ausbau Digitalisierungsbarometer: Sensoren, 3D-Technologien und Drohnen stehen hoch im Kurs

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Mit Sensoren, 3D-Technologie und Künst­licher Intelligenz können sich Handwerkschefs neue Geschäftsmodelle und Services erschließen. Wie die Studie Digitalisierungs- barometer zeigt, sind die Betriebe bereits auf einem guten Weg dorthin.

Drohne, 3D, Digitalisierung
Qualitätsmerkmal Digitalisierung: Aus Sicht der Kunden können Drohnen, aber auch Sensoren und 3D-Technologien auf der Baustelle gute Arbeit leisten. - © derplan13 - stock.adobe.com

Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts –auch im Handwerk. Weil immer mehr digitale Technologien beim Bau und Ausbau eingesetzt werden, die messen und analysieren, entsteht ein dichtes Geflecht an Informationen. Was sich damit anstellen lässt, zeigt sich am Beispiel von Sensoren: Die Detektoren werden eingesetzt, um Feuchtigkeit von Wänden kontinuierlich zu beobachten und den Handwerker im Notfall zu alarmieren. Zur Freude der Hausbewohner: Laut der Studie Digitalisierungsbarometer erwarten sich 59 Prozent der Besitzer von Wohneigentum diesen Service von ihren Handwerkern.

Diese digitalen Tools kommen bei den Gewerken des Baus und Ausbaus bereits zum Einsatz
Diese digitalen Tools kommen bei den Gewerken des Baus und Ausbaus bereits zum Einsatz. - © Digitalisierungsbarometer

Dass ein Betrieb solche digitalen Spielarten beherrscht, darin sehen Kunden heute ein Qualitätsmerkmal. So geht es aus der Studie hervor, die im Auftrag der Empfehlungs- und Bewertungsplattform „Wirsindhandwerk.de“ durchgeführt wurde. Aus Sicht der befragten Verbraucher können nach Sensoren auch 3D-Technologien und Drohnen auf der Baustelle gute Arbeit leisten. Weniger relevant dagegen bewerten sie 3D-Druck und Künstliche Intelligenz (KI). Das mag an der kontroversen gesellschaftlichen Diskussion rund um KI liegen, mutmaßt die Studie. Denn im Smart Home kann die KI an sich viel bewerkstelligen, wie etwa Geräte und Einrichtungen vorausschauend warten sowie Heizung und Stromverbrauch steuern.

Der Steckbrief zur Studie

Das Digitalisierungsbarometer ist ein empirisch-fundiertes Forschungskonzept, um ein ganzheitliches Bild der Digitalisierung im Handwerk in ausgewählten Gewerken des Baus und Ausbaus zu zeichnen. Initiator der Studie ist die Empfehlungs- und Bewertungsplattform „Wirsindhandwerk.de“ in Zusammenarbeit mit Lab4Innovations und mit Unterstützung des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) und des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sowie der Deutschen Bank und Signal Iduna. Im Zeitraum November 2019 bis Oktober 2020 wurden 1.800 Handwerker, 1.000 Endkunden, 900 Jugendliche und 44 Experten befragt. Hinzu kamen 24 offene Interviews mit Handwerkern und Betriebsinhabern sowie drei Gruppendiskussionen mit Endkunden.
digibarometer-handwerk.de .

Vernetztes Arbeiten sorgt für mehr Effizienz

Die Betriebe selbst sind schon auf einem guten Weg dorthin, solche Services und Geschäftsmodelle anbieten zu können. Um den Digitalisierungsgrad in den Gewerken des Baus und Ausbaus zu bemessen, haben die Studienmacher vier Dimensionen herangezogen (s. unten): Darunter ist die betriebliche Leistungserbringung, die die konkrete Arbeit in der Werkstatt oder auf der Baustelle unter die Lupe nimmt und eine vernetzte, effiziente Zusammenarbeit und neue Services erst möglich macht. Mit 56 Prozent haben die meisten der befragten Betriebe bereits digitale Kommunikationsdienste im Einsatz, um intern miteinander zu arbeiten und zu kommunizieren. Da­runter sind zum Beispiel Craftnote , Memomeister , WhatsApp for Business , Skype , Threema und Telegram . Dochauch unter den verschiedenen Gewerken wird zunehmend virtuell kommuniziert, wie 45 Prozent der Handwerksbetriebe im Digitalbarometer angeben.

Dieser gewerkeübergreifende Austausch zählt zur Methode Building Information Modeling (BIM), bei der wichtige Bauwerksdaten erfasst und kombiniert werden, sodass alle Beteiligten schnell und umfassend informiert sind – und effizienter planen, bauen und später das Gebäude instandhalten können. Zur virtuellen Bauweise zähltauch ein digitales Bautagebuch, in dem der jeweilige Fortschritt dokumentiert wird. Für Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Handwerksorganisationen, die ebenfalls in der Studie zu Wort kommen, spielt das Bautagebuch jedoch eine weitaus größere Rolle, als es in den Betrieben bisher der Fall ist. Mit 32 Prozent nutzt nur rund ein Drittel diese Möglichkeit, die Entwicklung beim Bau zu beschreiben und dabeiauch auf Mängel hinzuweisen sowie die Bauabnahme vorzubereiten.

Dimension 4: Betriebliche Leistungserbringung

Den Digitalisierungsgrad im Handwerk bemisst die Studie anhand von vier Dimensionen, darunter die betriebliche Leistungserbringung. Das vernetzte Arbeiten spielt da eine große Rolle: 56 Prozent der Betriebe ziehen dazu Kommunikationsdienste heran.

AnwendungNutzung
Kommunikationsdienste zur unternehmensinternen Kommunikation 56 %
Digitales 2-D-Aufmaßsystem46 %
Kommunikationsdienste zur gewerkeübergreifenden
Kommunikation und Zusammenarbeit
45 %
Mobiler Zugriff von der Baustelle auf sämtliche Kunden- und Projektunterlagen 37 %
Digitales Bautagebuch zu Baufortschrittsdokumentation,
Mängelmanagement und Bauabnahme
32 %
Mobile Zeiterfassung22 %
3-D-Konstruktions- und Planungsprogramme zur
Produkt- und Dienstleistungsentwicklung und -visualisierung
18 %
Digitales Material- und Werkzeugmanagement auf der Baustelle 14 %
Digitales 3-D-Aufmaßsystem14 %

Quellle: digibarometer-handwerk.de.; N = 1.200 Inhaber von Handwerksbetrieben des Baus und Ausbaus (gewichtet)

Sensible Daten: Handwerker genießen Vertrauen

Ebenfalls zu kurz greift in den Betrieben aus Expertensicht noch der mobile Zugriff von der Baustelle auf sämtliche Kunden- und Projektunterlagen. Bisher können das nur 37 Prozent der befragten Betriebe. Die Studie führt diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf die unzureichende mobile Internetverbindung im ländlichen Raum zurück, verweist aberauch auf die mangelnden digitalen Voraussetzungen in vielen Betrieben. Insofern überrascht es nicht, dass bisher nur 22 Prozent der Betriebe mit mobiler Zeiterfassung arbeiten. Ein ausgesprochen geringer Wert liegt mit 15 Prozent beim digitalen Material- und Werkzeugmanagement vor: Jederzeit zu wissen, wo welche Tools aktuell in Gebrauch sind, gelingt ebenfalls über Sensortechnologie.

Am Ende steht die Frage, wie mit der steigenden Menge an Nutzungsdaten am besten umzugehen ist und wem die vielen Informationen überhaupt gehören. Wer sie besitzt, dem eröffnen sich viele neue Erkenntnisse, auf denen letztlich neue Dienstleistungen und Geschäfts­modelle basieren. Nach Meinung der Verbraucher hat der Handwerksbetrieb dabei die Nase vorn: Mit 44 Prozent wird ihm im Vergleich zum Hersteller der Geräte mit 40 Prozent eher zugetraut, professionell mit den – teilweise sehr – sensiblen Daten umzugehen.