Fachkräftemangel Betriebliche Krankenversicherung: Warum die bKV für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine gute Idee ist

Zugehörige Themenseiten:
Altersvorsorge, Berufskrankheiten, Fachkräftemangel, Krankenversicherung und Mitarbeitermotivation

Die Statistik belegt, was Unternehmer längst wissen: Mitarbeiter sind ein rares Gut. Unternehmen brauchen im Schnitt 87 Tage, bis sie eine offene Stelle besetzen können. Gut 65,8 Prozent der Betriebe beklagen einen Fachkräfte- oder Personalmangel und 42 Prozent aller rund zwei Millionen offenen Stellen betreffen Betriebe mit bis zu 19 Mitarbeitern. Das sind Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Wer Mitarbeiter finden oder halten möchte, sollte ihnen also einen guten Grund fürs Bleiben oder Kommen liefern. Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) könnte ein solcher Grund sein. Sie bietet einen kostengünstigen Mehrwert für Mitarbeiter und Unternehmer.

Der Arbeitgeber profitiert, wenn der Arbeitnehmer gut krankenversichert ist.
Der Arbeitgeber profitiert, wenn der Arbeitnehmer gut krankenversichert ist. - © Deemerwha - stock.adobe.com

Bis zum Jahr 2035 wird die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 51,5 Millionen im Jahr 2020 auf 45,9 bis 47,9 Millionen sinken. Das heißt: Dem Arbeitsmarkt stehen dann 3,4 bis 5,6 Millionen Arbeitskräfte weniger zur Verfügung.

Gleichzeitig sind bereits heute laut Bundesagentur für Arbeit rund 70.000 Ausbildungsplätze in Deutschland unbesetzt. Tendenz steigend. Wie die Jobplattform Indeed in einer Analyse von Stellenanzeigen herausgefunden hat, sorgt diese Entwicklung langsam für Bewegung bei den Unternehmern: "Der Anteil der untersuchten Stellenanzeigen, die sich auch explizit an Personen mit Hauptschulabschluss richten, ist vom Bewerbungsjahr 2018/19 bis 2022/23 von 21,2 auf 23,8 Prozent angestiegen", schreiben die Autoren der Studie.

Den eigenen Betrieb für eine größere Gruppe an potenziellen Mitarbeitern zu öffnen, ist ein wichtiger Schritt hin zum Halten bestehender und Gewinnen neuer Kollegen. Ein weiterer Schritt ist es, die Versorgung der Mitarbeiter so zu verbessern, dass sie sich gut aufgehoben fühlen bei ihrem Arbeitgeber. Dabei hilft die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Laut einer KMU-Studie der Gothaer Versicherung haben 64 Prozent der Berufseinsteiger ein Interesse an einer Krankenzusatzversicherung.

Unternehmer werden gegen den Fachkräftemangel aktiv

Während im Jahr 2015 lediglich 3.848 Unternehmen eine bKV für ihre Mitarbeiter abgeschlossen hatten, waren es im Jahr 2022 bereits 22.300, wie der Verband der privaten Krankenkassen (PKV-Verband) im Januar 2023 mitteilte. Damit hat sich die Anzahl der Unternehmen mit bKV in sieben Jahren um das Sechsfache erhöht. Offenbar möchten immer mehr Unternehmer ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun. Das Potenzial beziffert die Versicherungsbranche auf 444.000 Unternehmen, die mindestens zehn Mitarbeiter haben.

Was die bKV kann

Doch bereits ab fünf Mitarbeitern lässt sich eine bKV abschließen. Der Unternehmer unterschreibt dafür einen Gruppenkrankenversicherungsvertrag für seine Arbeitnehmer. Ohne jegliche Gesundheitsprüfung erhalten die Arbeitnehmer den Status eines privat Krankenversicherten. Dabei legt der Arbeitgeber fest, welche Leistungen versichert sein sollen. Dies können beispielsweise Chefarztbehandlung im Krankenhaus, Zähne, Sehhilfe, Heilpraktiker, Vorsorgeuntersuchungen und/oder viele andere Leistungen sein.

© Versicherungsjournal 08_2022

Budgettarif wird am häufigsten gewählt

Zahlt der Arbeitgeber den Beitrag zur bKV, bestimmt er auch, welche Gesundheitsleistungen versichert sind. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht zu werden, hat die Versicherungsbranche sogenannte Budgettarife eingeführt. "Ab fünf Mitarbeitern erhält jeder Versicherte einen festgelegten Betrag, den er jedes Jahr aufs Neue für seine Gesundheit ausgeben kann", informiert die Gothaer. Dabei kann der Arbeitgeber unterschiedliche Budgethöhen festlegen. Welche Leistungen der Mitarbeiter in Anspruch nimmt, entscheidet er selbst.

Wie der Arbeitgeber von der bKV profitiert

Da alle Arbeitnehmer, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, versichert werden, hat der Arbeitgeber keinen besonderen Aufwand mit der Verwaltung der bKV. Zudem rechnen die Mitarbeiter mit der Krankenversicherung direkt ab. Die Anbieter der bKV werben mit einer hohen Beitragsstabilität in der bKV, was dem Arbeitgeber Planungssicherheit gebe. Unternehmer positionieren sich als attraktive Arbeitgeber, wenn sie ihren Mitarbeitern einen Gesundheitsschutz finanzieren, den sich die Angestellten alleine nicht leisten könnten oder den sie nicht erhalten würden, da sie aufgrund der Gesundheitsprüfung nicht als Versicherter akzeptiert würden.

Ob mehr Gesundheitsschutz auch bedeutet, dass die Arbeitnehmer seltener oder kürzer krank sind, vermutet die Gothaer. Sie weißt aber darauf hin, dass es noch keine Statistik gibt, die diese These belegt.

Und noch ein Plus: Beiträge zur bKV sind als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar und frei von Sozialabgaben, wenn sie den Betrag von 50 Euro im Monat nicht übersteigen. Zur Einordnung: Guten Basisschutz gibt es bereits ab 9,90 Euro pro Mitarbeiter. Die Gothaer nennt ein weiteres Beispiel: Während die stationäre Absicherung für eine Einzelperson im Alter von 35 Jahren rund 32,79 Euro im Monat kostet, ist der gleiche Schutz per Gruppenvertrag in der bKV mit 14,96 Euro nicht einmal halb so teuer.

Aber Achtung: Der bKV-Schutz konkurriert mit dem Tankgutschein und anderen sozialen Leistungen des Arbeitgebers. Denn 50 Euro dürfen als Gesamtleistung nicht überschritten werden, um die Freiheit von Sozialabgaben und Steuern zu erhalten.

Hier finden Sie einen umfassenden Leistungs- und Tarifvergleich für die bKV.

Wie der Arbeitnehmer von der bKV profitiert

Der Gruppenversicherungsvertrag macht es Mitarbeitern möglich, ohne Gesundheitsprüfung den Status des Privatpatienten zu erhalten. Auch wer bereits leichte oder schwerere körperliche Einschränkungen hat, kommt so an einen Schutz, den er alleine nicht erhalten würde. Weitere Vorteile: beste medizinische Versorgung und schnellere Termine beim Facharzt.

Selbst die Familienangehörigen der Mitarbeiter sind im Gruppenvertrag oft mitversicherbar.

Finanzierung der bKV

Meist zahlt der Arbeitgeber den Beitrag für die bKV. Doch auch der Arbeitnehmer kann die Kosten übernehmen, oder es findet eine Teilung der Kostenübernahme statt. Laut Bestandszahlen der Gothaer Versicherung wurden im Jahr 2022 rund 51 Prozent der Neuverträge von den Arbeitgebern finanziert. Bei sieben Prozent zahlt ausschließlich der Arbeitnehmer, in 42 Prozent der Fälle teilen sich beide Parteien den Beitrag.

Bei der arbeitgeberfinanzierten bKV erhalten die Mitarbeiter einen Sofortschutz ohne Wartezeit und können Angehörige zu günstigen Konditionen mitversichern. Es gibt keine Gesundheitprüfung.

Bei der arbeitnehmerfinanzierten bKV erhalten die Mitarbeiter ebenfalls einen Sofortschutz, sie haben eine vereinfachte Gesundheitsprüfung - bei manchen Versicherern entfällt sie - und können ihre Angehörigen zu günstigen Konditionen mitversichern.

Fazit

Gesundheit ist ein hohes Gut. Wenn der Arbeitgeber seine Mitarbeiter bei der Gesunderhaltung, ärztlichen Versorgung oder Rehabilitation unterstützt, positioniert er sich als verantwortungsvoller Unternehmer. Für Fachkräfte ein wichtiges Argument für die Wahl eines neuen Arbeitgebers.

.