Kennzahlen im Handwerk Auslastungsgrad: Nicht permanent am Rande der Kapazitätsgrenze arbeiten!

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Noch am Anschlag oder schon einen Schritt weiter? In Zeiten voller Auftragsbücher arbeiten viele Betriebe an oder über ihrer Kapazitätsgrenze. Warum es wichtig ist, den Auslastungsgrad im Blick zu behalten und nicht permanent über 100 Prozent zu geben.

BWA Auslastungsgrad
Je höher der Auslastungsgrad, desto besser schöpft ein Betrieb seine vorhandenen Ressourcen aus. - © Gorodenkoff - stock.adobe.com

Was sagt die Kennzahl aus?

Der Auslastungsgrad gibt Auskunft darüber, wie viel Prozent der theoretisch vorhandenen Produktionskapazität eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum tatsächlich genutzt wurde. Dabei lässt sich die Kennzahl sowohl für die Maschinen- als auch für die Mitarbeiter­kapazitäten verwenden. Während bei Maschinen die Zahl der maximal möglichen Betriebsstunden als 100-Prozent-Basis dient, wird bei den Mitarbeiterkapazitäten im Handwerk die Zahl der verrechenbaren Stunden als Maßstab verwendet und ins Verhältnis zu den tatsächlich dem Kunden verrechneten Stunden gesetzt.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Je höher der Auslastungsgrad, desto besser schöpft ein Betrieb seine vorhandenen Ressourcen aus, was in der Regel für effiziente Prozesse und damit auch für eine erfolgreiche Unternehmensführung spricht. Liegt der Wert dagegen unter dem Branchendurchschnitt für einen Zeitraum (siehe Tabelle Branchenvergleich), kann das ein erstes Alarmsignal für ein nicht marktfähiges Angebot oder auch eine chaotische Betriebsführung sein. Beides kann die Zukunftschancen genauso gefährden wie eine mit Überstunden erkaufte, permanente Auslastung von 100 Prozent und mehr. Wird diese zur Gewohnheit, drückt das nicht nur die Arbeitsmotivation und das Betriebsklima, sondern sorgt auch für mehr Fehlzeiten und Kündigungen.

Die Formel: So wird die Kennzahl berechnet

Auslastungsgrad =tatsächlich verrechnete Stunden pro Monat
---------------------------------------------------------------------
verechenbare Stunden pro Monat
x 100

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Um dauerhaft einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Auslastungsgrad zu erreichen, kommt es vor allem auf eine effiziente Betriebsführung an. Statt aufwendig neue Mitarbeiter zu suchen, kann es sinnvoller sein, Auftragsabwicklung sowie Rüst- und Fahrzeiten zu optimieren, um die unproduktiven Zeiten zu senken. Sind Krankenstand und Fluktuation über dem Branchenschnitt, lohnt es sich, mit Maßnahmen zu Teambuilding und Gesundheitsförderung das Betriebsklima zu verbessern.

Branchenvergleich Handwerk

Wie der aktuelle Konjunkturbericht vom Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin zeigt, arbeiten einige Branchen schon seit zwei Jahren deutlich über der durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent.

Betriebsauslastung
Handwerk gesamt I/2022
01/2021Vergleich zum Branchendurchschnitt01/2022Vergleich zum Branchendurchschnitt
Handwerk80 %75 %-80 %+
Bau88 %+86 %+
Ausbau83 %+89 %+
Gewerblicher Bedarf75 %-81 %+
Kfz64 %-70 %-
Lebensmittel68 %-72 %-
Gesundheit67 %-72 %-
persönliches Dienstleistungsgewerbe59 %-63 %-
Quelle: ZDH Konjunkturbericht - 22