Es ist ein Trend: Nur noch 51 Prozent der Bezahlvorgänge in Geschäften wurden im Jahr 2023 mit Bargeld getätigt. Niemals waren es weniger, teilt die Deutsche Bundesbank in ihrer im Juli veröffentlichten Studie "Zahlungsverhalten in Deutschland" mit. Die Effekte von bargeldlosem Bezahlen auf die Umwelt untersuchte die European Digital Payments Industry Alliance (EDPIA).

Im April 2024 veröffentlichte die European Digital Payments Industry Alliance (EDPIA) ihre Studie zu den Effekten auf die Umwelt, wenn in Europa vermehrt bargeldlos bezahlt wird. Das Ergebnis: Sowohl Nachhaltigkeit als auch Klimaschutz profitieren. In Zahlen: Während eine Bargeldzahlung in Deutschland 18 Gramm CO2-Äquivalente verursacht, sind es bei Kartenzahlung nur 3 Gramm CO2-Äquivalente. Eine Zahlung per Bargeld verursacht also sechs Mal so viele Emissionen wie das digitale Bezahlen.
Das liegt vor allem an den Emissionen, die durch Herstellung, Verwaltung und Transport von Bargeld entstehen. Carola Wahl, Geschäftsführerin des europäischen Zahlungsdienstleisters Nexi weist zudem auf die gesparte Arbeitszeit „durch verzahnte und volldigitalisierte Anschlussprozesse wie der Abrechnung und der Finanzbuchhaltung“, hin.
Was sind beim bargeldlosen Bezahlen eingesparte CO2-Äquivalente (CO2e)?
Im Grund ist es ganz einfach: Verschiedene Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan, Lachgas, Fluorkohlenwasserstoffe) wirken auf den Treibhauseffekt. Jedoch ist die Intensität der Wirkung der Gase unterschiedlich. Eine Expertenkommission der Vereinten Nationen erhebt den Index „Globales Erwärmungspotenzial“. Dieser Index dient als Maßeinheit, die die Klimawirkung verschiedener Gase vereinheitlicht und die Treibhausgasemissionen in CO2-Äquivalente umrechnet. Die Einheit heißt CO2e.
Zwei Beispiele: Methan (entsteht vor allem durch Tierhaltung, Reisanbau, Auftauen von Permafrostböden) gibt es viel weniger als Kohlenstoffdioxid. Doch wirkt es im Vergleich rund 21 Mal so stark auf die Erderwärmung. Noch stärker wirkt Lachgas (entsteht bei landwirtschaftlicher Überdüngung: sein Erwärmungspotenzial ist in etwa 310 Mal so stark wie das von Kohlenstoffdioxid.Diese Zahlen veröffentlicht Naturefund e.V..
Bargeldlos Bezahlen? Bundesbürger wollen mehrheitlich auch künftig mit Bargeld zahlen
„Bargeld ist auch im Jahr 2023 das am häufigsten eingesetzte Zahlungsmittel. Über die Hälfte der Transaktionen wird weiterhin bar bezahlt, was gut einem Viertel der Gesamtausgaben entspricht“, informiert Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Um sieben Prozent ist der Anteil an Zahlungen per Bargeld in Deutschland seit 2021 gesunken. Und wenn Verbraucher frei wählen können, zahlen 44 Prozent von ihnen lieber bargeldlos, 24 Prozent ziehen Bargeld vor und 32 Prozent haben keine Präferenz, so das Ergebnis der Studie "Zahlungsverhalten in Deutschland" der Deutschen Bundesbank. Trotzdem möchte die Mehrheit der Befragten auch künftig mit Bargeld zahlen können. Und im Schnitt haben die Bundesbürger (unverändert) 100 Euro in ihrem Portemonnaie und sie bewahren, gegenüber 2021, höhere Bargeldbestände zu Hause auf.
Bargeldlos Bezahlen per Smartphone und Smartwatch
Drei Mal so häufig bezahlen Menschen heute mit ihrem Smartphone oder ihrer Smartwatch – im Vergleich zu 2021. Die Nutzung stieg von zwei Prozent auf sechs Prozent. Rund 80 Prozent der Befragten der Bundesbank-Studie geben an, Zugang zu Echtzeitüberweisungen zu haben. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Menschen empfinden den Zugang zu Bargeld als zunehmend schwieriger. „Nicht wenige Befragte erwarten ein allmähliches Verschwinden des Bargelds aus dem Alltag“, sagt Burkhard Balz. Tatsächlich wird, laut Bundesbank-Studie, Bargeld nur noch bei 94 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse akzeptiert.
Bezahlen in der Zukunft
„Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren einen starken Anstieg des Bezahlens per Smartphone oder Wearable sehen werden. Das wird die Verwendung von Plastikkarten mittelfristig deutlich reduzieren", sagt Carola Wahl von Nexi. Seit Jahren sei der Trend hin zu einem deutlich steigenden Anteil an bargeldlosen Transaktionen in allen Untersuchungen zu sehen. Das berge enormes Potenzial digitaler Zahlungsmethoden zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks für den Handel. Insbesondere die Produktionsphase von Terminals und Karten biete Raum für weitere Dekarbonisierung. „Längere Nutzungsdauern und eine Reduzierung der Anzahl produzierter Karten könnten den CO2-Fußabdruck weiter verringern“, ist Wahl überzeugt. Wie Handwerker auf bargeldloses Bezahlung umstellen können, finden Sie im Beitrag "Bargeld auf dem Rückzug".
Burkhard Balz ist zufrieden mit dieser Entwicklung: „Heute haben wir eine größere Vielfalt an Zahlungsmitteln als noch vor einigen Jahren. Diese Vielfalt halte ich für begrüßenswert, denn sie fördert Innovation und Wettbewerb im Zahlungsverkehr. Sie ermöglicht es den Menschen so zu bezahlen, wie es ihnen am liebsten ist. Zudem macht ein breites Angebot an zuverlässigen Zahlungsmitteln den Zahlungsverkehr insgesamt robuster und krisenfester.“
Datenbasis der Studie der Bundesbank
Die Befragung ist repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Im Zeitraum vom 04. September bis 30. November 2023 führte das von der Bundesbank beauftragte Marktforschungsinstitut forsa insgesamt 5.698 Telefoninterviews durch. Die Stichprobe wurde hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und Wohnort der Befragten an die amtliche Statistik angepasst. Durch die Zufallsauswahl und die anschließende Gewichtung ist die Studie repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren.