Moderate Auftragslage statt Krise UFH-Umfrage: Der Winter 2022/2023 verlief für die Betriebe normal – eine Planung ist aber kaum machbar

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Konjunktur und Winter

Die Befürchtungen vor dem Winter 2022/2023 waren allerorten groß – nicht nur, aber auch im Handwerk. Von fehlender Energieversorgung bis hin zum Mangel an Werkstoffen und Zulieferprodukten war die Rede. Die Inflation würde die Nachfrage zusätzlich bremsen. Die UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) fragten, wie die Betriebe den Winter überstanden haben. Hier die Antworten.

UFH Umfrage: Wie sind Sie durch den Winter gekommen?
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Der Winter war für die meisten Betriebe eine große Herausforderung – aber eine, die bewältigt werden konnte. Die Maßnahmen dafür waren jedoch zum Teil krass. Sie reichten vom Herunterfahren der Geschäftstätigkeit, dem Ablehnen neuer Kunden und der verkürzten Verbindlichkeit von Angeboten bis hin zu massiv gesteigerter Lagerhaltung, Preisanhebungen und Konzentration auf deutsche Zulieferer.

Einigkeit herrscht unter den 25 Gewerken und 35 Teilnehmern zudem bei allen Fragen, die die UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) bezüglich der Zukunft stellten: „Planung ist kaum mehr machbar“, hieß es fast unisono.

Agieren in unsicherem Umfeld

Wenn keine Planung machbar ist, wird auf Sicht gefahren. Konkret: „Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner – schon gar nicht der Staat“, machten einige Teil­nehmer ihrem Zorn über fehlende Unterstützung Luft. Insbesondere die Bäckerinnen und Bäcker befürchten ein Aussterben ihrer Zunft – hohe und teure bürokratische Auflagen, fehlende Mitarbeiter und explodierende Energiekosten drücken auf die Stimmung. Als Maßnahme gegen Lieferschwierigkeiten haben viele Betriebe ihre Lagerhaltung massiv erhöht und ihre Bestellungen deutlich vorgezogen. In Sachen Energieversorgung setzen die Betriebe auf Unabhängigkeit durch Photovoltaik.

Das Handwerk hatte mit einem sehr harten Winter gerechnet. Wie ist es tatsächlich gelaufen?

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Die Mehrzahl der Betriebe hatte in diesem Winter eine ganz normale Auftragslage – oder auch mehr Aufträge als üblich. Sorgen wegen schlechterer Auftragslage oder bezüglich fehlender Anschlussaufträge haben aber immerhin auch ein gutes Viertel der Befragten.

Wie stark haben die gestie­genen Preise für Energie auf Ihren Gewinn gedrückt?

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Zufriedenheit herrscht weitgehend auch bei der Wirkung der gestiegenen Energiepreise auf den eigenen Gewinn: 75 Prozent haben keine oder nur eine moderate Auswirkung gespürt. Für zehn Betriebe war die hohen Preise für Energie aber sehr belastend, bis hin zu existenzgefährdend.

Weitergabe von Preissteigerungen an die Kunden

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Rund 20 Prozent der Befragten konnte die Preissteigerungen vollständig an die Kunden weitergeben. Die allermeisten Betriebe (80 Prozent) gaben sich mit einer teilweisen Überwälzung ihrer gestiegenen Kosten auf die Verbraucherpreise zufrieden.

Wie stark hat die allgemeine Inflation auf Ihren Gewinn ­gedrückt?

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Bei der allgemeine Inflation bewerteten 69 Prozent der Befragten den Einfluss auf ihren Gewinn als moderat. 31 Prozent mussten einen sehr starken oder existenzgefährdenden Einfluss verkraften.

Durch Liefer- und Materialengpässe, Energiekrise und Inflation ist ein enormer Verwaltungsmehraufwand in den Betrieben entstanden. Wo trifft es Ihren Betrieb am meisten? (Mehrfachnennung möglich)

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Die Bürokratie bleibt ein Monster im Handwerk: ein erhöhter Mehraufwand ist in allen Betrieben entstanden. Überwiegend durch Nachkalkulation, Neukalkulation, Umplanung von Bauaufträgen und Lagerhaltungskosten.

Welche Maßnahmen haben Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen ergriffen?

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Die allgemeine Krisenlagen hat dazu geführt, dass alle Betriebe neu planen und handeln mussten. Dies vor allem durch Erhöhung der Lagerhaltung, der Versorgung mit eigenem Strom, das Finden neuer Lieferanten und Erhöhung der Preise für ihre Kunden.

Welche dieser Maßnahmen halten Sie für entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Betriebes?

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Die erhöhte Lagerhaltung und die Preiserhöhungen sehen die Unternehmerinnen als wichtigste Stellschraube, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Welche dieser Maßnahmen drehen Sie bei normalisierter Wirtschaftslage wieder
zurück?

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Insbesondere die erhöhte Lagerhaltung möchten die Unternehmerinnen zurücknehmen, wenn sich die Wirtschaftslage beruhigt. Und sogar die Preissteigerungen sollen zurückgenommen werden, sobald Materialengpässe, hohe Energiekosten und hohe Inflation beendet sind.