Branchencheck SHK-Handwerk: Klimaziele und altersgerechtes Bauen lassen keine Verschnaufpause zu

Zugehörige Themenseiten:
Baustoffe, Branchencheck, Energieeffizienz, Fachkräftemangel, Konjunktur, Restaurierung und SHK-Handwerk

Handwerksbetriebe für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sollen´s richten: Ob altersgerechte Umrüstung von Bädern oder die Erfüllung der Klimaziele – auf die Gewerke kommt noch mehr Arbeit zu. Der Umsatz der Branche steigt weiter an.

Azubi-Kampagne SHK
Mit der Nachwuchskampagne „Wir sind relevant“ trommelt der ZVSHK für Nachwuchskräfte. - © ZVSHK

Das SHK-Handwerk muss die Ärmel noch höher krempeln: 400.000 neue Wohnungen, Jahr für Jahr, diese große Zahl hat Bundesbauministerin Klara Geywitz festgesetzt, damit es auch in Großstädten wieder bezahlbaren Wohnraum geben möge – so weit die Theorie. Ob sich diese Vorgabe in der Praxis so reibungslos umsetzen lässt? „Die Ampelregierung muss darauf achten, dass sie das Handwerk nicht komplett überfordert“, mahnt Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Schließlich ist die Wunschliste noch länger.

Verschiedene Handlungsfelder – große Herausfoderungen

Angefangen vom politischen Ziel der Klimaneutralität, das energie­reduziertes Bauen und Sanieren erfordert, über die demografische Entwicklung einer immer älter werdenden Gesellschaft bis hin zum Thema Innenraumlufthygiene, das durch die Coronapandemie in den Fokus gerückt ist.

Bei allen Handlungsfeldern sind die Qualifikation und Kompetenz der SHK-Handwerker gefragt. „Wie kaum eine andere Berufsgruppe im Handwerk werden sie gebraucht, um die klimapolitischen Zielvorgaben im Wärmemarkt umzusetzen als auch die Herausforderung durch die demografische Entwicklung anzunehmen“, sagt Bramann und verweist auf den massiv zunehmenden barrierefreien, pflegegerechten Sanierungsbedarf im häuslichen Bad, um ambulante Pflege zu ermöglichen. Solche Bau- und Umbauvorhaben halten die Auftrags­bücher der Betriebe gefüllt: Der ZVSHK erwartet für das vergangene Geschäftsjahr 52,8 Milliarden Euro Umsatz. Das sind knapp drei Milliarden Euro mehr als 2020. Die Anzahl der Betriebe schrumpft dagegen stetig und liegt derzeit bei 49.000.

Mehr Azubis erwünscht

Bramann wünscht sich von der Regierung daher eine genauere Priorisierung der Ziele. Genauso wie Schul­abgängern eine Lehre in den Klimaschutzhandwerken schmackhaft zu machen sowie die Attraktivität der dualen Ausbildung zu erhöhen. „Wir brauchen eine gesellschaftlich anerkannte Gleichwertigkeit einer Ausbildung im Handwerk mit dem Studium“, fordert er. Die gestellten Aufgaben seien „mit dem jetzigen Stamm an Beschäftigten nicht hinzubekommen“.

Mit der Nachwuchskampagne „Wir sind relevant“ trommelt der ZVSHK für Nachwuchskräfte und will auf die Zukunftssicherheit der vom ZVSHK ­vertretenen Gewerke hinweisen. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) stieg die Zahl der Azubis 2021 auf 14.500. Doch selbst wenn es dem SHK-Handwerk glückt, genügend Mitarbeiter zu gewinnen, benötigt eine Veränderung auch Zeit, so Bramann. „Das wird zur Kardinalfrage, ob die Klimawende in Deutschland gelingt.“

Branchentrends

  • Sanierungspflicht
    Die überarbeitete EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie schreibt etlichen Bestandsgebäuden eine Sanierungspflicht vor. Öffentliche und nicht bewohnte Bauten sollen bis zum Jahr 2027, Wohnungen und Häuser bis 2030 renoviert werden. Alle Neubauten müssten ab 2030 komplett klimaneutral sein. Aufs SHK-Handwerk kommt viel Arbeit zu.

  • Energiewende
    Das SHK-Handwerk ist auch gefragt, wenn es um die energetische Sanierung geht. Statt fossiler Brennstoffe wie Öl oder Gas sollen erneuerbare Energien für grünes Klima sorgen.

  • Demografischer Wandel
    Mit der alternden Gesellschaft entsteht ein großer Bedarf an altersgerechten Bädern, die auch ambulante Pflege ermöglichen.

  • Lieferproblematik
    Die globalen Lieferengpässe stellen auch das SHK-Handwerk vor große Herausforderungen bei der Materialbeschaffung. Der Branchen-Konjunkturbericht vom Herbst 2021 zeigt, dass 92,3 Prozent der Betriebe mit Lieferproblemen vonseiten des Großhandels oder der Hersteller zu kämpfen haben. Im März 2020, zu Beginn der Coronakrise, waren es nur 31,4 Prozent.

  • Fachkräftebedarf
    Um den Fachkräftemangel im SHK-Gewerk abzumildern, müssen Betriebe auch neue digitale Wege beschreiten. Ein Ausweg ist es, die Prozesse im Betrieb so zu automatisieren, dass die Produktivität verbessert wird und Personal eingespart werden kann.

  • Marktnachfrage nach der Leistung aus einer Hand
    Für den Kunden ist es nicht länger zumutbar, dass für den Austausch eines Gasgeräts zwei Handwerker erforderlich sind: der Elektriker und ein SHK-Fachmann. Mit der Qualifikation „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk“ kann der SHK-Fachmann den Elektroanschluss selbst vornehmen.

Zukunftsfähigkeit lockt neue Arbeitskräfte an

Die Betriebe im Sanitär, Heizung und Klimahandwerk (SHK) befinden sich seit Jahren im Aufwind. Doch reichen die Zuwächse bei den Fachkräften und Auszubildenden noch nicht aus, um die Herausforderungen der Zukunft zu stemmen.

Umsatz

Prognose 2021: Für das vergangene Geschäftsjahr wurde eine seit Jahren steigende Nachfrage verzeichnet. Der erwartete Umsatz für 2021 liegt bei 52,8 Milliarden Euro.

JahrUmsatz in Mrd. Euro
201742,33
201845,30
201947,49
202050,10
Beschäftigte

Prognose 2021: Die Zukunftsfähigkeit der SHK-Gewerke lockt neue Arbeitskräfte an. Im Geschäftsjahr 2021 kletterten die Mitarbeiterzahlen laut Prognose auf 392.500 Beschäftigte.

JahrBeschäftigte
2017365.608
2018375.608
2019379.149
2020386.700
Anzahl der Betriebe

Prognose 2021: Während immer mehr wichtige Aufgaben aufs SHK-Handwerk zukommen, reduziert sich die Zahl der Betriebe auch im zurückliegenden Geschäftsjahr weiter: von 49.200 auf 49.000 Betriebe.

JahrAnzahl der Betriebe
201749.164
201849.342
201949.317
202049.200