Die Baumann-Kolumne "Neues von der Werkbank" Kommentar: Handeln statt Finanzierung von Leistungsverweigerern und substanzloser Versprechen der Politik

Jedes Jahr das gleiche Bild: Man wünscht sich vor den Festtagen eine ruhige und besinnliche Zeit. Zeit für Familie, Freunde und nicht zuletzt auch Zeit, um innezuhalten, zu bilanzieren, die Akkus aufzuladen, neue Ideen zu entwickeln und voller Motivation und Tatendrang ins neue Jahr zu starten. Gute Wünsche, zahlreiche Vorsätze: Aber werden sie 2025 endlich zur Realität? Mit dieser Frage beschäftigt sich aktuell unsere Kolumnistin Ruth Baumann – natürlich nicht, ohne hinsichtlich der vielen Versprechen der Politik noch einen dringenden Appell fürs neue Jahr loszuwerden!

Ruth Baumann Landesvorsitzende UFH Baden-Württemberg
Ruth Baumann Landesvorsitzende ufh Baden-Württemberg. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. - © privat

Im chinesischen Kalender bezeichnet man das kommende Jahr als das Jahr der Schlange. Sie steht für Flexibilität, Weisheit und Schönheit. Flexibilität haben unsere Betriebe und wir bereits in diesem Jahr vielfältig unter Beweis gestellt. Wenn Rahmenbedingungen verschwinden, willkürlich werden oder gar nicht mehr greifbar sind, obliegt es den Unternehmen – in diesen unsicheren Zeiten – dennoch den Kurs zu halten. Dies erfordert viel Einsatz und noch mehr Flexibilität.

Vage Versprechen der Politik sollten zum Durchhalten motivieren

Wir glaubten an die Transformation der Wirtschaft, das Entstehen von neuem und billigem Wohnraum, an die intakte und abrufbare Gesundheitsversorgung oder aber die verlässliche Absicherung im Alter. Das wurde uns versprochen, doch die Realität zeigt viele Lücken. Nun suchen wir Mitarbeiter, Lieferanten, Aufträge, bezahlbare Energie und vielem mehr, während wir mit weiteren Versprechen – ob Rückerstattungen, Steuerentlastungen, Entbürokratisierung und Fördermitteln – zum Durchhalten motiviert werden sollen.

Flexibilität kann vieles, aber eben nicht zaubern. Neue und weitere Berichts- und Dokumentationspflichten, Diskussionen um Schutzzölle oder gar „verordnete“ Tarifpolitik beschneiden Weitblick und bremsen Eigenverantwortung. Wer in Generationen und nicht in Legislaturperioden denkt, verliert auch den Schuldendienst nicht aus den Augen. Es gilt zu handeln, Schulden abzutragen, bevor man neue oder noch größere Versprechen gibt.

Zu viele Versprechen der Politik wurden nicht eingehalten

Es zeugt von Weisheit, Dinge klar und deutlich zu benennen. Das Sprichwort „Lügen haben kurze Beine“ könnte man auch auf nicht eingehaltene Versprechen umwidmen. Beginnen wir mit dem Jahr der Schlange, altes Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Und stellen wir uns einfach ehrlich Fragen wie: Wo setzen wir Impulse, was ist zu packen und was muss noch warten? Gestehen wir uns ein, dass nur Geld ausgegeben werden kann, welches zuvor erwirtschaftet wurde.

Unterscheiden wir zwischen Konsumieren und Investieren. Ertüchtigen wir wieder unsere gesamte Infrastruktur, damit wir, unsere Gesellschaft und auch die Wirtschaft zukunftsfähig sind. Ohne Kinderbetreuung, Bildung, Krankenversorgung, Wohnraum, günstige Energieversorgung usw. werden keine Start-ups entstehen, die Industrie in Deutschland bleiben oder das Handwerk prosperieren. Wirtschaftliches Leben und der daraus resultierende Wohlstand entstehen nicht, wenn nur die Bürokratie und die Abgabenlast funktionieren.

Endlich ins Machen kommen!

Es braucht das Recht auf Eigenverantwortung, die Wiederbelebung des Leistungsgedankens und gelebtes Miteinander. Kinder, Kranke oder Ältere sind in der Solidargemeinschaft geschützt. Wer aber nicht arbeitet, weil er dies für sich so entschieden hat, kann und darf nicht auf die Unterstützung bzw. Finanzierung durch andere hoffen. Es kann nicht sein, dass die Krankenschwester oder der Maurer mit seinen vielen Abgaben Krankenversicherung, Wohnraum, Unterhalt usw. für Leistungsverweigerer finanzieren müssen. Jeder soll nach seiner Façon selig werden – nur nicht komplett auf Kosten anderer!

Wer die soziale Marktwirtschaft ablehnt, darf dann aber auch nicht Segnungen daraus fordern. Angebot und Nachfrage kommen nur in ein Gleichgewicht, wenn der Staat sich zurückhält. Er setzt Spielregeln, aber spielt selbst nicht mit. Der Versuch mit dem "Heizungsgesetz" z. B. mal auszutesten, wie weit man bei den Bürgern gehen kann, ist nicht gerade vertrauensbildend, sondern durchweg kontraproduktiv. Ergebnisse bestätigen dies. Planen wir also unsere Zukunft mit der Weisheit bzw. Erkenntnis, dass gut gemeint, nicht immer gut gemacht sein muss. Und vertrauen wir auch wieder mehr dem „handwerklichen“ Können und Erfahrungsschatz: Vor Wohlstand und Erfolg kommen Hirnschmalz und Anpacken.

Meine Wünsche für 2025

Der Zeit der vielen Versprechen der Politik sollte nun die Zeit des Handelns folgen. Ohne Kontinuität und Verlässlichkeit wird es keine Investitionen oder gar Optimismus geben. Die unterschiedlichen „Baustellen“ sind bekannt, jetzt gilt es sie abzuarbeiten. Und: Nicht alles, was möglich ist, wird machbar sein. Dies gilt für die Politik, aber auch für unsere Betriebe. Suchen wir wieder Maß und Mitte, begnügen wir uns auch mal mit dem, was wir haben und klagen nicht nur über das, was wir vermissen. Der „Wirtschaftsmacht von nebenan“ wünsche ich Gesundheit, Aufträge, Kunden, die zahlen, Lieferanten, die liefern und Mitarbeiter, die motiviert und engagiert sind – und: Mandatsträger, die in Generationen denken. Und das nicht nur im Jahr der Schlange.

Über Autorin Ruth Baumann:

Bei Ruth Baumann war es ein zart gehauchtes "Ja", das sie in einen mittelständischen Straßenbaubetrieb und damit ins Handwerk brachte: Seit ihrer Hochzeit führt sie gemeinsam mit Ehemann Martin Baumann die Baumann & Co. Straßenbaugesellschaft mbH in Freiburg. Trotz ihres abgeschlossenen Hochschulstudiums entschied sie sich damals bewusst, in den Familienbetrieb einzusteigen und bekräftigte dies durch eine weitere Ausbildung zur Bürokauffrau. Zunächst im Ehrenamt bei den Unternehmerfrauen im Handwerk Freiburg, später als Präsidentin des Landesverbandes der Unternehmerfrauen im Handwerk Baden-Württemberg, war es ihr immer ein besonderes Anliegen, die Mitglieder mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Stolz auf das Handwerk auszustatten. Sie sieht die Unternehmerfrauen als Wirtschaftsverband und vertritt dies auch in der Öffentlichkeit.

Ihre betriebliche Erfahrung wurde in der Folgezeit auch verstärkt in der politischen Theorie nachgefragt und stieß – zu ihrer eigenen Überraschung – auf immer mehr Resonanz. Es folgten unterschiedliche Kommissionen und Funktionen in der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, die sie mittlerweile auch auf Bundesebene ausführt. In Interviews, Vorträgen und Podiumsdiskussionen rund um das Handwerk gibt sie parteiübergreifend Einblicke in die Sorgen und Nöte von Familienbetrieben. Jüngst wurde sie in den Bundesvorstand der CDU gewählt und ist dort als "Handwerk mit Mundwerk und akademischen Grad" Mittler zwischen unterschiedlichen Welten.

Zugehörige Themenseiten:
Meinung, Neues von der Werkbank – Kolumne von Ruth Baumann und Zukunftsperspektiven im Handwerk