Knieschoner führen bei der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) zwar oft ein Schattendasein, sind aber extrem wichtig, um Knieprobleme, Schädigungen, Verletzungen und Berufskrankheiten zu vermeiden. Warum das Knie so empfindlich ist und wie Chefs den richtigen Schutz für ihr Team finden.

Das Knie ist das größte Gelenk des Menschen und muss im Lauf eines Lebens eine Menge aushalten. Bei jedem Schritt belasten wir unser Knie mit dem dreifachen des Körpergewichts, beim schnellen Laufen steigt die Belastung sogar bis aufs Zehnfache.
Wenn dann noch Fehlbelastungen im Beruf dazu kommen, wird der Verschleiß beschleunigt und es treten Beschwerden auf. Laut einer Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) berichtet etwa jeder fünfte Erwerbstätige von Knieschmerzen bei der Arbeit.
Knieprobleme durch zwanghafte Körperhaltung: Das Knie ist nicht unendlich belastbar
Knieende Tätigkeiten fallen schnell unter die Körperzwangshaltungen. Davon sprechen Arbeitsmediziner immer dann, wenn eine ungünstige Körperhaltung mit geringem Bewegungsspielraum arbeitsbedingt über eine längere Zeit eingenommen werden muss. Das ist beim Arbeiten im Knien wie auch in der Hocke oder im Kriechen häufig der Fall. Auf Dauer führt diese Belastung der Kniegelenke zu Knieproblemen. Gefürchtet ist die Gonarthrose, ein Verschleiß der Knorpel und Reibeflächen im Kniegelenk. Sie ist seit 2009 als Berufskrankheit mit der Nummer BK 2112 anerkannt.
Auch die Schleimbeutel des Knies können erkranken, nicht selten wird die Entzündung chronisch. Die Menisken werden geschädigt und verursachen Schmerzen. Andauernder Druck auf die Knie kann zudem Nerven schädigen.
Diese Berufsgruppen sind besonders gefährdet für Knieprobleme
Als besonders gefährdet gelten alle Gewerke, die zwangsläufig bodennah arbeiten, wie Fliesenleger, Parkettleger, Estrichleger, Pflastere oder Natur- und Kunststeinleger. Aber auch Bauarbeiter, Gärtner, Raumausstatter, Werftarbeiter, Betonbauer, Dachdecker, Installateure, Rohrleitungsbauer oder Schweißer können betroffen sein.
Knieprobleme-Prävention: Die besten Maßnahmen zur Entlastung des Knies
Zur Vermeidung von Knieproblemen raten Präventionsexperten dazu, Arbeiten im Knien mit anderen Aufgaben in anderen Körperhaltungen zu unterbrechen und abzuwechseln. Auch sollten soweit möglich technische Arbeitshilfsmittel genutzt werden, die das Arbeiten im Knien verkürzen oder erleichtern wie Teleskopstiele oder spezielle Knie-Sitzgeräte. Immer wenn etwas auch anders als kniend erledigt werden kann, sollte das Knien als unnatürliche Körperhaltung vermieden werden. Ein Fliesenschneider etwa muss nicht zwingend auf dem Boden stehen, sondern kann auf einem Tisch auch im Stehen gut bedient werden.
Schutzausrüstung fürs Knie: Die Formen im Überblick
Trotz der genannten präventiven Ansätze lassen sich nicht alle knieenden Aufgaben vermeiden. Dann muss Knie-Schutz-PSA her. Diese gibt es in verschiedenen Formen:
- Knieschoner, die mit Riemen oder Bändern außen am Bein befestigt und über der Kleidung getragen werden
- gepolsterte Kniebandagen, die übergestreift und unter der Hose getragen werden
- Knieschutzhosen mit integrierten Knieschonern oder mit Kniepolstertaschen, in die bei Bedarf ein Knieschoner gesteckt werden kann
- Knieunterlagen, die flächig auf dem Boden aufliegen oder als Kniebrett mit Rollen ausgestattet sind
Ein solcher Knieschutz verteilt die auf das Kniegelenk wirkenden Kräfte gleichmäßiger. Zudem verhindert er Verletzungen durch den Untergrund, etwa durch spitze Steine, Unebenheiten, Nägel, Schrauben, Werkzeuge, Bruchstücke von Fliesen oder ähnliches. Je nach Arbeitsumgebung schützt der Knieschutz auch vor Nässe und Kälte des Untergrunds.
Knieschutz für jeden Einsatzzweck: Diese drei Leistungsstufen gibt es gegen Knieprobleme
Gemäß DIN EN 14404 gibt es für Knieschutz die folgenden drei Leistungsstufen:
Stufe 0 | geeignet für Bodenflächen ohne Unebenheiten und ohne Durchstichschutz, etwa für gereinigte Flächen, Abschleifen von Parkett, Verlegen von Teppichboden oder ähnliche Arbeiten. |
Stufe 1 | Bodenfläche kann Unebenheiten aufweisen, Schutz gegen Durchstich bei einer Kraft von mindestens 100 ±-5 Newton, etwa für das Verlegen von Fliesen, Pflaster, Dachbahnen oder ähnliche Arbeiten |
Stufe 2 | Unter schwierigen Bedingungen einsetzbar, Durchstichschutz bei ≥ 250 ± 10 Newton, etwa für Arbeiten in Steinbrüchen, im Rohrleitungsbau, in Gleisbetten oder ähnliche Arbeiten. |
Wichtig: Knieschutz-PSA muss stets über eine CE-Kennzeichnung verfügen, hochwertiger Knieschutz sollte stichfest und wasserdicht sein. Wichtig ist, dass Modelle gewählt werden, die auch bei den arbeitsbedingten Bewegungen an Ort und Stelle bleiben und nicht verrutschen. Die über der Hose getragenen Kniepolstern sollten nicht zu straff befestigt sein, die Riemen oder Bänder dürfen den Blutfluss in den Beinvenen nicht beeinträchtigen.
Trotz Knieschoner: Nicht länger knien als unbedingt nötig
Last, but not least, sind zwei Dinge wichtig zu wissen – auch für den, der noch keine Knieprobleme hat:
- Knieschutz mindert zwar die Kniebelastung, kann aber nicht verhindern, dass ein häufiges und lang andauerndes Arbeiten im Knien zu Problemen führt.
- Auch der beste Knieschutz kann einen bereits vorhandenen Knieschaden nicht heilen. Aber er kann eine weitere Schädigung zumindest verlangsamen.
Daraus ergibt sich, dass auch das Verwenden von Knieschonern kein Freibrief ist. Der Anteil der knieenden Tätigkeit sollte stets so gering wie möglich gehalten werden.