Persönliche Schutzausrüstung Nachhaltige PSA: Darauf kommt es beim Kauf wirklich an

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Arbeitsschutz und Gesundheit, Berufskleidung und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist in aller Munde, schließlich soll die Erde für nachfolgende Generationen noch lebenswert bleiben. Auch bei Berufskleidung und Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) suchen viele Träger inzwischen nach nachhaltigen Produkten. Wie Betriebe trotz der vielen Siegel und Label die Übersicht behalten.

nachhaltige Labels
Wieviel echtes Engagement hinter einer PR-Strategie steckt und wie viel eher in die Kategorie „Greenwashing“ fällt, ist nicht immer klar erkennbar. - © Stockwerk-Fotodesign - stock.adobe.com

Wer auf Arbeitsschutz-Messen unterwegs ist oder durch die Kataloge der PSA-Anbieter blättert, wird feststellen, dass immer mehr Produkte als umweltfreundlich oder fair beworben werden. Der potenzielle Käufer wird aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und Arbeits- und Berufsbekleidung nicht blindlings, sondern gemäß nachhaltiger Kriterien einzukaufen. Doch dazu muss man sich zunächst klar machen, was genau mit Nachhaltigkeit gemeint ist .

Nachhaltigkeit: was das Buzzword bei Arbeits- und Schutzkleidung aussagt

Nachhaltigkeit ist kein genormter Fachbegriff. Er wurde zuerst für den Forst verwendet und besagte, dass man in einem Wald nur so viel Holz schlagen darf wie permanent nachwächst. Das Nutzen einer Ressource soll dauerhaft und anhaltend (= nachhaltig) möglich sein. Im Zuge der Debatten um Ölkrise, Waldsterben, Klimawandel, Globalisierung usw. hat sich inzwischen ein breiteres Verständnis von Nachhaltigkeit herausgebildet. Zentraler Ansatz ist ein langfristig orientiertes Denken und Handeln, welches ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfasst.

Für Textilien und somit auch Arbeitskleidung oder Schutzausrüstung ergeben sich die folgenden Nachhaltigkeitskriterien:

  • Umweltstandards; z. B. eine ressourcenschonende Herstellung, minimierte Umweltbelastungen, Verzicht auf Schadstoffe, Recycelbarkeit
  • Sozialstandards, z. B. faire Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben, keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit, faire Bezahlung, etwa über Mindestpreise für Baumwoll-Bauern

Nachhaltigkeit betrachtet dabei stets die komplette Wertschöpfungskette und den gesamten Produktlebenszyklus vom Anbau der Rohstoffe bis zur Entsorgung. Vorgaben für die öffentliche Beschaffung, etwa im Kreislaufwirtschaftsgesetz, und das geplante Lieferkettengesetz zeigen, dass Unternehmen und Organisationen immer stärker in Nachhaltigkeitsverpflichtungen eingebunden werden. Wer als Einkäufer seine Lieferanten nicht hinsichtlich nachhaltiger Kriterien prüft und auswählt, könnte künftig wegen des Verstoßens gegen Sorgfaltspflichten belangt werden.

Einkauf: Achtung vor Augenwischerei durch Green-Washing

Einige Hersteller von Arbeitskleidung und Schutzausrüstung werben aktiv mit Nachhaltigkeitsaspekten für ihre Kollektionen. Doch der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht geschützt. Wieviel echtes Engagement hinter einer PR-Strategie steckt und wie viel eher in die Kategorie „Greenwashing“ fällt, ist nicht immer klar erkennbar. Zwar werden inzwischen auch viele Arbeitsschutzprodukte mit Labeln und Emblemen beklebt oder etikettiert, die Nachhaltigkeit, Fairness oder Umweltfreundlichkeit belegen sollen. Doch angesichts der Vielfalt der Symbole und Bezeichnungen wird es selbst für Insider zunehmend schwieriger, die Übersicht zu behalten.

Wer in guter Absicht für den eigenen Betrieb geeignete und gleichzeitig sozial und ökologisch verträgliche Berufs.- oder Schutzkleidung einkaufen will, hat es nicht leicht. Doch statt frustriert aufzugeben, ist es ratsam, beim Beschaffen von Schutzhandschuhen, Arbeitsjacken oder Sicherheitsschuhen folgendermaßen vorgehen:

 
  • Den konkreten Bedarf zu ermitteln: Welche Schutzwirkung und welchen Schutzgrad benötigen wir?
  • Nicht das erstbeste Angebot nehmen, sondern Produkte vergleichen.
  • Auf seriöse Label (s. u.) wie „Fairtrade“ oder „Grüner Knopf“ achten.
  • Sich ein Gesamtbild des Herstellers oder Lieferanten machen, gibt es z. B. einen Nachhaltigkeitsbericht oder Zertifizierungen und Standards, etwa für ein Umweltmanagement nach ISO 14.000 usw.

Als seriöse und glaubwürdige Orientierungshilfen für einen nachhaltigen Einkauf gelten die folgenden Online-Portale:

Nachfragen beim Hersteller: Vorsicht, wenn klare Antworten fehlen

Unabhängig von Nachhaltigkeits-Siegeln in Werbeprospekten oder Online-Shops kann man durchaus auch direkt beim Hersteller oder Zulieferer gezielt nachfragen .

  • Nach welchen Kriterien wird dort eingekauft und produziert?
  • Woher stammen die Rohstoffe?
  • Wie hoch ist der Recycling-Anteil?

Wo ein Gesprächspartner beim Thema unternehmerische Verantwortung herumdruckst und um klare Aussagen verlegen ist, ist das kein gutes Zeichen.

Nachhaltiges Beschaffen betrifft keineswegs nur Großunternehmen und beginnt beim ersten Schritt und indem man selbst aktiv Interesse zeigt. Auch ohne lange Recherchen und ohne, dass man zu einem besserwisserischen Öko-Apostel mutieren müsste, lässt sich mit ein wenig Engagement viel erreichen. Das kommt auch der Glaubwürdigkeit des Betriebs zugute – gegenüber Kunden wie auch gegenüber den Mitarbeitern. Niemand muss allein die Welt retten, aber wenn jeder nur einen kleinen Schritt macht, kommen wir alle sehr viel weiter.