Altersvorsorge, Geldanlage, Gold als Geldanlage, Nachhaltigkeit und Vermögensaufbau
Wer nachhaltig investiert, hat gute Chancen auf stabile und lohnende Erträge. Doch der Markt der nachhaltigen Kapitalanlagen ist unübersichtlich und die angepriesenen Strategien halten nicht immer, was sie versprechen. Der Überblick: Welche Strategien es gibt und worauf Anleger achten sollten.
Die Welt im Umbruch: In Unternehmen war Nachhaltigkeit früher ein außerhalb des Kerngeschäfts stattfindender Zusatz. Heute ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Bestandteil der unternehmerischen Verantwortung – weltweit.
Auch in der Gesellschaft findet ein Wandel statt. Das gestiegene Bewusstsein über die Verletzlichkeit von Umwelt und Menschen sorgt dafür, dass die Gesetzgeber zunehmend höhere Anforderungen an den Umgang mit Ressourcen und Schadstoffen stellen. Gleichzeitig ist es für immer mehr Unternehmer eine Selbstverständlichkeit, ihren Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, sie in Entscheidungen einzubeziehen oder am Gewinn zu beteiligen. Kurz: Unternehmen arbeiten heute anders – ganzheitlich.
Geld bewirkt Gutes
Für Anleger bedeutet das: Sie können mit gutem Gewissen nachhaltig gute Erträge erwirtschaften. Zahlen des deutschen Fondsverbands BVI stützen diese Aussage: In einer Umfrage unter Fondsmanagern hat der BVI herausgefunden, dass der Boom der nachhaltigen Geldanlage zu den wichtigsten Impulsgebern für das Anlagejahr 2021 gehört.
Qual der Wahl, leicht gemacht
Wer am Wachstum teilhaben möchte, aber nicht sicher ist, welches Investment das Richtige für ihn ist, sollte die unten stehenden Nachhaltigkeitsstrategien kennen. Sowohl Einzelinvestoren als auch Investmentfonds praktizieren sie. Die meisten Investoren wählen Fonds, doch es gibt knapp 3.000 von ihnen. Um sich in dieser Vielfalt zu orientieren, empfiehlt Katharina Brunsendorf, Initiatorin der finanz-heldinnen.de, anhand der folgenden fünf Fragen vorzugehen:
- Hat der Fonds ein Siegel?
- Was muss er erfüllen, um das Siegel zu bekommen?
- Welche Anlagestrategie und welchen Nachhaltigkeitsansatz verfolgt er?
- Passt das Produkt zu meiner Mentalität?
- Passt die Risikoausrichtung des Fonds zu mir?
Eine gute Orientierung bietet auch die Homepage des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Dort sind 400 Fonds gelistet, die in einer Selbstauskunft ihr Nachhaltigkeitsprofil hinterlegt haben. „Die Besucher unserer Seite können nach ihren Präferenzen filtern und so den für sie passenden Fonds finden“, informiert Angela McClellan, Geschäftsführerin des FNG. Der Service ist kostenlos. Anleger sollten vor der Suche definieren, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet: „Zu wissen, welche Technologie oder Themen man fördern oder vermeiden möchte, sortiert den Markt und begrenzt das Anlageuniversum“, sagt McClellan. Für eine maximale Nachhaltigkeitswirkung rät sie, auf das Engagement des Fondsmanagements zu achten: „Ist es im aktiven Dialog mit den Unternehmen, kann es darauf hinwirken, dass sich die Geschäftsführung zunehmend nachhaltig verhält.“
Meist wird der Bankberater um einen Anlagevorschlag gebeten. Wer eine breitere oder auch unabhängigere Auswahl haben möchte, kann beispielsweise auf der Seite ich-investiere-gruen.de seine Präferenzen, Anlagebetrag und mehr eingeben und erhält dann drei Anlagevorschläge von verschiedenen Beratern und Vermögensverwaltern: „Für den Nutzer ist das kostenlos, wir bekommen einen Fixbetrag pro Anfrage von den Firmen“, informiert Martin Holzwarth, Geschäftsführer der Betreiberin WattFox GmbH. Anleger können sicher sein, dass unseriöse Produkte aussortiert sind.
8 Strategien der nachhaltigen Kapitalanlage
Knapp 3.000 Nachhaltigkeitsfonds stehen Kapitalanlegern zur Verfügung. Wer sich in der Vielfalt des Angebots zurechtfinden möchte, sollte die Strategien kennen, die Fonds und Privatanleger verfolgen. Für die sehr Engagierten: Haben Sie zwei oder drei Fonds identifiziert, die Ihnen zusagen, schauen Sie in die Anlagerichtlinien: Dort ist im Detail erklärt, welche Anlagen das Fondsmanagement tätigen darf – und welche nicht.
1. Ausschlusskriterien
Manche Branchen oder Geschäftszwecke werden vom Investment ausgeschlossen. Dazu gehören meist Atomkraft, Tabak, Alkohol, Waffen und Wertpapiere von Staaten, die die internationalen Konventionen zu Streumunition und Anti-Personen-Minen nicht unterzeichnet haben. Eigentlich ist das Ausschlusskriterium ein strenges, aber die Fonds wenden es verschieden konsequent an. Manche fordern einen 100-Prozent-Ausschluss, andere akzeptieren, dass ihr Zielunternehmen einen geringen Anteil seines Umsatzes in ausgeschlossenen Bereichen erwirtschaftet. Die Gründe: Ein nachhaltiges Unternehmen kann als Zulieferer Produkte anbieten, die auch vom Militär genutzt werden. Oder ein Zielunternehmen kann über Beteiligungen verfügen, die Erlöse mit eigentlich ausgeschlossenen Geschäften erzielen.
2. Best-in-Class
Bei dieser Anlagestrategie möchten Investoren in den ESG-Vorreiter in jeder Branche investieren. E = Environment/Umwelt, S = Social/Sozial, G = Governance/Unternehmensführung. Das G ist schwierig mit einem deutschen Wort zu übersetzen. Gemeint ist ein Managementsystem, das ein faires Geschäftsgebahren garantieren soll. Dazu gehören Kontrollmechanismen zur Vermeidung von Korruption, unfairen Zulieferverträgen oder ungesetzlichen Preisabsprachen.
Die Philosophie: Unternehmen, die innerhalb ihrer Branche besonders ökologisch, sozial oder gut im Umgang mit ihren Mitarbeitern sind, stehen im Wettbewerb besonders stabil da. Verschärfte gesetzliche Auflagen treffen sie kaum, da sie diese ohnehin bereits umsetzen. Aber: Auch Mineralöl-, Auto- oder Chemiewerte können in so einem Fonds stecken, denn es geht um die stärkste Umsetzung nachhaltiger Kriterien innerhalb jeder Branche.
3. Best-of-Class
Diese Strategie kombiniert Best-in-Class und nachhaltigen Themenfonds. Dies Fonds investieren also besonders streng nachhaltig. Sie wählen sowohl Branche als auch Unternehmen nach den ESG-Kriterien aus. Trotzdem können kritische Branchen enthalten sein. Doch die Unternehmen müssen dann Außergewöhnliches in ihrem kritischen Bereich leisten. Beispiel Ölförderung: Da die Umweltbelastung durch diese Branche enorm hoch ist, wird besonderer Wert auf die Umweltaspekte (E = Environment) gelegt. Das Unternehmen kann diesen Nachteil also nicht durch besonders starke Sozialleistungen (S = Social) oder menschenfreundliche Unternehmensführ-
ung (G = Governance) kompensieren. Beispiel Bank: Eine Bank kann durch ein ökofreundliches Verwaltungsgebäude nicht kompensieren, dass sie gleichzeitig Kredite an Umweltsünder vergibt.
4. Integration von ESG-Aspekten
Bei dieser Strategie werden Zielunternehmen nach klassischen Kriterien ausgewählt. Dazu gehören vor allem wirtschaftliche Erfolgskennzahlen und das Standing im Wettbewerb. Hat das Fondsmanagement die erfolgreichsten Unternehmen identifiziert, werden diese einem ESG-Check unterzogen. Wie konsequent die Berücksichtigung der ESG-Kriterien in einem Fonds erfolgt, lässt sich meist nicht nachprüfen – ‚Greenwashing‘ ist hier sehr leicht möglich. Tipp: Wem es wirklich wichtig ist, nachhaltig zu investieren, der sollte eine andere Anlagestrategie wählen.
5. Normenbasierte Kriterien
Ein Fonds oder Anleger investiert ausschließlich in Wertpapiere von Unternehmen und/oder Staaten, die die Standards internationaler Öko- und Nachhaltigkeitsvereinbarungen einhalten. Dazu gehört beispielsweise der Ausschluss von Kinderarbeit, ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Lohndumping. Manche Fonds fordern das Vorlegen von Klimastrategien und achten auf das Unterzeichnen der UN Menschenrechtskonvention oder des Klimaschutzprotokolls von Kyoto. Normenbasierte Anlagestrategien fordern lediglich Mindeststandards ein.
6. Nachhaltige Themenfonds
Bei dieser Anlagestrategie stehen Branchen im Fokus. Es wird also nicht das einzelne Unternehmen nach ESG-Kriterien analysiert, sondern eine Branche ausgewählt, die als nachhaltig gilt. Dies können grüne Energien, Öko-Landbau, nachhaltige Holzwirtschaft oder Wasser sein – und Technologien, die diese Branchen einsetzen.
Achtung: Hier ist das sogenannte Greenwashing, also das nicht durchgängig verfolgte Nachhaltigkeitskonzept, besonders verbreitet. So gibt es beispielsweise Klimafonds, die in Aktien von Stromkonzernen investieren, die zwar auch regenerativen Strom erzeugen, aber eben auch Atommeiler betreiben.
7. Engagement und Stimmrechtsausübung
Diese Strategie ist ein Zusatz, den ernsthaft ökologisch interessierte Fondsgesellschaften verfolgen. Sie verfügen über die Stimmrechte von Aktien, in die der Fonds investiert hat, und üben in den Hauptversammlungen Druck auf die Geschäftsführung aus, noch nachhaltiger zu werden. Beispielsweise indem sie ihr Auskunftsrecht nutzen, um Informationen über Klimarisiken oder Sozialstandards zu erhalten – und so für Transparenz zu sorgen. Oder indem sie soziale und ökologische Themen auf Hauptversammlungen zur Abstimmung bringen. Das kann das Management eines Konzerns dazu bewegen, mit eigenen Initiativen für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen – und externe Vorschläge zu verhindern. Da die Fondsmanager die Stimmen ihrer Anleger auf sich vereinen, können sie auch außerhalb der Hauptversammlung auf Vorstände einwirken und die Unternehmensführung zu mehr Nachhaltigkeit bewegen.
8. Impact Investment
Impact ist das englische Wort für Wirkung. Bei dieser Anlagestrategie kommt es also darauf an, Unternehmen zu unterstützen, die positive gesellschaftliche Wirkungen erzielen – sie werden auch Sozialunternehmen genannt. Die Rendite ist nicht der wichtigste Aspekt des Investments, doch finanziert werden nur Unternehmen, die zumindest mittelfristig auch einen wirtschaftlichen Erfolg versprechen. Meist sind es Mikrofinanzfonds, die Kleinstkredite an Kleinunternehmer weltweit vergeben. Über die – meist geringe – Verzinsung der Darlehen erzielen Mikrofinanzfonds Zinserträge, die sie an ihre Anleger ausschütten. Wichtige Finanzierer von Sozialunternehmen sind beispielsweise Phineo und Ashoka. Sie unterstützen auch mit Erfahrung, ihrem Netzwerk und Know-how. Auch die Online-Plattform bettervest.de bringt Menschen zusammen, die wirkungsvolle Projekte auf den Weg bringen oder diese finanzieren wollen.