IT-Infrastruktur Interview mit Dominik Hartmann: Wie Künstliche Intelligenz in der Handwerker-Software den Alltag erleichtert

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Mit 14 Software-Unternehmen bietet OneQrew einen Fächer an digitalen Dienstleistungen für das Handwerk. Dominik Hartmann, CEO von OneQrew, sieht mit der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) künftig noch mehr Potenzial.

Dominik Hartmann, CEO bei der Software-Plattform OneQrew. - © OneQrew

Mit OneQrew wollen Sie die Digitalisierung im Handwerk vorantreiben, indem sie mehrere Software-Unternehmen bündeln. Was sind die Vorteile?

In Deutschland gibt es viele kleine Software-Anbieter, die sich für sich allein schwertun, gerade auch im globalen Markt durchzusetzen. Um eine relevante Größe zu entwickeln und auf der Höhe der Zeit zu sein, benötigt es einen relevanten Anteil an Forschungs- und Entwicklungsgeldern. Im Verbund können wir das bieten: Daher bündeln wir auf OneQrew bisher 14 Software-Unternehmen wie Taifun, M-Soft, PraKom, Extragroup und Digi-Zeiterfassung, die Handwerksbetrieben dazu befähigen, ihre Prozesse zu digitalisieren.

Haben Sie ein Beispiel?

Mit OneQrew richten wir uns unter anderem an Betriebe im Bereich Bauneben- und Ausbaugewerbe. Wir zählen insbesondere viele SHK- und Elektrobetriebe zu unseren Kunden, die wir mit unserer Handwerker-Software ausstatten. Beide Gewerke sind bereits sehr IT-affin, weil sie es mit einem breiteren Angebot an Material zu tun haben und die unterschiedlichsten Angebote schreiben müssen. Wenn ein Elektro-Fachbetrieb den Auftrag für die Renovierung eines Bürogebäudes mit einem Angebot bewirbt, aber erst einige Monate oder zuweilen auch Jahre später mit der Arbeit anfangen kann, ist es entscheidend, dass er die einzelnen Posten für die Zukunft planen kann. Dabei unterstützt unsere Software dahingehend, dass sie den Materialbedarf samt Preisen bestimmt, bei manchen Posten, die starken Preisschwankungen unterworfen sind, allerdings Variablen einsetzt – zum Beispiel den sogenannten Kupferzuschlag. Eine normale Buchhaltungssoftware kann solche Kalkulationen nicht bieten.

Welche neuen Technologien setzen Sie bei OneQrew dabei ein, zum Beispiel künstliche Intelligenz (KI)?

Während einige Handwerksbetriebe neuen Technologien sehr offen gegenüberstehen, arbeiten die meisten dennoch sehr traditionell. Daher ist es unser dringendstes Anliegen, zunächst allgemeine Digitalisierungsarbeit zu leisten, damit es die Handwerker im Alltag einfacher haben, ihrer Arbeit nachzugehen. Wenn diese Grundlagen geschaffen sind, ergeben sich viele Potenziale – etwa dieses: Die Mitarbeiter müssen nicht unbedingt morgens um sieben Uhr erst in den Betrieb kommen, bevor sie auf die Baustelle fahren. Sie können schon am Vortag ihre Werkzeuge packen und dann direkt von zuhause aus zur Baustelle fahren – und auch direkt wieder zurück. Wenn sie über unsere Cloud-Services ihre Stunden von der Baustelle aus erfassen können und Fotos vom Baufortschritt ebenfalls ins Betriebsbüro senden, sparen sie sich einige Umwege und wertvolle Zeit. Mit KI ist natürlich noch mehr möglich: Anstatt Fragen von Kunden telefonisch oder per E-Mail händisch zu beantworten, kann ein Betrieb eine KI in Form eines Chatbots einsetzen. Ein Kunde will wissen, ob der Termin an einem bestimmten Wochentag klappt? Die KI kann ihm diese Auskunft nach Abgleich des Kalenders automatisch geben. Das entlastet einen Handwerksbetrieb immens.

Wie sieht es mit der generativen KI rund um ChatGPT aus – was wird da möglich?

Es gibt bereits einige Experimente von Tischlern, mithilfe der generativen KI Möbel zu skizzieren, um dem Kunden im Handumdrehen verschiedene Entwürfe vorlegen zu können. Dabei greift die KI auf einen großen Datenpool zurück, der bereits umgesetzte Entwürfe, aktuelle Designtrends und Kundendaten umfasst. So kann eine ideale Basis geschaffen werden, auf der aufbauend dann individuelle Kundenwünsche eingearbeitet werden können. Auch die Automatisierung von Routinearbeiten wie die Generierung von Angeboten oder Rechnungen durch die KI wird in Zukunft für Betriebe interessant sein. Diese Vereinfachung der Büroarbeit sowie die Ablösung der Papierprozesse durch ineinandergreifende mobile App-Lösungen schaffen Freiräume, die Handwerksbetriebe so dringend brauchen. Solche Szenarien werden den Alltag im Handwerk noch einmal revolutionieren und damit zukünftig auch der Arbeitsstandard bei der Gewinnung der hart umworbenen Fachkräfte.