Fahrzeugausbau Fahrzeugeinrichtung bei Elektrotransportern: Gewichteinsparung erhöht Nutzlast und Reichweite

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Elektrotransporter stellen Handwerkschefs und Ausbauer vor neue Herausforderungen – vor allem in puncto Reichweite. So ­reagieren die Fahrzeugeinrichter darauf.

E-Transporter im hauseigenen Ladepark: Sortimo setzt auf Elektromobilität.
E-Transporter im hauseigenen Ladepark: Sortimo setzt auf Elektromobilität. - © Sortimo

Wer wissen will, was Elektro­mobilität bedeuten kann, sollte sich einen Abstecher nach Zusmarshausen zwischen Ulm und Augsburg gönnen. In unmittelbarer Nähe zur Autobahn und direkt vor der eigenen Haustür hat Sortimo den größten Ladepark Europas aus dem Boden gestampft. Mit 72 Ladepunkten, gemütlichen und sehr schnellen Gleichstrom-Zapfstellen. Mit Tesla-Superchargern und einer Batteriewechselstation für ein chinesisches ­Fabrikat. Spektakulär. Tipp für Elek­tro-Auto-Fans: Der Besuch funktioniert auch virtuell (sortimo-innovationspark.de).

Wettbewerber Bott ist weniger auffällig unterwegs. Aber: „Circa ein Drittel der Fahrzeuge, die wir im Moment ausbauen, ist elektrisch“, berichtet Marketing-Mitarbeiter Michael Kyburz. Im neuen Bott-Werk sind die 40 Montageplätze so ausgestattet, dass Kundenfahrzeuge während des Ausbaus geladen werden können. Bald kommen Schnelllader hinzu, dann heißt es: Erstladung statt Erstbetankung.

Kampf um die Kilos

Beide Beispiele belegen: Die Einrichter sind hautnah dran am Thema E-Mobilität. Müssen sie auch sein, spätestens jetzt beginnt der Kampf um jedes Kilo. Denn die Batteriepakete der E-Transporter drücken die Nutzlast. Siehe VW ID. Buzz Cargo, dem ­schicken neuen Branchen-Liebling: Der Kastenwagen trägt im Bestfall rund 650 Kilogramm einschließlich Normfahrer mit 68 Kilo Gewicht plus sieben Kilo Gepäck. Wenn der Steuermann kräftiger gebaut ist, wenn Geselle und Azubi den Beifahrer-Doppelsitz belegen, hinten eine komplette Einrichtung plus Werkzeug und Material den Frachtraum füllen, dann wird’s knapp. Heißt also: Runter mit dem Speck beim Fahrzeugausbau!

Alu als Mittel der Wahl

Aluca aus Rosengarten nahe Schwäbisch Hall trägt die Leichtigkeit bereits im Namen – von Beginn an konzentrierte man sich auf den Werkstoff Aluminium. „Unsere Regalsysteme können bis zu 50 Prozent leichter als vergleichbare Fahrzeugeinrichtungen aus Stahl sein“, sagt Marketingchefin Sabine Stosch selbstbewusst. Jedoch: Stahl ist nicht gleich Stahl. Der Wettbewerber Modul-System nutzt keinen Stahl, auch keinen hochfesten Stahl, er ist bereits bei „ultrahochfestem“ Stahl angekommen. Laut seiner Gewichtsbilanz erreichen die Ausbauten das Gewicht von Aluminium-Einrichtungen.

Anders Sortimo: „Ein Highlight ist eine Neuerung am beliebten Sortimo-­Regalsystem der fünften Generation SR5, das ab diesem Jahr als extrem leichte und robuste Aluminium-Variante SR5A erhältlich sein wird“, erklärt Marketing- und Vertriebsleiter Thomas Unger. Und verspricht: „Mit bis zu 25 Prozent Gewichtseinsparung gegenüber der Standardversion des SR5 ist das SR5A das leichteste professionelle Regalsystem.“

Und so reagiert Bott auf das Thema Gewicht: „Neben schlagfestem Kunststoff setzen wir bei unserer Eirichtung auf Strangpressprofile aus Aluminium. Diese sind materialsparend und weisen gleichzeitig eine sehr hohe Stabilität auf“, erläutert Michael Kyburz.

Forschung im Fokus

Würth kombiniert Stahl, Aluminium und Kunststoff. Die Transporter-Einrichtungen des führenden Anbieters von Montage- und Befestigungsmaterial fertigt ein Tochterunternehmen. Der Big Player aus Künzelsau ist unter anderem für umfassende Forschung bekannt. Man arbeite zum Thema Leichtbau „im ständigen Austausch mit unseren jeweiligen Entwicklungsabteilungen“, heißt es etwas blumig. Handfest ist das Ergebnis, unter anderem ein maßgefertigter Service-Van für Miele auf Basis des neuen VW ID. Buzz Cargo. Keine Frage: Der attraktive VW treibt zurzeit alle Anbieter um.

Doch es geht nicht nur um das Gewicht. Eingriffe in die Fahrzeugstruktur sind wegen der Hochvolttechnik bei E-Transportern heikel – das heißt Finger weg von allen Komponenten der Batterie oder den bekannten orangenen Leitungen. Michael Kyburz von Bott: „Wir sind deshalb im engen Dialog mit den Fahrzeugherstellern, wie mit den Batterien, Kabelsträngen etc. umzugehen ist.“ Dies steht stellvertretend für die Branche.

Anschluss für Akkuschrauber

Auch andere Eingriffe sehen Ford, Mercedes-Benz, VW und Konsorten höchst ungern: Das unkontrollierte Anzapfen des bordeigenen Stroms der Antriebsbat­terien für den Antrieb von Werkzeugen und Aggregaten. Es reduziert nicht nur die Reichweite der Transporter mit ­Stecker, es bringt auch die komplexen bordeigenen Systeme aus dem Tritt. Aber: „Das Thema ist interessant und bietet definitiv Potenzial“, blickt Sortimo voraus.

Bott bietet in Kooperation mit Stihl bereits ein mobiles Akkumanagement für Geräte des Garten- und Landschaftsbaus an. „Es ist möglich, diese Akkus über die Batterie eines Elektrofahrzeugs zu laden. Dieses Zusammenspiel haben wir bereits für einen Fahrzeughersteller umgesetzt“, so Michael Kyburz. Weitere wollen folgen.

Wie es funktioniert, zeigt Ford: Hier gibt es auf Wunsch im Heck der E-Kastenwagen zwei 230-Volt-Steckdosen. 2,4 kW lassen sich zapfen, das reicht allemal zum Betrieb von Bohrmaschinen oder Schraubern. Eine Anzeige verhindert, dass die Batterie in die Knie geht und der Transporter strom- und hilflos auf der Baustelle verharrt.

Hat Reichweite bisher keine Rolle gespielt, so steht sie bei E-Transportern im Fokus. Einige Fahrzeugeinrichter unterstützen Handwerksbetriebe daher mit Flottenmanagementsystemen. Da wäre „Modul-Connect Pro“ vom schwedischen Anbieter Modul-System – hier können Flottenmanager Routen, Beladungszustand und Batteriekapazität auf einer Karte verfolgen. Sortimo hat jüngst das hauseigene Programm „Fleet Management Services“ präsentiert. Würth nennt ebenfalls eigene Flottenmanagement­systeme. Hier reicht das Angebot bis zur Beratung bei der Ladeinfrastruktur.

Erhöhung der Nutzlast

Kern des Geschäfts bleiben aber die abgespeckten Einrichtungen. Sie haben einen doppelten Nutzen, lassen sie doch auch bei Transportern mit herkömmlichem Verbrenner die Kilos purzeln. „Gewichts­einsparung bei Nutzfahrzeugen reduziert Kraftstoffverbrauch und Fahrzeugverschleiß“, ist Aluca-Marketingchefin Sabine Stosch wichtig. Ins gleiche Horn stößt­ ­Sortimo: „Das Mehr an Nutzlast ist ein ­Gewinn für jeden Kunden.“