Altersvorsorge, Geldanlage, Gold als Geldanlage, Indexfonds und Vermögensaufbau
Indexfonds – Exchange Traded Funds (ETFs) – sind die wohl kostengünstigste Art, um per Ansparplan oder Einmalbetrag auf sehr flexible und risikominimierte Art langfristig ein Vermögen über die Börse aufzubauen.
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ETF nachhaltige Indizes - ausgeschlossene Sektoren(PDF, 85,67 kB)
Die wichtigste Entscheidung bei der Geldanlage? „Das ist das Ziel“, ist Jan Altmann überzeugt. Der ETF-Analyst von justetf.com beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Geld und Vermögensaufbau. Er weiß: „Es gibt für jedes Ziel das passende Anlageinstrument – und den passenden ETF.“ Dafür sorgt schon die Vielfalt des Angebots: Rund drei Millionen Indizes werden weltweit an den Börsen angeboten, das sind 70-mal mehr, als es öffentlich gehandelte Aktiengesellschaften gibt.
Und auf diese Indizes werden Fonds aufgelegt, die die Zusammensetzung des jeweiligen Index nachbilden – die ETFs, Exchange Traded Funds. Es gibt zwei Varianten: diejenigen, die die Aktien tatsächlich (physisch replizierend) kaufen, und diejenigen, die Derivate kaufen. Das sind verbriefte Tauschgeschäfte – Swaps genannt (synthetisch replizierende ETFs). Diese Fonds kaufen also nicht die Wertpapiere, sondern Bezugsrechte auf sie. Die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index bilden sie trotzdem ab.
Übrigens: Wer die Steuerlast auf einen ETF vor dem Kauf ermitteln möchte, kann die Details in folgendem Beitrag nachlesen. https://www.handwerk-magazin.de/altersvorsorge-so-sparen-handwerker-mit-cleverem-handling-des-depots-steuern-298211.
Einen hilfreichen Rechner für den Zugriff des Fiskus auf einen ETF hat das Start-up Zendepot.de entwickelt. Den Steuerrechner finden Sie hier: https://zendepot.de/etf/etf-steuerrechner
Die ganze Welt im Depot
Jan Altmann rät Anlegern: „Investieren Sie Geld, das Sie langfristig beiseitelegen, in einen breit diversifizierten Index.“ Dies ist beispielsweise der MSCI World , er enthält 1.600 Aktiengesellschaften aus 23 Industrieländern. Wer auch Asien und die Schwellenländer dabeihaben möchte, kann auch den MSCI World All Countries (3.000 Gesellschaften) als Index wählen oder den MSCI Emerging Markets mit seinen 1.200 Gesellschaften. „ Aktienkurse schwanken – auch mal stark. Doch das lässt sich mit breit gestreuten ETFs gut aussitzen, da sie meist weniger Schwankungen unterliegen als Einzelaktien“, ist Verena Heming überzeugt. Sie ist beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, im Vertrieb tätig.
Wer Kursschwankungen nicht gut aushält, sollte einen ETF auf europäische Staatsanleihen mit in sein Depot nehmen. „Er wirkt als Puffer in unruhigen Börsenzeiten und wer zwischenzeitlich an sein Geld muss, kann bei Bedarf verkaufen“, rät Altmann. Eine Rendite bringen die europäischen Staatsanleihen aktuell nicht. „Wenn aber der Anleger das Ziel verfolgt, Kursschwankungen bei den Aktien-ETFs aufzufangen, machen diese Fonds trotzdem Sinn.“
Auch ein Gold-ETC kann zur Risikoabsicherung dienen. Die Exchange Traded Commodities (Rohstoffe) sind den ETFs ähnlich und meist mit physischen Goldbeständen besichert. Gold wird oft als Fluchtwährung genutzt, wenn die Börsenkurse nachgeben. „Aber auch der Gold-ETC schwankt im Kurs, sodass ein Anleihen- ETF auf europäische Staatsanleihen für risikoscheue Anleger die bessere Wahl ist“, ist Altmann überzeugt.
Den richtigen Fonds wählen
Haben Anleger ihr Ziel definiert und einen Index gefunden, der ihren Ansprüchen entspricht, geht es um die Auswahl des richtigen Fonds . Und die ist nicht einfach. Denn auf jeden Index gibt es mehrere ETFs – allein auf den MSCI World sind es 18 verschiedene und auf den MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) sind es 13 ETFs. Drei Tipps von Jan Altmann:
- Nehmen Sie einen Fonds, der älter als drei Jahre ist – das reduziert das Risiko, dass er vom Markt genommen wird.
- Wählen Sie Fonds mit mehr als 100 Millionen Euro verwaltetem Vermögen .
- Achten Sie auf geringe Kosten .
Was die Rendite stärkt
Gerade die geringen Kosten sind es, die die ETFs so attraktiv machen: „Da es keinen Fondsmanager gibt, der für die Wertpapierauswahl bezahlt werden muss, entstehen auch keine Kosten, die der Anleger tragen muss“, so Gerrit Fey, Leiter Fachbereich Kapitalmärkte beim Deutschen Aktieninstitut . Jan Altmann bestärkt: „Wenn mir jedes Jahr ein halbes Prozent von meinen Erträgen abgezogen wird, ist das eine ganze Menge.“ ETFs gibt es ab einer jährlichen Gebühr von 0,05 Prozent, der günstigste MSCI World ETF kostet 0,12 Prozent und ein ETF auf den MSCI Emerging Markets ist ab 0,14 Prozent zu haben. Zum Vergleich: Aktiv gemanagte Fonds kosten ab 1,5 Prozent jährliche Gebühr – oder deutlich mehr.
Die versteckten Kosten
Oft wird vor versteckten Kosten gewarnt, doch „so richtig versteckt sind sie nicht“, findet Verena Heming. Denn zu den Fondskosten, die jeder ETF ausweist, kommen externe Kosten hinzu und auch diese sind öffentlich. „So können Depotkosten entstehen – bei Online- und Direktbanken ist das selten – die Börsenplätze erheben Transaktionskosten für jeden Kauf und Verkauf und es gibt die Spanne zwischen dem etwas höheren Ankaufs- und dem etwas niedrigeren Verkaufskurs für einen ETF“, erklärt Heming. Die versteckten Kosten fallen also verstärkt an, wenn der Anleger kauft und verkauft. Die Handelbarkeit ist zwar ein Vorteil der ETFs gegenüber einem Versicherungsprodukt, doch grundsätzlich ist die ETF-Anlage - wie eine Versicherung - langfristig gedacht.
Den passenden Fonds finden
Auf den Internetseiten von juestetf.com oder extraetf.com wird es Anlegern leicht gemacht, den passenden ETF für sich zu finden. Beide Seiten verfügen über eine Suchfunktion, die wirklich gut ist. So kann nach Wertentwicklung, nach Nachhaltigkeit, nach Sparplanfähigkeit und vielem mehr sortiert werden. Viele ETFs können heute mit einem Ansparplan erworben werden und sind so auch für die Vermögenswirksamen Leistungen nutzbar. „Wer nicht auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen ist, sollte einen thesaurierenden Fonds wählen – insbesondere für die Altersvorsorge“ , rät Verena Heming. Diese Fonds investieren ihre Erträge, die sie aus Dividenden und Zinsen erhalten, gleich wieder in die Indexpapiere. Die Alternative sind ausschüttende Fonds.
Halten, wenn es kracht
„Die Börse ist keine Einbahnstraße“, sagt Gerrit Fey vom Deutschen Aktieninstitut . Kursrückschläge, auch heftige, kommen regelmäßig vor. Doch die Vergangenheit zeigt: In der Breite erholen sich die Kurse wieder. So war es nach der Lehmann-Pleite 2008, als der DAX um fast 50 Prozent einbrach, und auch nach dem Platzen der Dot.com-Blase im Jahr 2000 oder nach dem Crash in New York 1987. „Dann sacken die Aktienmärkte massiv ab. Aber sie erholen sich auch wieder und das sogar sehr schnell, denn die Börse schaut nach vorne“, sagt Fey. Zwar könne eine Gesellschaft pleitegehen oder eine ganze Branche in einer Krise stecken, aber ein marktbreiter ETF fängt solche Ausreißer auf . Jan Altmann rät deshalb: „Reservieren Sie einen Teil Ihres Vermögens für eine langfristige Anlage und bleiben Sie mit dem Rest so flexibel, dass Sie keine Wertpapiere verkaufen müssen, wenn die Kurse einbrechen.“
Übrigens: In schlechten Börsenphasen wirken sich Ansparpläne positiv aus. „Da der monatlich zur Verfügung stehende Betrag gleich ist, erwirbt der Käufer bei niedrigen Kursen mehr Papiere als bei hohen. So sinkt der durchschnittliche Einstiegskurs, der Anleger profitiert stärker von steigenden Kursen“, so Altmann.
Fazit: Die Börse ist langfristig vermögenbildend. Wer mithilfe eines ETF für sein finanzielles Polster im Alter vorsorgt, hat ein kostengünstiges Vehikel gefunden, das die normalen Kursschwankungen einzelner Aktien ausgleicht und die Marktentwicklung mitmacht.