Umfrageergebnisse "Nachfolge" UFH-Umfrage: Nachfolge ist Herausforderung

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Altersvorsorge, Frauen im Handwerk, Nachfolge und Verwandtenbeschäftigung

In Zusammenarbeit mit den UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) wollten wir von unseren Lesern wissen, wie sie die Nachfolgeplanung angehen. Dabei haben wir auch nach Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem Übergabeprozess gefragt. Die Ergebnisse der Umfrage, bewertet von Vanessa Thieltges, Dachdeckermeisterin in Nachfolge des elterlichen Betriebs.

Die Übergabe des Staffelstabs braucht jetzt Zeit - und viel Kommunikation.
Die Übergabe des Staffelstabs braucht jetzt Zeit - und viel Kommunikation. - © cirquedesprit - stock.adobe.com

Die Übergabe des eigenen Betriebs ist beruflich die letzte große Aufgabe des Unternehmers. Wie die aktuelle Umfrage der UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) zeigt, stehen dabei die Kinder als Nachfolger ganz oben auf der Wunschliste der Chefs. „Aber gar nicht weit davon entfernt ist auch die Weitergabe an Mitarbeiter eine oft gewählte Option. Das spiegelt das große Vertrauen und die Wertschätzung für die Mitarbeiter wider“, sagt Vanessa Thieltges. Sie ist Dachdeckermeisterin und wird in den kommenden Jahren den ­Betrieb ihrer Eltern übernehmen. „Nach­folge ist ein langer Prozess. Und ist sie das nicht, geht sie in die Büx.“

Reden und Strukturen schaffen

Gute Vorbereitung und sehr viel Kommunikation sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren einer Übergabe, so die Ergebnisse der Umfrage.

Kommunikation in alle Richtungen ist wichtig“, bestätigt Thieltges. Dazu gehöre auch das Gespräch mit den Familienmitgliedern, die nicht die Nachfolge antreten – und mit den Mitarbeitern. Das helfe, Konflikte früh zu erkennen und Streit zu vermeiden. „Auch ein langsamer Übergang der Verantwortung ist wichtig, damit die Nachfolger nicht von der Menge der Aufgaben abgeschreckt werden“, sagt Thieltges.

Das Fehlen von Strukturen wurde in der Umfrage ebenfalls häufig als Problemfeld einer Übernahme genannt: „Strukturen und Prozesse zu optimieren ist hilfreich, um effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Nebenbei schafft Effizienz die Voraussetzung für eine gute Work-Life-Balance der Chefin“, so Thieltges.

Viele Nachfolgen in der Vorbereitung

© handwerk magazin

Erfahrungen bei der Übernahme durch die nächste Generation

Erfolgt die Übernahme des Betriebs innerhalb der Familie, ergeben sich besondere Herausforderungen. Welche Stolpersteine die abgebende Generation befürchtet oder erfahren hat, lesen Sie hier:

  • Wir haben zu wenig mit allen potenziellen Nachfolgern gesprochen. Unausgesprochene Annahmen oder Erwartungen auf allen Seiten führten schnell zu Konflikten, als es in die konkrete Nachfolgeumsetzung ging.
  • Wir haben/hatten Sorge, eine Entscheidung zu treffen, die schwierig für andere Familienmitglieder ist.
  • Wir hatten/haben keine Führungs- und Entscheidungsstruktur, die für die Nachfolger gepasst hätte.
  • Wir haben uns externe Unterstützung gesucht (Berater/Beraterin) und gemeinsam einen Lösungsweg erarbeitet.

Diese Fragen haben wir gestellt:

  • Steht bei Ihnen eine Unternehmensnachfolge an – oder haben Sie Ihren Betrieb bereits abgegeben?
  • Wie sieht/sah ihre Wunschnachfolge aus? Kinder, Enkelkinder, Mitarbeiter, externe Käufer, Betriebsschließung
  • Welche Nachfolge wurde/wird Realität? Bitte beschreiben Sie kurz, wo Sie nach einer/m Nachfolger/in gesucht und wie Sie sie oder ihn gefunden haben.
  • Was sind/waren Ihre größten Sorgen bei der Ab-/Aufgabe Ihres Betriebes?  (Bitte erläutern Sie kurz, was auf Ihren konkreten Fall zutrifft.)
  • Zur Familiennachfolge: Die Übergabe innerhalb der Familie ist nicht unproblematisch. Welche Stolpersteine befürchten Sie oder haben Sie bei der Organisation Ihrer Nachfolge erfahren? 
    • Wir haben die Nachfolgeplanung (zu) lange hinausgezögert.
    • Wir haben zu wenig mit allen potenziellen Nachfolgern gesprochen. Unausgesprochene Annahmen oder Erwartungen auf allen Seiten führten schnell zu Konflikten, als es in die konkrete Nachfolgeumsetzung ging.
    • Wir finden/fanden die Kommunikation mit den Nachfolgern schwierig.
    • Wir haben/hatten Sorge, eine Entscheidung zu treffen, die schwierig für andere Familienmitglieder ist.
    • Wir sind/waren unsicher, wie die Belegschaft die Nachfolge aufnehmen wird.
    • Wir hatten/haben keine Führungs- und Entscheidungsstruktur, die für die Nachfolger gepasst hätte.
    • Wir haben uns externe Unterstützung gesucht (Berater/in) und gemeinsam einen Lösungsweg erarbeitet - dabei war besonders hilfreich, dass …
  • Besonders hilfreich bei Lösungsweg war ....

Vanessa Thieltges

Vanessa Thieltges ist Dachdeckermeisterin und seit 2017 im elterlichen Betrieb Thieltges-Zunker in Dreis in Rheinland-Pfalz an der Salm. Sie ist gerade dabei, den Betrieb ihrer Eltern zu übernehmen und findet den Prozess sehr spannend.