Vermögensaufbau Dividenden 2023: Rekordausschüttungen von deutschen börsennotierten Unternehmen

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Fast 75 Milliarden Euro schütten in Deutschland an der Börse gelistete Aktiengesellschaften in diesem Jahr an ihre Anteilseigner aus. Die erst im Jahr 2022 aufgestellte Bestmarke wird damit nochmals übertroffen – um ganze neun Prozent. So das Ergebnis der 13. Dividenden-Studie Deutschland, in der 644 Unternehmen aus allen Marktsegmenten analysiert wurden. Dabei zahlen lediglich vier Unternehmen über ein Drittel der Ausschüttungssumme.

Dividenden sind der oft unterschätzte Renditebringer im Depot.
Dividenden stärken die Rendite eines Investments. Gebühren schwächen sie. - © Ruzanna - stock.adobe.com

Es ist die Autobranche, die ihre Anleger ganz besonders belohnt: Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen zahlen ihren Anteilseignern zusammen eine Dividende von insgesamt 15,5 Milliarden Euro. Der größte Einzelzahler ist die Reederei Hapag Lloyd mit 11,1 Milliarden Euro. Sie ist wegen des geringen Streubesitz-Anteils in keinem Index enthalten. Dies sind Ergebnisse einer Studie des Institute for Strategic Finance (isf) der FOM Hochschule für Ökonomie und Management, in Kooperation mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW). „Hapag-Lloyd hat von den zwischenzeitlich stark gestiegenen Frachtraten profitiert“, erklärt Christian W. Röhl, Investor und Fachbeiratsvorsitzender am isf. „Diese sind aber inzwischen deutlich zurückgekommen, sodass die Ausschüttung im kommenden Jahr deutlich niedriger ausfallen dürfte.“

Zusammengenommen schütten Unternehmen des deutschen Prime Standards, General Standards und Freiverkehrs rund 75 Milliarden Euro aus. Das sind neun Prozent mehr als im Jahr 2022. Dieser Rekord gelingt, obwohl das ehemalige DAX-Schwergewicht Linde Anfang März 2023 den Börsenplatz Deutschland verlassen hat. Dadurch sind allein 2,5 Milliarden Euro Dividendenvolumen aus der Statistik gefallen.

Der DAX hat die besten Dividendenzahler

Besonders gut ergeht es Investoren in diesem Jahr, wenn sie in den DAX investiert haben: 27 der 40 im Frankfurter Leitindex enthaltenen Unternehmen zahlen mehr als im Vorjahr. Und davon schütten 21 Gesellschaften mehr aus als jemals zuvor. „Auf jeden Fall ein optimistisches Signal der Großkonzerne in einem von steigenden Input-Kosten und geopolitischen Unsicherheiten gekennzeichneten Umfeld“, führt isf-Direktor und FOM Dekan Prof. Eric Frère aus. „Allerdings sind die Ausschüttungsquoten leicht gesunken. Im Schnitt werden nur 40 Prozent der Gewinne an die Aktionäre ausgekehrt – und das ist auch sinnvoll angesichts der Zinssituation und der konjunkturellen Unwägbarkeiten.“

© FOM Hochschule, Dividendenstudie Deutschland 2023

MDAX & SDAX: Mittlere und kleinere Unternehmen zahlen weniger

20 Prozent der im MDAX und SDAX geführten Unternehmen kürzen oder streichen ihre Dividende. Hier ist vor allem die Immobilienbranche betroffen. Sie leidet unter dem Zinsanstieg und die fallenden Bewertungen für ihre Objektbestände - sie schütten in diesem Jahr nur 800 Millionen Euro aus. Im Jahr 2022 hatten die neun Immobilien-Unternehmen (siehe Grafik unten) der beiden Indices noch 2,3 Milliarden Euro ausgeschüttet.

© FOM Hochschule, Dividendenstudie Deutschland 2023

Aber es gibt auch in diesen Börsensegmenten sehr gute Entwicklungen, wie Christian Röhl betont: „Auch in der zweiten und dritten Börsen-Liga gibt es Highlights wie die kräftigen Anhebungen bei K+S (+400%), Hochtief (+109%) und Wacker Chemie (+50%) oder der rund 50%-ige Bonus von Sixt“, erläutert er.

Dividenden-Senkungen bei wenigen Unternehmen

Enttäuschungen gab es jedoch auch in anderen Segmenten. Nachdem Fresenius und Fresenius Medical Care nach zuvor über 25 Anhebungen in Folge ihre Ausschüttung nur konstant halten oder sogar senken, gibt es in denIndices nur noch neun Unternehmen mit einer Serie von mindestens zehn Erhöhungen – angeführt von Fuchs Petrolub (21) und Stratec (20). „Von Dividendenkontinuität nach angelsächsischem Vorbild sind wir in Deutschland weit entfernt, was natürlich auch daran liegt, dass zyklische Geschäftsmodelle hierzulande am Kapitalmarkt ein Übergewicht haben“, erklärt Prof. Frère. Er rät Investoren auf eine lange Dividenden-Historie mit steigenden Ausschüttungen bei ihren Zielunternehmen zu achten. "Das ist oft ein valider Hinweis auf die Resilienz von Geschäftsmodellen – aber eben keine Dividenden-Garantie“.

Über die Autoren der Studie

Die FOM hat mehr als 50.000 Studierende und ist nach eigenen Angabe die größte Präsenzhochschule in Deutschland. Sie hat 35 Hochschulzentren in Deutschland und eine in Wien. Wer sich berufsbegleitend akademisch fortbilden möchte, kann an der FOM Bachelor- und Master-Studiengänge absolvieren. "Die verschiedenen Zeitmodelle der Vorlesungen gewährleisten, dass das Studium neben dem Beruf optimal mit der Berufstätigkeit vereinbar ist", wirbt die Hochschule. Auch ausbildungsbegleitende Studiengänge können an der FOM belegt werden. Im dualen Studium finden – wie im berufsbegleitenden Studium auch – die Vorlesungen vor Ort im Hörsaal statt.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) gibt es seit 76 Jahren und hat heute rund 30.000 Mitglieder. Die DSW ist nach eigenen Angaben "der führende deutsche Verband für private Anleger". Der Verband vertritt die Interessen von Aktieninvestoren auf politischer Ebene in Berlin und Brüssel. Zudem berät er seine Mitglieder kostenlos bei außergerichtlichen Streitfällen in Form einer Erstberatung. Der Verband ist rund um Kapitalanlagen und auch bei der Klärung grundsätzlicher Rechtsfragen per Musterprozess aktiv. Zudem gehen seine Vertreter jährlich auf rund 700 Hauptversammlungen und setzen sich dort für die Interessen privater Anleger ein. Weitere Aktivitäten sind die Gründung von Investmentclubs und die Förderung der Aktienkultur in Deutschland durch Seminare und Foren.