Krisenmanagement im Handwerk Gründung in der Krise: Wie vier Chefs die schwierigen Bedingungen als Chance nutzen

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Coronavirus, Digitalisierung, Geschäftsideen, Kundenbindung und Ukraine-Konflikt

Steigende Preise für Rohstoffe und Energie, rückläufiger Konsum: Mit diesen Herausforderungen haben derzeit viele Gründer im Handwerk zu kämpfen. handwerk magazin zeigt, wie sie mit den schwierigen Bedingungen umgehen.

Petra Nieding, Inhaberin der Metzgerei Stephan in Ingelheim
Petra Nieding, Inhaberin der Metzgerei Stephan in Ingelheim, probiert gerne Neues aus. - © Tim Wegner

Petra Nieding hält ein Transparent in der Hand. „Make Worscht, Not War!“ steht darauf in großen schwarzen Lettern. Aus dem O in Herzform rinnt hellrotes Blut. Die Metzgermeisterin hält die Tafel vor ihrem Laden im rheinland-pfälzischen Ingelheim in der Hand. Mit ihrer Botschaft will sie Kunden und Passanten aufrufen für die Menschen in der Ukraine zu spenden. „Von jeder verkauften Dose unserer Wurst und von den Fertiggerichten im Glas gehen zehn Cent an die Unicef-Kindernothilfe Ukraine“, erklärt Nieding ihre Aktion. Seit August 2019 betreibt die 53-Jährige ihre erste eigene Metzgerei. Kurz darauf kam Corona. Dann der Krieg.

Neue Produkte und Services als Antwort auf die Preissteigerungen

Kein leichtes Spiel für die Gründerin. Die Lockdowns in der Pandemie haben ihr Catering-Geschäft zunichte gemacht, die Kämpfe in Osteuropa lassen die Kosten für Viehzucht und Transport in die Höhe schnellen, was sich letztlich auch auf dem Preisetikett für ihre Produkte bemerkbar macht. „Unsere Fleisch- und Wurstwaren sind um bis zu 20 Prozent teurer geworden“, sagt Nieding. Die Metzgerei-Inhaberin lässt sich aber nicht beirren. Indem sie neue Produkte und Services ausprobiert, stellt sie sich auf die aktuelle Situation ein.

Ähnlich engagiert handeln auch die Gründer von drei anderen Betrieben, die von handwerk magazin nach ihrer Betriebsentwicklung während der Krisenjahre befragt wurden. Die gute Botschaft: Auf der Suche nach Lösungen für die aktuellen Herausforderungen, stoßen sie auf lukrative Zusatzgeschäfte.

Die Engagierte

Petra Nieding, Inhaberin der ­Feinkost Metzgerei Stephan

Eigentlich müsste sie ihre Kunden auffordern, mehr Fleisch zu essen. „Kauft jeden Tag ein XXL-Schnitzel“, formuliert Petra Nieding eine mög­liche Werbebotschaft und lacht. Die Metzgermeisterin hat turbulente Zeiten hinter sich, seitdem sie seit August 2019 die Metzgerei Stephan in Ingelheim am Rhein als neue Inhaberin führt. Für das Ladengeschäft mitsamt Inventar und seinen 22 Angestellten zahlte sie einen höheren sechsstelligen Betrag. Die Coronapandemie, die wenig später einsetzte, hat den mutigen Einsatz der Neugründerin schlagartig vergrößert. „Von einem Tag auf den anderen war unser gesamtes Gastro-, Catering- und Party-Service-Geschäft lahmgelegt“, berichtet sie.

Die Unternehmerin überlegte, über welche Zusatzangebote sie die Ausfälle kompensieren könnte. Zunächst organisierte sie eine Dry-Age-Reifekammer für ihren Laden, um Lieferengpässe durch Corona abzufedern, dann kümmerte sie sich um einen Online-Shop auf ihrer Website, um die Waren auch im Internet zu vertreiben. „Das half uns über die Krise hinweg, ohne Personal entlassen oder in Kurzarbeit schicken zu müssen“, freut sie sich.

Weil ihr systemrelevantes Unternehmen während der Lockdowns nicht schließen musste, entstanden ihr keine Umsatzeinbrüche. Im Gegenteil: Mit ihren neuen Geschäftsfeldern erzielte sie sogar zusätzliche Einnahmen. Selbst das Catering-Geschäft zog gerade wieder an, als Russland die Ukraine angriff – und die Gründerin vor die nächste Herausforderung stellte. „Die Preise für Energie, Lebenshaltung und Tiernahrung steigen seitdem merklich an, die Lkw-Fahrer für Transporte fehlen. Das wirkt sich auch auf unsere Waren aus.“ Nieding beziffert den Kostenaufschlag auf bis zu 20 Prozent. „Die Kunden kaufen zurückhaltender als vorher“, stellt sie fest. Wieder stellte sie sich auf die veränderte Situa­tion ein und bietet regelmäßig Sonderangebote an. Ihr Sortiment hat sie um küchenfertige Speisen erweitert und ihr Angebot damit um ein klassisches Traiteur-Geschäft ergänzt. Die Betriebsinhaberin engagiert sich gerne auch jenseits ihrer Ladengrenzen: Mit einer Kampagne vor ihrer Metzgerei hat sie Kunden und Passanten dazu aufgefordert, für die Menschen im Kriegsgebiet zu spenden.

Aus jeder Situation das Beste herauszuholen – diese Lebenshaltung hat die heute 53-Jährige in ihrer Karriere vorangebracht. Aus ihren vielen unterschiedlichen Erfahrungen ergab sich immer der nächste Schritt. Da war zunächst die gelernte Buchhändlerin Petra Nieding, die mit ihrem Mann, ein Hobby-Jäger wie sie selbst, die Wochenenden auf dem Hochsitz verbringt. Weil sie viel mehr Wild in der Gefriertruhe hatten als beide verzehren konnten, verkauften sie es zunächst an Freunde, dann an deren Freunde. Bald wurde ein lukratives Geschäft daraus: Die Hobbyjägerin gründete mit der Wildkammer OHG Wild- und Feinkost Fleischerei ihr erstes eigenes Unternehmen. Mit einem Foodtruck belieferte sie Events in umliegenden Regionen und beschäftigte Fachkräfte für die fachgerechte Verarbeitung. Nicht immer lief es nach ihren Vorstellungen – und so absolvierte sie in Frankfurt ihre Meisterprüfung zur Metzgerin. Als die Metzgerei Stephan einige Monate später einen Nachfolger suchte, ergriff sie die Gelegenheit und finanzierte den Kauf aus eigenen Mitteln.

Heute bedient die Gründerin ihre Kunden mit hochwertigen Produkten aus ausschließlich artgerechter und Bio-Tierhaltung sowie freilebendem Wild, das weiterhin auch aus der eigenen Jagd stammt. „Meine Kunden legen auf Qualität großen Wert“, sagt Nieding, die sich zuletzt zur Fleisch-, Wurst- und Schinken-Sommelière weitergebildet hat. Zu ihrem Erfolg trägt eben auch bei, dass sie ihre Kundschaft genau kennt. Ob mit oder ohne Krise: Für überdimensionierte XXL-Schnitzel zu werben, käme für Nieding nicht infrage. „Die Botschaft würde am Geschmack meiner Ingelheimer, die sich sehr gesundheitsbewusst ernähren, völlig vorbei gehen.“

Profil: Feinkost Metzgerei Stephan GmbH

  • Gründer: Familie Stephan im Jahre 1893, übernommen durch Petra Nieding am 1. August 2019 mit allen Mitarbeitenden
  • Gründung: 1893, Übernahme und Fortführung im August 2019
  • Branche: Metzgerei, ausschließlich Produkte aus eigener handwerklicher Herstellung
  • Geschäftsfeld: Fleisch- und Wurstwaren
  • Mitarbeiter: Insgesamt in beiden Betrieben 28 (Feinkost Metzgerei Stephan: 22, Wildkammer OHG Wild- und Feinkost-Fleischerei: 6)
  • Geschäftsmodell in einem Satz: Hochwertige Fleisch-, Wurstwaren und Schinken aus artgerechter und Bio-Tierhaltung vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, Hohenloher Bio-Weiderind, Merino-Weidelämmern, Freilandgeflügel sowie von freilebendem Wild aus eigener Jagd und 40 Zuliefererrevieren, dazu umfangreiches Käsesortiment und Feinkost
  • Alleinstellungsmerkmal: Freiland- und Weidehaltung, Bio-Weiderinder, umfangreiches und vielfach preisgekröntes Wildsortiment (2012 bis heute über 170 Goldmedaillen, 15 Siegerpokale, zweifacher Gesamtsieger Deutsche Wildwurst Meisterschaft, Sieger „Bild“-Bratwurst des Jahres 2021), Partnermetzgerei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall
  • Firmenmotto: Vertrauen Sie auf Ihr Bauch­gefühl – ein gutes Stück Ingelheim
  • Zuversicht (Skala von 1 bis 10): 10

Der Vielseitige

Christian Körber, Schreinermeister und Inhaber von Raumwerker Körber
Holzbau und Energieberatung: Mit seinem Team bestellt Christian Körber (re.) zwei Geschäftsfelder.
Raumwerker Körber - © Raumwerker Körber

Christian Körber ist ein vielseitiger Unternehmer. „Auf Kundentermine komme ich oft als Schreiner und gehe als Energieberater“, lacht er. Oder umgekehrt. Mit seinem diversifizierten Geschäftsmodell kommt der 32-Jährige gut durch die Krise. Sein Betrieb Raumwerker Körber im oberbayerischen Buxheim ist Spezialist für den Umbau von Altbauten. Da gibt es viel zu tun – gerade der Ukraine-Krieg und die steigenden Heizkosten lassen den Bedarf nach energieeffizienter Sanierung weiter steigen. Als Energieberater weiß Körber, wo er ansetzen muss, als Schreinermeister kann er die Arbeiten gleich selbst fachgerecht ausführen. Das Material dazu bezieht er von seinen Partner-Lieferanten trotz Engpässen und steigender Preise für einige Baustoffe relativ problemlos, sagt er. „Bei den Bestandsgebäuden benötigen wir ohnehin nicht viel Rohmaterial.“ Ende gut, alles gut?

Für den jungen Gründer könnte es tatsächlich kaum besser laufen. „Das Handwerk ist sehr resilient. Vielen Betrieben hat Corona gar nichts ausgemacht – von Hygienekonzepten und Krankheitsfällen mal abgesehen“, schränkt er ein. Doch für Körber ist dennoch nicht alles gut. Denn die vielen Aufträge, die er derzeit – nicht zuletzt auch wegen der Energie­krise – erhält, kann er mit seinem dreiköpfigen Team irgendwann nicht mehr abarbeiten. Der akute Fachkräftemangel ist ein Problem, das Körbers Ansicht nach die Politik besser in Griff bekommen sollte. „Es wäre schön, wenn das Handwerk wieder in der Mitte der Gesellschaft ankommen würde.“ Schulabgängern wieder den Weg ins Handwerk zu weisen und die Mindestlöhne in den Berufen ­anzuheben, das wären für ihn erste wichtige Schritte.

Dass Geflüchtete aus der Ukraine diese Facharbeiter-Lücke schließen könnten, glaubt Körber nicht. „Bisher sind überwiegend Frauen mit Kindern nach Deutschland gekommen, die selten Berufe auf dem Bau ausüben“, stellt er fest. Auch in der Technologie sieht er für seinen Beruf wenig Potenzial. „Montage-Roboter funktionieren sicherlich gut in einer Werkstatt, doch im Altbau können sie nur wenig helfen, weil die Arbeiten jedesmal anders ausfallen.“ Oder Virtual- Reality-Brillen: Über die Headsets können sich Kunden und Handwerker gemeinsam auf die virtuelle Baustelle zaubern. „Wir haben das probiert“, sagt Körber, „doch nach einiger Zeit wieder damit aufgehört. Die Brillen können echte Treffen einfach nicht ersetzen.“

Doch klagen will Körber nicht. Der Vater zweier Söhne trägt selbst viel dazu bei, das Handwerk wieder attraktiver zu machen. Kurz bevor er seinen Betrieb gegründet hat, baute er für sich und seine Familie sein eigenes KfW-55-Wohnhaus. Er wollte einfach wissen, wie energieeffizienter Neubau funktioniert. In Tutorials auf Youtube gibt der engagierte Handwerkschef sein Wissen weiter und zeigt mit seinen Sprösslingen, wie sich Vogelhäuschen selbst bauen lassen. „Nichts ist cooler, als wenn man Dinge selbst schaffen und sich damit auch selbst helfen kann.“

Profil: Raumwerker Körber

  • Gründer: Christian Körber
  • Gründung: 2017
  • Branche: Schreiner, Holzbau
  • Geschäftsfeld: Wohnraumerweiterung, Klima­retter, Energieberatung
  • Mitarbeiter: 3
  • Geschäftsmodell in einem Satz: Ihr Partner für hochwertige Komplettlösungen bei Sanierung, Ausbau und Neubau
  • Alleinstellungsmerkmal: Von der Energieberatung bis zum Zimmertürschlüssel alles aus eigener Leistung
  • Firmenmotto: Weitsichtig, flexibel, ehrlich und authentisch, das ist unser Weg mit Erfolg
  • Zuversicht (Skala von 1 bis 10): 8

Der Entwickler

Christoph Wendt, Kosmetiker und ­Inhaber der G&W ­Skincare GmbH mit der ­Marke  „Pracht­burschen“
Christoph Wendt, Kosmetiker und ­Inhaber der G&W ­Skincare GmbH mit der ­Marke  „Pracht­burschen“
"Prachtburschen" - © Judith Kraft

Im ersten Lockdown hat Christoph Wendt ein digitales Hautanalyse-Tool entwickelt. Ist die Haut sehr unrein? Oder ist sie dauerhaft gerötet? Gibt es erste Fältchen? Wenn sie diese Fragen beantworten, erhalten Besucher seiner Website Vorschläge zu passenden Pflegeprodukten, die sie direkt über den Online-Shop bestellen können. „Im Laden nehme ich die Beratung natürlich selbst vor, doch musste ich das Geschäft aufgrund der ­Coronapandemie immer mal wieder schließen“, sagt der Kosmetiker, der sein Geschäft „Prachtburschen“ gemeinsam mit Lebenspartner Michael Gebhardt, einem Versorgungsingenieur, im belebten Martiniviertel in Münster gegründet hat.

Seine Entwicklung zu Zeiten von ­Corona hat sich voll ausgezahlt: Über das Tool hat Wendt nicht nur die Haut seiner Kunden, sondern auch die Beziehungen zu ihnen auf die Distanz hinweg weiter gepflegt. Neukunden lockte der 37-jährige Gründer auch über die sozialen Medien an. Andere wiederum wurden über das große Presseecho auf den Kosmetikladen in Münster aufmerksam, der hat, was alle anderen Läden nicht haben: Er richtet sich einzig und allein an Männer.

Diese Ausrichtung ist für den Betriebsinhaber Segen und – wenn man so will – ein bisschen Fluch zugleich. „Frauen sind daran gewöhnt, regelmäßig zur Gesichtsbehandlung zu gehen, bei Männern gibt es da noch Nachholbedarf“, sagt er. Mit den Prachtburschen will er das Marktpotenzial erschließen. Das hat vom Start weg gut funktioniert. „In Münster, aber auch im Umland, sind wir bekannt wie bunte Hunde“, lacht Wendt. Einige Kunden kommen auch von weiter weg, denn Wendt und Gebhardt wurden für ihr junges Handwerksunternehmen schon mehrfach mit Preisen bedacht. Im Frühjahr 2019 überreichte ihnen die Schauspielerin Bettina Zimmermann im Rahmen einer Laudatio beim deutschen Kosmetikpreis den begehrten Gloria Award. Zwei Jahre später dann erhielten die Prachtburschen für ihre automatisierte Online-Beratung zur Haut­pflege eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen von 11.000 Euro. „Gerade in der jetzigen Situation ist das natürlich eine sehr gute Unterstützung, um die Schäden der Pandemie auch in Zukunft reduzieren zu können“, sagt Wendt, der seine Kunden gemeinsam mit einer weiteren angestellten Kosmetikerin im Laden empfängt.

So beliebt die Prachtburschen auch sind – die Umsätze, die ihr Service gemessen am Vorkrisenjahr 2019 erzielt, sind rückläufig. Den jungen Gründern aus Münster fehlen im Schnitt monatlich circa 1.000 Euro in der Kasse. Zwar laufen die automatisierte Beratung zu den Hauttypen und der angebundene Shop, in dem Nutzer die jeweils passenden Produkte kaufen können, laut Wendt sehr gut an, doch kann der Zusatzverdienst die Einbußen beim Kerngeschäft nicht auffangen. „Wegen der vielen Lockdowns und der Angst, sich trotz unserer hygienischen Vorkehrungsmaßnahmen mit dem Coronavirus anzustecken, kommen weniger Kunden in den Laden als vorher“, schildert der Prachtburschen-Inhaber. Hinzu kommen die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe: Sie wirken sich nicht nur im Unterhalt fürs Ladengeschäft aus, sie machen sich auch bei den Kosten für die einzelnen Pflegeprodukte bemerkbar, die der Kosmetiker im Laden und in ihrem Online-Shop anbietet. Lotions, Cremes und Peelings stammen überwiegend von den Hautpflege-Herstellern MBR Medical Beauty Research und Dr. Spiller. „Beide haben die Preise für ihre Produkte angepasst“, sagt Wendt. Bei den Produkten von Dr. Spiller nennt er einen Aufschlag von im Schnitt sieben Prozent.

Prachtbursche Wendt, der in seinen ersten Gründerjahren gelernt hat, mit Höhen und Tiefen umzugehen, gehen jedoch die Ideen nicht aus. Mit Pracht­maedel.com hat er eine Website aufgesetzt, die seiner weiblichen Klientel bei der Suche nach der richtigen Hautpflege hilft. „So kommen wir zumindest in Teilen den Wünschen der Mädels nach, auch endlich mal etwas für Frauen zu machen“, sagt der Handwerkschef. „Zuvor konnten sie nur Gutscheine für ihre Prachtburschen bei uns erwerben.“

Profil: G&W Skincare GmbH, Marke: „Prachtburschen“

  • Gründer: Christoph Wendt und Michael Gebhardt
  • Gründung: Eintragung ins Handelsregister am 21. Februar 2017, Ladeneröffnung am 29. Juni 2017
  • Branche: Kosmetik
  • Geschäftsfeld: Kosmetikdienstleistungen mit Fokus auf Gesichtsbehandlungen und Verkauf von Kosmetikprodukten
  • Mitarbeiter: 1
  • Geschäftsmodell in einem Satz: Das Kosmetik­studio Prachtburschen in Münster richtet sich ausschließlich an den (Haut-)bedürfnisse der Männer aus
  • Alleinstellungsmerkmal: Durch das Hautoptimierungs-Konzept bieten die Prachtburschen ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen, die sich der Thematik rund um Anti-Aging annehmen, aber auch problematische Haut wieder ins Gleichgewicht bringen
  • Firmenmotto: Mann lässt sich pflegen. Bezogen auf die aktuelle Situation ist es auch: In jeder Krise steckt auch eine Chance!
  • Zuversicht (Skala von 1 bis 10): 9

Die digitalen Strategen

Natalie und Franz Joseph Rosner, ­Augenoptikermeister und Inhaber der ­Brillenhelden GmbH
Natalie und Franz Joseph Rosner, ­Augenoptikermeister und Inhaber der ­Brillenhelden GmbH
"Brillenhelden" - © Franz Fender

Brillen, Kontaktlinsen, aber auch ein medizinisches Augenscreening – diesen Rundum-Service bieten Natalie und Franz Joseph Rosner in ihrem Laden „Brillenhelden“. Die beiden Augenoptikermeister gingen mit ihrer Gründung ins volle Risiko. Einiges Geld kam über Förderprogramme wie dem „Thüringen Invest“. Daneben nahm das Paar auch sehr viel Eigenkapital in die Hand, um sich die modernen Gerätschaften anschaffen zu können, um Sehkraft sowie Netz- und Hornhaut unter die Lupe zu nehmen. Als die beiden im Mai 2019 endlich ihren Laden im thüringischen Leinefelde-Worbis aufschlossen, wussten sie nicht, was für schwierige erste Gründerjahre auf sie zukommen.

Ihr Fachgeschäft für Sehhilfen durften die Rosners während der Lockdown-Phasen zwar durchgängig öffnen, doch war das mit einigen Auflagen verbunden.Damit sich nicht zu viele Kunden auf einmal im Laden aufhielten, mussten Termine vereinbart werden. Zur besseren Übersicht, wer eintritt, brachten die Ladeninhaber außerdem eine Klingel am Eingang an. „Viele Kunden schoben ihren Besuch während der Lockdowns auch einfach auf“, sagt Natalie Rosner, die in der weiteren Region mit Optikerketten wie Apollo und Fielmann konkurriert.

Um im Wettbewerb mithalten zu können, wusste die junge Geschäftsführerin von Anfang an, dass sie Mehrwert bieten muss. Da ist der barrierefreie Zugang im Laden, den die Inhaber von Anfang an mitgedacht haben. Genauso wie das Screening, über die sie die Augen in einer anderthalbstündigen Vorsorgeunter­suchung so gründlich durchchecken wie es reguläre Optiker nicht vermögen.

Ein weiteres innovatives Angebot haben Natalie und Franz Joseph Rosner, die sich während der Ausbildung kennen­gelernt haben, erst während der Coronapandemie geschaffen: Neben einer Reihe von Designerbrillen bieten sie selbstgefertigte Brillen aus dem 3-D-Drucker an. „Viele Kunden möchten gerne mehrere Brillen“, schildert Natalie Rosner den Bedarf. Noch dazu sind ihnen die Brillen buchstäblich ins Gesicht geschnitten: Über einen dreidimensionalen Scan wird der Kopf des Trägers vermessen, wonach das Modell angefertigt wird. „Die Daten bleiben gespeichert, so kann der Kunde immer wieder nachbestellen, ohne erneut in den Laden kommen zu müssen.“ Doch wenn er das will, kann er am Schleifautomaten selbst mit Hand anlegen. „Vielen macht das noch mehr Spaß, als einfach nur eine Brille von der Stange auszusuchen“, findet Natalie Rosner.

Für den bevorstehenden Herbst hat sie schon neue Pläne gemacht: Über eine Virtual-Reality-Simulation kann der Kunde eine Reihe von Sehgestellen virtuell anprobieren – im Laden oder auch vom heimischen Sofa aus. Neun Kameras erfassen dabei eine 180-Grad-Ansicht des Gesichts des Kunden. Dabei werden 45 Millionen Messpunkte verarbeitet. Den neuen Magnetpunkt im Laden lassen sich die Rosners knapp 30.000 Euro kosten.

Bei diesem Projekt wird es sicherlich nicht bleiben. Das Brillenhelden-Paar findet sichtlich Gefallen an den technologischen Spielarten. Genauso wie die Kunden, die sich gerne im Laden aufhalten: „Unsere Geräte im Laden finden sie sehr cool“, freuen sich die beiden. Das Risiko, das sie damals eingegangen sind, hat sich gelohnt.

Profil: Brillenhelden GmbH

  • Gründer: Natalie Rosner und Franz Joseph Rosner
  • Gründung: Januar 2019, operatives Geschäft seit Mai 2019
  • Branche: Augenoptik
  • Geschäftsfeld: Alle augenoptischen Dienstleistungen und darüber hinaus auch medizinische Screenings inklusive aller handwerklichen Arbeiten
  • Mitarbeiter: 2
  • Geschäftsmodell in einem Satz: Wir verbinden die Digitalisierung mit dem klassischen Handwerk der Augenoptik
  • Alleinstellungsmerkmal: Die Brillenhelden digitalisieren nahezu jeden Arbeitsschritt und produzieren darüber hinaus auf Wunsch für jeden Kopf die perfekt passende Brille, entweder bei einem Produzenten in Rathenow oder direkt in der Heldenzentrale mittels eines 3-D-Scans vom Kopf
  • Firmenmotto: Für jedes Gesicht gibt es die perfekte Brille mit optimaler Sicht
  • Zuversicht (Skala von 1 bis 10): 10