Dekra-Studie Arbeitsmarktreport 2023: Elektroniker und Elektroinstallateur weiterhin die meistgesuchten Berufe

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Arbeitgeber suchen Verstärkung - auf allen Qualifikationsniveaus, wie der Dekra Arbeitsmarktreport 2023 zeigt. Trotzdem sind aktuell in Deutschland so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie. Und noch ein Rekord: In diesem Jahr befinden sich vier Felder für angelernte Kräfte unter den Top-Ten-Tätigkeiten. So viele wie nie seit Erhebungsbeginn vor 15 Jahren. In welchen Berufen und Tätigkeitsfeldern Arbeitgeber besonders viel neues Personal benötigen und wie das Handwerk abschneidet, lesen Sie hier.

Laut Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra-Akademie, lautet ein Gebot der Stunde, Mitarbeitende gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten gemäß einzusetzen und bei Bedarf Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. - © colour-pic - stock.adobe.com

Ein Blick auf die Top-Ten-Berufe zeigt: "Von der guten Situation am Stellenmarkt profitieren quasi alle", schreiben die Autoren der aktuellen Dekra Arbeitsmarktstudie 2023. Auf vier der zehn am meisten gesuchten Berufe können sich angelernte oder fachfremde Kräfte bewerben: Dies sind vor allem Produktionshelfer und Mitarbeiter für die Logistik.

"Wir müssen weg davon, ausschließlich in Vollausbildung zu denken."

Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra-Akademie.

Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra-Akademie hat mit ihrem Team zum 16. Mal anhand von Stellenangeboten untersucht, welche Berufe und Berufsgruppen momentan am dringendsten gesucht werden. "Die Analyse von 13.184 Offerten bestätigt: Bestimmte Tätigkeitsbereiche haben gegenüber dem letzten Jahr durchaus einen Dämpfer bekommen, beispielsweise der Vertrieb. Andere hingegen gehen von einem Höchststand zum nächsten, was den Personalbedarf anbelangt", schreiben die Analysten der Dekra.

Wie auch im Vorjahr führen Elektroniker und Gesundheits-/Krankenpfleger das Feld an. Sie belegen ganz nah beieinander die ersten zwei Plätze. Neu im Ranking sind Sozialarbeiter und Sozialpädagogen – sie landen auf Platz vier im Gesamtranking. Im Jahr 2022 lagen sie noch auf Platz 20. Ihr Können wird dringend benötigt, insbesondere bei der Schulsozialarbeit und zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten.

IT-ler sind nicht mehr unter den Top 3

Wie bereits im Vorjahr haben die IT-Berufe Anteile an der Gesamtstichprobe verloren. Sie liegen nun an fünfter Stelle der 28 am meisten gesuchten Tätigkeitsbereiche für Mitarbeiter. Zum Vergleich: Während der Pandemie 2021 war jede zehnte Stelle für eine IT-Fachkraft ausgeschrieben. Dennoch bleibt das Angebot für IT-Experten groß: Vor allem Softwareentwickler und Programmierer haben ziemlich freie Wahl, was Arbeitsort und Arbeitgeber angeht. Sie rangieren schon das dritte Jahr auf Platz 5.

© DEKRA Akademie 2023

Elektrotechnik, Bau und Architektur suchen viele Mitarbeiter

Bei den Ingenieurberufen verlief die Entwicklung genau umgekehrt: Ihr Anteil an den untersuchten Stellenangeboten befand sich vor zwei Jahren auf dem Tiefststand (2021: 5,3 Prozent). Der aktuelle Anstieg auf 6,5 Prozent geht insbesondere auf eine gestiegene Nachfrage in den Fachbereichen Elektrotechnik, Architektur und Bauingenieurwesen sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zurück. Elektroingenieure arbeiten, ähnlich wie Softwareentwickler, in diversen Branchen. Sie sind zum ersten Mal seit 2017 wieder unter den Top-Ten-Berufen vertreten (2022: Platz 11).

© DEKRA Akademie 2023

Lagerlogistik automatisiert – und braucht mehr Personal

Die Daten zum Bedarf an Personal für die Lagerlogistik belegen einen weit verbreiteten Irrtum: Die Automatisierung kostet insgesamt offenbar doch keine Arbeitsplätze. Denn in der Lagerlogistik ist der Personalbedarf weiter gestiegen, obwohl sich gerade hier viele Arbeitsschritte automatisieren und digitalisieren lassen. Hier hat der Bedarf die Höchststände der vergangenen zwei Jahre erneut überschritten und nimmt erstmals die dritte Stelle ein. Auch die Präsenz unter den ersten zehn Berufen zeigt, wie Hände ringend Arbeitskräfte für Lagerung und Warenumschlag gesucht werden. Neu hinzugekommen sind Kommissionierer. Und auch die ausgebildeten Kräfte werden gesucht: Fachlageristen oder Fachkräfte für Lagerlogistik können unter vielen Jobangeboten aussuchen.

Arbeitgeber und Beschäftigte benötigen neue Kompetenzen

Die Entwicklung der Verkaufsberatung kommt fast einem Erdrutsch gleich: Seit Erhebungsbeginn hatte dieser Tätigkeitsbereich stets den höchsten oder zweithöchsten Anteil an der Stichprobe – vor allem Dank der Vertriebspositionen. Nun wurde er von der ersten auf die siebte Stelle verwiesen (2022: 9,5 Prozent). Erstmals sind Vertriebler aus der Liste der Top-Ten-Berufe verschwunden. Kundenberater und -betreuer, die bislang immer dort vertreten waren, belegen aktuell den elften Platz. Eventuell sind Unternehmen angesichts der gedämpften wirtschaftlichen Stimmung etwas zurückhaltender in ihren Einstellungsplänen für den Vertrieb. Fakt ist aber auch, dass sich dieser Bereich mit der verstärkten Hinwendung zu Online-Kanälen grundlegend verändert. „Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Beschäftigte wie Arbeitgeber brauchen neue Kompetenzen. Allen voran Lernkompetenz und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln“, so Katrin Haupt. „Wenn Unternehmen nicht genügend Personal finden, müssen sie umdenken und beispielsweise davon abweichen, ausschließlich in Vollausbildungen zu denken. Ein Gebot der Stunde lautet, Mitarbeitende gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten gemäß einzusetzen und bei Bedarf Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.“

Den gesamten Arbeitsmarkt-Report 2023 finden Sie hier: