Zukunftstrends GfK Insight Summit zeigt die Lebens- und Arbeitswelt der Zukunft: Zehn wegweisende Thesen fürs Handwerk

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New Work und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Weg vom kurzlebigen Konsum, hin zu nachhaltigen Erlebnissen. Weg von Arbeiten im Block, hin zu einer sinnerfüllten Tätigkeit. Das sind die großen Entwicklungen, die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auf dem GfK Insight Summit in München vorgestellt wurden. handwerk magazin zeigt, was die Trends fürs Handwerk bedeuten.

Auf dem Weg zur Sinngesellschaft: Menschen wollen heute eine Tätigkeit ausüben, die sie ausfüllt.
Auf dem Weg zur Sinngesellschaft: Menschen wollen heute eine Tätigkeit ausüben, die sie ausfüllt. - © Fokussiert - stock.adobe.com

1. Handwerk als Sieger der zweiten maschinellen Revolution

Nach der ersten maschinellen Revolution, die schwere Arbeiten mit der Hand durch Maschinen erleichtert hat, kommt nun die zweite maschinelle Revolution, die über Technologien wie Künstliche Intelligenz und Robotics den Kopf überflüssig macht. Diese Revolution wird den gesamten Arbeitsmarkt in den kommenden 20 Jahren komplett neu ordnen. Betroffen sind vor allem Routine-Arbeiten. Großer Sieger dieser Bewegung ist das Handwerk: Kein Roboter kann die häufig sehr komplexen Fähigkeiten eines Handwerkers erlernen und zum Beispiel bei einem nicht funktionierenden Heizkessel den Fehler entdecken und ihn beheben.

2. Tätigkeit mit Sinnerfüllung anbieten

Weil die Menschen zusehends weniger schwere Arbeit für ihren Lebensunterhalt verrichten müssen, möchten sie das machen, was sie erfüllt. Die traditionelle Lohnerwerbs- und Leistungsgesellschaft wandelt sich zu einer Sinngesellschaft. Früher hieß es, dass sei Leben kein Wunschkonzert, doch heute ist es das. Gerade die Jüngeren fragen sich: Was macht mich glücklich? Habe ich genug Zeit für meine Freunde und Hobbys? Was will ich mit meinem Leben anfangen? Arbeitgeber müssen sich auf die neue Sehnsucht nach einem sinnvollen erfüllten Dasein einstellen und Tätigkeiten mit Sinnerfüllung anbieten.

3. Nachhaltigkeit wird zum Dauertrend

Am Thema Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung kommt keiner mehr vorbei. Laut GfK-Nachhaltigkeitsindex fordern knapp zwei Drittel der Deutschen von Unternehmen, nachhaltig zu handeln. Drei Viertel der Deutschen haben im März Fast Moving Consumer Goods (FMCG) wie Lebensmittel oder Hygieneartikel nachhaltig eingekauft. Ein Viertel haben sich für nachhaltige Möbel entschieden. Die Analyse zeigt weiterhin, dass die Bereitschaft der Bevölkerung für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen, auch durch die aktuelle Krise nach wie vor gegeben ist. Für Handwerksbetriebe bedeutet das: Sie müssen darauf achten, dass ihre Produkte langlebig gestaltet sind und dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft folgen.

4. Krise wird zur Permakrise

Coronavirus, Energieknappheit – und was kommt als nächstes? Krisen werden in Zukunft zur einzigen Gewissheit. Die gute Nachricht ist: Menschen sind um einiges anpassungsfähiger als es viele von sich selbst denken. Dieser Resilienz gilt es zu vertrauen. Nur über beides – Resilienz und Vertrauen – gelingt es, eine optimistische Haltung einzunehmen, die gerade in Krisenzeiten wichtig ist, um der Zukunft freudig zu begegnen. Leitmedien können dabei unterstützen, indem sie mehr darüber reden, was funktioniert. Unternehmen, indem sie ein vertrauensvolles Miteinander kultivieren.

5. Die Krise als Chance nutzen

Während die Corona-Pandemie die Digitalisierung angeschoben hat, sorgt die Energiekrise dafür, dass sich die Menschen eingehend mit Nachhaltigkeit und Energiesparen beschäftigen. Unternehmen sollen die stattfindenden Veränderungen reflektieren und die Menschen in ihren Bedürfnissen wahrnehmen.

6. Weg vom Arbeiten im Block

Mehrere Stunden am Stück zu arbeiten, in der Schule oder Universität zu verbringen, ist ein Auslaufmodell. Um Berufe zu etablieren, denen man gerne nachgeht, ist es ein wichtiger Schritt, starre Arbeitsblöcke aufzuspalten.

7. Neue Werte berücksichtigen

Um ihre Kunden aber auch Mitarbeiter anzusprechen, müssen sich Unternehmen an den veränderten gesellschaftlichen Werten orientieren. Dazu zählen die Suche nach Sinn, das Bedürfnis nach Freizeit und der Wunsch nach Selbstachtsamkeit. Über seine kulturelle und Geschlechter-Identität möchte jeder selbst bestimmen.

8. Strategische Partnerschaften schließen

Co-Living und Co-Working liegen insbesondere bei den Millennials, also zwischen den 1981 und 1995 geborenen Jahrgängen, im Trend. Auch der Wunsch nach Co-Creation ist groß, indem gemeinsam neues kreiert wird. Das Credo: Keiner kann alles alleine schaffen. Unternehmen sollten über ihre Produktgruppen hinweg denken und auf Ökosysteme setzen.

9. Verbundenheit der Menschen – und der Dinge

Weil Menschen sich immer mehr verbinden, folgt nach und nach auch die Vernetzung Produkte. Laut den Zahlen der GfK sind heute 38 Prozent aller Gebrauchsgeräte smart und können in ein Netzwerk eingebunden werden. Die Produkte helfen beim Energiesparen und bei der Reduktion des Wasserverbrauchs. Den Trend zum smarten Leben gilt es als Unternehmen aufzugreifen und bei der eigenen Produktentwicklung zu nutzen.

10. Metzger aufgepasst: Fleisch ist out!

Im Jahr 2100 wird es laut Prognosen 10,35 Milliarden Menschen auf der Erde geben. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, und gleichzeitig nachhaltig zu landwirtschaften, vollzieht sich der Wandel von fleisch- zu pflanzenbasierter Nahrung. Wenn in Deutschland 75 Prozent weniger tierische Proteine auf den Teller kommen, könnten laut einer Greenpeace-Studie bis zu 70 Millionen Menschen zusätzlich mit Lebensmitteln versorgt werden. Noch dazu würden viele Flächen in der Landwirtschaft frei werden. In den kommenden 25 Jahren wird sich die pflanzenbasierte Ernährung daher einen relevanten Markt erschließen. In Bioreaktoren werden außerdem Fisch und Fleisch über künstlich vermehrte Zellen produziert.