Trends direkt vom Messegelände A+A 2023: Die wichtigsten Innovationen der Arbeitsschutz-Leitmesse

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Unter dem Motto „Der Mensch zählt“ präsentierten 2.200 Aussteller aus 58 Nationen in der letzten Oktoberwoche 2023 ihre Innovationen für eine gesunde und sichere Arbeitswelt. handwerk magazin hat sich vor Ort umgeschaut und einige interessante Angebote entdeckt, die den betrieblichen Arbeitsschutz weiter verbessern können.

Das Leitmotiv der diesjährigen A+A 2023 lautet: "Impulse für eine bessere Arbeitswelt". Damit setzen wir den Fokus der diesjährigen Messe und Kongress auf Innovationen und präsentieren neue Ideen, Produkte und Lösungen, die dazu beitragen, die Arbeitswelt sicherer, effizienter und gesünder zu gestalten.
Das Leitmotiv der diesjährigen A+A 2023 lautete: "Impulse für eine bessere Arbeitswelt". - © Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

Um das auf gut 80.000 Quadratmetern in zwölf Hallen platzierte Ausstellerangebot zu begutachten, mussten die mehr als 62.000 Fachbesucher aus 140 Ländern schon einige Kilometer per Fuß auf dem weitläufigen Düsseldorfer Messegelände zurücklegen. Zugute kam den Besuchern, dass die Messe erstmals die Aussteller nach Themenschwerpunkten platziert hatte. Das sparte nicht nur Laufwege, sondern erleichterte auch den Angebotsvergleich. Die folgenden Innovationen sind uns besonders aufgefallen.

Der Schutzengel im T-Shirt

© Adresys

Eine smarte Arbeitskleidung, die nicht nur gut aussieht, sondern auch Elektro-Unfälle, Regungslosigkeit oder Stürze erkennt und eigenständig Hilfe anfordert? Eine junge Firma aus Salzburg machte schon in 2020 von sich reden, als sie genau diese Lösung in Form eines T-Shirts präsentierte. Nomen est Omen, das Angel React Shirt dient als Rettungsengel. Nicht nur für Elektriker, auch bei Alleinarbeit, wenn niemand in der Nähe ist, der einen Unfall bemerkt, und die Rettungskette in Gang setzen könnte.

Dieses erste als T-Shirt tragbare automatische Notfallerkennungssystem wurde – wie auf der A+A zu sehen war – um weitere Funktionen erweitert und um ein am Gürtel getragenes Clip-System ergänzt. Neu ist etwa eine Watchdog-Funktion, welche bei einem Stromunfall blitzschnell den Stromkreis unterbricht. Wie dies im Einzelnen funktioniert, wird auf adresys.com erklärt.

Rückfedernder Ganzstahlpoller, die Rangierfehler verzeihen

Rückfedernder Ganzstahlpoller
© Atlantex Anfahrschutz GmbH

Jeder, der auf dem Betriebsgelände, an Rampen oder Werkstoren mit einem Stapler, Lieferwagen oder Lkw rangieren muss, kennt die Situation. Wenn es im Arbeitsalltag schnell gehen soll und Hektik aufkommt, genügt ein winziger Moment der Unaufmerksamkeit und schon hat man eine Gebäudekante, ein Rolltor, ein Regal oder eine Versorgungsleitung touchiert. Das Fahrzeug ist beschädigt, betriebliche Anlagen und Einrichtungen müssen repariert oder ausgetauscht werden, Ärger, Zeitverlust und Kosten sind unvermeidbar.

Die Atlantex Anfahrschutz GmbH aus Pullach präsentierte in Düsseldorf ein Schutzsystem namens Slow Stop Guarding, welches Fehler verzeiht. Die stärksten rückfedernden Ganzstahlpoller absorbieren nicht nur eine Anprallenergie bis zu 40.000 kg, sondern die Poller bleiben nach einer Kollision intakt.

Die clevere Kombination aus einem energieabsorbierenden Elastomer mit einem robusten Fußteil und einem Rohr mit stabiler Stahlwandung macht dies möglich. Die Poller sind mit gängigem Werkzeug binnen 15 Minuten zu installieren und lassen sich modular und ohne Schweißarbeiten mit Schutzplanken zu Einzäunungen und komplexen Barrieren verbinden. Das Slow Stop Guarding System wurde vom TÜV Rheinland getestet und ist bereits weltweit im Einsatz.

Sicherheitsschuh speziell für Hallux-vagus-Geplagte

© Baak

Der Sicherheitsschuhhersteller Baak zeigte auf der Messe ein neues Modell namens Stella, das speziell für Menschen entwickelt wurde, die von Hallus valgus betroffen sind. Diese Fehlstellung der großen Zehe erschwert es Betroffenen, geeignetes Schuhwerk zu finden, in denen ein Laufen schmerzfrei möglich ist.

Der neue Halbschuh von Baak verwendet eine besonders dehnfähige Einlage an der empfindlichen Außenkante des Großzehengelenks. Dieser Komfort geht nicht zulasten der Sicherheit, das Modell Stella erfüllt alle Anforderungen eines Sicherheitsschuhs der Klasse S1PS. Weitere Pluspunkte sind ein klimaregulierendes Textilfutter, eine orthopädisch anpassbare Einlegesohle und eine robuste Laufsohle.

Somit können auch Hallux-vagus-geplagte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die Fehlstellung betrifft zwar überwiegend, aber keineswegs ausschließlich Frauen – einen stützenden und komfortablen Sicherheitsschuh schmerzfrei nutzen. Ab Mai 2024 wird der neue Schuh lieferbar sein, in mehreren Farben und in den Größen 35 bis 42.

Schutz gegen Störlichtbögen

© Dehn

Das Oberpfälzer Unternehmen Dehn präsentierte am Messestand seine neueste Kollektion von Schutzkleidung gegen Störlichtbögen (PSAgS). Die Modellreihe Dehn care Arc Fit ist eine neue Multinormschutzkleidung, die ihrem Träger nicht nur Störlichtbogenschutz bietet, sondern auch einen Hitze- und Flammenschutz sowie einen Schutz gegen elektrostatische Aufladung.

Die Kollektion ist variantenreich mit Modellen speziell für Damen und Sondergrößen für Herren. Eine Outdoor-Variante ist überdies wasserabweisend und erfüllt die Anforderungen an die Warnschutzklasse 3 nach EN ISO 20471 und damit die für Outdoorkleidung geforderte hohe Sichtbarkeit.

Die Modelle Dehn care ArcFit HLP 63 sind für den Einsatz an Anlagen vorgesehen, bei denen eine erhöhte Lichtbogenenergie von 630 kJ (Warc oder WLBP) auftreten kann. Ganz neu ist, dass dieses Modell durch seitliche Öffnungen an den Hosenbeinen ein Überziehen mit Schuhen ermöglicht. Neu im Portfolio ist auch eine störlichtbogen-geprüfte Latzhose, die sich bequem über der normalen Kleidung tragen lässt.

Der erste Verbandkasten, der im Dunkeln leuchtet

© W.Söhngen GmbH

Ein Erste-Hilfe-Kasten, der auch unter schwierigen Lichtbedingungen stets schnell zu finden ist – die W.Söhngen GmbH aus Taunussstein zeigte genau dies als Messeneuheit. Die Dynamic-Glow genannten Erste-Hilfe-Koffer funktionieren ähnlich wie andere nachleuchtende Systeme. Einmal einer Lichtquelle ausgesetzt, leuchten die Permalight-Elemente – das sind der Schriftzug, die Verschlüsse und der Griff – im Dunkeln nach.

Somit bleiben die Erste-Hilfe-Kästen bei einem Ausfall der Allgemeinbeleuchtung auffindbar und nutzbar. Die Koffer bestehen aus ABS-Kunststoff, sind mit einer Hand abnehmbar, lassen sich einhändig öffnen und auch stapeln. Erhältlich sind zwei Größen samt den normgerechten Füllungen. Die Lieferung erfolgt inklusive einer Wandhalterung mit 90°-Stopp-Arretierung.

In Rekordzeit sicher auf mehr als sechs Meter Arbeitshöhe

© Munk Günzburger Steigtechnik

Am Messestand der Munk Günzburger Steigtechnik wurde auffallend oft der Kopf in den Nacken gelegt. Denn ein neues Gerüstmodell sorgte für Aufsehen. Flexx Tower heißt das Gerüst, das sich – ohne Werkzeuge – von nur einer Person bis zu einer Höhe von etwas mehr als 6 Metern auf- und abbauen lässt und das.

Ein Video zeigt, wie dies gelingt. Die Arbeitsplattform mit integriertem Seitenschutz bietet ausreichend Platz sogar für zwei Personen. Angesichts dieser Eigenschaften umso erstaunlicher ist, wie leicht das Gerüst bleibt und wie kompakt es sich zerlegen und transportieren lässt. Mithilfe eines Treppenkit genannten Erweiterungssets wird der Flexx Tower noch flexibler und lässt sich auch in Treppenhäusern und bei Stufenabsätzen einsetzen.

Dass der Flexx Tower ein Plus an Arbeitssicherheit bietet, zeigt sich auch daran, dass die BG Bau dieses Gerüstmodell in ihr Arbeitsschutzprogramm aufgenommen hat. Damit können Nutzer für das Gerüst wie für das Treppenkit von einer finanziellen Förderung profitieren.

Lithium-Ionen-Akkus sicher laden und lagern in F90-Sicherheitsschränken

© asecos GmbH

Ob Fahrradgeschäft, Parkhaus oder ein mit E-Autos beladenes Frachtschiff – wie sehr die Nutzung von Lithium-Ionen-Akkus mit Brand- und Explosionsrisiken verbunden ist, hat inzwischen jeder mitbekommen. Zu den meisten Schadensfällen kommt es beim Laden der Akkus, aber auch das Lagern darf nicht unbedacht und sorglos erfolgen.

Denn jedes Herunterfallen, jede (auch unsichtbare) Beschädigung, Hitze oder Kälte, Über- oder Tiefentladen können den gefürchteten Thermal Runaway auslösen. So bezeichnen Chemiker die unkontrollierbare Kettenreaktion nach einem inneren Kurzschluss, bei der der Akku Feuer fängt, explodiert und weitere Akkus und die Umgebung in Brand setzt. Als verlässliche Lösung zum sicheren Laden wie Lagern von Li-Ionen-Akkus haben sich F-90-Schränke bewährt.

Das sind Sicherheitsschränke mit einer Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten. Die neuen F90-Schränke der Modelllinie ION-Line von asecos sind in drei verschiedene Sicherheitslevels erhältlich, die über weitere Sicherheitsfeatures verfügen. Dazu gehören Überwachungsfunktionen wie eine Rauchdetektion, die automatische Alarmweiterleitung, eine technische Entlüftung, die Evakuierbarkeit und ein Brandunterdrückungssystem. Je nach Schranktyp hat man die Wahl zwischen einer Store Variante zum Lagern oder eine Charge Variante, bei der die Akkus direkt im Schrank sicher aufgeladen werden können.