Neuvorstellung VW Transporter: Kompletter Neustart auf Basis des Ford Transit Custom

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Wer von Bus oder Transporter spricht, der meint seit Jahrzehnten einen VW, den VW. Er startet komplett neu – und alles wird anders. Mit Vorteilen fürs Handwerk.

Getarnt: Der neue VW Transporter entsteht gemein­sam mit Ford, trägt aber eine eigenständige Karosserie.
Getarnt: Der neue VW Transporter entsteht gemein­sam mit Ford, trägt aber eine eigenständige Karosserie. - © VW Nutzfahrzeuge

Sie werden erneut aufschreien, die Eisenharten. Wie bei jedem grundlegenden Modellwechsel des VW Transporter. Nun ist nach 21 Jahren Schluss für T5, T6, T6,1. Und erneut bahnt sich eine Revolution an: Aus den Karosseriefalten des neuen VW lugt ein bisheriger Dauerrivale, der Ford Transit Custom. Ein Gemeinschaftsmodell also. Ford hat die Grundentwicklung betrieben, Ford fertigt auch den VW. „Nur so“, erläutert Vertriebsvorstand Lars Krause, „können wir ein wettbewerbsfähiges Fahrzeug dar­stellen.“ Ein triftiger Grund für die Eisenharten, noch lauter aufzuschreien?

Stopp. Bei der Verpackung setzt VW Nutzfahrzeuge auf Eigenständigkeit, das wird trotz Tarnung deutlich. Der Transporter erhält ein lächelndes Gesicht, ein wenig schimmert der frühe T5 durch. Seitlich setzt er sich mit der kerzengeraden „Bulli-Linie“ ab, so Chefdesigner Albert Kirzinger. Er schraubt sich in ungeahnte Kasten­wagen-Höhen: „Die Ästhetik des Nutzens ist unser Man­tra.“ Und unterlegt die großen Worte mit Fakten. So sind Elemente der Frontpartie bei der weißen Lackierung durchgefärbt, ebenso die schwarzen Ecken hinten links und rechts. Das verzeiht Schrammen im gewerblichen Einsatz.

Mehr Raum fürs Material

Der Neuling wächst. Die Länge legt auf 5.050 Millimeter zu, mit langem Radstand sind es 5.450 Millimeter. Der Transporter ist mit 2.032 Millimetern Breite fülliger. Davon profitiert der Laderaum. Die Angabe für den kurzen Kasten beträgt zwar unverändert 5,8 Kubikmeter, klingt aber nun realistisch. Zumal auch der Abstand zwischen den Radkästen erheblich auf 1.392 Millimeter zulegt. Je nach Variante sind nun bis zu 1,3 Tonnen Zuladung und 2,8 Tonnen Anhängelast drin.

Groß ist ebenfalls die Modellvielfalt. Da wären Kastenwagen und Kastenwagen Plus mit zweiter Sitzreihe sowie der Kombi in zwei Längen. Alle in beiden Größen auch mit Hochdach. Das hat Seltenheitswert – und gibt’s auch bei Ford nicht. Anders die optionale L-förmige Trennwand, linker Hand langer Laderaum, rechts zweite Sitzreihe. Neu ist die Durchreiche unten in der Trennwand auf der Beifahrerseite. Exklusiv liefert VW ein Fahrgestell mit Fahrerhaus, jetzt durchweg mit Doppel­kabine. Ein Fall für Baustelle und Handwerk. Verzögert folgt dann die Caravelle.

Mehr Spass im Cockpit

© VW Nutzfahrzeuge

Komplett neu eingerichtet ist das Cockpit, das Fans des Transit Custom kennen. Das Lenkrad aber ist rund – was nun wirklich nicht bemerkenswert wäre, hätte der Ford nicht ein fast quadratisches Steuer. Typisch VW sind eigene, gut ablesbare Digitalinstrumente. Zugelegt hat die Ausstattung: LED-Scheinwerfer, E-Parkbremse, Digitalinstrumente, der 13-Zoll-Monitor in der Mitte sowie das Multifunktionslenkrad – alles Serie.

Unter der Haube arbeiten weiterhin Zweiliter-TDI, sie stammen indes von Ford. Die Spannweite reicht von 81 kW/110 PS bis 125 kW/170 PS. Ford steuert auch einen bärenstarken Plug-in-Hybrid bei (171 kW/233 PS). Der Halbstromer kommt später als die Diesel, Gleiches gilt für die Vollelektriker.

Frühestens Ende 2024 auf dem Markt

E-Transporter heißt Heckantrieb und vier Leistungsvarianten von 85 kW/116 PS bis 210 kW/286 PS. Nennkapazität der Batterien: 54 kWh und 83 kWh. Auch Allradantrieb ist geplant. Beim Fahrwerk hat VW offensichtlich ein gehöriges Wort mitgeredet. Deshalb ver­fügen die Zwillinge nun über eine schraubengefederte Schräglenker-Hinterachse. Sollten Fahrwerk oder Fahrer an Grenzen stoßen, greift ein Rudel Assistenten ein.

Und jetzt heißt es Geduld haben. Zwar hat VW bereits den Vorverkauf gestartet, doch geliefert wird frühestens Ende 2024. Der Preisaufschlag des Grundmodells beträgt laut Liste etwa zehn Prozent – Grund für einen Aufschrei?